Deshaies Sud 07:00 – 11:40 Falmouth Bay, 43 sm Baro 1014, bedeckt, manchmal Sprühregen, Wind Ost 6-7 Beaufort, die See um 2 m
Um sieben Uhr geht der Anker auf in der Bucht südlich von Deshaies, wo wir heute Nacht ganz alleine waren. Um 07:25 waren die Segel gesetzt.
Im Schatten der Insel sind Wellen und Wind noch human, 1,5 m Höhe und 18 Knoten Wind. Aber als wir aus der Abdeckung raus sind, in derPassage zwischen Guadeloupe und Antigua frischt der Wind auf, ganz schnell sind 30 Knoten auf der Logge, die Wellen werden ruppiger. Erst kommt Reff 2 in die Genua, dann Reff 3, anschließend Reff 2 ins Groß. Das erste Reff im Großsegel haben wir schon seit längerem nicht mehr ausgeschüttet.
Bei einem Einfallswinkel von 90 Grad und 24 bis über 30 Knoten Wind fliegt die Hexe mit 11 bis über 13 Knoten ihrem Ziel, der Bucht von Falmouth bei English Harbour entgegen. Das Boot ist komplett versalzen, denn immer wieder spritzt die Gischt durch das Trampolin und ruppige Wellen erschüttern das Boot.
Ich habe Mühe, beim Schreiben die richtigen Tasten zu finden, immer wieder muss ich vertippte Wörter korrigieren.
Im Bad haben die Bierdosen-Paletten – der Schwerkraft geschuldet – ihren Platz unter dem Waschtisch verlassen.
Auch die Kakteen haben sich diesmal den Tatsachen ergeben,
und sogar die kleine Hulla-Tänzerin hat ihren Platz am Backbord-Fenster verlassen.
Nur die Agave und die Orchidee sind standhaft geblieben.
Ab 09:30 lässt der Wind ein bisschen nach, es sind nur(!) noch um die 20 Knoten, allerdings sinkt damit auch die Geschwindigkeit und wir segeln gerade mal mit 10 Knoten ;-). Auch die Wellen sind niedriger geworden.
Nur die vorderen 2 Boote müssen noch überholt werden, die anderen haben wir schon im Kielwasser.
Ab 10 Uhr wird es mit um 18 Knoten fast schwachwindig, der Skipper wird nervös, wir brauchen mehr Segelfläche. Es war mir schon klar, dass das zu einer Regatta ausartet, denn bekanntlich sind zwei Boote bereits eine Regatta. Und hinter uns segelt eine – zumindest während der Zeit der großen Böen – übertakelte, neuere Outremer 51 mit Foliensegeln, die uns, nachdem der Wind nachgelassen hatte, immer näher kam. Das geht natürlich nicht! Nun muss definitiv ausgerefft werden. „Das Boot lief doch nicht mehr, hast Du das nicht gemerkt?!“. Ab dem Zeitpunkt kommt der Skipper alle fünf Minuten zur Navigation, um zu schauen, wie weit die „Kalyma“, so heißt der Konkurrent, von uns entfernt ist, ob wir Strecke gutmachen oder verlieren. Nach dem Ausreffen wurde der Abstand zu Kalyma wieder größer, zur Freude des Skippers. Zwei Boote, eine Regatta! Lange vor dem Konkurrenten treffen wir in English Harbour an, Volker ist zufrieden.
Wir schaffen es tatsächlich, an der gleichen Stelle wie vor 14 Tagen zu ankern. Es waren 43 sm in viereinhalb Stunden, mit Reffen und Ausreffen und Segel setzen und bergen. Ein guter Schnitt, wir sind stolz auf unsere Hexe und ihre Performance.
Am Mittwoch war es dem Skipper – mit dem Gedanken an die nächsten vier Tage vor Jolly Harbour – langweilig. Eine Lösung dieses schwerwiegenden Problems wäre es, wenn wir am nächsten Tag rund Antigua segeln würden. Zuerst 9 Meilen bei halbem Wind zu der nordwestlichsten Spitze der Insel, dann 10 Meilen kreuzen bis zur nordöstlichen Spitze. Von dort aus könnten wir – bei einem angenehmen Halb- bis Raumwindkurs – bis zur südöstlichen Ecke „brettern“, wie Volker es nennt. Schließlich ginge es – je nach Uhrzeit – direkt vor dem Wind entweder bis English Harbour oder wieder zurück nach Jolly Harbour.
Antigua ist auch rund
Aber Donnerstag Morgen um sechs Uhr, direkt nach dem Aufwachen, meinte Volker: „Wir könnten doch auch heute nach Barbuda segeln, und Samstag zurück nach Jolly Harbour?!“ Barbuda ist die zu Antigua gehörende kleine Insel im Norden. Klar, am Montag könnten wir dann in Antigua ausklarieren, und in die Bucht von Malendure auf Guadeloupe segeln. Dort werden wir, zusammen mit Bernd von der Hullu Poro, auf Segelfreund Rainer am Dienstag sowie auf Larissa und Johannes am Karfreitag warten.
„Also dann los!“ Der Skipper macht die Motoren an, das Großfall klar, unser improvisiertes Ankerlicht wird von der Lazy Jack-Aufhängung geholt, Zähneputzen kommt später. Zehn Minuten danach ist der Anker gelichtet, und wir fahren langsam aus der Bucht, in der ebenfalls einige Segler bereits an Deck sind.
„Guten Morgen“, unser Nachbar hat eine deutsche Flagge am Heck. „Goedemorgen“ grüßt Volker den Skipper des kleinen Bootes dahinter, ein Holländer. „Good Morning“ heißt es ein bisschen weiter draußen, dort ankern zwei englische Einrumpfer und ein amerikanischer Katamaran nahe beieinander. Kurz vor dem Segel setzen noch ein „Bonjour“ an den dort vor Anker liegenden französischen Kat. Spanische und italienische Boote haben wir an diesem Morgen nicht gesehen, sie sind aber durchaus vorhanden, ebenso wie zahlreiche Dänen, Norweger und Schweden. Noch viele andere Nationen werden durch die Flaggen am Heck der Boote repräsentiert. So international ist des Seglers Leben in der Karibik. Wir genießen es sehr.
