Zum Wetter

Sturmwetter, Regenwetter, Sauwetter, Mistwetter, Schietwetter, usseliges Wetter, Schmuddelwetter, Tiefdruckwetter, Schlechtwetter, alle Wetterphänomene drücken genau den seit über drei Tagen andauernden Wetterzustand an unserem jetzigen Standort aus. Es regnet, es nieselt, es schüttet, es schifft, es prasselt – Wassermassen fallen vom Himmel, waagerecht nicht senkrecht. 

Regentropfen, die an mein Fenster klopfen …

Denn es stürmt, weht heult, es pfeift der Wind nahezu ununterbrochen, gerne mal in Böen um die 8 Beaufort. Es ist frisch, kalt, saukalt, eiskalt, eisig, schweinekalt, knackig – bei 6-8 Beaufort und maximal 12 Grad am Tag fühlt sich die Temperatur wie zuvor beschrieben an. Vor allem, wenn wir mal ausnahmsweise mit unserem Dinghy zum Ufer unterwegs sind. Gegen den Wind versteht sich, denn der kommt aus Nordost.

So oft wie nötig und so selten wie möglich raffen wir uns auf, verhüllen uns in wind- und wasserdichte Kleidung, fahren, den Kopf so tief wie möglich gesenkt, übers wellenbewegte Wasser ans knapp einen Kilometer entfernte Ufer, zum Dinghydock. Dort angekommen hangeln wir uns auf dem nassglatten schwankenden Steg bis zum sicheren Ufer. Die Seefahrerromantik kann man bei so einem Wetter getrost vergessen, moderner ausgedrückt,  in die Tonne kloppen, die schöne Umgebung versinkt in einer Melange aus grauen Farbtönen, der Ankerplatz wirkt trostlos.

Am Sonntag gibt es immer irische Life-Music im Aidan’s

Selbst das nahe irische Pub, mit dem verlockenden Gerstensaft, verliert an Anziehungskraft bei diesen miserablen Umständen und  das sagt schon viel aus, da wir sonst sehr an menschlichen Kontakten interessiert und dem sozialen Thekenleben zugewandt sind.

Wie schön für unsere zuhause gebliebenen Freunde in Deutschland, die sich an dem spätsommerlichen goldenen Oktober erfreuen, der eigentlich zumindest den lusterweckenden Reisebeschreibungen zufolge, auch hier das Wettergeschehen dominieren sollte.

Wir freuen uns über die Sonnenfotos, die wir zum Trost zugesendet bekommen, während die 10 Kilowatt Heizung. leise säuselnd und warme Luft spendend, den Steuerbordtank leer saugt. 70 Liter Diesel gingen in den letzten Tagen durch den Schornstein und ein paar Liter zusätzlich durch unsere Motoren, wer heizen will, braucht gut geladene Batterien. Denn die Solarpaneele liefern nur ein paar müde, vernachlässigbare Watt, zu sonnenundurchlässig sind die windgetriebenen dichten Wolken über uns. Soweit der Bericht zum Wetter oder wie man sowas halt, alternativ nennt, siehe oben.

Der MPPT-Controller ist eingetroffen, es war der falsche, Cornelia hat den mit Bluetooth-Applikation bestellt, aber der ohne den eingebauten Bluetooth-Anschluss kam gestern in der Marina an. Ersatz für den Ersatz ist aber schon unterwegs.

Auf der Höhe der Kapverden formiert sich wieder ein tropisches Wettersystem und nahe der Karibik ein weiteres. Wir sind sehr auf deren Entwicklung, sowie auf die Zugbahnen gespannt. Ansonsten gibt es erstmal nix spannendes von Bord zu berichten und wir enden mit: “Schickt bitte die Sonne zurück zu uns!”

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Flügel gestutzt

Mit versteinerten Gesichtszügen schauen die Gäste im Aidan’s Pub auf die Bilder und Filme, die uns aus Florida erreichen, als der Hurrikan Ian mit zerstörerischer Windkraft und haushohen Sturmfluten durchzieht. Das Unfassbare flimmert in quälend langen Sequenzen über den Bildschirm. Mit voller Wucht wurde eine Region Amerikas von Naturgewalten getroffen, deren facettenreiche Schönheit wir kennenlernen und erleben durften. Es sind Bilder, die uns erschüttern, die uns bis ins Mark treffen. Viele dieser ehemals wunderbaren Häuser im viktorianischen Baustil, schmucke Schiffe aller Art, oder modernste Hafenanlagen, sind entweder komplett zerstört oder geflutet, häufig unwiederbringlich. Man denkt an die Menschen, die diesem Naturmonster zum Opfer gefallen sind und hofft auf die Stimme eines Kommentators, der sagt, dass das nur ein Blockbuster-Katastrophenfilm war und dass jetzt das Programm mit dem Wetterbericht für die Region weitergeht.

Uns berühren die Berichte sehr, wir wissen von Freunden, die ihre Schiffe in der Zugbahn des Hurrikans an Land stehen haben und hoffen inständig, dass sie ihren geliebten segelnden Untersatz unbeschadet wiederfinden.

Uns haben Hurrikan Fiona und Hurrikan Ian den Mut geraubt, bald in Richtung Süden weiter zu segeln, zu groß ist unsere Angst, dass sich uns ein Hurrikan auf der Strecke dahin in den Weg stellt. Wir treten seglerisch auf die Bremse und stellen unsere ehemals ambitionierten Reisepläne ein Stück weit hintenan. Wir wollen auf keinen Fall in die südlicher gelegenen Zugbahnen dieser tropischen Wirbelstürme geraten. Das ist jetzt entschieden und ob wir es bis kurz vor der Winterpause bis zu den Bermudas oder gar bis in die Karibik schaffen, ist sogar schon dritt- statt zweitrangig. Wie bisher in unserer gemeinsamen Vergangenheit arrangieren wir uns mit dem nicht zu Änderndem und machen das Beste draus, im Moment sind wir sogar eher demütig und dankbar, dass wir von solch schlimmen Naturkatastrophen hier in unserem nördlichen Mauseloch verschont geblieben sind.

Mühevoll ist die Arbeit an den Silikonfugen

Die Arbeiten an Bord gehen weiter, das Cockpit und der gesamte Aufbau rund ums Bimini, haben nun strahlend weiße Silikonfugen. Jetzt fehlen nur noch gut 40 Meter Silikonfugen im Rumpf-Deck-Übergang und auf beiden Innenseiten im Bugbereich. Beide Rümpfe sind von mir in einer Tagesaktion händisch poliert und gewachst worden, der freundliche Hafenmeister war von soviel Elan so begeistert, dass er kein Liegegeld wollte und nur meinte, ich solle mir die Zeit nehmen, die ich bräuchte. Jetzt glänzt die Außenseite der Hexe wieder wie vor unserer atlantischen Überfahrt. 

Auch der defekte Deckel am Stauraum muss ausgetauscht werden

Die Aktion ging diesmal – oh Wunder – sogar schmerzfrei über die Bühne, keine Verspannungen in den Schultern, keine schmerzenden Arme und das, obwohl man(n) nicht jünger wird 😉

Anderes Thema, im Rennsport spricht man von Materialpech, wenn ein Wettkampf nicht gelingt und der Sportler davon nicht verschont wurde. Auch wir wurden mal wieder vom Materialpech eingeholt. 

Der MPPT-Controller für die mobile Solaranlage hat seinen Geist aufgegeben. Plötzlich und unvermittelt, gestern ging er noch, heute blinkt eine nicht behebbare Fehlermeldung. Ein neuer Laderegler ist bestellt. 

Die Innenverkleidung muss runter

Gestern beim Starkregen, tropfte es dann aus einer Decksluke, nach dem Entfernen der Innenverkleidung war klar, dass das Silikon undicht geworden ist, so geht uns wenigstens nie die Arbeit an Bord aus. 

