Cruising the Exumas

Montag, 30. Mai 2022; Georgetown Exuma 08:55 – Staniel Cays 15:40, 67 sm, Baro 1013, bedeckt, leichte Schauer, Wind zuerst um 13, später um 18 Knoten

Mit an Bord sind Roisin und Wes, die nun bis in die Chesapeake Bay mit uns segeln werden.Um 08.00 Uhr, als wir eigentlich losfahren wollten, schüttet es, und es gewittert mal wieder über uns. Aber eine halbe Stunde später hört der Regen langsam auf,  wir machen uns auf den Weg Richtung Staniel Cay, wo wir am Abend die Relax mit Carmen und Ralph von der Relax treffen wollen.

Schnell genug!

Kurz nachdem wir aus der Ausfahrt von der Lagune sind, setzt Volker mit Wes die Segel, aber nach einer Weile ist das meinem Käpt’n zu langsam, der Code D wird rausgeholt und gesetzt. Diesmal habe ich Glück, heute ist Wes bei uns, da muss ich nicht mit arbeiten und wieder überlegen, welche Leinen wie durch welche Augen müssen. Der Gennaker gibt uns viel mehr Speed; wenn die Geschwindigkeitsanzeige zweistellig ist, ist der Skipper zufrieden.

Der Code D steht

Um den Batteriestatus zu verbessern – denn bei dem bedeckten Himmel können die Solarpaneele nur wenig Strom liefern – bringt Volker den Watt&Sea am Heck an, vorschriftsmäßig (Bedingung der Capitania) mit Schwimmweste und eingepickt. Dieser Wellengenerator liefert Strom aus der Fahrt durch das Wasser, während wir segeln.

Währenddessen frischt der Wind weiter auf, über 18 Knoten sind nicht gut für den Code D, er muss weg. Der Windeinfallswinkel wird auch immer besser, jetzt fährt die Hexe weiterhin mit deutlich über 10-11 Knoten. Natürlich wird der Wind anschließend ein bisschen weniger, und es gibt die Überlegung, wieder den Gennaker zu setzen, so geht das auf einem sportlichen Segelboot mit zwei Kapitänen. Zuerst aber wird das Großsegel ausgerefft, das gibt schon mal ein bisschen mehr Geschwindigkeit, und tatsächlich steht um 15 Uhr der Code D wieder. Dem Katamaran Relax mit Carmen und Ralph, die eine Stunde vor uns gestartet sind, rücken wir immer weiter auf die Pelle, da sie sich hier auskennen, lasse ich mich gerne anleiten, welche Einfahrt durch durch die Inselkette die beste ist, und wohin wir dann zum Ankern gehen. Von dort aus wollen wir zu dem Schweinestrand fahren, an dem man mit den auf der Insel heimischen Schweinen schwimmen kann, und Carmen von der Relax will uns beim Schnorcheln den Fischreichtum in der Thunderball-Grotte zeigen, in der Szenen des James-Bond-Films “Thunderball” gedreht wurden. 

Der Skipper und die Capitania auf dem Weg zu neuen Begegnungen

Die Zeit in der Lagune vor Georgetown war angefüllt mit einer unglaublichen Menge schöner Begegnungen. Angefangen hatte es ja mit dem Pottluck (wir berichteten im letzten Beitrag), dann gab es jeden Morgen im Funk auf Kanal 72 die Ankündigungen weiterer Aktivitäten. An einem Nachmittag sind wir zufällig in eine größere Seglerrunde am Beach gekommen, und erst mit dem Angriff der Mücken zum Boot zurück gefahren. Abends waren wir fast immer mit neuen Freunden und Bekannten zusammen, ob bei uns oder auf anderen Booten, es war immer was los. Wir haben Familien mit Kindern kennengelernt, wie die kleine Pia, die wir ins Herz geschlossen haben, und die musikalischen Töchter des Ballet-tanzenden Ehepaares. Auch drei allein segelnde Männer, außerdem mit ihrem Booten Mareike von der Moana, die seit vielen Jahren mit Gästen Charter fährt und die Bahamas wie ihre berühmte Westentasche kennt. Es gab viele Paare, die meisten sind schon länger unterwegs. Einige werden nach Süden fahren zum „Übersommern“, die anderen wollen nach Amerika, so wie wir. Klar, dass es tränenreiche Abschiedsszenen gab.

Nun sind Roisin und Wes, unsere Freunde aus Lanzarote bei uns, sie werden mit nach Amerika und in die Chesapeake Bay fahren. Wir sind auf dem Weg nach Norden, mit ein paar touristischen Stopps bis an der Ostküste der USA.

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Potluck auf dem Wasser

Montag, 23. Mai 2022

Cape Santa Maria, Calabash 09:00 – Sand dollar bay 14:00, Baro 1017, Sonne/Wolken-Mix, warm, Wind 15-20 Knoten, die See um 1 m

Was für eine Farbe morgens um halb sieben!

Noch einmal ein kurzer Sprung ins unglaublich türkise Wasser der ruhigen Bucht am Cape Santa Maria, dann geht es nur mit Vorsegel  Kurs 249° nach Georgetown auf Exuma.

Abschiedsdrink

Gestern Abend hatten wir wieder einen sehr geselligen Abend an der Bar des Cape Sant Maria Ressorts, mit Jeff und Nicole aus Washington, und Petra und Marco Medici (!) aus Tennessee, die aber eigentlich aus Düsseldorf und Modena stammen. Beide Paare haben uns eingeladen, sie zu besuchen, wenn wir die Staaten bereisen werden.

Es sind nur 25 sm bis Georgetown und es ist genug Wind, sodass wir gemütlich nur mit der Genua segeln und immer noch schnell genug sind. Wir frühstücken in Ruhe, erledigen Post und Banken, alles gemütlich bei 17-18 Knoten Wind auf einem angenehmen Raumschotkurs.

