Von Guadeloupe nach Montserrat

Samstag 19. März 2022, 08:00
Gäste: Sabrina und Matthijs aus Hoorn
Barometer 1014, Wassertemperatur 26 Grad, sonnig nmit Wolkenfeldern, Wind 20-26 kn, die See 2-3 m
Nachdem Volker und ich am Morgen die Wetterberichte angeschaut haben, und immer noch und immer wieder für die nächsten zwei Tage für die Überfahrt Richtung St. Martin 20-24 Knoten Wind angesagt sind, entschließen wir uns, heute doch nicht nur, wie geplant, ans obere Ende von Guadeloupe, nahe bei Des Haies zu segeln, sondern gleich die 48 Seemeilen nach Montserrat anzugehen. Dort wollen wir nur ankern, ohne einzuklarieren, und am nächsten Tag weiter nach St. Kitts oder nach St. Eustatius.
Und wie immer, wenn wir etwas beschließen, muss es auch sogleich in die Tat umgesetzt werden. Die Gäste werden geweckt, die Navigation angeschaltet, das Boot fertig gemacht, schon wird der Anker gelichtet, die Segel gesetzt und los geht es.
Aus der Abdeckung der Insel heraus werden die Wellen immer höher, sie kommen auch genau von der Seite, es wird reichlich wackelig im Boot und vor allem gehen immer wieder ordentliche Brecher über und versalzen die arme Hexe total. Der Skipper ist not amused, aber er freut sich sehr über den guten Speed, auf der Logge stehen fast immer zweistellige Zahlen.
Laut AIS sind keine anderen Segler unterwegs, nur ein paar Frachtschiffe sehen wir. Sehr bald tauchen die Umrisse von Montserrat am Horizont auf, wenn wir erstmal in der Abdeckung der Insel sind, werden auch die Wellen zahmer werden.
Glücklicherweise gehört Montserrat zu den britischen Überseegebieten, dann können wir den Union Jack als Gastlandflagge setzen, weil die schlampige Navigatorin keine Flagge der kleinen Insel in ihrem Vorrat hat.
Morgen früh werden wir mal schauen, was die Windvorhersage so im Gepäck hat, dann entscheiden wir, ob wir uns an die 60 Seemeilen bis St. Eustatius wagen oder in St. Kitts halten oder lieber einen Tag abwarten werden.
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In den Wellen

Die Hexe und die Alamea einsam in der Bucht

Am Dienstag haben wir uns für eine kurze Zeit von unserer Jacques-Cousteau-Bucht getrennt und sind nach Norden gefahren, um in Des Haies ausklarieren zu können. In dieser sehr gut geschützten Bucht war es uns viel zu voll, wir sind eine Bucht weiter gefahren, dorthin, wo auch die Alamea momentan ankert.

Hier sieht es aus wie Karibik aus dem Katalog: weißer endloser Sandstrand, dahinter Palmen und andere Bäume, zwischendrin kleine Sonnenschirme, die Beachbars versprechen.

Gemischtes Doppel auf dem Bord

Das einzige Problem beim Landgang ist die hohe Uferböschung, wodurch sich dort eine kräftige Welle aufbaut. Mit dem Außenborder muss man das garnicht erst probieren. Wir nehmen, jeweils zu zweit, das Stand-up-Bord, einer paddelt, der – oder vielmehr die – andere sitzt oder liegt vorne drauf. Auf dem Hinweg klappt das gut, ohne nass zu werden, nur die Landung in der Brandungswelle geht nicht ohne Abtauchen. Aber das Wasser ist ja warm.

Hüte aus Palmblättern

Handtuch und Bikini zum Wechseln sind in dem wasserdichten Seesack verstaut. Fritzi und Johannes erkunden auf ihrem Landgang die Gegend und genehmigen sich ein – überteuertes – Bier in einer der sehr netten Strandbars. Dafür braucht man dann schon ein Tuch zum Überziehen oder einen trockenen Badeanzug.

