Die Hexe in der Werft in Arrecife

Seit nunmehr exakt vier Wochen steht unsere Hexe an Land. Wir beiden haben Asyl in der Ferienwohnung einer Freundin gefunden. Dank Claudia können wir – zumindest die Abende und Nächte – in unserem geliebten Puerto Calero verbringen.

Nach vielen und aufwändigen Reinigungsarbeiten an unserem Boot, mit einem Hochdruckreiniger zum Abspülen von Algenschleim und Muschelresten, und dem anschließend – betäubend lauten – Sandstrahlen, begannen die eigentlichen Arbeiten.

Einen Teil davon haben wir mit der Kamera festgehalten, und ich habe daraus einen kleinen Film geschnitten, der auf YouTube zu sehen ist. 

Bitte klicken, um das Video anzuschauenhttps://youtu.be/oGvubFFO3WI

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Wochenendausflug

Nach der Bergbesteigung (siehe letzter Blogbeitrag) des Skippers auf dem Werftgelände von Arrecife soll ein erholsames Wochenende  folgen. Ab Freitag 16 Uhr wird geschlossen, keiner darf auf dem Gelände sein, geschweige denn dort arbeiten. 

Also habe ich bereits am Mittag Kleider, Badeanzüge und Ladekabel für die Telefone eingepackt, auch die Zahnbürsten und das Shampoo nicht vergessen, sodass wir uns direkt nach getaner Arbeit –  okay, nach der Dusche – auf den Weg nach Playa Blanca machen können. Ab dort geht die Fähre nach Corralejo auf Fuerteventura. Da wir nicht wussten, wann wir in Arrecife los kommen, haben wir im Vorhinein kein Ticket gebucht, aber das Glück war mit uns, das Schiff der Fred-Olsen-Linie legte zehn Minuten nach unserer Ankunft ab, ich schaffte es gerade noch, Fahrkarten für uns und unseren Leihwagen zu ergattern, dann fuhren wir damit in den Bauch des Bootes ein, und genossen die halbstündige Fahrt zur Nachbarinsel von Lanzarote auf einem Logenplatz in der ersten Reihe am Bug der Fähre.

Meer- und Poolblick

Auf Empfehlung von lieben Freunden geht unsere Fahrt Richtung Süden, dort gäbe es ausreichend Hotels, in denen die zwei Erholung suchenden Bootsgebeutelten für ein Wochenende eine Auszeit nehmen können. Im Hotel Faro Jandia, direkt bei dem großen Leuchtturm finden wir ein wunderschönes Zimmer mit Meer- und Poolblick. Mit gut bestücktem Frühstück nach ausgiebigem Schwimmen im am Morgen völlig leeren Pool, einem netten Snack am Mittag, und einem üppigen Abendessen waren wir „pumpelsatt“. Der Verdauungsspanziergang auf der Straße vor dem Hotel endete mit einem kleinen Ausflug in einen Spielsalon.

Flipper – lange nicht mehr gespielt

Wir haben uns noch an der Life-Musik-Darbietung erfreut, eine Band spielte die bekannten Standards der Jazz und Rockmusik, mit eingestreuten uns unbekannten spanischen Liedern. Der Hotel-Manager zeigte seine Fähigkeiten als Saxophon- und Querflöten-Soloist. Der Beifall des Publikums war der Band sicher, am Ende wurde sogar getanzt.

Fuerteventura ist ähnlich wie Lanzarote und doch ganz anders. Beide Inseln sind vulkanischen Ursprungs, nur hat Fuerteventura keinen schwarzen Gesteinsboden wie Lanzarote, im Norden Fuerteventuras ist die Landschaft eher rostrot, im Süden findet man auf beiden Inseln sandfarbene Anblicke. Im Vergleich allerdings wirkt Lanzarote wie die kleine Schwester mit einer Fläche von ca. 845 Quadratkilometern auf eine Länge von 60 km und einer maximalen Breite von 34 km. Fuerteventura hingegen wartet mit 1.660 Quadratkilometern auf, bei einer Lange von über 100 km, allerdings eher geringer Breite zwischen 5 und 30 Kilometern.

Die weite Landschaft

Entsprechend weitläufiger ist die Landschaft, auf Lanzarote ragen einzelne Vulkangipfel heraus, während sich auf Fuerteventura ganze Landschaften voller Täler und Hügel finden. Die Ausblicke sind großartig, das Land ist sehr sehr wenig besiedelt. Zum Vergleich: Fuerteventura hat 122.000 Einwohner bei einer Bevölkerungsdichte von 72/qkm,  während auf der deutlich kleineren Schwesterinsel 150.000 Menschen leben, das entspricht 184 Einwohnern pro qkm.

Betancuria

Am Sonntag sind wir auf dem Heimweg ins Inland gefahren, um die ehemalige Hauptstadt Betancuria anzuschauen. Für eine ehemalige Inselhauptstadt ist das Darf winzig, es gibt zwei bis drei Souvenirläden, ein paar Restaurants, die allerdings höchstens bis 18 Uhr geöffnet sind, und ein deutsch geführtes Luxushotel, dessen wegen seines charmant historischen Interieurs eine Michelin-Erwähnung gefunden hat. Leider ist dieses nur samstags geöffnet. Im Juli allerdings sind Betriebsferien, sodass wir uns lieber für zwei Tage in Jandia eingemietet haben, statt die zweite Nacht von Samstag auf Sonntag hier zu verbringen.

Beeindruckend ist die Kirche von Betancourt, Santa Maria war im 15. Jahrhundert sogar eine Kathedrale, jetzt befindet sich dort ein Museum. Zahlreiche Bilder, Figuren und Ornate sind ausgestellt, auf kleinen Tafeln werden Herkunft und Bedeutung sehr verständlich erklärt. Das Kirchenschiff ist Original, die alte Kanzel steht, auch der Beichtstuhl ist erhalten geblieben.

Um 16 Uhr sind wir wieder an der Fähre, diesmal sitzen wir am Heck in der freien Luft, und sehen zu, wie Fuerteventura immer kleiner wird. Es war ein wunderschönes Wochenende mit viel Erholung und ganz neuen Eindrücken.