Die Einfahrt ist nicht trivial

Ab der Einfahrt in die Lagune allerdings sind wir wieder sehr wachsam, gibt es doch eine ganze Reihe kleiner Riffe und Untiefen, die nicht betonnt sind, aber nicht ungefährlich für Bootsfahrer. Die vorher ausgesuchte Ankerbucht gefällt uns nicht so sehr, weil sie doch dem Wind ganz schön ausgesetzt ist.

Hier ist ein kleines Video von der Einfahrt in die Lagune, einfach anklicken!

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Wir sind ja früh, deshalb fahren wir alle möglichen Ankerplätze in der großen Bucht vor Georgetown ab, und entscheiden uns am Ende für die Monument Bay, so benannt nach einer Bake für die Seefahrt, die 100 m über der Bucht steht. Hier sind die Wellen deutlich angenehmer, und wir sind immer noch nah dran an der kleinen Stadt.

Die Beiboote werden miteinander vertäut

Wir freuen uns auch schon darauf, Mareike Guhr wiederzusehen, die hier mit Gästen Charter fährt. Von ihr haben wir erfahren, dass die Seglergemeinde sich um 16 Uhr zum Potluck  trifft, an der Sandbank vor dem “Peace and Plenty Beach Club“. Dorthin kommen alle, die mögen und es wissen mit ihren Beibooten, diese werden dann aneinander gebunden, und der ganze Pulk lässt sich durch die Bucht treiben.

Für uns ist bis 16 Uhr nicht mehr viel Zeit, wir packen ein paar kalte Bier ein und ein bisschen Knabberzeug, und ab ins Beiboot. Die ersten Boote sind schon da, auch Mareike, und nun kommen mit uns noch weitere. Man begrüßt sich, stellt sich vor, und wenn das alles so schnell geht, und es so viele neue Gesichter sind, kann man sich – zumindest ich – die vielen Namen gar nicht merken. Auf einem Nachbarboot war Alex, und auf einem anderen Dirk aus Deutschland, es gab irgendwo noch Dean und Jeff, meine ich, aber die kann ich schon nicht mehr zuordnen.

Das Essen wird von Boot zu Boot gereicht.

So und jetzt erfahren wir, was Potluck hier bedeutet: Jedes Beiboot hat ein selbst gekochtes Gericht mitgebracht, sie haben Teller und Besteck dabei, und dann werden die Töpfe oder die Tupperschüsseln weitergereicht. Auf soviel Luxus waren wir nicht vorbereitet, wir dachten eher so an Kekse oder Salzstangen, aber das hier ist wirklich eine schöne Idee. Es mit Beibooten auf dem Wasser zu veranstalten, hat den Effekt, dass es die um diese Uhrzeit an den Stränden zahlreich auftauchenden Stechmücken selten so weit aufs Wasser schaffen. Wobei es leider auf der Hexe einige von den Viechern gibt, sodass wir alles mit Mückennetzen sorgsam verschließen, und abends so wenig wie möglich Licht anschalten.

Blick von der kleinen Bar

Morgens um acht Uhr gibt es eine  Funkrunde auf VHF-Kanal 72, daran nehmen wir gerne teil, dann wissen wir auch mehr über die nächsten Aktivitäten. Nach einer kurzen Spritztour durch die Lagunen auf der Georgetown vorgelagerten Insel sind wir mit dem Sonnenuntergang zum Boot zurück, den Kopf gefüllt mit vielen neuen Geschichten.

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Clarence und Long Island – Liebe auf den zweiten Blick

So begrüßt uns die Insel

Eigentlich hatte ich ja angekündigt, von den Schwierigkeiten bei der Einklarierung auf den Bahamas zu schreiben, aber angesichts der schönen Erfahrungen in den letzten Tagen sind die Erinnerungen an die Mühen und den Frust verblasst. Denn trotz des nervigen Papierkrams und dem damit verbundenen Amtsschimmel waren wir überrascht von der Hilfsbereitschaft und der Freundlichkeit aller Menschen, die wir getroffen haben.

Erikas Bakery

Die Madam von dem Marina-Office hat uns schon per Funk detailliert über den Einklarierungsprozess unterrichtet, ein Taxi bestellt, das uns zur „Klinik“ fahren würde, um den verlangten Covidtest zu machen, und auf der Rückfahrt an dem Laden halten, wo wir uns eine Simkarte kaufen könnten, damit wir auch wieder online sein können und uns nicht so analog hier bewegen sollen, dass wir sogar zu der Marina laufen mussten! Das Mädel bei dem Mobilfunk-Anbieter war ebenfalls ausgesprochen hilfreich, hat die Karte für uns in das Modem eingelegt, sie aktiviert, die App zur Steuerung auf mein Telefon geladen und uns alle Passwörter und Zugänge auf den Karton geschrieben.

Am Government Dock

Ein ganz großes Dankeschön geht an die Schwestern der Klinik, die uns mit Rat und vor allem mit Tat bei der online-Registrierung für die Gesundheitsbehörde unterstützt haben, denn ohne gibt es kein Testergebnis. Die Registrierung hierfür kostet 25 $, der Test 20 $, pro Kopf, versteht sich, und das Cruising-Permit fürs Boot schlappe 300 $. Nachdem ich den halben, oder eher den ganzen Abend gebraucht habe, um alle Fragen zu beantworten, und alle nötigen Dokumente hochzuladen (leider zweimal, weil kurz vor Schluss das Netz aufgegeben hat), ging das am nächsten Morgen reibungslos. Die Lady vom Zoll kam, stempelte Pässe, stellte das Cruising-Permit aus, danach waren wir offiziell und die gelbe Quarantäneflagge konnte runter vom Mast.