Glück hatten wir dagegen mit der Polizei, in einer kleinen Anliegerstraße mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von ca 20 km/h, war ich so auf das langsame Fahren und den hinterm Baum stehenden Polizisten mit Radarpistole fixiert, dass ich eins der Stoppschilder übersehen haben muss. Diese Stoppschilder gibt es hier an so gut wie jeder Kreuzung, wo in Europa rechts vor links gilt. Auf jeden Fall hatten wir kurz darauf das Auto des Sheriffs mit blinkendem Blau und Rotlicht hinter uns. Glücklicherweise kam ich trotz fehlenden Führerscheins und Personalausweises, jedoch mit vielfacher Entschuldigung, mit einer Verwarnung davon. Ich sah mich schon mit Handschellen abgeführt, Cornelia fand den Gedanken amüsant und war gut unterhalten…

Nach dem Schrecken mit dem – schlussendlich sehr freundlichen, aber zunächst eher strengen Polizisten wurden wir belohnt. Auf einer Wiese trifft sich bei schönem Wetter eine Reihe stolzer Besitzer von Oldtimern, stellen sie zur Schau, und man kann sich einfach an den schönen Autos erfreuen.

Glück haben wir auch mit unseren ankernden Segelnachbarn. Schon ein Weile beobachtete ich eine Dreiergruppe von kanadischen Segelbooten, die anscheinend auch in Richtung Süden unterwegs sind. Wir sind uns schon auf mehreren Segelabschnitten begegnet, haben in Newport dicht bei dicht geankert und nun ankern wir seit fast zwei Wochen nebeneinander. 

In fröhlicher Runde

Vor ein paar Tagen hat irgend jemand den ersten Schritt gewagt, man kam ins Gespräch, man fand sich sympathisch. Seitdem treffen wir uns fast täglich in fröhlicher Runde, zum Essen, Trinken und Erzählen, auf wechselnden Booten, wir haben neue Segelfreunde, wie schön.

Gerade jetzt kachelt es mal wieder, ein durchziehender Sturm hält uns vom geplanten Landausflug ab. Böen bis 37 Knoten orgeln durchs Rigg und der Kat tanzt von einer Seite zur nächsten, um seine Ankerkette. Die Heizung brummt, mit 13 Grad am Tage und 7 Grad in der Nacht kann man wahrlich nicht von dem viel gepriesenem amerikanischen „Indian Summer“ sprechen.

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Gierig

Hurrikan Fiona auf dem Weg nach Norden

Gierig wie ein Nimmersatt saugt Hurrikan Fiona Luft in ihr wirbelndes Zentrum, um ihr zerstörerisches System zu erhalten. Von einer tropischen Depression, über einen tropischen Sturm hat sich Fiona zu einem ausgewachsenen Hurrikan der Stufe 3 entwickelt. Die Schäden auf den betroffenen Karibikinseln gehen in die Milliarden und leider hat Fiona auch schon einigen Menschen das Leben  gekostet. Doch obwohl Fiona nun nicht mehr in der Karibik wütet, halten die Menschen an der Ostküste der USA und in Neufundland den Atem an, und beobachten das Wettermonster mit Argusaugen. Denn die Zugbahn von Fiona darf man getrost als absolut ungewöhnlich bezeichnen. Statt raus auf den Atlantik zu ziehen, saugt sich dieser Hurrikan mit amerikanischer Festlandluft so richtig voll, lässt sich auch nicht von den kühlen Wassern des Humboldtstroms abschwächen und ballert mit voller Kraft in Richtung Kanada weiter.

Hier in Bristol hatten wir gestern sozusagen die Vorboten von Fiona in Form von tropischen Regenschauern gespürt, und heute wehte es durchgängig und gerade immer noch, mit 7-8 Windstärken aus nördlichen Richtungen. Bedingt durch den nördlichen Starkwind ist die Temperatur in den Keller gerauscht, nachts ist es mit 7 Grad ausgesprochen kalt. Doch wir wollen nicht jammern, denn, um ehrlich zu sein, sind wir heilfroh, dass wir nicht von diesem Wettersystem getroffen wurden, das  in nur 150 Seemeilen an uns vorbeigezogen ist. Zumal Bristol in den Jahren 1938 und 1954 von schweren Hurrikanen getroffen wurde, mit schwersten Schäden an Haus und Hof. Klar kann man sich in diesem Inselgewirr verstecken und ein sogenanntes Hurricanhole (Hurrikanversteck) suchen. Nur gehört dann schon eine gehörige Portion Glück dazu, bei den massiven Naturgewalten schadenfrei zu bleiben. 

Stille nach tropischem Regen

Nachdem die Hurrikansaison im Juli und August ausgeblieben ist, nimmt sie nun anscheinend so richtig Fahrt auf. Allein in dieser Woche haben sich vierweitere tropische Systeme gebildet. Das als Nummer Zehn bezeichnete System ist mittlerweile ein tropischer Sturm, hört auf den Namen Hermine und rauscht gerade von den Kapverden auf die Kanaren zu und sorgt dort schon für reichlich Unruhe bei der Bevölkerung. Die Menschen haben Angst vor dem, was auf sie zukommt, und die Medien überschlagen sich mit Warnungen. 

Die Hurrikan Site der Noaa

Auch bei Hermine kann, oder muss man sogar, ebenfalls von einer ungewöhnlichen Zugbahn sprechen. Denn das gab es noch nie, dass ein tropischer Sturm schnurgerade von den Kapverden nach Norden zu den Kanaren gezogen ist. Normalerweise wandern tropische Wettersysteme von der Ostküste Afrikas zu den karibischen Gebieten. Umso interessanter ist Hermine für die amerikanische Wetterbehörde NOAA und das dort befindliche Hurricancenter. 

Deshalb senden die USA ein Spezialflugzeug, das bis oben unter das Kabinendach mit Messapparatur vollgepackt ist, in das Zentrum des Tropensturms, um diesen genauestens zu untersuchen. Zudem intensiviert die NOAA nochmals ihre Arbeit, so sind die mögliche Hurrikangebiete in noch kleinere Sektoren eingeteilt worden, um dort noch mehr Wetterdaten erfassen zu können. 

Ein Kraftakt, der hoffentlich dabei hilft, die Entwicklung und mögliche Zugbahnen der tropische Stürme und der Hurrikans noch besser vorhersagen zu können und somit den Verlust von Menschenleben zu vermeiden und schwere Sachschäden zu beschränken.

Dass dies gelingen kann, sieht man meiner Meinung nach ganz gut an Puerto Rico. Während des Durchzugs von Hurrikan Maria vor fünf Jahren sind über 3000 Menschen gestorben, jetzt waren es, wie bereits erwähnt, fünf Menschen die die Naturgewalt nicht überlebt haben.

Hier an der Küste zog es heute die Wellenreiter an die zahlreichen Strände in der Umgebung. Wir verfolgten das sportliche Schauspiel am Newport Beach, wo ein ablandiger Wind auflandige Atlantikwellen, sowie die ebenfalls auflaufde Atlantikdünung für optimale Wellenreitbedingungen mit hohen und lang laufenden Wellen sorgten.

Wellenspektakel

Spektakulär anzuschauen waren die brechenden Wellen, am nur wenige Kilometer entfernten Denkmal für die portugiesischen Seefahrer und Entdecker, dem Brenton Point.

Denk-mal

Seit sechs Tagen ankern wir nahe zum Bristol Harbour, seit vier Tagen haben wir einen Mietwagen, den wir für Einkäufe und Erkundungsfahrten nutzen. Es gibt mal wieder viel zu tun an Bord und die Arbeitsstunden mehren sich. Wir wollen alle Silikonnähte erneuern und das Auskratzen der alten unansehnlichen Silikonfugen ist eine echte zeitfressende Plackerei. Doch wir kommen langsam aber stetig voran, das Cockpit ist fast fertig, frühmorgens geht es los und am späten Nachmittag sind wieder ein paar Silikondosen leer und ein paar Meter Fugen weiß gefüllt. 

Abends sind wir dann in Bristol unterwegs, das ist in der Regel sehr unterhaltend und abwechslungsreich. Denn die lieben Menschen von Bristol sind durchweg „open minded“, also interessiert an neuen Menschen/Bekanntschaften, und nicht wenige hier haben einen Bezug zu Deutschland, sei es durch das eigene Arbeitsleben, Verwandte und Bekannte oder durch Urlaub  oder Reisen. So entwickeln sich Gespräche schnell, wir werden nach dem Woher und Wohin befragt, erhalten viele Informationen zur Gegend, zur Ostküste von Amerika, über die Lebens-/Arbeitsweise in Amerika. Häufig tauschen wir unsere Adressen aus, mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Um es kurz zu fassen, wir sind froh, diesen wunderbaren Ort für uns entdeckt zu haben. 