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Hoch und trocken

Ohrenbetäubend laut startet zuerst der große, stromliefernde Dieselgenerator, und direkt danach der Druckluftkompressor. Als dann noch das 120 Dezibel laute Sandstrahlgebläse kreischend einsetzt, wähnt man sich vollends im Vorhof der Hölle. 

Die ersten drei Arbeitstage auf der Werft in Arrecife sind vorbei. Beide Ruder mitsamt ihrem langen Edelstahlschaft sind ausgebaut, vom sozusagen „“gesunden“ Ruder wird eine Laminierform für das stark beschädigte Ruder abgenommen. Vom verbleibendem, unbeschädigten Skeg haben die Fiberglassexperten, fachmännisch geschickt, ebenfalls eine Laminierform direkt am Boot abgenommen, um einen neuen Skeg, in eben dieser Form laminieren zu können. 

Das Ruderlager auf der Seite mit dem kaputten Ruder ist ebenfalls beschädigt, wie sich bei näherer Inspektion herausstellte. Mehrere Walzenlager im Ruderlager sind beschädigt, bzw. teilweise gebrochen. Der Ausbau gestaltet sich schwierig und ist nur dank des vorsichtigen Einsatzes von Dremel und der Oszilliermaschine mit Sägeaufsatz möglich. Vorsichtig deshalb, damit das Gehäuse des Ruderlagers nicht auch beschädigt wird. 

Über drei Stunden brauche ich, bis das defekte Ruderlager sich endlich hochkant drehen und somit rausnehmen lässt. Vorsichtshalber baue ich auch das gegenüberliegende Ruderlager mit der Unterstützung von Wes aus. Zu zweit, und mit der Hilfe von einem Kantholz und ein paar Hammerhieben, ist der Job in einer halben Stunde erledigt.

Die Schiffsschrauben und die Propellernaben sind poliert, eine zeitraubende Tätigkeit, die aber mit einem schönen Hochglanzfinish belohnt wird. Aber die schwerste Arbeit, bis jetzt, hat definitiv der lanzarotensische Sandstrahlexperte, der mit viel Geschick und noch mehr Vorsicht, mit dem Sandstrahlgebläse das Antifouling vom Bootsrumpf entfernt. Dazu wird das abrasive Sandstrahlmaterial mit einem 2-3 Bar hohen Druck und einem langen Rohr, das dem eines Hochdruckreinigers in gewisser Weise ähnelt, aus ca. einem halben Meter Abstand auf den Bootsrumpf gerichtet. Theoretisch könnte ein ungeschickter Laie mit einem Sandstrahlgebläse die schützende Epoxyschicht und das Gelcoat beschädigen und eventuell sogar Löcher ins Laminat schießen. Der Sandstrahler selbst schützt sich und seine Gesundheit mit einer Atemschutzmaske und einem Helm mit ponchoartigem Umhang gegen den Staub und die umherfliegenden Sand- und anderen Körnchen, die in dem Strahlmittel enthalten sind. Morgen sollten beide Rümpfe komplett gesandstrahlt sein. 

Das Sandstrahlen beginnt

Wie geht es dann weiter? Zunächst einmal müssen beide Rumpfseiten gründlich gewaschen und vom Staub befreit werden. Ab Montag werden zwei weitere Epoxyschichten aufgebracht, die dann erstmal austrocknen und eventuell noch ein bisschen beigeschleift werden müssen. Dann wird zum Ende der nächsten oder zum Anfang der übernächsten Woche das finale Coppercoat Antifouling aufgebracht. 

Zwischenzeitlich wird das  Ruderblatt und der Skeg laminiert. Die Ruderlager von Jefa sind bestellt und auf dem Weg von Dänemark nach Lanzarote. Vorsichtshalber tausche ich noch die Saildrivedichtung und die Propellernabe am Backbord-Saildrive aus. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter, bzw. die eine oder andere Schweißperle über das Gesicht.

Cornelia hat während der Werftzeit ihr eigenes Programm und versorgt mich mit gekühlten Getränken, näht ein neues Lager für unser Bett im Salon, das wir bei Überfahrten nutzen, Sie besorgt notwenige Werkzeuge und Zubehör aus der Ferreteria (kleine lokale Baumärkte) und trifft sich hin und wieder mit Ulrike und Inge-Lore zum fröhlichen Plausch.

Irgendwie kommt einem so ein Werftprojekt wie eine Bergbesteigung vor. Erst steht es vor einem wie eine unbesteigbare Wand, doch dann ordnen sich so langsam die Dinge. Man kommt in den Arbeitsrhythmus, organisiert die Arbeitsabläufe, die Facharbeiter finden sich ein und so ganz langsam geht es bergauf. Das dann mal die Schultern oder der Muskelkater in den Armen schmerzt, ist verkraftbar, Hauptsache es geht koordiniert voran. Zusätzliche Hindernisse und unerwartete Ereignisse, wie beispielsweise das kaputte Ruderlager, werden mit Elan und Bravour gemeistert. 

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Süßwasserleck

Einige Zeit ist seit dem letzten Blogbeitrag verstrichen, und es gibt natürlich nicht so viele seglerische Neuheiten, die ja der essentielle Grundbestandteil eines Segelblogs sind. Man könnte fast, an die Politik angelehnt, von einem Sommerloch sprechen. 

Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht, die guten Neuigkeiten mal vorneweg. Wir haben endlich einen Ersatz für unseren großen bunten Gennaker bestellt, der ja eigentlich richtig Code D heißt. Code D deshalb, weil er größer und rundlicher als ein Gennaker geschnitten ist und, mithilfe der Einstellung einer Leine, auch in Luv vom Vorstag auf tiefen Kursen gefahren werden kann. Man hat also immer noch reichlich Vortrieb, selbst wenn der Wind aus 160 Grad von hinten kommt. Da das Segel die Fähigkeit hat, nach Luv zu wandern, kommt es auch schön aus dem Windschatten des Vorsegels raus.