Barry

Endlich einklariert haben wir die Gegend erkundet, sind mit dem Dinghy zum Riff gefahren und zur gegenüberliegenden Sandinsel mit wunderschönen Muscheln und Korallen.

Fächerkoralle

Das Wasser ist von sensationeller Farbe, je nach Untergrund, türkis oder blau, die Bucht groß und nicht voll, meist waren es drei Boote, die dort geankert haben. Unter unserem Boot wohnt seit unserer Ankunft Barry, the Barracuda, manchmal fütterten wir ihn mit Fleischabfällen, Speck mochte er nicht. Wir schwimmen nur mit Maske, um ihn immer im Blick zu haben, er verfolgt jede Bewegung mit seinen großen Augen, und manchmal zeigt er die Zähne und schüttelt den Kopf, aber er kommt nicht näher, und wenn Volker auf in zu schwimmt, geht er weg.

Vor der Kneipe

Außerdem haben wir im lokalen Laden eingekauft, und abends ein Bier in der hiesigen Kneipe getrunken. Die war allerdings ein wahres Highlight! Die freundliche Taxifahrerin hatte uns auf Nachfrage von Volker (!) gezeigt, wo das lokale Pub ist, und am ersten freien Abend haben wir uns mit dem Beiboot aufgemacht, und sind die paar Schritte bis dorthin gelaufen.

Auf einer Terrasse saßen oder standen ein paar Männer mit Bierflaschen, in dem angrenzden Raum gibt es eine Theke und einen großen Kühlschrank und einen freundlichen Wirt, der auch gerne mit seinen Gästen auf der Terrasse weilt.

Man sitzt dort auf Biergartenganituren, ausrangierten Autositzbänken und wir trinken – natürlich – das lokale Bier: Kalik. Die umstehenden Männer kommen, zumeist in Arbeitskleidung, sozusagen zum After-Work-Bier. Sie sind Handwerker, Maurer, arbeiten bei der Power Plant, ein pensionierter Kapitän der lokalen Frachtschifffahrt ist auch dabei.

Unglaubliche Farben

Und alle sind so nett zu uns! Geduldig beantworten sie alle Fragen zu ihrer Insel, manchmal allerdings brauchen wir einen der Herren als Übersetzer, sie haben einen unglaublichen Dialekt hier, so wie bei uns echtes Platt oder tiefstes Oberbayrisch. Neben der Straße gehen Hühnerfamilien spazieren, bei Einbruch der Dunkelheit fliegen sie in die Bäume, wilde Ziegen finden einen Eingang zu den gepflegten Vorgärten und rauben die Blumen, eine Herde Schafe schickt ein paar „Mäh’s“ herüber.

Flügellahmer Flamingo

Zu einem weiteren Highlight fährt uns unser Dolmetscher mit seinem Auto. An einem kleinen Binnensee, ca. zwei Kilometer entfernt, wohnen Flamingos in einer großen Herde, als wir kommen, fliegen sie – bestimmt extra für uns – in großem Bogen über den See. Nur ein flügellahmer leuchtendoranger Vogel kann nicht mit, unser Fremdenführer sagt, der könne nicht mehr fliegen, und wäre leider immer allein.

Donnerstags kommt das Versorgungsschiff

Im örtlichen Laden gab es bedauerlicherweise keine Eier mehr für uns, aber der Wirt weiß sofort Abhilfe: Morgen früh um neun sollen wir zum Bootssteiger kommen, da hat er zwölf frische Eier von der Insel für uns, Volker kann noch drei reife Mangos für 5 $ erstehen, und lecker süße reife Bananen bekommen wir geschenkt.

Die Schönheit offenbart sich erst auf den zweiten Blick

Auch wenn uns die Insel auf den ersten Blick wenig attraktiv erschien, hat sie uns doch ihren versteckten Charme gezeigt, und uns den Abschied schwer gemacht. Nun segeln wir bei wenig Wind mit Gennaker nach Norden, dort wollen wir eine Nacht ankern, dann sind es nur noch 26 Meilen bis Georgetown, der Hauptstadt der Exumas.