Wir segelten unter Vollzeug mit einem Windeinfallswinkel von 90 Grad über die nordwestliche Inselspitze raus Richtung Barbuda, das schon am Horizont gut erkennbar ist. Im Osten zeigen dicke Wolken an, dass in ihnen sicher mehr Wind und vielleicht Regen, lauert, als die angenehmen 17 Knoten, die zuerst unsere Segel füllen. Tatsächlich frischt es auf bis über 25 Knoten Wind. Zuerst muss die Genua ein Stück gerefft werden, dann kommt wieder mal Reff 1 ins Großsegel. Nun kann Volker durch Ein- und Ausreffen der Genua die optimale Balance halten zwischen Komfort und Schnelligkeit.
Überhaupt Speed: Mit gerefftem Groß und verkleinerter Genua standen auf der Logge 14,7 Knoten! Beinahe 11 Knoten Durchschnitt für unsere gesamte Fahrt. Volkers Mundwinkel ziehen sich – trotz der frühen Stunde – ganz nach oben. Diese Fahrt wird in unsere Segelgeschichten einfließen.
Die 33 Meilen bis Barbuda vergingen schnell, sodass wir bei der Ankunft nach einer Katzenwäsche für die von den überkommenden Wellen versalzene Hexe, unser Frühstück einnehmen konnten.
Jetzt unser Eindruck von Barbuda: Auf meinen Wunsch sind wir nach Codrington gefahren, das ist die Hauptstadt der Insel, und der einzige Ort. Meistens gehen die Segler vor dem südwestlichen Strand mit rosa Sand vor Anker, dort befindet sich ein legendäres Restaurant, Shak a Kai, wo Enoch, kalte Drinks serviert, und die Hummer auf Bestellung frisch aus dem Meer holt. Wir haben uns das für unseren nächsten Besuch aufgehoben, weil ich mir unbedingt ein Bild von der Stadt machen wollte, in der fast alle der 3.000 Einwohner der Insel leben.
Das Shak a KaiWirt Enoch
Wir ankerten am südlichen Ende der Low Bay, nicht weit von der Einfahrt in die Lagune. Die Fahrt nach Codrington wurde zu einem wilden Ritt, die Wellen in der Lagune sind ganz schön ruppig, aber irgendwann waren wir am Steg angekommen. Ich hatte ja nichts wirklich Besonderes erwartet, aber was wir in dem kleinen Ort vorfanden, hat uns sehr schockiert. Wir liefen durch die Straßen, wo große verblichene Plakate hängen, dass Barbuda wieder aufgebaut und zu neuer Blüte gebracht werden soll. Das ist wohl nicht passiert. Die Häuser sehen immer noch aus, als sei der letzte Hurrikan, der die Insel getroffen hat, ein paar Monate her, nicht einige Jahre.
Die Kita
Es gibt einen kleinen Supermarkt, der ziemlich gut bestückt ist, denn er ist der größte auf der Insel. Es gibt eine Kita für Kinder von drei Monaten bis zu drei Jahren. Dort sieht es auch ganz ordentlich aus.
Und da ist eine Grundschule mit einer großen Wiese. Dass dort eine ganze Ziegen-Großfamilie seelenruhig die Blätter von den Sträuchern frisst, ist zwar für uns ungewohnt, aber durchaus in Ordnung. Nur dass dort ebenfalls große Mengen an Müll herum liegen, ist skandalös! Wie sollen die Kinder denn lernen, dass Abfälle, vor allem Plastik, nicht einfach so in die Gegend geworfen werden können! Überall finden wir Müll, am Straßenrand, auf großen Haufen, das ist wirklich sehr traurig. Trotzdem sind die Menschen dort so freundlich und hilfsbereit, sie müssten nur lernen, wo die Abfälle hin gehören.
Zerstörtes Haus am Strand
Auf der Rückfahrt aus der Lagune machten wir noch einen Abstecher ans nördliche Ende der Bucht. Auch dort sind ehemals schöne Häuser einfach so dem Verfall preisgegeben, und das auf einer Insel, die für viele Reisende ein Art Traumziel darstellt. Schade!
Nicht nur Darmstadt kann sich, wegen der wunderschönen Mathildenhöhe mit dem Titel Weltkulturerbe schmücken, sondern auch English Harbour auf Antigua mit dem Nelson’s Dockyard. Welcher Nelson gemeint ist, nach dem das Weltkulturerbe benannt wurde, ist wohl jedem klar. Horatio Nelson, der wohl bekannteste Admiral der englischen Navy.
Admiral Horatio Nelson
Im Jahre 1671 kamen die ersten Engländer in dem hurrikan-sicheren Hafen an, und errichteten nach und nach Festungsanlagen Wohneinrichtungen, Handwerkshäuser und Werften in English Harbour. Ab 1800 und während der folgenden Napoleonischen Kriege war English Harbour der Hauptstützpunkt von Admiral Nelson und der englischen Armada in der Karibik.
Nach dem Ende der napoleonischen Kriege sowie dem Frieden mit Spanien, verfiel der Militärstützpunkt in eine Art Dornröschenschlaf. Es gab verschiedene Pläne zur weiteren Verwendung für den Hafen, die dann aber nicht umgesetzt wurden.
Heute Museum und Veranstaltungsort – Munitionslager als Hotel – Von der Schmiede zur Segelmacher-Werkstatt
Erst ab 1950 fand sich ein illustrer Freundeskreis zusammen, der sich die Renovierung der historischen Gebäude und der Hafenanlage auf die Fahnen geschrieben hatte. Während der Renovierung wurden zudem archäologische Untersuchungen durchgeführt, die zahlreiche Artefakte wieder an die Oberfläche beförderten. Heute ist die gesamte Befestigungsanlage Museum und Yachthafen zugleich.