Kleine Bäume spenden Schatten

Wir zwei sind ein bisschen spät dran, hatten vorher auch noch lieben Besuch an Bord, sodass wir nach unserer nassen Landung nur ein bisschen am Strand entlang spazieren, und die jugendliche Crew der Alamea beim Schlappseil-Balancieren bewundern. Plötzlich entdecken wir hinter dem weißen Sandstrand einen kleinen Binnensee inmitten von Mangrovenwäldern, Volker trägt heldenhaft das Bord hierher, und wir machen einen kleinen Paddelausflug auf Süßwasser. Es sieht schön aus, und erscheint so friedlich nach dem sich eher ungestüm gebärdenden Meereswellen. Beim Aussteigen sehen wir sogar große Krebse, komisch, dass die sich hier in dem nicht salzigen Wasser wohlfühlen!

Karibik pur

Der Rückweg beginnt wieder abenteuerlich, die Wellen haben ja immer einen Rhythmus, auf drei ganz hohe folgen drei weniger wilde, und dann bauen sie sich wieder auf. Wir warten also auf die eher niedrigen Wellen, dann schiebt Volker das Brett ins Wasser, ich versuche mich so schnell wie möglich bäuchlings darauf festzukrallen, er steigt auf, und paddelt, was das Zeug hält, vom Strand weg. Das klappt erstaunlich gut, und tapfer gegen die Strömung ankämpfend bringt Volker uns sicher zurück zu der Hexe. Das Handtuch und die Wechselklamotten haben wir nicht gebraucht.

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Bunt wie ein Regenbogen …

Wo ist der Berg?

Unablässig plätschert der Regen auf das Deck, nicht schwach, sondern tropisch stark. Ein Regenband nach dem anderen zieht über die nahen Berge heran. Hatten wir in den letzten Tagen  schon, diese tropischen Schauer, da gab es jedoch zwischendurch noch mehr Zeit mit Sonnenschein. Der Sonnenschein ist jetzt die Ausnahme. Jedoch, die Kulisse dazu ist einzigartig.

Pigeon Island

Direkt vor unserem Bug liegt das Regenwaldgebirge des Forêt de Guadeloupe mit den Bergen des Mamelles und 100 Meter hinter uns beginnt der Jacques Costeau Nationalpark, mit den Ilets Pigeon (Taubeninseln). Ein Schnorchel- und Tauchparadies, das unter der Wasseroberfläche alle Schönheiten, die die karibische Meereswelt für den interessierten Besucher zu bieten hat, bereit hält.

Vor zwei Tagen haben wir unsere Leinen von der Festmacherboje vor der Ilet de Cabrit gelöst, das Gr0ßsegel im 2. Reff gesetzt und ein kleines Vorsegel ausgerollt.

Am Ende des Regenbogens

Mit viel Winddruck ging es raus in die Acceleration Zone, die Winddüse zwischen den Iles des Saints und Guadeloupe. Mit bis zu 13 Knoten Fahrt flog der Hexenkat nur so dahin und das Schiff zeigte unseren Freunden an Bord sein Potenzial.  Eine Welle brach dann nach kurzer Zeit breitseits über uns, und eine Seewassersturzflut ergoß sich über das Schiff, das sich einmal kurz schüttelte, und dann weiter mit voller Fahrt voraus, unbeeindruckt, durch das bewegte Meer pflügte. Drei von vier Menschen an Bord trieften vor Nässe, nur die Capitania in ihrer trockenen Naviecke grinste verschmitzt.

Sunset again

Nachdem wir die Südwestspitze von Guadeloupe erreicht hatten und Vieux Fort querab lag, beruhigte sich das karibische Meer, im Insel-Lee lässt sich gut segeln! Nach ein paar weiteren Seemeilen erreichten wir den kleinen touristischen Ort  Malendure und dessen gut geschützte Ankerbucht. Die Hexe wurde mit vielen helfenden Händen fachmännisch entsalzen und strahlte nach kurzer Zeit wieder mit der Sonne um die Wette.

Kurz darauf waren alle Mannen und Frauen von Bord, denn im flachen Wasser gibt es unzählige Schildkröten und allerlei bunte Fische.

Der kleine Ort

Als Ankerplatz für die Nacht schien uns der schöne Fleck ungeeignet, weil überfüllt. Ein paar hundert Meter ab vom Schuss haben wir einen ruhigen einsamen Spot gefunden, mit sanfter Musikbeschallung durch ein nahes Restaurant war ein toller Tag um 21 Uhr schon vorbei.