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Long Island

Ankunft am Government Dock, zum Einklarieren

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Auf zu den Bahamas! Tag 2

17. Mai 2022, auf See
Baro 1012, wolkig, Wind in der Nacht SO um 5, morgens NNW um 2
Nach dem Abendessen bleibt der Wind SO, aber glücklicherweise stärker als die vorhergesagten sechs Knoten. Wir segeln durch die Nacht mit wechselnden Schlafphasen, fast auf Kurs zu der Nordspitze von Acklins Island, wo wir eigentlich ankern wollten. Da aber der Wind so schön durchhält, nutzen wir das aus und fahren weiter.
02:00 Uhr: Der Skipper halst nördlich der Insel, damit wir es ausnutzen können, in Lee des Landes zu sein, und der Seegang ruhiger wird. Unmittelbar danach geht die Welt unter! Es gießt so, als hätte ein zorniger Wolkengott über uns den Stöpsel seiner enorm großen Badewanne gezogen, und dazu noch Feuerwerk gemacht. Nun aber schnell das Cockpitzelt zumachen, alle Fenster kontrollieren, danach braucht der Skipper trockene Anziehsachen. Rund um uns herum sehen wir die Zellen mit Starkregen und Gewittern, es blitzt aus allen Richtungen, das dauert sicher eine Stunde mit Böen bis 22 Knoten.
04:30 Uhr: Wachwechsel, aber kaum liegt Volker im Bett, sehe ich auf dem Radar neue große Regenzellen auftauchen, das bedeutet hier immer auch Starkwind und manchmal eben Gewitter. Also muss der Skipper noch einmal hoch kommen, wirbeobachten wir die Entwicklung. Auch diesmal kommt wieder viel Regen aus den Wolken über uns, und ein paar Blitze erleuchten den Himmel, aber es scheint nicht ganz so sintflutähnlich zu werden.
06:30 Uhr: Und plötzlich ist der Wind weg! Außerdem kommt er zunächst von vorne, dann von Backbord, dann von Steuerbord, jetzt muss der Motor mitschieben. Volker sieht voraus dunkle Wellen, wir reffen das Großsegel, die Genua ist sowieso weggedreht, wenn wir motoren.
Ab 07:00 ist das Meer flach, wird haben drei Knoten Wind, langsam lösen sich die dunklen Wolken auf, der neue Tag kann beginnen. Oben an Acklins sind tatsächlich ein paar Segler, vor allem Katamarane, unterwegs, allerdings in die andere Richtung.
Die Inseln hier sind alle flach. An den Anblick muss man sich erst gewöhnen, fast alle Karibik-Inseln sind aus vulkanischem Gestein entstanden, Turks and Caicos sowie die Bahamas sind Koralleninseln, die höchsten Erhebungen meist nicht mehr als 100 Meter hoch. Und somit von See aus erst viel später zu sehen.
Der Tag ist schrecklich grau, von dem einen Horizont bis zum anderen. Volker sagt enttäuscht: „Da bekommen wir das Permit aber für den halben Preis!“ Ein Permit zum Reisen mit dem eigenen Boot muss man kaufen beim Eindeklarieren, hier soll es 300 $ kosten, bei dem Preis kann man ja wohl gutes Wetter für erwarten.
Noch 19 sm bis Clarence.
Im Endeffekt sind wir gut in der großzügigen Ankerbucht angekommen, mit uns ankern noch ganze vier Yachten, wir haben einen schönen Platz gefunden. Volkers Kommentar beim Einfahren: „Na, hier steppt ja der Bär!“ Und dann hat er mit mir gewettet, dass es nicht ein einziges Restaurant (oder Pub) in Laufnähe gibt. Prinzipiell hat er – leider – gewonnen, aber eine kleine Kneipe gibt es doch, vielleicht tröstet sie uns morgen.
Morgen gibt es auch schöne Bilder dazu und die Gescichte des Einklarierens. Der Deutsche Amtsschimmel ist eine Mücke dagegen!
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Auf zu den Bahamas! Tag 1

16. Mai 2022, 07:30 Uhr
Baro 1011, sonnig, Wind SO um 5, See (noch) flach

Nach einem rauschenden Abschiedsabend mit wieder neuen Freunden (Dirk aus dem Erzgebirge, Mackensie und Roman aus Californien, die beiden haben gerade von Dirk das Boot gekauft), machen wir doch erstaunlich früh die Leinen los. Am Hafen verabschieden uns noch andere neue Freunde, Tom, Claude und Bosch von der „Eridu“, sie kommen von der Ostküste der USA.
Noch bevor wir aus dem Hafen sind, will Volker alle Fender oben haben, damit sie nicht nass verstaut werden müssen, die Leinen kommen ins Cockpit, dann fahren wir langsam unter Motor raus. In der Hafeneinfahrt steht – wie erwartet – eine unangenehme Welle, danach wird es schnell besser, das Großsegel kommt hoch im 1. Reff, und ebenso wird die Genua ausgerollt. Wir haben 17-22 Knoten Wind, das ist deutlich mehr als in der Vorhersage, vielleicht hält der Wind dann auch durch und flaut nicht so ab wie von den Wetterfröschen angekündigt.
Zehn Meilen vor der Ausfahrt aus der Lagune refft Volker die Genua ganz aus, nur die Wellen werden höher und ganz konfus.
Um 10:15 höre ich auf Kanal 16 Provo Radio die Sailing Vessel Hexe rufen, ich bitte Volker ans Mikro, weil ich mir nicht sicher bin, was ich jetzt sagen soll, doof! Nachdem wir auf Kanal 74 gegangen sind, möchte die Coastgard nur wissen, ob wir das Land verlassen, wünscht eine gute Fahrt und bleibt Standby auf Kanal 16, falls wir irgendwelche Hilfe brauchen sollten.
10:45 Volker brät Schnitzel zum Frühstück und isst ein gut belegtes Sandwich mit den teuersten Paprika unseres bisherigen Lebens, fast 10 Dollar haben wir im Supermarkt dafür bezahlt! Schnitzel am Morgen ist mir doch ein bisschen zu dolle, ich bleibe erstmal bei meinem Cappuccino und einem Apfel.
Es ist ziemlich rollig auf der freien See, mit unserem „Fast-Vorwind-Kurs“ und den seitlichen Wellen wackelt selbst die Hexe deutlich. Es sind hundert Meilen bis zu Acklin Island, wo wir vielleicht die Nacht verbringen wollen, d.h. den späteren Teil der Nacht, denn so werden wir deutlich nach Mitternacht ankommen. Sollte der Wind durchhalten, könnten wir uns auch vorstellen, die restlichen 120 Meilen bis Clarence auf Long Island durchzufahren.
16:45 Das Großsegel wird ausgerefft, und schon mal die Gennaker-Schoten gelegt. Aber noch sind die Böen zu stark, doch der Wind soll ja nachlassen.
17:00 Gehalst, neuer Kurs ist 330°, das wäre der Kurs zum oberen Ende von Acklin Island, während wir bisher das südliche Ende angesteuert haben. Der Weg zu beiden Ecken ist ungefähr gleich weit, angeblich soll im nördlicheren Teil ein bisschen mehr Wind sein, wenn nachher die angekündigte Flaute kommt. An beiden Ecken sind gute Ankerplätze, mal sehen, wo wir landen werden.
Insgesamt ist die See jetzt schon deutlich ruhiger, das macht des Seglers Leben leichter. Wir planen die nächsten Abschnitte in den Bahamas, viel Zeit bleibt uns leider nicht, denn irgendwann müssen wir ja nach Amerika, und das Boot in die Chesapeake Bay bringen, bevor wir nach Deutschland fliegen.
Zum Abendessen gibt es von Volker gestern schon vorgekochte Hähnchenschenkel in leckerer Soße mit Reis und Brokkoli, langsam wird es dunkel. Leider ist es dicht bewölkt, sodass wir nicht so viel von dem schönen Vollmond sehen werden, der uns gestern Nacht mit einer partiellen Mondfinsternis überrascht hat. Es sah großartig aus, weil ein sternenklarer Himmel das Licht des Mondes in einem satten Gelb erscheinen ließ, und sich plötzlich ein Schatten davor schob. Heute morgen habe ich gelesen, dass in Europa eine totale Mondfinsternis war. So ist der Himmel überall ein bisschen anders, hier sehen wir andere Sternbiilder, und der Sichelmond liegt auf dem Rücken oder auf dem Bauch, aber er ist niemals aufrecht wie Deutschland.
So fahren wir in die Nacht, wechseln uns mit den Wachen ab, bei dem Vorwindkurs muss man ständig den Windeinfallswinkel im Auge behalten und kurzfristig reagieren. Wir können das Ipad mit unserer Navigation verbinden, und so müsste niemand am Navitisch sitzen, sondern man könnte sich gemütlich aufs Sofa setzen. Aber leider ist mit dem letzten Update von Raymarine die Funktion weggefallen, dass man den Autopilot auch vom Ipad verändern kann. Aus Sicherheitsgründen, schade!