Die ehemalige Bäckerei wird bis zum heutigen Tag immer noch als solche betrieben
Wir haben NelsonsDockyard natürlich einen Besuch abgestattet und waren begeistert von dem, was wir zu sehen bekamen und wie heute die historischen Gebäude genutzt werden. Ein Besuch lohnt sich also!
Historische Gallionsfiguren
Und just ein Tag, bevor wir dort waren, kam auch eine junge Frau in der Marina mit ihrem Ruderboot an, die in 99 Tagen, allein und nonstopp, im Rahmen der Thalisker Atlantic Challenge, über den Atlantik gerudert ist. Respekt vor soviel Mut und Ausdauer! Das Team um die junge Heldin war gerade dabei, alle Gegenstände, die während der Überquerung in dem winzigen Ruderboot gestaut waren, auszuräumen. Trotz des knappen Platzes an Bord war alles, was man zum Leben und Überleben braucht, irgendwo verstaut: Überlebensanzug, Navigation und Kommunikation, Werkzeuge, Seenotsignalmittel, gefriergetrocknete Lebensmittel, etc.
Ausblick vom Yachtclub
Unsere Abende haben wir in der Regel im Clubhaus des Antigua Yachtclubs verbracht, der ein sehr schönes Restaurant mit großer Bar beherbergt und einen tollen Ausblick über die ganze Bucht bietet. Am letzten Wochenende führte der Yachtclub, bei reichlich Wind, eine Laser- und OptimistenRegatta mit reger Beteiligung durch. Da die Luvboje, sehr nah zu unserem Boot lag, konnten wir das Spektakel live verfolgen. Da wurden dann natürlich wieder Erinnerungen wach an meine Zeit als aktiver Regattasegler.
Gestern hat Cornelia einen Zahn gezogen bekommen, der ihr schon lange Probleme bereitet hatte und zudem vereitert war. Sie war mit dem Zahnarzt so zufrieden, dass wir den jetzt auch mal nennen werden.
268 Dentist heißt die Praxis in St. Johns von Dr. Moursy; hoffentlich bleiben alle Blogleser von Zahnproblemen verschont, aber wenn, ist es ja gut zu wissen, „hier werden Sie geholfen“.
Und wenn wir schon mal beim Nennen von Ärzten sind, machen wir gleich mal weiter, denn es gab auch ein kardiologisches Problem mit zu niedrigem Puls, und einer notwendigen medikamentösen Umstellung bei der Capitania. Die Ärztin, Dr. Meade, konnte ihr sehr professionell und schnell helfen. Ihre Praxis, das Hope & Grace Cardiac Center,.ist ebenfalls in St. John’s gelegen. Auch andere Segler haben uns nur positive Rückmeldungen, bei verschiedenen Wehwehchen, zur Behandlung auf Antigua gegeben. Das Gesundheitssystem scheint vorbildlich zu funktionieren.
Wie bei fast allen ehemaligen englischen Kolonien, fährt man auf Antigua auf der falschen ;-), sprich linken Straßenseite, und bei der ersten Ausfahrt mit dem Mietwagen muss man sich schon gut konzentrieren, um nicht auf der rechten Fahrbahn als Geisterfahrer zu enden. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist das dann aber kein Problem mehr, zumal, wenn das Steuer auf der rechten Seite ist.
Wir haben noch ein paar touristische Highlights abgeklappert. Die spektakulärste war zweifelsfrei die „Devils Bridge“, eine natürliche Steinbrücke über dem Abgrund, wo der Atlantik anbrandet und manchmal Wasserfontänen hoch spritzen.
Devil’s Bridge, wir haben uns nicht getraut, drüber zu laufen
Es bleibt noch anzumerken, dass die Versorgungslage auf Antigua sehr gut ist, alle Dinge für das tägliche Leben sind in Hafennähe verfügbar.
Da hab ich jetzt ziemlich viele, zum Teil unzusammenhängende Punkte in diesen Blogbeitrag reingepackt, aber manchmal ist es schwer, alle Eindrücke und Erlebnisse klar zu strukturieren. Wir versuchen jedoch gerne auch in den Beiträgen, neben schönen oder touristischen Punkten ein paar nützliche Hinweise für die Segler zu hinterlassen, falls auch sie hinkommen, wo wir schon waren.
Wir basteln uns so durch die ewig existierende und niemals endende To-Do-Liste, die man getrost auch als Seglers Los bezeichnen kann. Aber glücklicherweise sind es nur kleine kosmetische oder komfortverbessernde Interventionen, oder einfach eine Standardkontrolle, die anstehen. Zum Glück sind wir nun schon eine ganze Weile von größeren Reparaturen verschont geblieben.
Frisch lackiert
Nun mal ans Eingemachte: Die hintere Backskiste, die wir auch nur für lang lagernde Gegenstände wie Ersatzmaterialien für unseren geliebten Lotusgrill, oder eine zusätzliche, mobil einsetzbare Lenzpumpe benutzen, hat mehrere neue schneeweiße Anstriche erhalten und sieht jetzt wieder wie fabrikneu aus.
Die Holzstütze für den Gefrierkompressor
Der Halter, auf dem der Kompressor für den Tiefkühler steht, hatte stark vibriert und war dadurch sehr laut, weshalb wir seit Jahren den Tieffrierer fast nie benutzt haben. Die Lösung des Problems war relativ simpel, ich habe ein Holzbrett auf Maß zugeschnitten und mit der Halteplatte, als zusätzliche Stütze, verschraubt. Jetzt sind die lästigen Vibrationsgeräusche weg, der Gefrierkompressor arbeitet diskret, flüsterleise, vor sich hin und die Gefrierschrank ist jetzt auch gefüllt und permanent angeschaltet.
Dann haben wir noch die Füllstände der Motoren kontrolliert und ein bisschen Öl beim rechten Motor aufgefüllt, mehr gab es an dieser Stelle nicht zu tun.
So gab es in den ersten Tag viel zu feiern, einmal aus einem klar definiertem Anlass und die anderen Male, weil es sich einfach so ergeben hat.