Den Sonntag haben Fritzi und Johannes genutzt, um eine Runde um Pidgeon Island zu schnorcheln und die prächtige Unterwasserwelt zu bewundern.

Es gab immer wieder Wechsel in den Besetzungen

Abends hatte die ganze Crew Landgang. Die Klänge der Trommeln und die Gesänge kräftiger Männerstimmen lockten uns in eine überdachte Gaststätte.Im Laufe der nächsten zwei Stunden erlebten wir ein für uns einzigartiges karibisches Trommel- und Gesangspektakel mit wunderbaren Tanzdarbietungen aus dem Publikum heraus. Beschwingt und erheitert ging es, natürlich vom Regen begleitet, zurück zum Boot.

Die verschlungene Einfahrt in die kleine Marina

Wir nutzen täglich die gute Versorgungslage hier vor Ort und füllen unsere Vorräte auf, mit Baguette, Bananen, Melonen und anderen Lebensmitteln, und wir bunkern Diesel in Kanistern. Nur fünf Fahrminuten sind es mit dem Beiboot vom Ankerplatz, zu einem kleinen versteckt gelegenen Hafen, der direkt an ein Industriegebiet mit drei Supermärkten, Tankstelle, Metzger, Chinaladen und Baumarkt grenzt. Das muss der Segler  einfach (aus)-nutzen. 

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Bei den Inseln der Heiligen

Mit Sonnenaufgang geht es los

Nachdem unsere drei Generationen uns verlassen hatten, sind wir am übernächsten Tag sehr früh aufgebrochen, um die 75 sm zu den südlich von Guadeloupe gelegenen Inseln Les Saintes zu gelangen.

An Dominika vorbei unter Motor

Es war zunächst eine richtig flotte Fahrt. Von unserem Ankerplatz vor St. Pierre sind wir um 06:10 Uhr, im Morgengrauen, kurz nach der Alamea unserer Freunde Beate und Bernhard gestartet.

In der Acceleration Zone, der Düse zwischen Martinique und Dominika, wehte der Nord-Ostwind mit Böen bis über 20 Knoten. Glücklicherweise hatten wir Reff 1 im Großsegel gelassen, und die Genua wurde je nach Bedarf ein- und ausgerefft. Dafür waren wir flott unterwegs.

Die Passe des Dames

An der Westseite von Dominika kamen wir in den Windschatten, mussten tatsächlich motoren, denn wir wollten noch vor der Dunkelheit auf den vor Guadeloupe liegenden „Isles des Saintes“ ankommen. Die Passage durch die „Passe des Dames“ ist zwar breit genug, aber auf der Ostseite gibt es eine Stelle mit 0,9 m Tiefe. Und die Passage ist nicht betont. Also war klar, dass wir vor Sonnenuntergang da durch sein mussten.

Felsenlandschaft

Zwischen Dominika und Guadeloupe mit seinen Inselwelten frischte der Wind auch wieder ordentlich auf, die Passage aber war kein Problem. Um 16:10 Uhr, im Hellen angekommen,  fuhren wir, schon wenig optimistisch, durch das Bojen- und Ankerfeld vor dem kleinen Ort auf Terre-de-Haut, eine der beiden Hauptinseln der Gruppe. Natürlich war kurz vor dem Dunkelwerden keine Boje mehr frei, und auch die Ankerlieger lagen schon dicht genug beieinander.

Ankerfelder bei den Saintes

Also gut, dann sind wir eben wieder zurück gefahren, wir hatten dort einige Strände gesehen, vor denen auch Boote lagen. Mit Argusaugen aber hat Volker entdeckt, dass direkt vor der Ilet à Cabrit, der Ziegeninsel, eine Boje frei war. Das war sehr vorteilhaft, denn für die nächsten Tage war ordentlich Wind vorhergesagt, und festgemacht an einer Boje muss man sich keine Sorgen machen, ob der Anker hält, und man, unbemerkt, den nächsten Booten vor den Bug treibt.

An der Boje

Am nächsten Abend sind unsere nächsten Gäste, Fritzi und Johannes aus Darmstadt, an Bord gekommen, und bis der vorhergesagte, sehr böige Wind sich ein bisschen gelegt hat, genießen wir die Sonne, den immer mal wieder fallenden Regen, die Aussicht, die Sonnenuntergänge und die Badefreuden der karibischen Bucht.

