Bildhübsch

Menschenmassen wuseln durch die Altstadtgassen, Restaurants reihen sich aneinander und alle bekannten Innnenstadt-Markengeschäfte sind in Funchal vertreten. Wir haben gestern den geruhsamen Inselnordosten verlassen, den Anker hochgeholt, das Vorsegel ausgerollt. Der kräftige Rückenwind hat uns dann nach zwei Stunden schönstem Panoramasegeln entlang der Küste von Madeira nach Funchal gepustet.

Eine Korrektur noch, so einsam ist der Nordosten von Madeira nicht. Laut Wikipedia begeben sich täglich fast 1.00 Menschen auf den Wanderweg zur Oase, einem Ausflugsrestaurant, und zum Mirador Ponta do Furado, dem bekanntesten Aussichtspunkt der Insel. Schon im Dunkeln reihen sich Stirnlampenlichter am Bergkamm aneinander und selbst nach Einbruch der Dunkelheit sind noch leuchtende Wanderer unterwegs. Wir haben da die Abkürzung übers Wasser genommen, mit dem Beiboot und dem Stand-Up-Paddle sind wir zur Badestelle gefahren. Der kleine Felsstrand mit dicken Kieseln im Wasser liegt knapp unterhalb der Oase und damit auch unterhalb des höchsten Aussichtspunktes. Wir haben uns dort in die Trails der Wanderfreunde eingereiht, sind allerdings vorm Hochpunkt schon wieder umgedreht. 

Steile Felswände umrahmen die Marina

Abends ging es mit dem Dinghy in die nahegelegene Marina, Quinta do Lorde, die nicht nur ein Yachthafen für Segler ist, sondern auch eine Ferienanlage und Hotel, mit vielen Gebäuden. Hotel und Ferienanlage waren nun mehrere Jahre geschlossen. Die Hyatt-Gruppe hat schlussendlich das Gesamtensemble gekauft, und sichtbare Renovierungsarbeiten sind am Gange. Für den 1. Oktober ist die Wiedereröffnung geplant. 

Blick aus einer Höhle

Eine Höhlentour mit Beiboot war am letzten Tag der krönende Abschluss unseres Ausflugsprogramms. 

Am nächsten Morgen sind wir nur unter Vorsegel bis Funchal gefahren und haben nicht zu weit vom Hafen entfernt geankert. Die Innenstadt von Funchal haben wir bei zwei Ausflügen ausgiebig besichtigt. Am besten haben uns die drei Parks und die kleine Rambla gefallen. 

Vorhin sind wir, wegen unnötigen Gedränges durch einen neu hinzugekommenen, saudepperten Ankerlieger, ankerauf gegangen und haben uns vor die Praia Formosa, einem bildhübschen Strand (so die Übersetzung), anderthalb Seemeilen entfernt von Funchal verholt. Hier liegen wir als einziges Boot, der Blick auf den Strand und die angrenzenden Berge ist famos. (Man darf nur nicht direkt nach Norden, zu den Hochhäusern der Außenbezirke Funchals schauen, der Rest ist wunderschön.)

Der Ankergrund ist bestens, aus Sand, der Anker ist tief eingegraben. Selbst wenn beide Motoren mit Volllast rückwärts laufen, hält das Grundeisen bestens. Es ist hier wunderbar ruhig und wir freuen uns auf eine entspannte Nacht.

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Angekommen

Teil 2 des 3. Tages:

Wir segeln also so weiter, mit vielen Wellen und mehr als ausreichend Wind. Die Sonne lädt die Batterien kaum  noch – sie ist ja meist hinter den Wolken versteckt – und der Hydrogenerator macht schon wieder so komische Geräusche, er scheint leider auch nicht zu laden. Vielleicht sind die Kabel kaputt, jedenfalls wird der nun aus dem Wasser geholt, und wir haben aktuell keine zusätzliche Energiequelle für unser Batteriemanagement.

Wir nehmen Kurs auf die Ensenada da Ambra im Osten der Insel. Die Bucht liegt gut geschützt gegen Nordostwind durch die Berge, die steil vom Ufer direkt in die Höhe streben. Bei Navily steht, dass an einer Stelle nahe des Ufers auf dem sandigen Untergrund zwei Auto-Chassis liegen, in denen sich der Anker verfangen kann. Wir markieren diese Stelle in unserer Karte, damit wir nicht aus Versehen dort den Anker fallen lassen.

Bootsbewegungen am Anker während der Nacht

Bei der wieder durch den fehlenden Mond sehr dunklen Nacht gerät die Ansteuerung in der Bucht eher unspektakulär, bis auf die unbeleuchtete Fischfarm, vor der Volker mich gerade noch rechtzeitig warnen kann.

Angekommen sind wir um 00:30 Ortszeit, Azorenzeit 23:30, die Gesamtmeilen laut Logge betrugen 559 sm. 62 Stunden lang war die Überfahrt, das ergibt einen Durchschnitt von über neun Knoten, ein schneller Trip! Ein bisschen wackelig fand ich es wegen der sehr kurzen Welle, aber ein Windeinfallswinkel von 80° – 130° sorgt bei einem Katamaran für schnelle Fahrt, eigentlich hatten wir erwartet, am nächsten Morgen nach Sonnenaufgang anzukommen. Also insgesamt ein schöner schneller Törn. 