Beide Jubilare, hübsch umrahmtParty!Viele Gäste-viele Dinghys
Der klar definierte Anlass waren die Geburtstage von Udo und Claus, letzterer mit frischen 88 Jahren, immer noch zuweilen mitsegelnd auf dem Boot von Sohn und Schwiegertochter. So lässt es sich gut alt werden, bei bester Gesundheit und einer allgemein guten Fitness. Jedenfalls haben 13 Menschen an Bord der Avatar von 15-24 Uhr ganz ordentlich gefeiert, getrunken und köstlich gegessen. Herbert, der in seinem früheren Leben Koch war, hat ein exzellentes Dreigänge-Menü gezaubert.
Party an Bord der Hexe
Am Folgetag waren viele Geburtstagsgäste zu einer Nachfeier bei uns an Bord, jetzt haben wir wieder neue Segelfreunde, mit denen sich bestimmt, früher oder später, unsere Kurse wieder kreuzen werden. Wir freuen uns schon jetzt auf Euch!
Jolly Harbour selbst ist ein künstlicher, lagunenartiger Hafen mit Kanälen und Ferien- oder Privatimmobilien am Ufer, er erinnerte mich sofort an Port Grimaud. Es gibt italienische, indische, kreolische und mexikanische Restaurants und natürlich auch einige Möglichkeiten, die Zeit der viel gepriesenen untergehenden karibischen Sonne, mit einem Cocktail in der Hand, gebührend zu begehen. Auch die Freunde der gepflegten Livemusik, kommen in Jolly Harbour, nicht zu kurz. Der Dinghysteg ist Luxus pur, es gibt eine niedrigere Holzstufe für den bequemen Ein- und Ausstieg, dazu ein Rohr zum Festhalten, das gleichzeitig als Anschließpunkt für Beiboote fungiert, besser geht es nicht. In dem sehr geschützten und Yachthafen mit moderten Preisen, gibt es auch Ärzte, Autovermietung, Immobilienmakler für diejenigen, die gleich für immer dort bleiben wollen, einen Budget Marine Zubehörhändler, Tankstelle für Boot und Straße, Yachtservice Betriebe und einen Travellift für Boote.
Ankerbucht vor Jolly Harbour
Gegenüber vom Steg ist ein gut ausgestatteter Supermarkt und dem gegenüber sind mehrere Markstände mit lokalem Ost, Gemüse und Eiern. Der weit gereiste Segler ist also rundum gut versorgt in Jolly Harbour.
Auf dem Weg zum Schnorcheln vor Jolly Harbour
Wir sind mit dem Taxi durchs Land in Richtung Saint Johns, der Inselhauptstadt, gefahren. Es gibt keine lokale Rum-Produktion mehr auf der Insel, dafür zahlreiche Ruinen von ehemaligen Zuckermühlen, die aus dem Zuckerrohr die zur Rum-Herstellung notwendige Melasse hergestellt haben. Fast das gesamte Obst und Gemüse, das man hier erstehen kann, wird lokal angebaut, was sich zum einem in günstigen Preisen niederschlägt und zum anderen viele Arbeitsplätze sichert. Nach acht Tagen nahe Jolly Harbour ankernd, sind wir nun in Falmouth angekommen und wollen von dort aus den berühmten English Harbour mit dem Nelson Dockyard, das ein Weltkulturerbe ist, besichtigen.
Die tropische Hitze der letzten Tage, bedingt durch den Totalausfall des Passatwindes, scheint endlich vorbei zu sein. Der gute kühle atlantische Passat ist wieder zurück, im Moment noch ein wenig schwach, soll er schon ab dem Wochenende zu alter Stärke zurückfinden.
Auf Marie-Galante hat es uns nicht lange gehalten. Ein Ankerplatz, an dem superlaute Bässe über die Bucht schallen, fast ungehindert in die Rümpfe eindringen und das bis tief in der Nacht, ist kein Platz für uns.
Folgerichtig ging am nächsten Tag, zu früher Morgenstunde, der Anker auf und die Segel hoch. Bei leichter Brise, bis maximal 5 Knoten, aus einer segelbaren Richtung, bewegt sich das Boot langsam, aber stetig in Richtung Les Saintes. Teilweise segeln wir mit Windspeed, einmal mehr zeigt sich der Vorteil eines gut segelnden Katamarans, der schon bei Leichtwind akzeptable Geschwindigkeiten erreicht und seine Stärken zeigt.
Diese Art der Segelei erinnert mich an die Tage meiner Kindheit und Jugend. Unzählige schwachwindige Stunden haben wir auf dem Remeringer Weiher verbracht, immer auf der Suche nach den besten Windflecken und dem perfekten Trimm für unsere 420iger Jollen. Wir zupften ständig an den Schoten, verstellten die Holepunkte, optimierten den Gewichtstrimm, bis das Setup stimmte. Ich mag diese filigrane Segelei, es regt alle Sinne an, und die Belohnung gibt es gleich obenauf – ein auch bei wenig Wind flott segelndes Boot.
Einschnitte
mehr Einschnitte
Die folgenden Tage verbrachten wir in den Les Saintes, durch ausgiebige Ausflüge, sei es mit dem Beiboot, wandernd, oder schnorchelnd, haben wir noch ein paar schöne Plätze entdeckt, die wir bei vorhergehenden Besuchen verpasst hatten. An der Ostseite von Terre de Haut gibt es zum Teil fjordartige Einschnitte, mit langgezogenen Sandstränden und flachen Korallenriffen, die von unzähligen bunten kleinen Fischen bevölkert werden. Im Südosten sind dann kleinere Einschnitte in den Felswänden, die schnorchelnd entdeckt werden wollen. Auch das Inselleben auf der Hauptinsel ist quirlig und bietet jede Menge Abwechslung, speziell für Wanderfreunde gibt es zahlreiche Möglichkeiten.