Unsere ausgewählten Farben werden noch nicht verraten, aber wer von unseren Lesern mal spielen möchte, kann sich hier kreativ betätigen:
https://deltavoiles.com/detail-spi/?voile=coded250

Kurz gesagt, der Code D ist unsere Wahl bei den angesprochenen Kursen. Wir haben, nach reiflicher Überlegung, noch ein weiteres Segel bestellt, ein Mittelding zwischen der Genua und dem Code D, das bis maximal 25 Knoten scheinbaren Winds auf Kursen zwischen 70 und 135 Grad eingesetzt werden kann. Als Hauptmaterial für dieses Segel wird  Kevlar verwendet, das allgemein sehr formstabil und reißfest ist.

Nun tickt sie wieder

Eine weitere gute Nachricht, die uns jeden Tag förmlich ins Auge sticht, unsere geliebte Borduhr, an der viel Herzblut hängt,  hängt nach drei Monaten Warte-, bzw. Reparaturzeit beim Uhrmacher endlich wieder an Bord. Ihr vertrautes leises rhythmisches Ticken hat uns sehr gefehlt. Ursache für den Ausfall des Zeitmessers war einfach, dass das mechanische Uhrwerk mit all seinen kleinen Zahnrädchen so verölt war, dass sich nichts mehr bewegt hatte. Die ganze Mechanik musste auseinander genommen und gründlich gereinigt werden. Es war eine eher idealistische Reparatur zum Erhalt einer geliebten Sache, die deren realen  Gegenwert übersteigt. 

Womit wir im Moment noch nicht weiterkommen – das nagt ein wenig am Nervenkostüm des Verfassers –  ist das Leck, durch das irgendwo, entweder am Abfluss der Dusche oder in den Duschleitungen, Wasser leckt. 


Keine undichten Stellen an den Armaturen

Nachdem ich mir heute, mit zerstörerischen (destruktiven) Mitteln, weil es leider nicht anders ging, Zugang zu den Armaturen verschafft habe, dort jedoch keine undichte Stelle sichtbar war, muss ich doch wohl noch einmal über das Abflussthema nachdenken. Ich hatte gedacht, dass ich Undichtigkeiten an der Stelle durch frühere Tests ausschließen kann. Nebenbei bemerkt, ein bisschen verwundert waren wir schon, dass Outremer – bei dem allzeit präsenten Thema Gewichtseinsparungen – superschwere Platten für eine Ablage verwendet, auf der maximal ein paar leichte Duschutensilien stehen. Egal wie, das Leck ist noch nicht gefunden, der Zugang von unten zum Abfluss ist durch ein Schott verbaut. Morgen wollen wir mit einer kleinen Inspektionskamera, die mir Jan freundlicherweise leiht, nachschauen, wie es hinter dem Schott aussieht und dabei hoffentlich herausfinden, wo das Wasser rauskommt.

Etwas Gutes gibt es zum Schluss zu berichten. Seit zwei Tagen wissen wir, dass die Hexe am 3. Juli in Arrecife ausgekrant werden soll, und dass dann die Reparaturen an Ruder und Skeg beginnen werden.

Bei der Gelegenheit wollen wir unser altes Antifouling komplett abtragen und durch Coppercoat ersetzen lassen. Coppercoat ist ein Antifouling, bei dem das bewuchshemmende Kupfer in Epoxy eingebettet ist, und mithilfe eines Katalysators vollständig aushärtet. Man kann es dann fast als schlagfest bezeichnen, es schützt den Bootsrumpf wie eine zweite Haut.

In den nächsten Wochen werden wir noch mehr Details zu Coppercoat veröffentlichen und  berichten, warum wir uns gerade dafür entschieden haben. Das war es jetzt erstmal soweit an Neuem, spätesten direkt nach dem 3. Juli gibt es den nächsten Blogbeitrag.

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Ohne Überschrift

Seit fünf Tagen ist die Capitania auf Familienurlaub in Deutschland, und ich bin allein an Bord. Ich habe sozusagen das Oberkommando über unseren Katamaran, der an seinem angestammten Liegeplatz im Hafen von Puerto Calero schwimmt. Sowohl das Dasein im Hafen als auch die Tage ohne Cornelia, fühlen sich ziemlich fremd an, obwohl ja beides in der Vergangenheit schon mal so gewesen ist.

Der frisch gestrichene Bugstauraum

Nach der langen Reisezeit sind wir nun auf gewisse Art angebunden, also das Schiff und ich, die unendliche (Sicht-) Weite des Atlantiks beschränkt sich nun auf den Ausblick über das Hafenbecken und dessen umgebende Hafenmauer, und die monatelange andauernde Zweisamkeit ist einer gewissen Leere gewichen. Doch es gibt glücklicherweise einige Projekte, die ich ohne Hilfe von Experten umsetzen kann. Als erstes ist der große Bugstauraum auf der Steuerbordseite dran, der einen neuen Oberflächenanstrich benötigt. Reinigen, schleifen, dann mit Verdünner reinigen, abkleben, was nicht gestrichen werden soll, das sind die Vorarbeiten, die gewohnheitsgemäß viel Zeit in Anspruch nehmen. Die speziell abgestimmte und angemischte Farbe ist dann schnell aufgebracht. Nach eineinhalb Arbeitstagen kann das Resultat sich wirklich sehen lassen.

Weitere kleine Arbeiten folgen: Die Segelpersenning wird an einigen Stellen ausgebessert, das ganze Boot einmal mit Bootsshampoo eingeseift und gründlich gespült. Die Bilge im Eignerbad wird an einigen Stellen gestrichen. Der Hydrogenerator wird zerlegt und der Schaft an einigen Stellen mit Sprühlack ausgebessert (den defekten Teil mit dem Elektromotor hat dankenswerter Weise der Gutachter von Pantaenius mit nach Deutschland genommen, um ihn schnellstmöglich zu Watt&Sea zu senden), die Rettungsinsel ist aus ihrem Stauraum rausgeholt, das Stauraumfach wird entsalzen und die inneren Edelstahlhalter entrostet. Kondenswasser wird aus beiden Kollisionsräumen entfernt und die Lüftungsdeckel bleiben jetzt im Hafen offen. Abends gönne ich mir dann eine atlantische Weitsicht und ein Bier im Upperdeck.