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In einer anderen Welt

Türkises Meer unter drohendem Gewitterhimmel

Nach der Ankernacht  vor French Cay sind wir nach Providenciales gesegelt, nein, unter Motor gefahren, um eine neue Schraube für unseren Außenborder zu erstehen. Es gibt tatsächlich einen Shop, der angeblich so eine Schraube auf Lager hat. Leider sind die Angaben zum Ort sehr verwirrend, ursprünglich sollte es an der Westseite der Insel sein, deshalb haben wir den Umweg um die vorgelagerten Riffe in Kauf genommen. die Telefonate mit dem Satellitenhandy sind eher katastrophal, es ist fast nichts zu verstehen, so wissen wir immer noch nicht genau, wo wir uns treffen sollen. Erst als wir wieder Telefonnetz haben, wird klar, dass wir in die Lagune reinfahren müssen, und der junge Mann, Marc, kommt dann zu der Marina, vor der wir festgemacht haben. Das hätten wir auch kürzer haben können, langsam über zwei bis drei Meter tiefes Wasser fahrend. Das Wasser ist weiterhin von einem wunderbaren Türkis, hier ist ein Paradies für Taucher und Schnorchler.

Es gibt noch ein Missverständnis, wir sind vor die South Bank Marina zum Ankern gefahren, und Marc ist in der South Side Marina. Aber auch das Problem wird gelöst, er kommt, schaut sich die Schraube an, und verspricht, bei dem Ausstellungsstück im Laden  nachzuschauen, ob dort das gleiche Exemplar ist, dann können wir die morgen bekommen. (Soviel vorab, es war nicht das richtige, wir schauen weiter.) Wir genießen es, in der kleinen Hafenkneipe der Marina ein Bier zu trinken, und Hamburger zu essen.

Für den Rest der Woche ist sehr viel Wind aus Südost angesagt, dann wird es auf unserem Ankerplatz sehr unangenehm, deshalb fahren wir, seit Lanzarote zum ersten Mal, in einen Hafen. Diese Marina liegt, wie übrigens alle Marinas auf der Insel, sehr weit entfernt von allem, von Restaurants, Supermärkten, etc. Also leihen wir uns ein Auto, um Caicos zu erkunden.

Was für ein Unterschied!

Strandvilla

Auf den französischen Karibikinseln, auf denen wir uns bisher bewegt haben, findet das Leben auf der Straße statt, es gibt kleine Läden, Gemüse- und Obststände, Restaurants, Kneipen, viel Musik. Das Leben in Caicos erinnert eher an die USA, eine große Straße mit dem hochtrabenden Namen Highway führt über die Länge der Insel, davon zweigen kleinere Straßen ab, die zu den Wohnsiedlungen führen.

Prächtige Einfahrten führen zu den Anwesen

Die Löcher auf den Straßen täuschen, die Häuser sind keine einfachen Wohnhäuser, es sind Villen, mit riesigen Gärten, sehr schöne, geschmackvoll gestaltete Bauten, bis hin zu unglaublichen Anwesen. Überall hängen Schilder von Maklern, Christie’s, Engel & Völkers, Sotheby’s. Die teuerste Villa, die zum Verkauf steht, soll 44 Millionen Dollar kosten!

Beachbar in der Blue Haven Marina an der Ostseite von Caicos

Überall auf der Insel wird gebaut, manche Projekte stagnieren offensichtlich, aber an den meisten wird gearbeitet. Auch bei uns im Hafen wird eine große Anlage errichtet, Lastwagen bringen pausenlos riesige Steinbrocken zur Befestigung, an den halbfertigen Häusern wird ebenfalls gewerkelt. Und diejenigen, die arbeiten, auf den Bauten, in den Restaurants, an den Kassen der Supermärkte sind von dunkler Hautfarbe, während die meisten, die dort einkaufen, oder am Strand liegen, oder in den Restaurants sitzen, meist aus den USA kommende Weiße sind, ob sie nun hier auf der Insel wohnen oder zum Urlaub einfliegen.

Linksverkehr!

Auf der ersten Erkundungsfahrt möchte ich so gerne mal in die Innenstadt von Provo fahren, bin ganz glücklich, als auf den Schildern plötzlich der Hinweis zu “Downtown” steht. Sehr verwundert bin ich allerdings, als diese Hinweisschilder nach einer Weile genau in die entgegengesetzte Richtung weisen. Da wird mir klar, dass es keine Innenstadt in unserem Sinne gibt, Downtown waren nur ein paar Geschäfte an dem Highway.