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Im Urwald

Lara kann sich hinter den Blättern verstecken

Um Martinique auch im Inland zu erkunden, haben wir für zwei Tage ein Auto geliehen und sind, gefühlt, jede mögliche Straße auf der Insel gefahren. Gestartet sind wir im Nordteil der Insel in der ehemaligen Hauptstadt St. Pierre. Wir wollten hoch hinaus, in Richtung des Vulkans, die Vegetation entlang der Straßen wurde immer üppiger, die Farne und Blätter wurden immer größer und größer, bis wir an dem unten beschriebenen botanischen Garten waren.

Anschließend an den Besuch sind wir die Küstenstraße Richtung Norden weitergefahren, das war allerdings schon sehr abenteuerlich. Irgendwann wurden die Haarnadelkurven immer enger, und immer steiler, das wurde zu einer Herausforderung für den Fahrer. Und dann parken auch noch unendlich viele Autos an den sowieso schon engen Straßen, sodass es absolut kitzelige Manöver gibt, wenn bergfahrende Autos auf talfahrende treffen, denn die Straße ist dort durch die parkenden Autos nur einspurig. Und am Ende erwartete uns nicht etwa eine Bucht mit sensationeller Aussicht, sondern ein überfüllter Parkplatz in the middle of nowhere.

Am zweiten Tag sind wir an der Westküste entlang gefahren, mit kleinen Ortschaften und wunderschönen Stränden. An der Hauptstadt vorbei, dort gibt es sogar eine vierspurige Autobahn, weiter nach Le Marin, wo wir unseren reparierten Autopilot abholen konnten. Leider gibt es vor jedem Kreisel, und die Insel hat ganz schön viele davon, einen kräftigen Stau. Außerdem produzieren Müllabfuhr und Straßeninstandhaltungs-Fahrzeuge weitere Autoschlangen auf den befahrenen Straßen.

Ganz andere Landschaft an der Ostküste

Die kleineren D-Straßen hingegen sind leer, nur einige Motorräder fahren gewagte Überholmanöver. Über die Ostküste  sind wir dann wieder nach Norden gefahren, wobei die Landschaft der Ostküste komplett anders ist als der Dschungel im Inneren und dem nördlichen Teil, und auch ganz anders als die Großstadt-Atmosphäre der Südküste.

Und anderer Baustil als in Fort-de-France

Hier sieht es eher aus wie in Mittelhessen, es gibt Landwirtschaft, sogar Kühe, und ausgesprochen geschmackvolle Häuser, Neubauten, oder liebevoll Instand gehaltene ältere Gehöfte. Allerdings sind die Pflanzen doch eher tropisch, Bananenfelder anstelle von Getreide, bunte Bougainvillea-Hecken säumen die Straßen, und entlang der Küste brechen die Wellen an den Riffen.

Das absolute Highlight aber haben wir bereits am ersten Tag besichtigt. In der Habitation Cerón gibt es neben einem wohl sehr guten Restaurant einen wunderschönen botanischen Park und Garten.

Der Baum ist zu groß für die Kamera

Auf der ehemaligen Zuckerplantage aus dem 17. Jahrhundert steht der größte Baum der Antillen, ein „Zamana“, auf deutsch ein Regenbaum, dessen Krone über 500 qm Fläche misst. Regenbäume schützen Kaffee- und Kakao-Bäume vor Feuchtigkeit, das braucht man hier auch wirklich, weil es öfter am Tag, kurz, intensiv regnet.

Der ganze Park ist absolut faszinierend, wundervoll blühende Sträucher, Kakaobäume in Massen, mehrere Bäche, Avocadobäume, Kaffe- und Pfefferbäume, stehen teilen sich die großzügige Fläche. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Kleine Kolibris fliegen durch die Baumkronen, verschiedene unerschrockene Eidechsen klettern an den Stämmen entlang, und Lara hat sogar eine große haarige Spinne gefunden, die sich auf dem Holz gut getarnt hatte.