Wildlife an der Hafenmauer

Die Fernsicht ist für kanarische Verhältnisse zur Zeit aber auch wirklich hervorragend, der Passatwind ist im Ruhemodus und keine Sandkorn aus der Sahara in Sicht. Fuerteventura, die Nachbarinsel liegt zum Greifen nah und hebt sich bis weit zu ihren südlichen Ufern vom Horizont ab.

Mit dem Ersatz für unseren großen bunten Gennaker tun wir uns noch ein bisschen schwer. Die Angebote von den verschiedenen Segelmachern variieren nicht so sehr im Preis, sondern mehr im Tuchgewicht, das in der Einheit Unzen (Kurzform oz), angegeben wird. Die leichtesten Modelle werden mit einem 1,5 oz leichten Tuch (entspricht 42 Gramm Quadratmeter gefertigt und das schwerste Segeltuchangebot liegt bei 3,2 (entspricht 90 Gramm/Quadratmeter). Bei einer Gesamtfläche des Gennakers von ca. 210 Quadratmetern bedeutet das einen signifikanten Gewichtsunterschied, der entweder das Handling des Segels erschwert oder leichter macht, je nach Wahl. Die zusätzliche sonstige Ausstattung, die neben dem Tuch zum Segelgewicht dazukommt, wie das Antitorsionskabel, die Beschläge, die Verstärkungen im Segel und der Kompressionssack sind bei allen angebotenen Angeboten nahezu identisch

Jetzt müssen wir uns bald für einen Segelmacher entscheiden, da gilt wohl, wer die Wahl hat, hat die Qual.

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Angekommen

Still und leise ist es, als wir mit der ersten Morgendämmerung auf unseren Liegeplatz in Puerto Calero zusteuern, um 6.47 waren wir an der Hafeneinfahrt, am Ende unserer großen atlantischen Reise. Mehr als 12.000 zurückgelegte Seemeilen liegen nun in unserem Kielwasser, wir sind angekommen, auf Lanzarote, dem Anfangs- und Endpunkt unserer atlantischen Reise.

Claudia filmte unsere Ankunft, großer Einsatz zur frühen Morgenstunde. Dann folgte, was kommen musste, eine verdiente Süßwasserdusche für den Kat, und am Nachmittag eine große Party an Bord.

Das ist nur ein kurzer Blogbeitrag, zur Ankunft, feiern und schreiben gehen nicht ohne Probleme miteinander einher. 

Was für eine tolle Rückkehrfeier, sehr emotional für uns, trotz Schlafdefizits! Wir sind in Partystimmung. Das gekochte Chili con Carne kommt gut an, die Stimmung steigt, alle sind gut gelaunt.

Soviel haben wir in den zurückliegenden Monaten erlebt, so viel ist passiert. Nun sind wir wieder hier, die To-Do-Liste fürs Boot ist lang, und sie ist während der Rückreise immer länger geworden, nix Dramatisches.  Aber trotzdem, er gibt viel zu tun, und wir sind sehr motiviert,

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Auf dem Weg zur zweiten Heimat, Tag 3 und 4

Tag 3: Freitag, 19. Mai 2023

Wie vorhergesagt wird der Wind stärker, als wir uns Madeira nähern, also wird die Genua mal wieder auf Reff 2 eingedreht. Passage Weather, und unser Wettermann Uwe bestätigt dies, spricht von einer „Acceleration Zone“, mit anschließender Flaute im Windschatten der Insel. Stimmt, um 13 Uhr wird das Großsegel auf volle Größe ausgerefft. Das geht gut bis 16 Uhr, dann sind wir in Lee der Insel, der Wind wird schwächer und raumt, bis wir fast auf Vorwindkurs sind. Nach einigen unnützen Diskussionen, die es zwischen Ehepaaren manchmal gibt, wird der Code D gesetzt, der zickt aber auch – diesmal wirklich der Gennaker – erst nach fünf Versuchen rollt er sich endlich komplett aus. Nicht lange, dann sind wir wieder bei 8-10 Knoten Wind und fahren zwischen fünf und sechs Knoten. Das wird kein schönes Etmal morgen früh! Und der Skipper schimpft, und schimpft und schimpft.

Volker sitzt m Kartentisch und telefoniert mit Segelfreund Pascal, als der Wind von dem blöden Vorwindkurs auf einen Amwindkurs dreht und deutlich zunimmt – der Gennaker muss weg, die Genua wird ausgerollt, aber nur bis Reff 1. Gleich danach sind es über 17 Knoten scheinbar, das Großsegel wird ebenfalls auf Reff 1 verkleinert.

Heute gibt es Abendessen aus der Dose, die zweite Portion Lasagne ist für morgen Abend reserviert. In St. Martin haben wir beim Leader Price Königin-Pastetchen und Ragout Fin gekauft, für eine schnelle Mahlzeit. Das ist ja flott warm gemacht, die Pastetchen eben mal kurz im Ofen angewärmt. Ungewöhnlich, das Ragout ist mit kleinen Klößchen angereichert, und nur wenig Fleisch drin, es hätte eigentlich gar keine Pasteten dazu gebraucht, aber es schmeckt.

Nach dem Abendessen, ich bin mit dem Spülen noch nicht fertig, reffen wir zuerst die Genua wieder aus, zehn Minuten später kommt das Großsegel dran. Als das steht, ist Volker der Meinung, dass es das jetzt war mit den Manövern, zumindest für die Nacht hat er keine Lust mehr auf weitere. Aber cool ist das schon, bei 12 – 14 Knoten Wind aus 70 – 90 Grad sind wir zehn Knoten schnell.

 Halbtagesetmal um 21:30 Uhr 90 sm, nicht doll aber in Ordnung, bei dem unsteten Wind.