Alter schneller Kat mit modernen Attributen

Apropos wunderbarer Ort, ich finde ja, dass Cornelia bei der Beschreibung des Herreshoff Museums ein bisschen einsilbig und emotionslos war. Dazu muss man wissen, dass Nathanael Herreshoff (1848-1938) den legendären Ruhm begründete und sein Sohn Francis den Erfolg fortsetzte. Beide waren herausragende Yachtkonstrukteure ihrer Zeit. Die Yachten, die ihrer Feder entsprangen und von ihnen auch gebaut wurden, gewannen zahllose Regatten, besonders im berühmten Americas Cup. Acht mal wurde dieses Highlight der Sportgeschichte ruhmreich von Herreshoff Yachten gewonnen. Wer sich hingezogen fühlt zum Segelsport oder klassische Yachten mag, wird den Besuch des Herreshoff Museums allzeit liebevoll in seiner Erinnerung bewahren. 

Die Konstruktionszeichnung und die Beschreibung des Kat

Diese große Anzahl ehemals schwimmender Schönheiten im guten Zustand in der ehemaligen Bauhalle bewundern zu können, geht echt ans Herz. Und für die Katamaransegler unter den Lesern, Herreshoff hat bereits 1876 einen 9,5 Meter langen Katamaran in offener Bauweise, also ohne Kajüte gebaut, der damals schon 18 Knoten schnell war und jetzt in der Ausstellung zu bewundern ist. Beide Ruder sind über ein Stangensystem miteinander verbunden, der Katamaran hatte Steckschwerter und einen großen Bugspriet, der an sportliche Yachten der heutigen Zeit erinnert. Damals gab es keine (Katamaran-)Vorbilder, einfach nur genial! Es gibt zudem noch eine Hall of Fame des Americas Cup und ein Americas Cupper steht in voller Schönheit vor dem Museum. Das Museum sucht noch Freiwillige zur Mitarbeit im Museum. Also wer in die USA umsiedelt und Schiffe liebt, könnte in Bristol seine 2. Heimat finden. 🙂

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Viele Tage, viele Buchten

Dienstag, 13. September, Onset Bay nach Martha’s Vineyard, 20 Seemeilen

Pünktlich um 08:00 Uhr sind wir an der Bootstankstelle, denn in der Seekarte stand, das diese mit Abstand die günstigste Tankstelle der Region ist. Tatsächlich haben wir für 92 Gallonen 425 Dollar bezahlt, das sind 4,62 Dollar pro Gallone, meist kostet die hier 5 Dollar.

Die Onset Bay hatte uns gut gefallen, ein kleines verschlafenes Nest, mit einem Pub am Hafen und einem Pizza-Restaurant. Dort haben wir sehr leckeren Salat und Pizza gegessen, und uns mit den Damen am Nebentisch unterhalten. Alle sind immer so interessiert, fragen uns, woher wir kommen, wollen mehr von unserer Reise wissen und finden es “awesome“, fantastisch!

Dann geht es los, immer brav an den Bojen entlang die Onset Bay hinaus bis zu der schmalen Durchfahrt bei dem Nonamesset Island (ist bestimmt ein indianischer Name) über die Bucht von Falmouth Harbour bis nach Martha’s Vineyard, das uns sehr empfohlen wurde. Für heute war dies die ideale Entfernung, denn kurz vor dem Ankern fängt es an zu regnen. Im VHF kommen Warnungen der Coastguard vor Gewitter, schwerer See, plötzlichen Böen und Windhosen, die kleinere Boote umwerfen und andere schwer beschädigen könnten. Tatsächlich braut sich hinter uns was zusammen, eine dunkle Wolkenfront kommt immer näher, wir hören auch schon mal ein Donnergrollen.

Von hinten kommen die dicken Wolken

Vorsorglich lässt Volker uns alles wegpacken, die Cockpitpolster wegen des kommenden Regens, das Cockpit-Zelt, um eventuellen Böen keine Angriffsfläche zu bieten, die Abdeckungen auf den Winschen, alles was irgendwie durch die Luft fliegen könnte wird im Innern des Bootes verstaut.

Glücklicherweise kommen die bösen Sturmböen und Windhosen nicht zu uns, aber der Regen! Das ist kein Regen, sondern Petrus hat da oben ein Schwimmbad leer laufen lassen. Dabei verschwimmen Wasser und Horizont zu einer einzigen grauen Fläche, auf dem Dach prasselt es, und es grummelt immer mal wieder, aber nun sitzen wir trocken im Boot und lauschen dem aufs Dach prasselnden Regen. Mal sehen, wie lange das dauert, laut Wetterberichten soll es gegen 17 Uhr aufhören. Hoffentlich weiß Petrus das auch …

Tatsächlich wird es abends trocken, wir machen uns auf in den Ort, von dem wir so tolle Sachen gehört haben. Obama macht hier Urlaub und noch andere amerikanische Celebrities. Aber ehrlich: Der Ort ist ausgestorben und langweilig. Es gibt ein paar Kleidergeschäfte, die obligatorischen Galerien und hochpreisige Souvenir-Läden.

Lecker Sushi

Ganze zwei Restaurants haben an diesem Dienstg geöffnet, eines davon serviert (für mich) sehr leckeres Sushi, Volker ist von seinem Essen weniger begeistert. Am nächsten Abend essen wir lieber auf dem Boot, aber danach finden wir tatsächlich ein Pub, das berühmte Black Dog, in dem wir nur etwas trinken dürfen, und Volker einen unglaublich leckeren Schokoladenmousse-Nachtisch bekommt.

Den schwarzen Hund gibt es in allen Varianten, auf sämtlichen Gläsern und Tellern hier im Pub. In den Black-Dog-Läden findet man ihn sogar auf T-Shirts, Hoodies und vielem mehr.

Donnerstag, 15. September, Martha’s Vineyard nach Newport, 44 Seemeilen

Um den Gezeitenstrom, der hier mit bis zu vier Knoten stark ist, auszunutzen, sind wir früh auf den Beinen. Der Wind ist noch stärker als vorher gesagt, gut dass Volker schon gleich Reff 2 eingebunden hat. In der Bucht von Martha’s Vineyard mussten wir noch unter Motor fahren, denn es ging genau gegenan, und hier verkehren zahlreiche Fähren, sodass man nicht gut kreuzen kann. Kurz vor Ende der Bucht wird das Großsegel gesetzt, nach dem Abbiegen zunächst auf 280° kommt die Genua im 4. Reff hinzu. 

Der nächste Kurs ist mit fast 210° ein Halb- bis Am-Wind-Kurs. Dank des mit 28 Knoten wehenden  Windes und  der Böen bis 32 Knoten sind wir rasend schnell, oft über 12 Knoten, am Ende sind wir einen Schnitt von neun Knoten gesegelt.

Nach fünf Stunden biegen wir in die Bucht von Newport ein, hier wird gesegelt. Ein paar Regatta segelnden Booten müssen wir ausweichen, nachdem wir vor der letzten Bucht das Segel geborgen haben. Die Bucht vor der Stadt ist voll mit Mooring-Feldern, die Ankerplätze sind gefüllt wie in der Marigot Bay. Aber wir finden einen guten Platz, und können bald mit dem Dinghy in die Stadt fahren.

Am nächsten Tag sind wir früh im Ort, denn hier findet gerade eine Boat Show statt, mit ganz vielen Motor- und auch einigen Segelbooten im Wasser, und auch Zubehör in zwei Hallen. Wir genießen es, dass man hier ganz unproblematisch auf jedes Boot gehen kann, ohne gleich ein festes Kaufinteresse zu zeigen. Schuhe ausziehen und ab!