Bilder sagen mehr als tausend Worte, deshalb hier ganz viele Fotos:

Die Spinne wartet auf Beute

Die Eidechse, perfekt getarnt

Kaffee

Kakaofrucht

hängende Hummerscheren

Porzellanrose

Bachläufe

Größenverhältnisse

 

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Lautstark

Die Mangobäume hängen voller Früchte

Es gibt sogar Menschen, die soweit gehen und sagen, dass sie ohne dieses allnächtlich wiederkehrende Geräusch nicht schlafen können und ihnen etwas fehlen würde, wenn sie es anderen Plätzen der Erde nicht hören könnten. Wir haben ein paar Bloqbeiträge eher geschrieben, dass die Zikaden ein abendliches Konzert geben. Das ist schlichtweg falsch. Auf Martinique ist der Pfeiffrosch zuhause, und der gibt sein Bestes. Klein, laut und nachtaktiv, das sind wohl die zutreffendsten Eigenschaften des Geräuschkünstlers. Sein nächtliches Konzert, das von allen Hängen und Erhebungen widerhallt, auf der ganzen Insel zu hören und dem Klang der Zikaden doch sehr ähnlich ist, gehört genauso zu Martinique wie der Atlantik oder der immergrüne Regenwald. Wir erfreuen uns jeden Abend an dem Geräuschspektakel, auch wenn es gestern Abend zum ersten Mal nicht zu hören war, weil es von dem Klang der Trommeln und der Basslautsprecher übertönt wurde.

Gestern wurde König Karneval, eine Strohfigur, unter lauten karibischen Klängen auf einem Umzug, begleitet von zahlreichen tanzenden und feiernden Menschen zuerst durchs ganze St. Pierre und dann zum Strand gefahren. Dort wurde die symbolträchtige Figur als Zeichen zum Ende des diesjährigen Karnevals in Brand gesteckt. Weithin leuchtend, begleitet von ekstatischer Trommelmusik, geht die 5. Jahreszeit für dieses Jahr unwiederbringlich zu Ende. Wir genießen das Spektakel von Bord aus, während sich Ben und Lara in die Menge gestürzt haben und später begeistert davon berichten.

Der Vulkan in Wolken

Seit gestern ist unser Anker im sandigen Grund vor der ehemaligen Inselhauptstadt Saint Pierre eingegraben. St.Pierre erlangte durch ein sehr tragisches Ereignis eine weit über die Grenzen der Karibik hinausgehende traurige Berühmtheit. Wie fast alle Inseln im karibischen Inselbogen ist auch Martinique vulkanischen Ursprungs. Im Jahr 1902 gab es zahlreiche Warnzeichen, dass ein großer Ausbruch des Mont Pelé, oberhalb von St. Pierre, kurz bevorsteht. Tagelang setzte im April ein dichter Ascheregen aus dem 1370 Meter hohen, vulkanischen Berg den Bewohnern schwer zu. Frei lebende Tiere und Insekten haben die Region fluchtartig verlassen, den  Bewohnern von Saint Pierre hingegen wurde eine rechtzeitige Evakuierung aus der Todeszone des Vulkans verwehrt, die anstehenden Bezirkswahlen sollten nicht gestört werden, der damalige Bürgermeister bagatellisierte die eindeutigen Warnzeichen.

Der Bischofspalast

Am 8. Mai 1902 nahm dann die große Katastrophe ihren Lauf, die Kuppel des Vulkans kollabierte und ein  pyroklastischer Strom,  eine Glutwolke mit Temperaturen um die 800 Grad raste mit mehr als 100 Stundenkilometern über St. Pierre hinweg. 30.000 Menschen fanden dabei den Tod. Nur drei Bewohner überlebten dieses tragische Ereignis. Ein Matrose, der inhaftiert war, wurde durch die dicken Mauern des Gefängnisses von der Hitze verschont. Ein Mädchen flüchtete rechtzeitig mit einem kleinen Ruderboot und suchte Schutz in einer Felsspalte. Der Schuster des Ortes war am Ortsrand unterwegs, er überlebte mit schweren Verbrennungen und konnte sich in ein Nachbardorf retten.

Heutige Fischer beim Netzauslegen

17 ankernde Schiffe gingen in Brand auf und sanken, nur dem Dampfer Roddam gelang die Flucht, aber auch auf diesem Schiff gab es zahlreiche schwer Verwundete und Tote durch den Hitzestrom. Noch heute erinnern zahlreiche Ruinen, Gedenkstätten und ein Museum an die Tragödie. Das aktuelle St. Pierre ist ein bunter, quirliger karibischer Ort, der einen Besuch lohnt.