Der scheinbare Wind ist deutlich über 15 Knoten, die Genua wird noch zwei Umdrehungen weggerefft. um 23:15 ist wieder mal das Großsegel mit Reff 1 dran, das war wohl nix, mit heute Nacht keine Manöver mehr! Mal sehen, wie lange das jetzt hält.  

***

Tag 4 Samstag, 20. Mai 2023

Nachdem das Großsegel in der Nacht in Reff 1 stand, und die Genua noch einmal aus- und wieder eingerefft war, verlief der Rest der Nacht ruhig. Das gab uns Gelegenheit zum Schlafen.

Ich werde davon wach, dass Volker das Vor- und das Großsegel ausrefft. Eine kleine Reparatur folgt: Die Leine von Reff eins hat sich am Baum aufgescheuert, Volker schneidet das Stück auf dem Cockpitdach sitzend ab, und zieht von der üppig vorhandenen Restleine etwas nach. Fertig.

Das Etmal ist besser als gedacht, ein bisschen schwächer als an den letzten beiden Tagen, 191 Seemeilen haben wir versegelt, noch 124 sm bis Puerto Calero.

Volker plant das Festessen zur Ankunft, schickt mich in die Bilge, um die noch vorhandenen Zutaten zu Chili con Carne zu raus zu suchen, Ulrike bekommt eine Liste mit den fehlenden Dingen, die Gäste sind eingeladen, jetzt müssen wir nur noch ankommen.

Der Wind ist bisher mit 14-15 Knoten gerade an der Grenze zum Gennaker setzten, er soll aber nachlassen. Wir ziehen den Gennaker schon mal am hoch, dann geht das nachher ganz schnell, wir müssen ihn nur noch ausrollen. Gestern war das ja ein bisschen schwierig, bis das Leichtwindsegel sich ausrollen ließ, aber beim Einrollen waren wir sehr vorsichtig, damit das beim nächsten Mal einfacher vonstatten geht.

oh, oh!

Als der Wind auf elf Knoten nachgelassen hat, und schön raum ist, wollen wir den Gennaker ausrollen, das müsste ja nur noch ein Kinderspiel sein. Dachten wir … Er ist noch nicht einmal zu einem Viertel ausgerollt, da tut es einen Schlag, das Tuch ist gerissen. Vom Schothorn aus sicher drei Meter in den Stoff hinein. Glücklicherweise lässt es sich wieder einrollen, Volker schaudert es immer noch bei dem Gedanken, was passiert wäre, wenn das bunte Segel bereits komplett ausgerollt gewesen wäre. Dann hätten wir es nicht mehr einrollen können, ich mag gar nicht daran denken, wie wir es wieder nach unten bekommen sollten. Vielleicht kann ich es in Lanzarote selbst reparieren, dann könnten wir diesen hier als Reserve fahren, der neue Gennaker ist fast schon bestellt.

So motorsegeln wir dahin, nicht so schnell wie erhofft mit dem Leichtwindsegel. Seit 16:30 schweigt der Motor mal für eine kurze Zeit. Es ist schon ein Hin und Her mit dem Wind. Dank Uwe aus Bayern, unserem Wettermann, sind wir darauf vorbereitet, so auch gestern auf die Accelleration zone und die nachfolgende Flaute in der Nähe von Madeira. Um 17:35 macht Volker die Motoren wieder an. Irgendwann wollen wir ja auch ankommen, sonst sind die Freunde für unsere Ankunftsfeier vor uns im Hafen.

Die atlantische Rundreise vom 23. Januar 2022 bis 21. Mai 2023

Nun sind es noch 65 Meilen bis zu der südwestlichen Spitze von Lanzarote, dort wird unsere Atlantikrundfahrt vollständig sein, denn wir kreuzen unsere Kurslinie. Am 23. Januar 2022 haben wir in Lanzarote abgelegt, heute Nacht sind 482 Tage vergangen, oder ein Jahr und fast vier Monate, denn wir werden am 21. Mai 2023 ankommen. 

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Auf dem Weg zur 2. Heimat, Tag 2

Donnerstag, 18. Mai 2023, Baro 1025, viele Wolken, Wind um 20 Knoten, die See „trés agitée, also ruppig“ , Wellenhöhe ca 2 – 3 m, Frequenz unter sechs Sekunden.

Sonnenaufgang am 2. Tag auf See

Um 11:30 Uhr gibt es ein ausgiebiges Frühstück, bei den ununterbrochenen Bewegungen muss Energie nachgefüttert werden. Volker refft die Genua um ein paar Umdrehungen aus, der Wind hat ein ganz kleines bisschen nachgelassen, fängt sich aber bald wieder und bläst mit unverminderter Geschwindigkeit von 20 – 24 Knoten. Wir sind schnell, fahren einen Schnitt von 9,7 Knoten, oft über 10, manchmal sogar 11 Knoten. Seit der Wind kurzfristig etwas abgenommen hatte, wurde die Wellenperiode besser, statt sechs Sekunden kommen sie jetzt im sieben-Sekunden-Takt.

Es gibt nicht viel zu tun, wir holen ein bisschen von dem fehlenden Schlaf der letzten Nacht nach, lesen, rätseln und rechnen immer wieder, wann wir denn wohl in Calero ankommen werden. Bei den im Presto-Takt heran rauschenden Wellen und der Wellenhöhe ist für mich immer noch jedes Herumlaufen eine Sisyphos-Arbeit, mit meinem nur eingeschränkt vorhandenem Gleichgewichtssinn. Wahrscheinlich komme ich mit Armmuskeln wie ein Preisboxer in Lanzarote an, weil ich mich immer wieder beim Gehen gegen die Schwerkraft abstützen muss, oder mich beim Treppensteigen nach oben ziehe. Und der drehbare Bürostuhl am Kartentisch fordert die Bauchmuskeln heraus. Volker bewegt sich ja souverän übers Boot. Deshalb hat er auch am Abend die Lasagne vorbereitet, ich musste nur noch die Nudeln, die Bolognese- und Bechamelsauce schichten, und ab ging es in den Ofen. Die Gemeinschaftsarbeit schmeckte vorzüglich.