Einer Geburtseinladung unseres Segelfreundes Udo folgend, sind wir gestern nach Antigua gesegelt. Dank der guten Windrichtung und der moderaten Windstärke konnten wir erstmals seit fünf Monaten wieder mit dem bunten Gennaker segeln und auch das Großsegel stand endlich wieder ungerefft am hohen Karbonmast. Und die Hexe gleitet über die fast glatte See wie der Eisschnellläufer übers glatte Eis. Gleitzeit eben…
Was sofort ins Auge stach, als wir Antigua erreichten, waren die zahlreichen Farbschschattierungen des Meeres, von brillantem Blau bis zum leuchtendem Azur, die uns doch sehr an unsere Zeit in den Bahamas und den Turks and Caicos erinnern. Nach einem längeren aber sehr freundlichen Einklarierungsprozess, bei dem es von der Hafenbehörde, zum Zoll und dann zur Immigration, mit immer wieder neu auszufüllenden Formularen ging, waren wir schließlich auf Antigua einklariert.
Die Mosquito Bay vor Jolly Harbour
Danach waren wir so durstig und hungrig, da wir bei der Überfahrt noch nichts gegessen hatten, dass wir bei dem gegenüberliegenden Supermarkt erstmal eine riesige Portion Maccharoni mit Tomatensauce kaufen mussten, die wir sogleich auf einer benachbarten Parkbank mit einen Heißhunger verschlungen haben.
Jetzt bleiben wir erstmal eine Weile in Antigua, bzw. der Nachbarinsel Barbuda, es gibt viel zu entdecken, darauf freuen wir uns.
Im jetzigen Beitrag werde ich von meiner ersten Fahrt auf einer Outremer 45 berichten, von unseren Schnorchel-Ausflügen am sogenannten Champagner Beach und am Ende gibt es ein kleines Resümee zu Dominica. Los geht’s.
Am Tag nach unserem Inselausflug haben wir erstmal die Beine hochgelegt und die Eindrücke und Strapazen verarbeitet – Ruhetag sozusagen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Bernd am späten Nachmittag anrief und sagte, dass er die Nachbar-Outremer durch Mooringfeld treiben sieht, und dass die Eigner aber nicht an Bord seien. Beiboot runter, Außenborder an und mit Vollgas zum driftenden Kat. Dort war auch schon Chris vom Nachbarboot, der mit einem Fender die Outremer 45 von einem Boot abhielt, auf das der Kat getrieben war. Ein kurzer Check im Bugbereich ergab, dass die Mooringleine gerissen war und deshalb das Boot auf Drift ging.
Ich bin dann auf die Outremer übergestiegen, die Salontür war glücklicherweise nicht abgeschlossen, so konnte ich die Motorschalter im Salon aktivieren, denn die sitzen bei der Outremer 45 fast am gleichen Platz wie bei uns, so manövrierten wir den Kat vorsichtig von dem Einrumpfer weg. Dann kam auch schon der Mooringfeldbetreiber „ SeaCat“ und wies uns eine andere Mooringboje zu. Zehn Minuten später lag die Outremer gesichert an der anderen Boje.
Das Kopfkino überlasse ich jedem selbst, wohin das Boot hätte treiben oder stranden können. Warum der Mooringgurt vom Mooringfeldbetreiber gerissen ist, bleibt ungewiss. Nachdem ich zurück und noch voll Adrenalin bei uns an Bord war, habe ich zum zweiten mal unser Mooringgeschirr abgetaucht, aber alles war in guter Ordnung.
Am nächsten Tag ging es mit Bernd und Cornelia in dem Beiboot zum Schnorchel-Ausflug am 2,5 Seemeilen entfernten Champagner Beach. Neben einer schönen Korallenwelt und bunten Fischen gibt es dort feine Gasbläschen zu bestaunen, die aus kleinen Erdspalten aufsteigen und ca. 25 Grad warm sind.
Wie Champagner-Perlen steigen die warmen Gase auf (Courtesy Bernd von Hullu Poro)
Der vulkanische Ursprung Dominicas lässt sich nicht verleugnen und findet sich an vielen n Plätzen wieder. Egal, ob es die heißen Quellen, die warmen Bäder oder der kochende See sind, unter Dominica geht es heiß her.
Die magische Unterwasserwelt am Champagne Beach, ein Film von Bernd, https://hulluporo.de
Dann haben wir beschlossen, weiter nach Norden zu segeln, aber nicht ohne ein fulminantes Abschiedsessen mit Bernd. Im „Palisade Restaurant“, das gehört zu einem Hotel am Kreuzfahrt-Terminal gab es ein äußerst leckeres Abend-Buffet.
Kurz vor der Abfahrt überraschte uns das Eignerpaar der driftenden Outremer mit einer guten Flasche karibischen Rums, als Dankeschön für das Sichern ihres Bootes.
Nun hieß es abermals: Segel hoch, Kurs Nord, und mit einer schönen Brise ging es an Roseau vorbei in Richtung Prortsmouth. Doch keine zwei Stunden später grub sich unser Anker in den Grund der kitschig karibischen Bucht von Mero, mit dem gleichnamigen Mero-Beach. Bilder sagen da mehr als Worte.
Mero Beach mit Strandbar
Fünf Tage Dominica waren genug für uns, die Schönheit und Ursprünglichkeit dieses vielleicht einzigartigen Landes sind ein dicker Trumpf, schon deswegen lohnt es sich, Dominica einen Besuch abzustatten. Die Arbeitslosigkeit und die Kluft zwischen arm und wohlhabend, erscheint immens. Die vielen kleinen (Straßen)-Geschäfte zeugen jedoch davon, dass die Menschen auf der Insel den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern dass sie ihr Schicksal aktiv in die Hand nehmen und wirtschaften, so gut es geht.
Von Mero-Beach aus hatten wir das, was man gemeinhin als einen perfekten Segeltag bezeichnen kann, Der Wind wehte aus 90 Grad, mit angenehmen 10-15 Knoten, dazu fast flaches Wasser zwischen Dominica und Marie-Galante, einer Pfannkuchen-runden Insel im Südosten von Guadeloupe.