Der Vulkankrater, die Caldera, ist meistens in Wolken gehüllt, die feuchte Luft fängt sich am Berg und es regnet häufig. Wer zum Vulkankrater will, muss ein Auto mieten und entweder zur ersten oder zweiten Schutzhütte fahren und von dort den mehrstündigen Aufstieg wagen. Verschiedene Wanderführer im Internet informieren ausführlich.

Der kochende Kneipenwirt aus St. Pierre ist BvB-Fan!

Seit heute haben wir ein Auto gemietet, um zum Einen die Insel zu entdecken, aber vor Allem um morgen den Autopilot in Le Marin abzuholen. Wir wissen immer noch nicht, ob der nun repariert ist, zu unpräzise ist die Kommunikation, wir sind sehr gespannt. Aber egal ob repariert oder immer noch leckend, wir nehmen wir den Hydraulikpilot mit nach Guadeloupe, wo es Anfang nächster Woche hingehen soll.

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Ungeplante Flucht

Kleiner Restaurationsstau

Am Morgen fährt Volker die Mannschaft zum Landgang, wir wollen doch mal die Hauptstadt von Martinique erkunden. Er bleibt an Bord, mit den vielen Booten auf engen Ankerplätzen ist es ihm nicht geheuer, die Hexe alleine zu lassen.

Unser erster Weg führt in die Kathedrale, eine besondere Stahlkonstruktion mit einem hölzernen Tonnengewölbe. Das Innere ist im klassizistischen Stile, die Orgel hinter dem Hauptaltar, der Raum durch hohe Fensterreihen im oberen Teil und große offene Türen schön hell.

Kinderröckchen in karibisch bunten Farben

Aber wirklich begeistert sind wir von den Märkten. In dem großen Marché couvert riecht es nach allen Essenzen der Karibik, riesige Zimtstangen werden angeboten, Kakao in dicken Stangen, alle möglichen Gewürzmischungen in kleinen Tütchen. Es gibt auch auf der Insel angebautes Obst und Gemüse, wunderbar süße Ananas, kleine Bananen und Kochbananen, Kokosnüsse, und ähnliches. Ben und Lara sind im Kaufrausch für Mitbringsel und Exotisches zum Kosten.

Der Wochenmarkt

Auch der Wochenmarkt am Ende der Stadt beeindruckt durch eine Vielfalt an Obst und Gemüse. Die noch unreifen Kokosnüsse werden geköpft, dann kann man die Kokosmilch daraus trinken. Nur das weiße Fruchtfleisch aus dem Inneren ist glitschig und schmeckt nach gar nichts.

Prost Kokosnuss

Die meisten Obstsorten sind noch nicht wirklich reif, auch hier ist es eben Februar und nicht Mai. Die Mangos sind winzig und faserig, Papayas innen komplett weiß und hart, und auch die Chirimoyas, die von außen gut aussehen, sind innen drin knochenhart. Aber Ananas, Bananen und Orangen sind süß und schmackhaft, das tröstet dann doch.

Unser Highlight aber ist nicht zu überhören: Eine Schlagzeug-Gruppe geht durch die schmalen Straßen, der Rhythmus regt zum Mittanzen an, ich habe es gefilmt, hier ein kleines Video:

 

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Um 1500 Uhr geht eine schwere Regen- und Sturmfront durch das Bojenfeld, einige Boote kommen sich gefährlich nahe, andere fahren in ihren Panik-Ankermannövern so eng an uns vorbei, dass Volker laut gegen den Wind anschreiend, den Skippern klarmacht, dass das so nicht geht.

Lara steuert uns in die andere Bucht

Danach ist klar, dass wir hier nicht bleiben können, die Bucht ist zu voll, und wenn heute Nacht wieder eine solche unangekündigte Front durchgeht, fängt das Spiel von vorne an, und dann mitten in der Nacht, das macht auch keinen Spaß.

Volker ist auf jeden Fall not amused, sowie Regen und Wind halbwegs durch sind, gehen wir Anker auf, und segeln in die Grande Anse, wo noch vor der Dunkelheit der Anker erneut fällt und wir die Ruhe genießen können.