Samstag, 17. September, Newport nach Bristol, 12 Seemeilen (gekreuzt wahrscheinlich eher 14, aber die Logge funktioniert nicht)

Früh legen wir ab, es sind zwar nur 12 sm bis Bristol, aber Volker möchte heute noch in das Herreshoff-Museum. Ohne Frühstück und vor allem ohne Kaffee für mich motoren wir zunächst bis zur Newport oder auch Claiborne Pell Bridge (das scheint nicht so klar) und, obwohl sie mit den 194 Fuß mehr als genug Durchfahrtshöhe für uns hat, sieht es immer wieder spektakulär aus. Zumindest von unten.

Wie in Holland im Winter …

Der Wind ist kalt, wir ziehen eine Schicht nach der anderen an, sogar Handschuhe. Aber die Sonne scheint und verspricht wärmere Temperaturen für heute Mittag.  Es ist sehr schön hier und nicht ganz so voll wie in Newport auf den Ankerplätzen und  den zahlreichen Regatten.

Vor Bristol liegen auch zahlreiche Boote, die meisten an Moorings, aber wir finden einen großartigen Ankerplatz.  vor wunderschönen Villen am Ufer mit großzügigen Grundstücken. „Bei der Garten-Größe rentiert sich ein Aufsitzrasenmäher!“, sagt Volker.

Das Herreshoff-Museum ist interessant anzuschauen, wir bewundern die verschiedenen Modelle, und man kann sogar in manche reingehen. Die sind wunderschön gebaut, mit allem, was man auf längeren Törns braucht, Toiletten, Betten und eine funktionierende Küche mit Dieselherd. 

Bristol gefällt uns gut, mit zahlreichen Kneipen und Restaurants, wir genießen die kleine Stadt. Anthony Quinn hat in Bristol gelebt und ist sogar auf dem hiesigen Friedhof beerdigt. Auch hier finden wir überall nette Leute, die uns mit Tipps zu der Gegend versorgen, und mehr über unsere Reise wissen wollen.

Am Sonntag findet in einer Straße ein Event statt, mit verschiedenen Bands auf den Porches, den Veranden an der Vorderseite, tausende Menschen sitzen auf mitgebrachten Stühlen, oder stehen vor den jeweiligen Bands, und manche, so wie wir, laufen die ganze Straße entlang, um alle Bands und die wunderschönen Häuser anzuschauen.

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Ahoi Hexe

Grönland von oben

Wes und Roisin holten uns am Flughafen in Boston ab, der fünf Stunden lange Flug von Reykjavik  dorthin hat uns einen wunderbaren Ausblick auf die grönländische Eiswelt geboten, sowie auf unendlich viele kanadische Buchten, Seen und Flüsse. Vom Flughafen ging es mit dem geliehenen Auto zum Hull Yacht Club und von dort, wegen des vielen Gepäcks, mit dem Tenderboot des Yachtclubs zu dem Ankerplatz der Hexe. 

Endlich angekommen an Bord, war zunächst garnicht viel Zeit übrig, denn wir packten aus und Wes und Roisin packten ein für ihren Flug am folgenden Tag nach Seattle. Viele Bootsdetails wurden besprochen, kleine Problemchen noch gelöst, ein Einkauf im Supermarkt arrangiert und nach einem frühen Abendessen gingen wir alle ins Bett. Die Zeitverschiebung forderte mal wieder ihren Tribut. 

Wenn Himmel und Meer miteinander verschmelzen

Am nächsten Morgen ging es früh mit kleineren Reparaturen weiter, das Manometer des Watermakers wurde eingedichtet, ein neuer Borddurchlass, natürlich oberhalb der Wasserlinie, wurde montiert und schon war es Zeit, die Beiden mit dem Beiboot zum Yachtclub zu bringen, damit der gebuchte Flug erreicht wurde. Kaum dort angekommen, kam der Commodore des Clubs auf uns zu, ob wir denn eine Vereinsflagge von unserem Segelclub bei uns hätten für einen Flaggentausch. Ein paar Minuten später war die Flagge von Bord geholt und die offizielle Wimpeltauschzeremonie wurde durchgeführt. Danach gab es den obligatorischen Umtrunk, verbunden mit einer herzlichen Einladung zum Abendessen in den Hull Yacht Club, kurz HYC.

FLaggentausch

Am Abend ging es dann gestylt und gebügelt zum HYC, und wir wurden direkt von einem Clubmitlied zu einem Willkommensgetränk eingeladen und nach dem Woher und Wohin unserer Reise befragt. In diesem Stil ging der Abend weiter, das Interesse an unseren Segelabenteuern war groß, die amerikanischen Segler waren sehr neugierig und offen. Das leckere warme Büffet war die kulinarische Krönung des Abends. Danach wurde es nochmal formell, denn die Gewinner der sommerlichen Abendregattaserie wurden bekanntgegeben und es gab eine Besprechung, mit Anregungen der Mitglieder, wie diese erfolgreiche Regattaserie in der nächsten Saison fortgeführt werden soll. Dann wurden wir als Segelreisende in der großen Runde offiziell vorgestellt und nochmals beim HYC willkommen geheißen, um 22 Uhr war dann alles vorbei und wir tuckerten zum Schiff zurück. 

Die Capitania auf der Leiter

Der nächste Tag verging mit Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten wie im Flug, abends gönnten wir uns ein paar wohlverdiente Drinks in „Jo’s Nautical Bar“, die wohl so legendär zu sein scheint, dass uns alle Segler zu einem Besuch geraten hatten. Der Aufstieg vom Dinghysteg, über die hoch hinausragende Leiter, war für die Capitania eine echte Aufgabe, die sie aber mit Bravour meisterte. Die Bar scheint aus einer lang vergangenen Zeit zu stammen, überall hängen maritime Artefakte, ein Sänger gab sein Bestes auf der Gitarre, und Lindsey, die superfreundliche Bedienung, erzählte begeistert von ihrem Berlinaufenthalt.

Mit den Drinks muss man sich bei den Dinghytouren in Amerika generell zurückhalten, denn Polizei-oder Coastguardboote kontrollieren schon mal Sportboote. 

Am nächsten Morgen ging es dann ankerauf aus der Bucht heraus. Unser Tagesziel, Provincetown, liegt gut 40 Seemeilen entfernt. Provincetown ist das Mekka der Queer-Bewegung an der Ostküste von Amerika, ein bunter Menschenmix bevölkert die Gassen der historischen Altstadt und feiert in den zahlreichen Locations. 

Neugierig verfolgten wir die Szenerie, wir ließen uns von dem Menschenstrom durch die Gassen treiben und folgten der Einladung zu einem Jazzkonzert ins historische Rathaus. Bei dem Konzert wurde nicht nur die Jazzmusik der 1950-1980er Jahre in den Mittelpunkt gesetzt, sondern auch die Fotografien von Jack Bradley, der alle berühmten Jazzmusiker wie Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Duke Ellington abgelichtet hatte. Insgesamt umfasst sein photografisches Schaffen über 30.000 Fotos. Jack Bradleys Fotografien lagern heute im Louis Armstrong House Museum.

Mit Fotoleinwand

Von der Musik beschwingt, wandelten wir weiter durch die Straßen von Provincetown. Aber irgendwann ist Schluss mit lustig und mit dem, seltsamerweise, stotterndem Außenbordmotor, ging es etwas beunruhigt zum Hexenkat zurück. 

Gestern war dann Poliertag, eine Hälfte des Aufbaus glänzt nun wieder, wie sie soll. Hin und wieder zeigten sich Haifischflossen in der Nähe der Hexe, die Cape Cod Region ist das Epizentrum der Haie an der Ostküste. Besonders die weißen Haie mögen die zahlreich vorkommenden Robben wohl sehr. Das bewachsene Unterwasserschiff wird daher nur, soweit erreichbar, vom sicheren Beiboot aus von den angewachsenen Muscheln befreit. Abends machten wir uns noch einmal auf in den täglichen Karneval von Provincetown.

Heute sind wir zum Cape Cod Canal gesegelt und dann bei strömendem Regen durch den gut 7,5 Seemeilen langen Kanal geschippert, der sowohl landschaftlich als auch von den Brücken her, sehr an den Nordostseekanal erinnert. Und eine kräftige Strömung sorgt dafür, dass die Passage kurz ist, wir haben die Gezeit gut abgepasst, vier bis fünf Knoten schieben uns westwärts.