Life-Music am Mittwochabend in Bobs Bar

In dem großen Graceway Supermarkt gibt es alles, Obst und Gemüse kommen aus den Staaten, ebenso wie offensichtlich das Fleisch, riesige Steaks, ganz viel Hühnchen, Turkeybreast als Aufschnitt zum Frühstück, Toastbrot, weiche Brötchen. Das ganze Sortiment ist sehr amerikanisch, viel Readymade, viele Grillsoßen, Grillkohle, Softdrinks ohne Zucker, und der griechische Yoghurt ist der allerfetteste mit 5%, die meisten Yoghurts haben 0% Fett. Bier aus der ganzen Welt und Wein von überall gibt es auch, wenn man das bezahlen mag.

Nur die Preise!!! Eine Orange 3$, eine Wassermelone 17$, Baguette 4$, eine Tiefkühlpizza 14$. Und so geht es weiter, da fragt man sich, wie das die Menschen machen, die hier auf der Insel leben und arbeiten, und nicht unbedingt ein astronomisches Monatseinkommen haben.

Einer der schönsten Strände der Welt

Für uns ist es eine spannende Erfahrung. Die Wettervorhersage hält uns noch bis Montag hier fest, dann wollen wir weiter nach Long Island auf den Bahamas, 240 Seemeilen entfernt, mal sehen, was uns  dort erwartet!

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Die blaue Lagune

Nachdem der Anker sich tief in den Korallensand vor South Caicos/Cockburn eingegraben hat, klaren wir das Schiff auf und bereiten das Dinghy und alle notwendigen Papiere für die Fahrt zur Hafenbehörde vor. Im Hafen werden wir von einem freundlichen Herrn auf den richtigen Weg gebracht, denn die Kommandantur liegt im Nachbarbecken der kleinen Hafenanlage. Dort angekommen, werden wir von einer stimmgewaltigen freundlichen Dame begrüßt, bekommen ein Formular in die Hände gedrückt, mit Geschichten aus dem Privatleben der Beamtin versorgt und wir werden auch charmant danach befragt. Die Konversation dauert länger als der bürokratische Teil und nachdem wir für 50 Dollar ein Sieben-Tage-Permit erlangt haben, wird uns mitgeteilt, dass wir nun noch auf den Beamten von der Immigrationsbehörde warten sollen. Mittlerweile habe ich für die umstehenden Männer, die ein Fischerboot reparieren, ein paar Büchsen Bier von der Hexe geholt  und die Unterhaltungen plätschern so dahin. Der Immigrationsbeamte kommt 20 Minuten später, korrekt mit Uniform bekleidet und auch er händigt uns ein Formular aus, das wir beide jeweils apart ausfüllen müssen. Dann kommt noch der Einreisestempel in den Reisepass, und ab jetzt dürfen wir uns frei in den Caicos bewegen.Schnell geht es zum Boot zurück.

Beim anschließenden Kontrolltauchgang zum Anker finden wir unseren ersten Sanddollar, ein versteinertes Seeigelskelett. Die Sonne steht mittlerweile wegen des nahenden Sommers fast senkrecht über unserer Position, also nahezu an ihrem nördlichen Wendekreis und brennt entsprechend vom Himmel.

Nach dem Tauchgang und ein paar Schnorchelrunden sind wir so hungrig, seit dem Vorabend gab es nichts mehr zu essen und unsere Mägen knurren entsprechend. Eine vorgekochte Bolognesesoße mit Tagliatelle bringen die Erlösung. Dem Essen folgt ein Mittagsschlaf. Ausgeruht und entdeckungslustig machen wir uns abermals auf den Weg zum Ort. Da ist aber so rein garnichts los, die lokale Kneipe mit dem vielverpsrechenden Namen Sunsetcafe ist verwaist und als wir anklopfen sagt die Lady, dass für heute schon Feierabend sei. Beim Rundgang durch Cockburn fallen wir mit unserer weißen Haut schon sehr aus dem Rahmen, wir grüßen alle freundlich und umgekehrt ist es auch so.

Es gibt in Cockburn drei kleine Supermärkte, eine Bäckerei, einen Friseur, eine kleine Straßentankstelle, und einen Beautysalon für die Damen. Es leben ca. 1000 Menschen in diesem Ort. Kurz nach dem Spaziergang sind wir wieder an Bord und beschließen den Abend mit einem kalten Bier und einem gestreamten Film, bei dem wir jedoch gleich, noch vor 21 Uhr, einschlafen.

Am nächsten Morgen geht es mit dem Beiboot auf Entdeckungsreise in die tiefblaue Lagune, mit nur einem Meter Wassertiefe, zu dem wunderbaren Strand in der East Bay und einem unglaublich schönen Schnorchelausflug zum vorgelagerten Korallenriff. Was sich mir da an Fisch-und Korallenvielfalt bietet, übertrifft alle Erwartungen. Auf der Rückfahrt zum Schiff springt ein großer schwarzer Stachelrochen in circa zehn Meter Entfernung vor uns aus dem Wasser. Was für ein unvergessliches Erlebnis!

Nach einer kurzen Ruhepause geht es abermals zur East Bay, wir wollen im gleichnamigen Resort zu Abend essen und unsere Ankunft auf den Turks and Caicos feiern. Das Essen ist hervorragend und das Bier von hier mundet und hat zur Erheiterung noch eine kleine Geschichte, teilweise in der creolischen Sprache, auf der Flaschenrückseite abgedruckt.