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Mehrgenerationenboot

Carl-Martin genießt

Seit zwei Tagen haben wir drei Generationen an Bord. Carl-Martin, ursprünglich mit seiner Frau Ursel Segelschüler von Volker, dann enger ebenfalls segelnder Freund, hatte uns ja schon auf Madeira besucht, und war mit uns auf der Hexe nach Lanzarote gesegelt. Als klar war, dass wir endlich in die Karibik segeln werden, wäre er am liebsten zu der Überfahrt mitgekommen.

Jetzt aber hat er uns auf Martinique besucht. Und damit „Vaddern“ nicht alleine die lange Flugreise über Paris antreten muss, hat Sohn Ben sich „erboten“, ihn auf dem Flug zu begleiten. Und Ben war auch nicht sehr widerspenstig, als wir ihm vorgeschlagen haben, anstatt gleich wieder heimzufliegen, doch gemeinsam mit Carl-Martin die Zeit bei uns auf dem Boot zu verbringen. Und wenn die zwei schon mal da sind, haben wir auch Bens fast erwachsene Tochter Lara, also Carl-Martins Enkeltochter, zu uns eingeladen.

Sonnenuntergang

Es ist aber auch paradiesisch hier! Die Tagestemperaturen liegen zwischen 27 und 30 Grad, das Wasser ist 26 Grad warm. Wenn wir morgens früh, und ich meine früh, meistens vor sieben Uhr schwimmen gehen, kostet es keine Überwindung, ins Meer zu springen, mit Taucherbrille und Schnorchel ausgerüstet, Ausschau nach Fischen und Schildkröten zu halten. Nur heute morgen war ich ausnahmsweise ohne Taucherbrille unterwegs, und prompt hat mich die einzige Qualle aus der weiteren Umgebung gefunden, und mir den Nacken verbrannt. So ein Miststück!

Drei Generationen beim Denken

Mittags lernt Lara ganz eifrig für den TMS, den Medizinertest, und die älteren Generationen schauen mal, ob noch etwas von dem naturwissenschaftlichen Denken funktioniert. Kann ja nicht schaden.

Heute morgen sind wir tatsächlich die acht Meilen bis zur Hauptstadt von Martinique, nach Fort-de France gesegelt, liegen jetzt hier mit vielen anderen Booten vor Anker, und wollen am Sonntag den karibischen Karnevalsumzug anschauen, der dem Carnival do Rio in nichts nachstehen soll. Die Bilder, die wir im Internet finden, lassen Großes hoffen, und auch die lokalen kleinen Läden und die Yachtausrüster. haben verkündet, dass wegen der Fastnacht in den nächsten Tagen nicht so viel gearbeitet werden wird. Wir also ein bisschen länger auf die Überholung unseres Autopiloten warten müssen.

Dann feiern wir eben einfach mit, und werden demnächst mit vielen Fotos berichten.

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Mangrovenwald

Die Anse d‘Arlet mit den schönen grünen Hängen

Seit wir hier am Ankerplatz in dieser wunderschönen Bucht liegen, haben wir Zeit. Zeit zum Reparieren, Zeit zum Edelstahl polieren, aber auch Zeit, um mal wieder einen kleinen Film zu schneiden.

Die Landschaft auf Martinique ist geprägt von der Sonne und den zahlreichen kleinen (warmen) Regenschauern, die oft mehrmals am Tag ganz plötzlich vom Himmel fallen. Grüne Berghänge zieren die Ankerbuchten, die blühenden Bäume hat der Skipper ja schon beschrieben.

Solche Mangrovenwälder findet man hier an vielen Stellen, die verschiedenen dort wachsenden Pflanzen müssen salztolerant sein, mit der hier nur leichten  Gezeit zurechtkommen und sie lieben Wassertemperaturen von über 20 Grad (ich auch!).