Der Wetterbericht von PredictWind Offshore sagt bis morgen Vormittag Wind aus Nord bis NNO voraus, wie gewohnt zwischen 18 Knoten, in Böen bis zu 25 Knoten. Die Wellen bleiben bei 2 – 3 Metern, nur die Periode soll noch ein bisschen länger werden, auf sieben bis acht Sekunden. Ab dem Zeitpunkt, da Madeira querab sein wird, soll auch der Wind nachlassen. Volker träumt schon davon, dass wir dann mit Gennaker bei der gleichen Geschwindigkeit bleiben können.. Träumen darf man ja. 

***

In der Nacht zum Freitag hat Volker immer mal wieder das Vorsegel ein- oder ausgerefft, mal hat es aufgefrischt, mal war der Wind wieder weniger geworden. 

Morgens sammelt Volker die fliegenden Fische ein, die sich leider auf unser Boot verirrt haben, er sagt dann immer: „In Frankreich isst man die, warum probierst Du es nicht?“ Aber irgendwie gehen die nicht so an mich, die sind so klein, und ich weiß gar nicht, was ich mit ihnen anstellen soll. Im Ganzen braten oder grillen, und dann abnagen? Beim Filetieren bliebe ja nix davon übrig. Oder einfach als Fischsuppe kochen?

Um 07:00 sehe ich einen Fischer auf dem AIS, bisher waren, außer einem Frachter in 20 Meilen Entfernung, keine weiteren Schiffe zu sehen. Um 08:00 kommt doch tatsächlich ein weiterer Frachter unter libanesischer Flagge von rechts auf dem Weg nach Jeddah, Saudi Arabien, der geht aber hinter uns vorbei. Ein bisschen überfüllt hier! ;-)).

Tagesetmal um 09:30 sind 225 Seemeilen, das gefällt meinem geschwindigkeitsliebenden Skipper.

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Auf dem Weg zur 2. Heimat, Tag 1: Rein in die Puschen, raus aus den Puschen

Mittwoch, 17. Mai 2023
Vila do Porto, Santa Maria , 09:30, 760 Seemeilen direkter Weg bis Lanzarote
Baro 1025, bedeckt, Wind im Schatten der Insel 6 kn, die See glatt, später Wind bis 24 Knoten, die See 2 m

Geklebtes Gurtband zur Verstärkung des eingerissenen Großsegels

Wir lösen die Festmacherleinen und  legen ab, setzen Segel, bergen Segel, weil wir eine kleine Reparatur gestern bei den großen Bootsunterhaltsarbeiten vergessen haben. Volker kümmert sich schnell drum, nach zehn Minuten ist alles wieder gut. Das Großsegel kommt wieder hoch, die Genua wird ausgerollt, nur der Wind stellt sich noch dran. Und mein Skipper! Was der immer schimpfen kann: „Guck Dir das an!  Der Wind kommt von hinten! Du hast gesagt, wir haben 130° Windeinfallswinkel!“ „Gleich motoren wir!“, und so weiter. Ich bin ja dafür zuständig, Wetterberichte einzuholen, und dem Skipper zu berichten, aber wenn die Vorhersagen gerade mal nicht eintreffen, dafür bin ich dann wirklich nicht zuständig, auch wenn Volker das gerne so darstellt, als sei es pure Bosheit von meiner Seite. 

Glücklicherweise ändert sich die Situation um 10:30, als wir wirklich aus dem Schatten der Insel heraus sind, der Windeinfallswinkel passt, die Windgeschwindigkeit passt. Um 11:00 kommt Reff 1 in die Genua, wenig später wird das Großsegel verkleinert, es sind bis zu 20 Knoten Wind. 11:30 ist die Genua wieder ausgerefft, Volker denkt schon an den Gennaker. Der muss nämlich auch noch getrocknet werden, von dem letzten Einsatz bei der Fahrt aus der Karibik ist er immer noch nass.

 Nach einer erholsamen Stunde Schlaf für den Skipper geht es gleich wieder los, wir reffen alles aus. Inzwischen war der Wind doch wieder bis 13 Knoten angestiegen, jetzt stehen Groß und Genua in voller Schönheit, und die Geschwindigkeitsanzeige hat die Acht vor dem Komma.

Um 14:30 setzen wir den Gennaker, der macht beim Ausrollen Zicken, d.h. eigentlich nicht der Gennaker, sondern die Furlerleine auf der Rollanlage, der Skipper schickt seine schönsten Flüche übers Meer. Nach einer halben Stunde hat der Wind auf mehr als 17 Knoten aufgefrischt, der Gennaker kommt wieder weg.

Um 16:00 Uhr wird Reff eins ins Großsegel gebunden und die Genua um eine Umdrehung verkleinert. Der Wind bleibt bei 17-20 Knoten mit einem Windwinkel von 120-130 Grad, und die Hexe ist 9-10 Knoten schnell. Um 17:30 kommen noch zwei Umdrehungen in die Genua, wir haben inzwischen 19-20 Knoten Wind, das blöde dabei sind nur die Wellen, die in sehr kurzen Abständen kommen, und jede Bewegung zu einer Herausforderung an die Muskulatur und den Gleichgewichtssinn werden lassen. Kurz nach dem Abendessen um 20:30 wird die Genua bis Reff 2 eingerollt.

Apropos Abendessen: Heute Abend gab es von Volker frisch gemachte Frikadellen aus dem Hackfleisch, das ich gestern bei Pingo Doce gekauft hatte. Mit ebenfalls selbst gemachtem Kartoffelbrei und Rote-Beete-Salat. Und die Hackfleischsoße für die Lasagne Morgen Abend ist auch schon fertig.