Sunset auf Marie-Galante
Die 40 Seemeilen vergingen wie im Flug und so bleib noch Zeit, den kleinen Ort Saint Louis auf Marie-Galante zu erkunden. Doch dazu mehr im nächsten Blogbeitrag
Um Punkt 9:30 Uhr werden wir von dem Hüter der Mooringbojen abgeholt und ans Ufer gebracht, wo gleichzeitig noch ein paar schwedische und dänische Segler eintreffen, mit denen es gemeinsam auf einen Tagesausflug geht, um die Naturschönheiten von Dominica zu erkunden. Gordon, unser Fahrer, steht schon abholbereit mit dem Minivan vor dem Gebäude von SeaCat. SeaCat ist eine kleine Organisation, die die Mooringbojen für Yachten im südlichen Inselteil von Dominica, der Hauptstadt Roseau betreibt, dazu Ausflüge organisiert und beim Einklarieren behilflich ist.
Vom Aussichtspunkt hat man einen hervorragenden Blick über Roseau
Der erste Stop unseres Ausflugsprogramms ist ein Aussichtspunkt, der einen grandiosen Blick bietet, auf die Inselhauptstadt mit Regierungssitz, auf den botanischen Garten und das Cricketstadion sowie auf die nahegelegene Universität. Der nächste Halt ist dann der erwähnte botanische Garten, der sehr schön angelegt ist und neben einem alten Baumbestand auch eine Baumschule und eine Aufzuchtstation für Papageien betreibt und sicherlich zu einem längeren Verweilen eingeladen hätte.
Doch Gordon mahnt zum Aufbruch, das Tagesprogramm ist vollgepackt mit Höhepunkten und die Zeit begrenzt. Beim nächsten Stopp sind wir dann auch schon mittendrin im tropischen Regenwald, mit einem schlichtweg überwältigenden Pflanzenreichtum.
Immer höher geht es auf der gut ausgebauten Straße mit dem inseltypischen Linksverkehr. Bald befinden wir uns auf über 1.000 Meter Höhe, es ist mittlerweile deutlich kühler geworden, und links von der Straße strömt ein Bach, während am rechten Fahrbahnrand ein gut ein Meter dickes Rohr verläuft.
Wasserführendes Rohr zu den stromerzeugenden Turbinen
Gordon erzählt uns, dass gut 40 Prozent der benötigten Energie auf der Insel durch strömendes Wasser und die dadurch angetriebenen Turbinen erreicht wird. Zudem ist ein Team von isländischen Ingenieuren dabei, die vulkanische Erdwärme als zukünftige Energiequelle von Dominica zu erschließen.
Wir stoppen an einer warmen Quelle, die sehr eisenhaltiges Wasser an die Erdoberfläche fördert.
Der nächste Halt ist an einem Süßwassersee, den wir bei einer einstündigen und kräftezehrenden Wanderung umrunden.Höhenmeter um Höhenmeter geht es steil bergauf und bergab. Einige Passagen sind mit Halteseilen gesichert, der Ausblick, hoch oben, ist dann so atemberaubend, dass die die ganze Gruppe in ein kollektives Schweigen verfällt.
Rundwanderung um den SüßwasserseeSteile An- und Abstiege, zum Teil mit Seilen gesichert
Anschließend geht es mit dem Bus und unserem bewährten Führer am Steuer über Serpentinen und Straßen mit bis zu 25 Prozent Steigung zur nächsten Attraktion, einem Süßwasser-Fluss in der Titou-Schlucht, der von Steilhängen und Regenwald umgeben ist, dort kann der geneigte Tourist 100 Meter durch eine spektakuläre Landschaft schwimmen. Uns war das zu touristisch, wir hatten mit Gordon einen unterhaltsamen Schnack an der Basisstation.
Das ist doch mal ein Weihnachtsstern!
Dnach ging es zu einem gemeinsamen Mittagessen in ein kleines Restaurant mit typisch kreolischer Küche und einer Terrasse mit Weitblick auf blühende Bäume. Kolibris flogen von Blüte zu Blüte, und ein Papagei schaute sich das von der hoch über dem Tal gespannten Leitung aus an.
Mühevoller Anstieg zum Papa-Wasserfall …
Der nächste Ausflugsspot war das Highlight des Tages, mit den Trafalgar Falls. Es gibt dort zwei Wasserfälle, einer mit gut 50 Meter Fallhöhe, der als Papa-Wasserfall bezeichnet wird und dem Mama-Pendant, der mit 30 Meter Höhe, aber deutlich breiter zu Tale strebt. Es ging zunächst vom Parkplatz auf einem gut präparierten.Weg zu einer Holzhütte, die als Aussichtspunkt diente. Was dann folgte, war schlichtweg unfassbar, umwerfend, atemberaubend.
… die Belohnung
Zum Teil im Kriechgang ging es über Flussgeröll, Felsen und eine schmale Schlucht nach oben, bis zu einem Zwischenplateau, das unser Führer auf spassige Art als Umkleidekabine bezeichnete, wo wir alle auf die mitgebrachte Badekleidung wechselten. Weiter ging es durch einen kleinen engen wassergefüllten Canyon noch ein paar Höhenmeter weiter bergauf zum Ziel. Dort waren wir angekommen, direkt unter dem kühlen Wasserfall mit 50 Meter Fallhöhe und dem kleinen mit 36 Grad warmen Wasser, die keine zwei Meter voneinander entfernt in felsiges Bassin strömten, in dem man sogar schwimmen konnte. Die Aussicht von oben in die tieferliegende Schlucht, der Ausblick zum Wasserfall und die Rundumsicht zu den umliegenden Bergen war schlichtweg Mind Blowing.
Mama-WasserfallPapa-Wasserfall
Mittlerweile waren acht weitere Stunden des Tages vergangen, und es war an der Zeit für den Rückweg. Unsere Köpfe waren gefüllt mit, für uns, einzigartigen Eindrücken in diese besondere Insel mit einer einzigartigen Natur. Wir hoffen, dass die gezeigten Bilder dies wenigstens zum Teil vermitteln.
Unser Dank geht an das Team von SeaCat, für die Organisation des Ausflugs und an Gordon, unseren Guide, für seine positive Ausstrahlung und sein immenses Knowhow, mit dem er uns Fremde für seine Insel begeistert hat.