Hier ist des Skippers Fahrt durch einen  Mangrovenwald:

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Schauspiel

Dramatische Szene bei Nacht

Die besten und einprägsamsten Erlebnisse bietet, wie schon so häufig, die Natur. Das ist auch an unserem neuen Ankerplatz in der Anse d‘Arlet so. Mit Maske, Schnorchel und Flossen ausgerüstet, kontrolliere ich, ob  sich der Anker gut eingegraben hat und ob es Besonderheiten im Wasser gibt, die beim Ankeraufgehen zu Schwierigkeiten führen können. Glasklar ist das Wasser, es sind leider keine Fische zu sehen, aber der Anker sitzt perfekt eingegraben im Grund. Auf dem Rückweg zum Boot sehe ich dann doch etwas, was mein Herz höher schlagen lässt. Eine große Karettschildkröte, grast  seelenruhig das Seegras am Meeresgrund. Um das vielleicht einen dreiviertel Meter große Tier nicht zu beunruhigen, treibe ich bewegungslos an der Wasseroberfläche und beobachte seine Reaktionen. So vergehen einige beeindruckende Minuten. Diese Bucht hier ist berühmt für ihre Meeresschildkröten, erzählt mir Cornelia später, die bisher bei ihren morgendlichen Schwimmrunden leider noch keine zu Gesicht bekommen hat.

Eine entzückende Bucht liegt vor uns


Es gefällt uns in dieser Bucht besonders gut, es gibt ein typisch karibisches Örtchen, die Hänge der Umgebung sind dicht bewaldet, und Scharen von Pelikanen stürzen sich senkrecht zum Fischfang ins Wasser. Bei einem kleinen Landgang entdecken wir neben bunten karibischen 
Holzhäusern die bunte artenreiche Pflanzenvielfalt der Karibik.

 

Die Früchte des Brotfruchtbaums

Es gibt Mangobäume mit noch nicht reifen Früchten zu bewundern, ein großer Brotfruchtbaum mit seinen männlichen und weiblichen Früchten zieht uns in seinen Bann, auch einen Guavenbaum sehen wir in dem kleinen Ort. Alle möglichen Arten von Palmen wachsen hier und es blüht an allen Enden und Ecken.

Der Strand ist gut bevölkert, und um das kleine strandnahe Riff mit seinen bunten Fischen ziehen viele Menschen schnorchelnd ihre Bahn. Auch wir waren dort. Man sieht Fächerkorallen, Röhrenkorallen, Hornhechte, Drückerfische, Zebrafische und viele andere Fischarten, die wir erst im Internet raussuchen müssen.

Die kleine Kirche

Im Ortsmittelpunkt steht eine kleine Kirche mit einem blauen Holzdeckengewölbe, das an das tiefe blau des atlantischen Ozeans erinnert.

Die Grundversorgung für die Einheimischen und die Touristen wird durch zwei Minisupermärkte, einen Metzger-Marktwagen, eine kleine Markthalle, in der Locals ihr selbstangebautes Obst und Gemüse feilbieten, sowie einen Bäcker gesichert.

Tagsüber bevölkern zahlreiche Tagesausflugsschiffe mit Gästen an Bord die Bucht. Nachts ist es himmlisch ruhig und nur die Grillen zirpen. Ein besonders beeindruckendes Spektakel bieten die in Massen umherfliegenden Fledermäuse, die im Widerschein der Taschenlampe sichtbar werden.

Jetzt noch ein paar Reparaturhighlights:

Bei der Arbeit

Wir mussten die Membrane des Wassermachers mit der tatkräftigen und geistigen Unterstützung von Bernhard tauschen, da zu viele messbare Teilchen, sogenannte Parts per Million, in unserem Trinkwasser waren. Zum Glück gibt es alle Ersatzteile in Le Marin im Caraibe Shop, einem technischen Zubehörhandel, der alle großen Zubehörmarken vertritt. Zudem haben wir die lose Schraube am vorderen Beam wieder fest angezogen und noch einen Bypass fürs Abwasser der Toilette erstellt, damit kann der Fäkalientank nie wieder zum Problemfall werden. Leider mussten wir auch feststellen, dass der originale Hydraulikautopilot eine undichte Stelle und sich das ganze Hydrauliköl in die Motorbilge ergossen hat. Der wird dann morgen ausgebaut, und am Dienstag geben wir das defekte Teil zur Überholung, bei Caraibe in Le Marin.

Das Fahrtenseglerleben ist ein bunter Mix aus Unterhalt am Boot, Freunde treffen und kennenlernen, die Umgebung erkunden und den immer wieder anfallenden notwendigen Reparaturen an Schiff und Zubehör.

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