21:45, die Windanzeige steigt im scheinbaren Wind auf über 20 Knoten, Zeit, das Großsegel ins zweite Reff zu verkleinern. Nun läuft das Boot etwas ruhiger, die Bewegungen sind nicht ganz so ruppig, so können wir gut in die Nacht fahren. Vorher hatte es auf einmal einen solchen Schlag getan, so laut, das ganze Boot erzitterte. Selbst nach dem Reffen gibt es Wellen, die komplett übergekommen ist. Gut, dass Volker die Polster im Cockpit entfernt hat.

Das Halbtagesetmal um 21:30 zeigte stolze 103 sm an, trotz zweifachen Segelsetzens und dem leichten Wind der ersten Stunden.

Die Nacht ist unruhig, zwischendurch frischt der Wind auch gerne mal über 30 Knoten scheinbaren Winds auf, dann piept unser Windalarm. Beim ersten Gepiepse haben wir das Vorsegel noch ein Stück verkleinert, auf die berühmte Handtuchgröße. Das Boot ist so in Ordnung. Aber die Wellen sind der Hammer! Alle 6,5 Sekunden kommt eine neue, das macht schon den Weg zur Toilette oder zum Kühlschrank zu einem Abenteuer, und beim Kochen muss man unbedingt am Herd stehen bleiben, um auf Töpfe und Pfannen aufzupassen.

Viel geschlafen haben wir nicht in dieser Nacht. Zu laut klingt es im Boot, wenn die Wellen von der Seite anrollen und zwischen den Rümpfen explodieren, da wackelt alles und es klingt wie Donnerschläge. Ruhig zu liegen ist ebenfalls eine schwierige Aufgabe, es ist eher ein Hin-und-her-Rollen.

Da unser Hydrogenerator leider den Geist aufgegeben hat, werden die Batterien in der Nacht nicht geladen, heute Morgen hatten der Autopilot und die Instrumente 82 Ampèrestunden verbraucht,so musste eben mal kurz der Motor mit laden. Wenn es am Tag so bewölkt ist, kommt nicht genug Licht auf die Solarpaneele. Außerdem fahren wir Richtung Süden, da bekommen die fest installierten auf den Davits nicht so viel Sonne ab.

Um 09:30 Uhr lese ich das Etmal für die letzten 24 Stunden ab: 220 Seemeilen, eine reife Leistung für Boot und Mannschaft!

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Santa Maria, die Perle der Azoren

Nach einer wunderschönen Überfahrt mit 60 Meilen von Ponta Delgada nach Santa Maria, haben wir am Samstag Nachmittag im Hafen von Vila do Porto festgemacht, Lloyd, der freundliche Hafenmeister, erwartete uns schon am Steg, nachdem er kurz zuvor unseren „Königsplatz“ frei gemacht hatte. Vila do Porto ist ein paradiesischer kleiner Hafen, mehr als gut geschützt gegen Winde aus allen Richtungen, und durch die kurvige Einfahrt absolut schwellfrei. Nur Bagger, Laster und der Kran, die damit beschäftigt sind, den Deich noch weiter zu befestigen, störten am Tag die himmlische Ruhe ein bisschen. Aber das ist ja nur vorübergehend.

Abgesehen von dem herzlichen Empfang durch den Hafenmeister wurden wir auch von den Besatzungen der anderen Boote begrüßt, Belgier, Deutsche und Franzosen liegen am Steg, gleich kamen wir mit einigen ins Gespräch. Volker hilft den Nachbarn von der Balu, den Gennaker einzupacken, und bekommt dafür eine Einladung zum Drink für den folgenden Abend. 

Blick auf die Marina

Ich gehe zum Hafenmeister für die Anmeldung, und zur GNR, der Guardia Nacional, zum Einklarieren, und werde auch hier super freundlich empfangen. Freund Bernd hatte Lloyd, den Hafenmeister, vorab informiert, dass wir gerne kommen würden, der hatte sofort im Internet recherchiert nach der Hexe, und war voll informiert, wusste unsere Maße, und bestätigte vorab, dass wir kommen können.

Es fühlt sich erstmal ganz komisch an, am Steg zu liegen, nicht ins Beiboot zu steigen, wenn wir an Land wollen, einfach mal so an Land auf und ab gehen zu können, den Müll wegzubringen etc. Auch der Weg zum und vom Restaurant am Abend ist natürlich einfacher, obwohl uns das Fahren mit dem Dinghy schon so zur Gewohnheit geworden war.

Christiane und Dieter von der Balu

Lloyd hatte mir eine Autovermietung genannt, Sunbeach rent a car, sehr zu empfehlen, professionell und mit Service, wir bekamen das Auto zur Marina geliefert und es wurde dort auch wieder abgeholt. Dort haben wir am Montag dann auch einen kleinen Mitsubishi geliehen, und mit den neuen Freunden, Christiane und Dieter von der Balu, eine Rundfahrt um die ganze Insel gemacht.

Glückliche Kühe auf grünen Weiden

Santa Maria ist eine kleine Insel. In nur einem Tag konnten wir sie umrunden und ein paar wunderschöne Ecken kennen lernen. Auf 97 Quadratkilometern leben ca. 5.500 wunderbar freundliche Menschen, und wahrscheinlich doppelt so viele Kühe und Schafe. Das Portugiesisch, das hier gesprochen wird, ist allerdings gewöhnungsbedürftig, die Vokale am Ende der Wörter werden eingespart, und alles miteinander verbunden, sodass ein Lied entsteht, kein Satz. Das ist wohl ähnlich, als würde man mit rudimentären Deutschkenntnissen plötzlich in Oberbayern landen oder auf den ostfriesischen Inseln. Glücklicherweise kann man es, mit Spanisch-Kenntnissen, ganz gut lesen.

Santa Maria ist als einzige der Azoreninseln keine Vulkaninsel, sondern aus Sedimentgestein entstanden. Deshalb blieb sie auch von Erdbeben verschont, die rundherum oft auftreten können. Sie hebt sich ständig an, und wird dabei immer größer.