Die Ernüchterung folgt leider prompt auf dem Nachhauseweg, der Propeller dreht bei höherer Drehzal durch, das heißt, dass das Gummi an der Propellernabe beschädigt ist. Nur im Leerlauf zieht sich die 1,5 Seemeilen lange Heimfahrt. Irgendwo müssen wir wohl auf der Hinfahrt oder kurz vorm Strand ein Unterwasserhinderniss mit der Schraube erwischt haben. Außer für Fahrten im Standgas ist der Motor mit dem Dinghý nicht mehr zu gebrauchen. Das ausgerechnet jetzt, in einer so abgelegenen Gegend.

Heute früh wälzen wir beide direkt das Internet und finden eine Motorenwerkstatt in Povidenciales, der Hauptstadt der Turks und Caicos. Da es Sonntags und die Werkstatt geschlossen ist, lichten wir den Anker und machen uns auf gut Glück auf den Weg dahin. Fast 80  Seemeilen sind es bis dort, Cornelia findet eine Flachwasserfahrrinne mit einer Mindesttiefe von 2,5 Meter, mit dem schönen Namen Starfish Channel, der mitten durch die Lagune führt.

Jetzt sind wir segelnd auf hellblauem Wasser unterwegs, ein Anblick, wie er schöner nicht sein kann, auch wenn es ein ungewohntes Gefühl ist, beständig den Grund unter dem Kat zu sehen.

Mitten im Channel kommt uns ein Katamaran mit deutscher Flagge entgegen, den wir schon vorher im AIS entdeckt haben. Wir plaudern ein halbe Stunde lang über die Funke, mit Martin, der gerade auf dem Weg nach Curacao ist, um das Boot dort für die Hurrikanzeit abzustellen. DieTalamoa ist die einzige Segelyacht, die uns bisher in der Inselwelt von Turks and Caicos begegnet ist.

Da wir die  Entfernung bis Povidenciales nicht vor dem Einbruch der Dunkelheit schaffen werden, wollen wir einen Zwischenstopp vor der kleinen Koralleninsel, French Cay einlegen. Insgesamt sind wir echt geplättet von der Schönheit, Klarheit und den Farben des  Wassers, so etwas haben wir noch nie vorher gesehen.

Der Beitrag sollte eigentlich gestern erscheinen, aber die Kurzwelle hat nicht so mitgespielt wie sie sollte.

 

 

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Von St. Martin zu den Turks and Caicos – Tag 3 auf See

Nach dem Abendessen wechseln wir uns mit den Wachen ab, weil wir auf diesem Fast-Vorwindkurs, relativ präzise steuern müssen. Zuerst schläft Volker, tief und fest auf dem zum großen Bett bereiteten Sofa, um 23:30 Uhr gehe ich runter ins Bett. Dort wird es allerdings nach Mitternacht immer unruhiger, die Wellen kommen ruppig an den Rümpfen an, und schlagen mit lautem Knall auf, der Watt&Sea-Generator brummt, und der Wind hat deutlich über 20 Knoten aufgefrischt, ab und an kann ich die 27 auf dem kleinen Display in der Kabine sehen. „Volker, wir müssen reffen!“ Der aber meint, wir schauen erst einmal, ob das nur so eine kleine Störung war, die manchmal mit vereinzelten Wolkensystemen daher kommt.

Nach 02:00 Uhr wird es ein bisschen ruhiger und Irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Um  kurz nach vier weckt Volker mich, und in meinem schlaftrunkenen Kopf habe ich verstanden: „Wir müssen heissen.“ Was soll das denn, Reff ausschütten, oder was? Aber wir haben doch gar kein Reff drinnen!? Erst als ich vor lauter Schreck das Rad viel zu weit gedreht hatte, habe ich verstanden, dass er nur halsen wollte.

Wir wechseln uns noch ein bisschen mit dem Schlafen ab, ich hole Mails und den Wetterbericht auf der Kurzwelle, ab Sonnenaufgang ist das aber leider nicht mehr möglich, dann streiken alle Stationen.

Noch vor dem Frühstück tauschen wir die Dirk aus, die Leine, die den Baum hält, wenn das Segel es nicht tut, im Hafen zum Beispiel oder am Ankerplatz. Volker hatte in der Früh gesehen, dass an ein paar Stellen der Mantel aufgerissen war. Wir haben noch eine alte Leine, die wir anstelle der kaputten durchziehen, sie ist aber leider ein bisschen kurz, deshalb müssen wir sie verlängern. Wir haben Spleißnadeln an Bord, aber die französische Anleitung war so kompliziert und wirr erklärt, dass selbst ich, trotz Engelsgeduld und dem eindeutigen Slogan „wir schaffen das!“ nach zwei Stunden probieren verzweifelt aufgegeben habe. Dann müssen wir das eben anders machen. Oder ich muss mir, wenn wir wieder Internet haben, einen Spleißkurs – vielleicht besser auf Deutsch – suchen.

Den Nachmittag verbringen wir unspektakulär, wieder mit abwechselnden Mittagsschläfchen, lesen, rätseln, duschen (wunderbarI), ab und zu halsen, bis wir uns an die Vorbereitung des extrem leckeren Abendessen machen, ausnahmsweise mal zu zweit, sonst herrscht hier an Bord die Devise: Viele Köche verderben den Brei!. Es gibt Burritos mit Hackfleisch, frischen Tomaten, Salat und Champignons, dazu Guacamole und Zaziki, ein Gedicht.

Morgen früh werden wir wohl hoffentlich vor dem Ankerplatz von Grand Turk ankommen, wir sind jedenfalls sehr gespannt, was uns auf der für uns völlig unbekannten Insel erwartet.

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Da mein Funk gestern Abend gesponnen und den Bericht ums Verplatzen nicht rausgeschickt hat, schreibe ich noch den Beginn von Tag 4 dazu.