Nun waren wir tatsächlich fast einen Monat auf Martinique, zugegeben, es war Februar, der kürzeste Monat des Jahres, aber es ist doch erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Das sagt auch unsere Freundin Susanne von der Hullu Poro. Wir haben viel zusammen unternommen, geschnorchelt, den tropischen Regenwald besucht, gemeinsam zum Abend gegessen, oder Bernds Kuchen-Variationen getestet.
Susanne antwortet in einem Telefonat mit ihrer Mutter auf die Frage, ob wir denn ab und zu mal abends zusammen seien: “Ach, das ist ein bisschen anders, normalerweise essen wir abends zusammen und nur ab und zu mal nicht.”
Nun muss Susanne zurück nach Deutschland ins Büro, Bernd wird wieder zum Solo Sailor. Doch unsere Segelpfade werden sich noch oft kreuzen, wir haben die gleichen Pläne für die Weiterreise, auch für die Rückfahrt zu den Kanaren.
Jetzt sind wir auf dem Weg nach Dominica, und werden weiter berichten, was wir dort erleben.
Faschingssonntag war in der Anse d’Arlet, das ja ein wirklich kleines Örtchen ist, ein Karnevalsumzug angesagt. Wir standen mit Susanne und Bernd von der Hullu Poro am Straßenrand und waren sehr gespannt, was uns denn dort erwartet.
In echt karibischer „No stress“-Manier fing der Zug nicht, wie vorher verkündet, um 16 Uhr an, später hieß es zwischen 16 und 17 Uhr. Als wir um kurz vor 18 Uhr gerade zum Boot zurückkehren wollten, hörten wir in der Ferne Musik, und blieben natürlich stehen.
Es wurde ein wunderschönes Erlebnis. Zwei Motivwagen führten den Zug an, danach kam der Musikwagen mit riesigen Boxen und karibischer Musik. Dahinter und neben den Wagen liefen ganz viele Menschen, Kinder aller Altersstufen, in wirklich wunderhübsche Kostüme gekleidet, die ganz Kleinen auf den Schultern oder Armen der Eltern. Und alle schwangen im Takt die Hüften und tanzten. Wir sind natürlich auch mit gegangen, und ich habe ganz viele Fotos von den Kindern gemacht, die ich weiter unten anfüge.
Der Zug ging durch die Straße bis hin zum Friedhof, von dort am Strand zurück zu der Plaza, da wurde bis 22 Uhr getanzt. Musik und Tanz statt „Kamelle“, Bonbons, wie sie bei uns von den Wagen geworfen werden, es war ein Erlebnis! Diese Art, Karneval zu feiern, gefiel uns sehr gut, und es passte auch genau zu dem kleinen charmanten Örtchen, das, wie Susanne sagt, an einen Märklin-Eisenbahn-Aufbau erinnert.
Hier das versprochene Foto-Kaleidoskop:
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Etwas anderes war das bei der nur 16 Seemeilen entfernten Bucht von St. Pierre, wo wir ab Faschingsdienstag vor Anker gingen, nach einem ruhigen Stopp in der Bucht von Giromont, mit drei anderen Segelbooten, sehr entspannt.
Kurz nach unserer Ankunft in St. Pierre ging der hiesige Zug los, den wir aber nur vom Boot aus betrachteten, dieser führte in einer Endlosschleife durch den Ort, mit ziemlich lauter Bass-Beat-lastiger Musik bis in die späten Nachtstunden. Endlos schien er uns schon vor allem deswegen, weil es, nach einer kurzen Verschnaufpause ab ca. 2 Uhr, um 4 Uhr wieder losging, gefühlt mit noch lauterer Musik als vorher. Das weckte wahrscheinlich das ganze Ankerfeld auf (außer denen, die mit Ohrstopfen schlafen), und war auch dem Wieder-Einschlafen nicht besonders förderlich.
Nun ist es so, dass der Karneval in der Karibik, zumindest auf den französischen Inseln, erst am Aschermittwoch Abend endet, denn dann wird, mit der Verbrennung einer symbolische Strohpuppe die närrische Zeit beendet. Also ging die Musik bis zur Dunkelheit, danach kehrte in der Bucht endlich wieder Ruhe ein.
Dabei mögen wir St. Pierre sehr, es hat zwar nicht das Märklin-Eisenbahn-Feeling, ist aber sehr lebendig, mit richtig schönen Restaurants, einem großen Gemüsemarkt, und am Samstag gibt es frische Fische in der Markthalle. Ab Aschermittwoch sind wir wieder mit dieser Insel ausgesöhnt und genießen die lebendige Atmosphäre.
Auf geht es in die kleine Markhalle, in Anse d´Arlet. Gleich am Eingang rechts befindet sich ein großer Obst- und Gemüsestand mit all den Erzeugnissen, die hier auf der Insel wachsen und einigen Importprodukten, die das nicht tun. Wir haben nämlich gestern gelernt, dass es große landwirtschaftliche Nutzflächen auf Martinique gibt und, entgegen zu Saint Martin, vieles lokal angebaut wird, was unserer Haltung sehr entgegen kommt. Nur beispielsweise die gute alte südamerikanische Kartoffel lässt sich hier absolut nicht kultivieren, ebenso wie die gemeine Zwiebel, nach Auskunft unseres erzählfreudigen Taxifahrers.
Die Dorfkirche in der Anse d’Arlet
Doch zurück zur Markthalle, dem Marktstand und der Marktfrau. Diese ist nämlich so engagiert, dass sie zu jedem Obst und Gemüse, das wir gerne kaufen, detailliert erzählt, ab wann es reif ist und bis wann es verzehrt sein soll. So sollen wir beispielsweise die kleinen Bananen nicht vor Sonntag, aber bis spätestens Dienstag aufessen und die Birnen müssten nun wirklich direkt vertilgt werden. Diese präzisen Erläuterungen sorgen nicht nur für eine lange Schlange vor dem Stand, sondern für eine Verbundenheit unter den Wartenden, indem man über die Einkäufe spricht und was man daraus zaubern wird. So schön kann der Vitamineinkauf sein.