Kurz nach dem Kanal fiel in der ruhigen Onsetbay der Anker, keiner von uns Beiden hatte mehr Lust, weiter durch den Regen zu schippern. Die Dieselheizung wärmt gerade das Schiff auf und trocknet die nassen Klamotten. Morgen ist ein neuer Tag.

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Zwischen Death Valley und den Schweizer Bergen – die vielfältigen Gesichter Islands

Wenn man mit dem Auto durch Island fährt, sieht man ganz verschiedene Landschaftsbilder.
Es gibt vulkanische Steinwüsten wie in Lanzarote, aber hier sind sie von weichem Moos bedeckt, sodass man einsinkt, wenn man darüber läuft. Das gilt wahrscheinlich auch für die grasenden Schafe sowie für die vielen Islandpferde, die auf weiten Weiden rennen können.
Es gibt grüne Wiesen und schroffe Berge wie in den Alpen, an manchen Stellen ragen rote Felsplateaus aus wüstenähnlichem Boden, dann wieder stehen da Tannenbäume wie im deutschen Nadelwald. Eine andere Gegend erinnert an die sanften Hügel Südenglands.
Beeindruckend aber sind die Geysire, oder Wasserfontänen, die aus der Erde sprudeln, sowie riesige und kleinere Wasserfälle, oft sieht man glasklare oder erdtrübe Seen und Flüsse.
Und über all dieserVielfalt thronen die Gletscher Islands mit den unaussprechlichen Namen, der kleine Myrdalsjökull oder der riesige Vatnajökull, von denen an einigen Stellen Eisbrocken in Lagunen abspalten, der Gletscher „kalbt“. Große und kleine, braune, weiße und blaue Eisberge schwimmen in den Seen, auch einzelne Stückchen Gletschereis, die wie Diamanten in der Sonne glitzern.

Was machen wir in Island? Während wir zu unserem Sommerurlaub in Deutschland waren, haben Wes und Roisin in ihrem Sommerurlaub die Hexe nach Boston gebracht. Dort findet dann – sozusagen – ein Crewwechsel statt, die beiden fliegen zurück nach Lanzarote, und wir übernehmen unser Boot wieder.

Alles muss eingepackt werden

Der Flug von Amsterdam nach Boston sollte in Reykjavik zwischenlanden, mit zwei Stunden Aufenthalt. Da wir beide aber noch nie in Island waren, beschlossen wir, den Zwei-Stunden-Aufenthalt auf drei Tage zu verlängern. Und das hat sich gelohnt!

Auf dem Weg zum Abendessen im Turm

Auf dem Weg zum Flughafen in Amsterdam haben wir eine Nacht als erste Gäste im neu eingerichteten Airbnb von Sabrina und Matthijs in Hoorn geschlafen, und waren mit unseren Freunden Kees und Boris wie in alten Zeiten in den Hoofdtoren Spareribs und Sliptongetjes essen.

Der etwas andere Fahrradständer

Ich hatte uns ein nettes Hotel im Herzen von Reykjavik gebucht, ein Leihauto hatten wir schließlich auch (aber dazu gehört eine andere Story), und nachdem wir unser Gepäck in dem schönen Zimmer mit Aussicht auf den Hafen verstaut hatten, machten wir einen ersten Rundgang durch die Innenstadt.

Auf der Fahrt vom Flughafen war uns aufgefallen, dass es viele eher hässliche Bauten gibt, mit unschönem grauen Betonputz. Aber hier im Zentrum erfreuten wir uns an den typisch bunten nordischen Häusern. Die Stadt ist unglaublich lebendig, so viele Menschen laufen durch die Straßen, am frühen Sonntagabend genauso wie am späteren Montagabend oder Dienstag Nachmittag. Es gibt anspruchsvolle Modegeschäfte, Designerläden und natürlich viele Souvenirläden mit hübschen bis hässlichen Andenken an Island. Fast jedes zweite Haus beherbergt ein Restaurant, ein Café oder eine Kneipe, alle sind meist gut besucht.

Das Opern- und Konzerthaus – moderne Architektur vom Feinsten

Viele junge Menschen beherrschen das Stadtbild, manche mit außergewöhnlichen Haarprachten, Männer mit Zöpfen bis zum Po, viele – wie in der Karibik – sehr bunt gefärbt, und mit abenteuerlichen Tätowierungen.


In der ältesten Kneipe Islands tranken wir ein Bier – „Viking“, in Island gebraut wie auch „Gull“, von dem wir schon am Flughafen ein Sixpack ins Hotel mitgenommen hatten, weil wir horrende Storys von Bier- und Weinpreisen gehört hatten. Also, günstig ist es nicht, aber insgesamt scheint es – zumindest für die Isländer – in Ordnung zu sein.

Uns blieben zwei volle Tage, um die Sehenswürdigkeiten dieser Insel anzuschauen, und jede einzelne Stunde hat sich mehr als gelohnt. Da wir beschlossen hatten – schon wegen unserer eher zahlreichen und schweren Gepäckstücke von dem einen Hotel in Reykjavik aus zu fahren, anstatt jeden Abend eine neue Unterkunft zu suchen – waren wir lange mit dem Auto unterwegs, durch eben diese vielfältigen Landschaften.


Der eher kurzen zur Verfügung stehenden Zeit wegen haben wir uns auf die Südküste konzentriert und sind am ersten Tag sehr früh, um kurz nach sieben Uhr, losgefahren, 380 km weit, zu dem Vatnajökull-Gletscher, vorbei an all den eingangs erwähnten verschiedenen Landschaften.

Schwefeliger Dampf kommt auch mit in die Luft

Geysir-ähnliche Fontänen aus schwefeliger Erdwärme haben uns beeindruckt, natürlich die wirklich sehr zahlreichen Schafe, die friedlich grasenden Islandpferde und Shetlandponys. Nahe der am südlichen Rand der Insel gelegene Stadt Vik gab es auch einen kleineren Gletschersee, allerdings eher mit schmutzigbraunen Eisbergen.

Aber der Gletschersee Fjallsarlon hat wirklich alles übertroffen. In der Sonne am Ufer sitzend beobachten wir, wie die kleinen Diamanteisberge leicht übers Wasser gleiten, der große Brocken in einem unglaublichen Blau leuchtet und kleinere weiße Stücke auf dem kalten Wasser schwimmen. Volker hat mal die Hände reingehalten und fand die Temperatur als nicht zum Baden geeignet.


Der Rückweg nach Reykjavik wurde zu einem Festival der Wasserfälle und der daraus resultierenden Flussschnellen. An dem großen und berühmten Seljalandsfoss ersparten wir uns den eigentlich unvermeidlichen Gang zwischen dem hinab stürzenden Wasser und der Felswand, als wir sahen, wie nass die Leute da herauskamen, viele in Regenjacken und -mäntel gehüllt, uns reichte schon, dass die Gischt unsere Gesichter benetzt. Trotzdem war es gigantisch anzusehen, wie schön die von Sonne und Spray gebildeten Regenbogen an den Berg gemalt wurden.

Auch die Band spielt vor vollen Bücherregalen

Müde und hungrig kamen wir am Hotel an, und landeten – nach einem leckeren Abendessen mit Fish & Chips für mich und einem Burger für Volker in einer großen Buchhandlung. Also, es sah aus wie eine Buchhandlung, aber vor fünf Jahren hatte der Chef, der wie der Archetyp eines Buchhändlers durch den Laden lief, eine andere Idee. Er stellte antiquarische Bücher in die zahlreichen Regale im Erdgeschoss und auf der umlaufenden Empore, baute zwei Theken ein, seitdem spielt hier jeden Abend eine Band, der Laden ist voll, und die Bars laufen gut. Wahrscheinlich kommen hier täglich mehr Menschen in das Geschäft, als es Buchkäufer gäbe.