Wir sind zunächst von Vila do Porto aus zum südöstlichsten Ende der Insel gefahren, wo ein wunderschöner Leuchtturm steht. Fast glaubt man sich im Regenwald, so grün und üppig ist die Vegetation. Allerdings hängen auch dicke Wolken über den Wäldern, hier, im Südosten der Insel, werden die vom Nordost-Passat heran getragenen Wolken abgefangen und sie regnen sich ab. Es gibt zahlreiche „Miradores“, Aussichtspunkte, von denen man atemberaubende Blicke an die wilde Küste und die sanft hügelige Landschaft werfen kann.

Wir begannen unsere Besichtigungstour, abgesehen von den Stopps an den zahlreichen Miradores, mit einem Besuch des wunderschönen Leuchtturms an der Ponta do Castelo. Auf dem letzten Stück ist die Straße so eng, dass es keinen Gegenverkehr geben kann, man wartet geduldig, bis die Straße wieder frei ist. Glücklicherweise gibt es insgesamt nicht viel Autoverkehr auf der Insel.

Eine Steintreppe mit vielen Stufen führte uns nach oben, und von dort aus konnten wir einen großartigen Blick übers Meer und auf die stillgelegte Walfabrik werfen. Dorthin hätten wir auch – über noch mehr Treppenstufen – hinunter steigen können, aber bei dem Gedanken an den anschließenden Aufstieg haben wir uns das geschenkt. 

Auffällig sind die an der Ostküste besonders zahlreichen terrassierten Weinberge. Wie am Rhein oder an der Mosel sind kleine Terrassen in die Hänge geschlagen, auf denen die Weinstöcke wachsen. Es gibt leckeren Wein von der Insel, allerdings auch im gehobenen Preisniveau.

Weinberge

Außerdem ist es – sehr angenehm – auffällig, wie sauber und gepflegt die ganze Insel ist. Es liegt kein Müll herum, Straßen und Gehwege sind geputzt (außer wenn gerade eine Kuhherde durch läuft, s.u.), und an den Straßenrändern sind vielfach Blumenstöcke gepflanzt, die offensichtlich auch gepflegt werden. Überhaupt, die Blumen! Tatsächlich sind alle Straßen gesäumt in den prächtigsten Farben, weiße Hortensien, blaue Schmucklilien und allerlei andere Blüten in leuchtenden Farben sieht man im Vorbeifahren.

Phantasievoller Mülleimer

Weiter ging es zu der Bucht von Maia mit ihren wunderschönen Stränden, eigentlich hatte wir gedacht, dort am Wasser sitzend einen Kaffee trinken zu können, aber es waren alle Restaurants und Cafés geschlossen, die Saison hat noch nicht begonnen.

Wir fahren die ebenfalls nicht sehr breite Straße zurück, um uns Santo Espirito anzuschauen, dort steht eine schöne Kirche mit einem Friedhof direkt daneben. Die Särge oder Urnen liegen unter Marmorplatten und aufgestellte Steine geben Namen und Daten des Verstorbenen an. 

In Santa Barbara finden wir eine kleine Café-Bar, in der die Männer ein Azorenbier „Especial“ trinken und die Mädels eher Koffein zu sich nehmen, in Form von Cola oder Galão, Latte Macchiato auf portugiesisch. Wir wollen gerade wieder aufbrechen, da kommt eine Herde Kühe mit Kälbchen durch die Straße getrabt, angetrieben von dem Hirten, der sie offensichtlich auf eine andere Weide bringen will. Wir müssen beim anschließenden Überqueren der Straße aufpassen, nicht in Kuhfladen zu treten.

Weiter geht es zur „Roten Wüste“, dem Barreiro da Faneca. Hier, das ist jetzt im Nordwesten der Insel, regnet es so wenig, dass der rote Lehmboden völlig ausgetrocknet ist, und man sich in der Wüste wähnt.

Noch ein kleiner Ausflug nach Anjos, zu der kleinen Kapelle Nossa Senhora dos Anjos, erbaut im 15. Jahrhundert, wahrscheinlich die älteste Kirche auf den Azoren. 168 Stufen führen hinauf zu der Mutter Gottes, einem schönen, innen ganz in weiß gehaltenen Kapellchen.

Weiter unten im Ort gibt es einen kleinen Hafen mit Naturschwimmbecken. Auch das schauen wir uns an.

Noch kein Sonnenuntergang

Ein letzter Stopp bei dem Restaurant BluesBar, von dem aus die schönsten Sonnenuntergänge zu beobachten sein sollen, leider hat es heute geschlossen. Wir ruhen uns nur ein bisschen auf dem Mäuerchen aus, und fahren dann zurück nach Vila do Porto. 

Dort gibt es einen deutschen Bierbrauer, der mit einem cleveren System arbeitet, um das Bier ins Glas zu bringen, das nennt sich “Bottom Up”. Der Trick dabei ist, dass durch eine Öffnung unten im Glas das Bier hinein gedrückt wird, die Anlage schaltet aus, sowie die entsprechende Füllhöhe erreicht ist. Durch das Gewicht der Flüssigkeit wird die kleine runde Scheibe auf die Öffnung gepresst, schon kann serviert werden. Wenn die freundliche Bedienung einem neuen Gast das erste Glas bringt, warnt sie eindringlich, ja nicht den Finger unten in die Öffnung zu stecken. Volker will das natürlich gleich trotzdem probieren, aber das lässt die Kellnerin nicht zu. Sie holt ein leeres Glas, und Volker sieht es ein. Das wäre ja Biermissbrauch!

Natürlich gibt es in dem Restaurant “A Travessa” auch deutsche Spezialitäten zum Essen, Brezeln eine Brotzeit, allerdings mit hiesigem Schinken und Salami, Spätzle und vieles mehr, nicht nur deutsches Essen. Müde und mit vollem Bauch trinken wir vier noch einen Absacker auf unserer Hexe. So ein schöner Tag!

Heute früh haben wir die Leinen los gemacht und sind jetzt auf dem Weg nach Lanzarote, 760 Seemeilen liegen vor uns. Den Bericht des ersten Tages auf See gibt es morgen.

Veröffentlicht unter Leben an Bord | Ein Kommentar