Der Strand von der Anse d’Arlet
Obwohl die Anse dˋArlet ein beliebtes Ferienörtchen mit schmucken Strand ist, geht das Leben doch eher beschaulich seinen gewohnten Gang. Laute Discos und Strandbars gibt es zum Glück nicht, dafür ein wunderbares kleines, künstlich angelegtes und gut gepflegtes Riff, mit allen bunten tropischen Fischarten, die man ansonsten in Dokumentationen sieht, die hier dicht vor der Schnorchelbrille seelenruhig herum schwimmen. So kann jeder für sich die Artenvielfalt des Meeres schnorchelnd entdecken, kennenlernen und hoffentlich auch den Stellenwert schätzen lernen.
Flyer von Appel à tous
Schätzen gelernt haben wir die Tatkraft von einem Startup-Unternehmen „Appel à tous“, die sich im Bereich der Versorgung von Yachten mit Lebensmitteln am Ankerplatz etablieren wollen. Julian, der Sohn von Segelfreund Harald, hat mir eine kurze Nachricht geschickt, dass seine Freundin Antonia bei dem hier ansässigen und erst im Januar gegründeten Betrieb von Deutschland aus arbeitet, für ein paar Wochen den hiesigen Firmensitz kennenlernen wird. Kaum war die Nachricht eingegangen, waren Susanne, Cornelia, Bernd und ich Feuer und Flamme für diese coole Idee. Cornelia hat sich direkt die App von „Appel à tous“ heruntergeladen (Für Segler: das kommt mehrmals täglich hier in der Kurzwelle, auf Deutsch Anruf an Alle), und zusammen schickten wir eine kleine Testbestellung mit Lebensmitteln aus verschiedenen Kategorien an Appel à tous los.
Team Hullu Poro und Team Hexe mit Team Appel à tous
Pünktlich, wie in der Bestätigungsmail angekündigt, kamen eine freudestrahlende Antonia und ein motivierter Mike mit seegängigem Schlauchboot am Folgetag, um unsere Lebensmittel zu liefern. Wir drücken dem Team und dem Betrieb alle Daumen, die wir haben, dass diese Geschäftsidee ein guter Erfolg wird und sich dauerhaft etabliert. Was gibt es Besseres, als nach oder vor einer langen Überfahrt, alle gewünschten Lebensmittel zu einem fairen Preis, frisch und fachmännisch gekühlt ans Boot geliefert zu bekommen, ade Shoppingfrust!
Mit „Appel à quelques voiliers français“ (Aufruf an einige französische Segler), möchte ich den nächsten Teil des jetzigen Blogbeitrags beginnen, denn das teilweise rücksichtslose Verhalten einiger französischer Segler und nur die sind hier gemeint, lässt uns staunend zurück. Und damit meine ich nicht nur zu dichtes Ankern, mit weniger als einer Bootslänge Abstand in Ankerfeldern mit umlaufenden Wind, bei dem sich alle Boote in verschiedene Richtungen ausrichten, und es nur an ein Wunder grenzt, dass keine Boote kollidieren.
Ich meine auch den Segler, der trotz eines Tampens in seiner Schraube und einer damit einhergehenden Manövriereingeschränkheit, den Anker in einer großen Bucht so fallen lässt, dass er genau über unserem Anker zu liegen kommt. Auf diesen Unsinn angesprochen sagt er, dass er eben einen Tampen in der Schraube hat und er deswegen so seltsam ankern muss. Wer die Logik von ihm versteht, kann es mir gerne erklären.
Oder der nächste Fall, wir gehen Anker auf, weil jemand zu dicht vor uns ankert und wir das wegen des angekündigten Starkwindurchzugs zu risikoreich finden. Kurz bevor der Anker oben ist, und wir schon fast am Heck des Vordermannes sind, kommt ein Franzose und fährt trotz lautstarker Bekundungen von Cornelia mit Zentimeterabstand durch die Lücke, was für ein Irrsinn!
Ankern mit Distanz
Als drittes und letztes Beispiel, das jetzt zwei Wochen zurückliegt, möchte ich eine Begebenheit schildern, die sich bei der Ziegeninsel in Les Saintes zugetragen hat. Wir lagen an einer Mooringboje und kamen nach einem schönen Landgang gutgelaunt zur Hexe zurück. Doch die Laune verwehte schneller, als ich diese Zeilen schreiben kann. Denn keine zehn Meter von uns entfernt ankerte eine französische Yacht mit jungen Menschen an Bord. Ich fuhr sofort hin und erklärte, dass in dem Bojenfeld Ankern verboten ist, und dass diese unnötige Nähe zwischen zwei Booten geradezu eine Kollision herausfordert. Die Antwort war, und da muss ich immer noch den Kopf schütteln, man habe dreimal versucht, an anderer Stelle in dem 20 Meter tiefen Wasser, vergeblich, zu ankern, man hätte nur maximal 40 Meter Kette an Bord und wäre froh, dass das Boot jetzt da liegt und sie würden auch nicht mehr wegfahren. Außerdem würde man in der Nacht aufpassen und die Schiffe abhalten, wenn sie kollidieren. Uns reichte diese irrsinnige Antwort jedenfalls aus, um die Motoren zu starten, und uns und unser Schiff ein paar hundert Meter weiter, auf 23 Meter Wassertiefe ankernd, in Sicherheit zu bringen. Wie selbstverständlich, wechselte das junge „Segeldreamteam“ (Ironie) an die frei gewordene Mooringboje. War das etwa die Absicht?
Daher, Appel à Tous, haltet Abstand beim Ankern, vergewissert Euch, wo der Anker des Nachbarliegers liegt, rechnet mit Winddrehern oder Starkwind und seid bitte vorsichtig und rücksichtsvoll. Wie gesagt, das vorgenannte betrifft natürlich nicht das Gros der französischen Segler, sondern nur einige wenige, aber das musste jetzt mal raus, Appel à tous, terminer!
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