Die amerikanische Erdplatte

Nach der ausgedehnten Autofahrt am ersten Tag wollten wir an unserem zweiten und letzten Tag nicht so lange im Wagen sitzen. Die Landschaftseindrücke waren unglaublich vielfältig, heute reichte uns der Ausflug zu der Kontinentalspalte. In dem Nationalpark Thingvellier treffen die eurasische und die amerikanische Erdplatte aufeinander, dazwischen hat sich eine Spalte gebildet, durch die man hindurch wandern kann, vom Museum bis – mal wieder – zu einem Wasserfall. Hier waren wir auch nicht alleine, aber das Gefühl, mal eben so von europäischem zu amerikanischem Boden zu wechseln, und natürlich – auch wieder mal – die umgebende Landschaft machten den Spaziergang zu einem besonderen Erlebnis.

Volker und die Pferde


Auf dem Rückweg haben wir kurz angehalten, um ein paar Islandpferde zu streicheln, waren in einem Museum, das isländischer Malerei gewidmet war, und eine Ausstellung des unglaublich produktiven Porträtmalers Kjärval (1886-19729) zeigte, sowie eine Ausstellung von gestickten modernen Bildern, die lustig anzuschauen.


Nach einem leckeren vietnamesischen Abendessen schauten wir noch einmal bei der musikalischen Buchhandlung vorbei, diesmal allerdings waren wir vernünftig genug, nicht – wie am Abend zuvor – die letzte Zugabe abzuwarten, sondern gingen rechtzeitig zurück zum Hotel, um die Taschen zu packen, schließlich mussten wir um sieben Uhr in der Früh bereits auf dem Weg zum Flughafen sein.


Da wir – trotz aufmerksamer Nachtwachen (für jeweils fünf Minuten) – kein Nordlicht gesehen haben, werden wir wohl sicher mal zurück kommen, Island hat uns gut gefallen.

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Reiseklar

Seit ein paar Tagen steht unsere Reiseplanung, noch nicht die mit unserem Kat, aber zumindest die Rückreise zum Boot ist fest gebucht oder abgesprochen. 

Am 3. September wird uns ein Freund mit dem Auto nach Hoorn in Holland bringen. Unsere lieben Segelfreunde Matthijs und Sabrina haben uns zu sich eingeladen und wir werden die ersten Gäste/Freunde sein, die in ihrer neu eingerichteten AirBnB Wohnung übernachten werden. Hartelijk bedankt voor de uitnodiging! Auch unser Freund Kees will bis dahin von seiner Sommerreise mit dem Motorboot Westergouw zurück sein, und wir freuen uns sehr, ihn nach über einem Jahr endlich wieder zu sehen.

Überhaupt freuen wir uns auf Holland und Hoorn; das Land mit seinen freundlichen Menschen und die wundervolle Altstadt von Hoorn ist uns während der zahlreichen Aufenthalte doch sehr ans Hers gewachsen. Es ist jetzt auf den Monat genau acht Jahre her, dass wir unser Landleben gegen das Leben an Bord eingetauscht haben. Wie die Zeit vergeht… 

Am 4. September wollen wir mit Iceland Air von Amsterdam nach Reykjavik fliegen und für drei Tage Island erkunden. Dort waren wir noch nie, doch diese Insel mit ihrer einzigartigen Natur hat es uns schon lange angetan und wir sind gespannt wie ein Flitzebogen, wie es dort aussieht. Ich würde da auch gerne mal hinsegeln, Cornelia hält da nix von, weil viel zu kalt;-). Am 7. September werden wir dann nach Boston/USA weiterfliegen.

Noch nicht so lange, präzise drei Wochen ist es her, dass sich unsere jüngste Tochter Larissa und ihr langjähriger Freund  Johannes das Ja-Wort gegeben haben und in den Stand der Ehe eingetreten sind. Ein wunderbares Ereignis, verbunden mit einer großartigen Feier, in einer tollen Umgebung.

Zoey und die Pinguine

Wir haben natürlich in den zurückliegenden Wochen, so  oft wir konnten, unsere liebe Enkeltochter besucht. Die letzen fünf Tage hatten wir Zoey sogar als Ferienkind bei uns in Darmstadt, eine besonders schöne Zeit, gespickt mit zahlreichen Aktivitäten, die nur durch ein heftiges Kindergarten-Erkältungsvirus, verbunden mit Hals-Kopf-Gliederschmerzen und Fieber, bei uns beiden ein bisschen getrübt war.

Blau wie der Atlantik – der Otterstädter Altrhein

In den letzten Wochen hatten wir auch mal wieder die Gelegenheit, Wassersportreviere in der näherenmUmgebung mit unserem Kajak zu erkunden.

Segelvergnügen auf dem Otterstädter Altrhein

Der Otterstädter Altrhein lockte mit seinen kleinen Eilanden, den Sandstränden und klarem Wasser, in dem viele Fische zu beobachten sind. Zahlreiche Segelboote waren bei lebhaftem Ostwind ebenfalls auf dem Wasser unterwegs. Dieses Revier, nahe bei Speyer, war vor vielen Jahren auch meine seglerische Heimat, mit meinem alten Vierteltonner. Jetzt sind wir da rausgewachsen, aber es ist einfach schön dort und deshalb lassen wir uns gerne hin und wieder von den Schönheiten dieses Reviers locken.

Paddelvergnügen

Ein neues Paddelgebiet haben wir auch erkundet, soweit es die zahlreichen Wasserpflanzen zuließen. Ginsheim  am Rhein ist ein Ort mit 1700 Einwohnern und liegt zwischen den Rheinmetropolen, Mainz und Wiesbaden. Ginsheim hat einen schönen historischen Ortskern, mit Fachwerkarchitektur und an der Rheinpromenaden gibt es neben einem Bootshaus mit Restaurant und dem Sportboothafen eine lange Promenade, Diese führt zum Rhein hin und eine rekonstruierte Rheinschiffsmühle lädt zur Besichtigung ein. Erwähnt werden muss auch die ganzjährig verkehrende Kabelfähre zwischen dem Ginsheimer Ufer und der sehenswerten Nonneninsel. D

Die Kabelfähre fährt bei Bedarf auf die andere Seite

Der Altrheinarm ist ein Paradies für Naturliebhaber, zahlreiche Störche sind in dem knietiefen Wasser auf Nahrungssuche, Seerosen blühen, und Fische huschen zwischen dem Unterwasserpflanzengewirr hin und her.

Als wir dort paddeln waren, war der Wasserstand, ebenso wie der des Rheins, extrem niedrig, der obere Lauf des Ginsheimer Altrheins war ab einem gewissen Punkt so zugewachsen, dass man meinte, auf einer grünen Wiese zu paddeln und irgendwann ging es schlicht und einfach nicht mehr weiter. Wir haben dann umgedreht und sind bis zum Rhein gepaddelt und haben uns an dem Anblick der großen Rheinbrücke erfreut.

Die paar Wochen unserer Sommersegelpause sind rasend schnell vorüber gegangen. Wes und Roisin haben unseren Hexenkat in unserer Abwesenheit bis hoch nach Boston gesegelt, wo wir das Schiff wieder übernehmen werden, da freuen wir uns auch sehr drauf. Doch bis dahin gibt es noch zahlreiche kleinere Dinge zu erledigen, so wie das immer ist, wenn wir hier sind, denn die nächste Rückreise nach Deutschland soll nicht vor Weihnachten sein.

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Home Sweet Home

Prall stehen die roten Segel im Wind, mit mächtig Schräglage segeln wir unter einem bedeckten Himmel dahin, die Logge zeigt sportliche 5,8-6,5 Knoten an.

Drei Segler bei kühlen Bedingungen auf dem Ijsselmer

Wir, Lukas, Carl-Martin und ich sind mit der Sherazade, meinem ersten und ehemaligen, 6,60 Meter langen Kajütboot auf dem Ijsselmeer, von Workum nach Stavoren, unterwegs.

Einen Tag früher sind wir in Washington/Dulles mit der KLM in Richtung Amsterdam gestartet und 7 Stunden später in der bezaubernden holländischen Hauptstadt gelandet. Auf die deutschen Maskenfliegerei verzichten wir gerne, solange sich das umgehen lässt und diese sinnlose Regelung besteht.