Immer schön vor dem Wind kreuzend, mit zahlreichen Halsen, sind wir durch die ansonsten wenig erlebnisreiche Nacht gesegelt. Die Sonne geht gerade auf, als wir auf den letzten Streckenabschnitt zu dem Ankerplatz vor Grand Turk eingebogen sind. Flach, sehr flach liegt die Koralleninsel im Meer; nur helle Lichter, Volker meint, das müssten Lagerhäuser oder Silos sein, haben uns schon in der Nacht den Weg gewiesen. Irgendwie ist der Skipper kein Fan von Grand Turk, jedenfalls behauptet er schon von weitem, dass das „hier alles häßlich ist“. Es ankert auch nicht ein Fahrtensegler dort, nur lokale Fischerboote und ein Ausflugskatamaran liegen fest an den heimischen Bojen.

Nachdem auch in dem Ankergrund sich Sand mit Korallenblöcken abwechselt, verlassen wir diesen Ort und hoffen, dass wir in South Caicos noch rechtzeitig ankommen, um einklarieren zu können, denn ohne Einklarierung dürfen wir nicht von Bord. Natürlich liegt die Einfahrt zu South Caicos auf einem Vorwindkurs, aber die Halsen gehen inzwischen ja locker von der Hand.

Und dann fällt der Anker im schönsten Türkis, das man sich vorstellen kann, vor South Caicos, nach drei Tagen, bis zu Grand Turk waren es exakt 72 Stunden gewesen, nun sind es vier mehr, aber wir sind angekommen!

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Von St. Martin zu den Turks and Caicos 2. Teil

Tag 1 Nachmittag und Abend und Tag 2 – auf See

Bei Anegada, der östlichsten Insel der BVIs, der British Virgin Islands, hatten wir Telefonnetz über unsere Digicell-Karte, da konnten noch schnell ein paar Whatsapps empfangen und verschickt werden. Das finden wir immer noch blöd, dass man auf See nicht ebenso ein Telefon- und Internet-Netz hat, obwohl das doch bei den zahlreichen Satelliten im All kein Problem mehr sein dürfte. So gibt es nur das teure Satellitenhandy, und die ein bisschen altmodische aber natürlich im Kontakt mit meinen Intermar-Leuten auch charmante SSB-Kurzwelle.
Um 22:55 wird der Gennaker geborgen, der Wind hatte auf ständig über 18 Knoten aufgefrischt. Später rollt Volker noch ein Stück von der Genua ein, plötzlich war es zuviel Wind. Aber es ist eine klare Nacht mit unendlich viel Sternen und einer dünnen Mondsichel, die uns bis 21:30 Uhr begleitet.
Mittwoch, 4.5.2022, auf See,
Wind NO um 4, sonnig mit einzelnen Wolkenfeldern.
Heute morgen streikt plötzlich der Windmesser, auch blöd bei so einer Überfahrt. Wir sind schon fast deprimiert, aber glücklicherweise scheint er nach einem Aus- und wieder Einschalten der ganzen Navigationselektronik erholt, und entschlossen zu sein, doch wieder ordentlich zu arbeiten. Und am Herd spinnen die Gasplatten, die eine geht immer wieder aus, hier hilft es, dass Volker die obere Abdeckung abschraubt und alles sauber macht.
Nach dem ersten Kaffee schlafe ich nochmal ein bisschen, wir frühstücken erst um 11:00 Uhr, aber dann ausiebig. Das ist ja sowieso eher unsere Zeit, mehr Brunch als Frühstück.Der Wind bleibt bei konstanten 16-19 Knoten, die Wellen haben weiße Pferdchen, Schaumkronen. Um uns herum ist nicht viel los, wir sind jetzt auf der Höhe zwischen Puerto Rico und der Dominikanischen Republik, aber beide Inseln sind viel zu weit entfernt, als dass man auch nur Umrisse sehen könnte.
Ab und an kreuzt ein Tanker, ein Frachter oder ein Kreuzahrtschiff unseren Weg, aber bisher war das wirklich sehr vereinzelt, ich habe zwei Tanker, ein Passagierschiff und ein unbekanntes Boot auf dem AIS gesehen, aber das war’s. Seit 14:30 Uhr fährt tatsächlich ain Segelboot neben uns, also in sechs Meilen Entfernung, die „Tika Dika“. Aber sehen können wir sie nicht. Später sind wir uns näher gekommen, die Wege kreuzen sich, und jetzt, um 20:30 Uhr fahren wir nebeneinander, mit einem Abstand von fünf Meilen
Mittags setzen wir wieder den Gennaker, der Wind hatte nachgelassen, und mit Code D sind wir einfach viel schneller unterwegs. Gegen 16 Uhr hat sich eine große Front gebildet, hinter uns auf der Steuerbord-Seite, genau da, wo der Wind herkommt. Wir beobachten die Wolken, prüfen Im Radar, ob es ein Squall ist, dann sollten wir noch schnell den Gennaker bergen,.Aber es geht alles gut, nur ein ordentlicher Regenschauer geht auf die Hexe runter, da freut sich der Skipper, denn dabei wird das Salz der letzten Tage abgewaschen.
Doch ungefähr eine Stunde später frischt der Wind bis auf deutlich über 20-22 Knoten auf, nun wird es aber Zeit. Damit in dem Leichtwindsegel beim Einrollen kein zu großer Druck aufgebaut wird, macht Volker die Motoren an, und wir rollen die Genua aus, damit wir den Gennaker in Lee des Vorsegels bergen können.
Zum Abendessen gibt es Kartoffeln und Gulasch, jetzt darf der Skipper eine Runde schlafen, ich schreibe diesen Bericht hier fertig und hoffe, dass meine Kurzwelle mitspielt und ich in noch in unseren Blog setzen kann.
Noch 212 Meilen bis zur Ankerbucht auf Turk.

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