Sherazade

Carl-Martin holt uns früh morgens am Flughafen ab und ein paar Stunden später, sitzen wir in fröhlicher Herrenrunde auf der 51 Jahre alten Sherazade, die die kurzen und steilen Wellen bravourös meistert. Lukas hat die schiffige Dame komplett überholt und das alte Gelcoat glänzt nun wieder fast wie neu. Am Abend feiern wir mit Lukas, Christian und Steffi in der Hafenkneipe, wie in alten Zeiten, die schon über 20 Jahre zurück liegen. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Carl-Martin, und Lukas fährt uns dankenswerter Weise nach Darmstadt zurück.

Der letzte Abend an Bord

Wes und Roisin sind wieder an Bord der Hexe, die in der Jabin Yacht Yard einen wunderbar ruhigen Liegeplatz hat. Wes will noch ein paar kleine Reparaturen ausführen. Dann werden die beiden mit dem Hexenkat, bis hoch nach Maine segeln, wo wir das Boot Ende August wieder übernehmen wollen. 

Endlich ist auch die neue 24-Volt-Pumpe für den Wassermacher in Annapolis angekommen, nach einem achttägigen Irrlauf bei UPS, Amerika. Weitere Ersatzteile bestellen wir hier von Darmstadt aus und werden diese dann im übervollen Gepäck auf dem Rückflug zum Boot mitnehmen.

Der perfekte Liegeplatz

In der nächsten Woche haben wir einen Termin zur Beantragung unseres B1/B2-Touristenvisums bei der amerikanischen Botschaft in Berlin. Dieses Visum erlaubt es, bis zu 180 Tagen am Stück in Amerika zu bleiben. Für unsere weiteren Segelpläne ist das mehr als ausreichend, am Ende der Hurrikanzeit, Ende November, geht es zurück in Karibik. Die Bermudas, die US-Virgin-Islands, die British-Virgin-Islands, Antigua und Barbuda sowie die Grenadines stehen auf dem Programm. Diese Inseln haben nun auch, vernünftiger Weise, alle Covid-Beschränkungen aufgehoben und sind wieder normal zu bereisen. Doch bevor es zurück in die immer warmen Gefilde der Karibik geht, wollen wir weitere Teile der Ostküste von Amerika besegeln. Und eventuell geht es für einen kurzen Abstecher hoch nach Kanada. Nova Scotia oder Halifax, allein die Städtenamen klingen schon verlockend!

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Zusammenfassung Teil 2

Der Duft von frisch gemähtem Gras weht zu uns hinüber, Landluft statt Seeluft, wir liegen an der Mündung des Potomac River, dem Fluss, der bis nach Washington DC hoch führt. Von drei kleineren Yachthäfen gegen die südlichen Winde geschützt, ein Naturparadies, mit altem Baumbestand, Sümpfen, grasgrünen Wiesen und adretten Wohnhäusern mit Steganlagen. Andere Gastyachten gibt es hier nicht, aber dafür ein Restaurant, die Pier 450, im Smith Creek. Die Anfahrt war nicht leicht, gespickt mit Untiefen und hunderten Fischerbojen; es ist „Jagdsaison“ auf den durchziehenden Rockfisch. Die Capitania war schwer beschäftigt, bis der Anker im modrigen Flussbett versunken ist, einmal hatten wir sogar eine leichte Grundberührung. Ein kleines Kommunikationsproblem zwischen mir und meiner Liebsten, aber dank des weichen Schlicks ist nix passiert. Was aber wohl ein Problem darstellt, ist, dass unser Antifouling, wohl sehr bewuchsfreundlich erscheint und die maritime Flora wie einen Magnet anlockt. Anders kann ich mir es nämlich nicht erklären, dass  beide Rümpfe mit kleinen Muscheln übersät sind. Zudem sorgt das brackige Flusswasser der letzten Tage für einen gelben unansehnlichen Rand im Bereich des Wasserpasses. Der notwendige Tauchgang im trüben Gewässer wird dann zur kleinen Abenteuerpartie, weil es zum einen manchmal kleine weiße juckende Quallen gibt, und dann schwimmen winzige Fischchen immer wieder auf Hautkontakt an den Rücken ran, außerdem tummeln sich in dem Brackwasser, bekannter Weise, immer wieder mal Bullenhaie. 

An der Beachbar kurz vor dem Abendessen

Cornelia macht einen auf Haiwächterin und ich mach mich über den Bewuchs her, nach einer dreiviertel Stunde im trüben Nass ist ein Rumpf bewuchsfrei, immerhin. Danach machen wir uns schick, lassen das Dinghy ins Wasser und düsen mit Volllast zur Pier 450.  Die großzügige Steganlage bietet Platz für viele Boote, der große Außenbereich ist wie eine Beachbar angelegt und für die, die genug von Sonne und Natur haben, gibt es einen schönen Innenbereich mit Restaurant- und Barteil.

Wir kommen mit der Besitzerin ins Gespräch, die zu Beginn der „großen“ Pandemie das Ensemble gekauft und in ein echtes Schmuckstück verwandelt hat. Ich esse das große saftig-knusprige Schweinekotelett mit Püree Buttergemüse und Cornelia nimmt Ceviche vom lokalen Rockfisch.

Nach dem wunderbaren Essen zieht es uns an die Bar, wo wir mit einem netten Paar aus der Umgebung schnell ins Gespräch  kommen. Kurz zusammengefasst, Smith Creek ist noch ein wirklich verborgenes Juwel.

Der lokale Yachtclub

Am nächsten Morgen geht es früh ankerauf, nicht ohne ausgiebige Reinigung der Ankerkette von dem klebenden Flussschlick. Unser nächsten Ziel sind die lokal bekannten Solomon Islands, ca. 40 Seemeilen weiter nördlich in der Chesapeake Bay. Auch hier findet Cornelia einen lauschigen Ankerplatz in einem kleinen Flussarm, eingerahmt von schicken Villen mit wunderbaren Gärten und einem Yachthafen.

Flaggentausch

Mit dem Beiboot tuckern wir auf der Suche nach einem Anlandeplatz in den nahegelegenen Hauptort, Johnstown. Wir werden beim Solomon Islands Yacht Club fündig, Cornelia fragt um Erlaubnis das Dinghy am Steg parken zu dürfen, wir werden willkommen geheißen. Im Clubgebäude hängen hunderte Flaggen von anderen Vereinen, sie sammeln diese und sind natürlich an Flaggen von anderen Segelvereinen interessiert, mit dem Hintergrund, dass sie damit ins Guiness Buch der Rekorde wollen, weil sie der Verein sind, der die meisten verschiedenen Flaggen in seinem Vereinshaus hängen hat. Zum Glück haben wir einige Flaggen von meinem Segelverein, dem Segelclub Saar an Bord und, nach einer kurzen Tour mit dem Beiboot zurück zum Schiff, kreuze ich mit der 499-igsten Flagge auf, die im Solomons Island Yacht Club hängen wird. Und wie es sich nach alter Tradition gehört, gibt es einen offiziellen Flaggentausch mit anschließendem kleinen Umtrunk. Ein sehr schöner Moment!

Nach anschließendem Abendessen in dem nahegelegenen Buckeye Grill, mit zünftiger Livemusik, schnacken wir noch ‘ne Weile mit zwei anderen Seglerpaaren. Am folgenden Morgen gehen wir abermals früh ankerauf und segeln mit unzähligen Halsen und Gennakermanövern, mit leichten und wechselhaften Winden, nach Galesville.  Dort hat sich Cornelia das bekannte PiratenCrow (Piratennest) im Vorfeld als Restaurant auserkoren. Dem Besuch der Gaststätte stand nur noch die Reinigung des 2. Rumpfes und des Wasserpasses im Weg, nach anderthalb Stunden tauchen und schwimmen ums Boot ist die Hexe jetzt untenrum clean. Cornelia aß zur Feier des Tages Crab Cake, Krabbenkuchen, eine regionale Spezialität.

Ab 18 Uhr gab es Livemusik, das ganze Restaurant sang Cornelia ein Geburtstagsständchen, und sie durfte sich noch ein Lied wünschen. Dann war es schon Zeit, mit dem Dinghy zurück zur Hexe zu brettern, dunkle Wolken kündigten ein nahendes Gewitter an. Das hatte es auch in sich, weder vom Regen noch vom Wind her, dafür mit heftigen Blitzeinschlägen in der nahen Umgebung. Unser Stressbarometer ging mächtig nach oben. Aber irgendwann war auch dieses Nauturereignis glücklicherweise vorbei. 

Der historische Leuchtturm vor der Einfahrt

Gestern sind wir nach Annapolis geschippert, ganz ohne Wind und daher ohne Segel, nur mit Motorkraft. Annapolis soll die Heimat für unser Schiff in den nächsten Wochen werden.

Und kann es einen besseren Platz für ein Schiff geben, als eine Stadt, die sich als die Segelhauptstadt der Welt bezeichnet und deren Motto ist „I have lived, and I shall die free“ (ich habe frei gelebt und ich werde frei sterben“)?

Wir werden noch ein bis zwei Tage vor der Marineakademie ankern, bei der morgen ein riesiges Feuerwerk zum Nationalfeiertag abgebrannt werden soll, und uns danach in einen nahen Yachthafen verholen. 

Auch solche Schiffe bieten hier Bootstouren an

Noch ein paar kleine Infos zu Annapolis, dessen Altstadt wir in den nächsten Tagen erkunden wollen. Es sind an diesem Sonntag gefühlt tausende Boote aller Art auf dem Wasser, kleine Daycruiser, Segelkanus, Jollen, Segelyachten, Motorboote von klein und offen bis hin zu der 80 Meter langen Megayacht, einigen Rundfahrtbooten, dazu unzählige Kajaks und Standup-Paddleboards. Bei einer kleinen Dinghytour sind wir sicher an 15 verschiedenen Yachthäfen vorbei geschippert. Annapolis ist also ein echtes Segelmekka.

Knapp 40000 Menschen leben hier. Für kurze Zeit war die Stadt die Hauptstadt von Amerika, 1783-1784. Namengebend für Annapolis war Prinzessin Anne von Dänemark und Norwegen gegründet wurde die Stadt 1649. Annapolis ist die Hauptstadt vom Bundesstaat Maryland und politisch fest in der Hand der Republikaner.

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Der Skipper in Heaven

Nachdem ich immer wieder einen kleinen Bericht über Beaufort versprochen habe, fange ich heute mal damit an: Beaufort ist eine kleine Stadt mitten am „Eissiedabbljuu“ dem „IntraCoastalWaterway“, der an der Küste entlang, aber immer ein bisschen entfernt vom Meer, von Florida bis Norfolk geht. Leider gibt es darin Brücken mit einer Durchfahrtshöhe, bei der wir unseren Mast absäbeln, oder zumindest die darauf befestigten Antennen verlieren würden. Sonst wären wir gerne ein kleines Stück darauf gefahren, schon um die Aussicht auf das Innere des Landes zu genießen.

In Beaufort sind wir mit dem Dinghy bis zu eben jenem ICW gefahren, und haben uns an den unendlichen Weiten der inneren Wasserwege erfreut. Auch die Südstaaten-Architektur der Stadt hat es uns angetan, die an Filme wie „Vom Winde verweht“ erinnert. Ich erwarte immer, dass Scarlett O’Hara aus einem der Häuser tritt oder wenigstens Rhett Butler mir auf der Straße zuzwinkert. Es gibt so schöne und gepflegte Häuser und Grundstücke, nicht nur in Downtown, sondern auch rundherum. Hier in den USA sind die Menschen an Entfernungen gewöhnt, Einkaufszentren mit allem, was das Herz begehrt und das Portemonnaie erlaubt, liegen weit außerhalb des fußläufigen Bereichs. Dorthin sind auch wir gefahren, mal wieder mit einem Uber, und auch an den Straßen außerhalb der Stadtmitte stehen solche schönen Anwesen.

Wo ist Scarlett?

Einen Vormittag haben wir im hiesigen historischem maritimen Museum verbracht, haben einiges über den lokalen Bootsbau gelernt, und ganz viele Geschichten erfahren, um Blackbeard, den gefürchteten Seeräuber, dessen Schiff, die „Queen Anne’s Revenge“ vor Beaufort untergegangen ist. Einige Fundstücke aus dem Schiff sind in dem Museum zu besichtigen.

Es hat uns sehr gut in Beaufort gefallen, Originalton des Skippers: „Hier könnte ich mir vorstellen, so ein solch schönes Haus zu kaufen, und darin zu leben.“

Geschichtsunterricht im öffentlichen Raum

Soviel zu Beaufort, am Montag Nachmittag waren wir nach anderthalb Tagen auf See in Hampton, ganz nahe von Norfolk angekommen. Dort haben wir etwas ganz Schönes für den Skipper gefunden. Am Dienstag sind wir, nach den langen Tagen auf See, am Nachmittag zu einem Spaziergang aufgebrochen, an den schönen überwachten Stränden entlang. Dann fanden wir einen Eingang zu den großzügigen Anlagen von Fort Monroe, eine der größten Anlagen in den USA, das besonders während des amerikanischen Bürgerkriegs von Bedeutung war. Edgar Allen Poe war hier während seiner Militärzeit stationiert, und Präsident Abraham Lincoln plante mit den anwesenden Generälen hier den Angriff auf Norfolk.

Nun waren wir genug gelaufen, und Volker fragte verzweifelt: „Gibt es denn hier kein Pub oder irgendetwas, wo man mal ein Bier trinken kann?“ Ich hatte schon mal vorher nachgeschaut, und festgestellt, dass in diesem Teil von Hampton die gastronomischen Erlebnisse offensichtlich nicht gefragt waren. Außer dem Restaurant in der Marina, das uns gestern Abend nicht wirklich überzeugt hatte, fand ich nur eine kleine Brauerei, die man wohl auch besichtigen konnte. Da sollte aber auch ein Ausschank sein! Google hatte geschätzt, dass wir neun Minuten zu Fuß dahin brauchen, mit dem Durst des Skippers ging das auch schneller. 

Prost!

Und tatsächlich war das wie ein Sechser im Lotto! Aus vierzehn(!) Zapfhähnen gab es die verschiedensten Biere, alle in der kleinen Brauerei hergestellt. Wir durften vor der Bestellung zunächst aus ganz kleinen Gläsern einen Schluck kosten, bis wir uns beide für das American Lager entschieden hatten. Die anderen Biere waren auch sehr gut und ganz unterschiedlich, es machte Spaß, sie zu probieren, aber sie waren doch zum Teil sehr stark mit anderen Aromen versetzt, das überzeugt den Liebhaber des klassischen Bieres, gebraut nach dem Reinheitsgebot, nicht wirklich. So verbrachten wir einen sehr vergnüglichen Nachmittag und Abend, hörten am Ende dem Pubquiz gerne zu, bei dem wir allerdings keine Chance gehabt hätten, nur fast alle Namen der Kinder der Trapp-Familie aus „Sound of Music“ hätte ich gewusst, allerdings nicht in der richtigen Reihenfolge von der ältesten bis zur jüngsten. Mit viel Bier im Bauch und gut gelaunt und mit der nötigen Bettschwere sind wir zum Boot gekommen und auch bald danach eingeschlafen.

Am Morgen sind wir zeitig in Hampton los gefahren, haben die riesigen Containerschiffe beobachtet, die alle nach Norfolk reinfahren. Später haben wir erfahren, dass der Wasserweg dorthin natürlich tief ist, Norfolk somit schon seit langer Zeit ein Umschlagplatz für Waren aus aller Welt. Leider war zunächst gar kein Wind, wir wechselten beständig zwischen Motorfahrt und Segelmannövern; bis mittags der Wind auffrischt und wir richtig schön vor dem Wind segeln können. 

Containerschiff

Das kleine Inlet im Jackson River erscheint uns bei diesem Wind nicht ausreichend geschützt , also kein guter Ankerplatz zu sein, es gibt nur schmale Stellen, an denen es tief genug ist, und die außerdem gegen diese südlichen Winde geschützt sind. Also fahren wir ein kleines Stückchen weiter in die Godfrey Bucht, dort sind wir fast alleine, es ist kein Geräusch zu hören, eine Wonne.

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