Nach erholsamen Schlafstunden ohne die Weckzeit alle zwanzig Minuten für Volker wartet natürlich eine Menge Arbeit auf uns. Zuerst muss das Boot komplett entsalzen werden. Also muss ein Motor laufen, denn wir brauchen Strom, um den Wassermacher arbeiten zu lassen, damit Volker das Boot abspritzen kann, und das Salz zurück ins Meer kommt. Ich wasche derweil drinnen die Flächen ab, denn auch hier kommt ein bisschen Salzspray an, räume auf und baue das Bett im Salon wieder in den Tisch um.

Außerdem hatte sich der Ruderquadrant des rechten Autopiloten verstellt, der muss mit viel Geduld und Geschicklichkeit im Motorraum wieder ausgerichtet werden. Am Bergesack für Großsegel war eine Naht aufgerissen, auch hier mussten wir mit viel Geduld und einem langen Faden ran, damit die Spannlatte wieder an der Persenning angenäht war.

Danach gab es einmal Schwimmen ums Boot für mich, und zu dem Anker für Volker, durch die anschließende Dusche sind wir wieder ganz sauber und bereit für neue Abenteuer.

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On the Sea again: Tag 3

Donnerstag, 29. August 2022
Auf See, Baro 1018, Wind NNO zwischen 15 und 20 kn, die See unverändert 1,5 bis 2 m,  sonnig
08:00Uhr: Noch 138 sm bis zum Ziel, Geschwindigkeit meist über 10 Knoten, TWA um 80°

Nachtrag von Tag 2:

Abendessen: Sahnegeschnetzeltes mit Nudeln und Salat. Das Halbtagesetmal um 21:30  ist 104 sm, das entspricht einem Schnitt von 8,7 Knoten!

Ein fliegender Fisch hat die Nacht leider an Deck verbracht

Um 07:00 Uhr am nächsten Morgen sind Kaffee und diverse Tees fertig gekocht, der Skipper kann jetzt noch ein bisschen schlafen, nun ohne die zwanzigminütigen Unterbrechungen. Aber auch dabei genügt ein kurzer Blick auf den Bildschirm, ob sich feindliche Schiffe nähern. Auch nach draußen auf Wind und Segelstellung kann man schauen, aber das hat Volker sowieso im Blut, wenn sich der Wind deutlich ändern sollte, würde er sofort aufwachen.

Tagesetmal 09:30: Unser heutiges Etmal beträgt stolze 222 sm, ergibt einen Durchschnitt von 9,25 (neuneinviertel) m/h! Noch 121 Meilen bis zum Ankerplatz vor Porto Santo.

10:30 Uhr: Das zweite Reff kommt ins Großsegel, denn der Wind hat wieder zugenommen, und leider wird auch der Windeinfallswinkel immer spitzer. Mit dem zweiten Reff kommen wir immer noch mit neun bis elf Knoten voran, und jetzt es wird angenehmer, trotz der konfusen Wellen.

Die ganze Nacht war nicht ein Schiff auf dem AIS zu sehen, heute morgen sind es gleich zwei, und der eine Tanker, er will nach Antwerpen, fährt weniger als eine halbe Meile vor uns durch, das ist schon nah.

Geschafft, nun gibt es Frühstück, wie immer am Kartentisch. Das Tischdecken allerdings ist ein einziger Balance-Akt, zumindest für mich, weil die Wellen doch immer dann kommen, wenn man sie nicht braucht. Mein Sportprogramm besteht aus Gängen zur und von der Kabine, auch auf dem Weg zur Toilette wird geturnt, man muss die Bewegung der See so gut wie möglich vorahnen, um sich nicht all zu viele blaue Flecken zu holen. Am Ende könnte ich sonst nicht mal mehr im Badeanzug an den Strand gehen, ohne dass die Leute die Sittenpolizei rufen ;-).

Am Nachmittag gegen 13:00 Uhr sieht Volker auf der Luvseite eine fette Wolke kommen. Im Radar zeigt sich dann auch, dass dort größere Regenmengen drinnen sind. Weil aber solche kleinen Squalls auch gerne viel Wind im Gepäck haben, und die Schaumkronen auf dem Meer sich vermehren, verkleinern wir noch ein bisschen das Vorsegel, das Groß ist ja schon in Reff zwei, wir sind gerüstet. Trotzdem stehe ich mit starrem Blick auf den Radarschirm, ob die Front wirklich zu uns kommt. Dahinter ist schon wieder blauer Himmel zu sehen. Für den Rest der heutigen Fahrt ist mehr als genügend Wind vorhergesagt, wir können bei der jetzigen Besegelung bleiben. Die Front ist vor uns durchgezogen, aber der Wind ist geblieben, und es stehen weitere Böenwalze auf Halde. Hoffentlich ist es an dem Ankerplatz halbwegs geschützt.

Volker hat wieder einen schönen Film gedreht, hier zu sehen oder bei Youtube unter: 
https://youtu.be/mcdgrH9mHaQ

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On the Sea again: Tag 2

Hier erst einmal Teil 2 von Tag 1

Volker kontrolliert, ob der Hydrogenerator lädt, aber das tut er nicht. Wahrscheinlich haben wir wieder Sargasso-Gras gefangen oder so. Und leider ist es „oder so“, denn in der Schraube hängt ein Netz von einem Hochseefischer. Aus massivem Garn, mit richtig festen Maschen. Volker holt den Bootshaken, fischt ein Stück, bekommt es zu fassen, ohne dabei ins Wasser zu fallen (das ist immer meine Angst, wenn er irgendetwas am Hydrogenerator macht), und er braucht schon Kraft, um das ca. sechs Meter lange grüne Netz einzuziehen. Nun ist aber die Niederholerleine vom Hydro gerissen, der muss aus dem Wasser, die Leine wird neu verknotet. Schlussendlich kann das gute Stück, befreit von den tückischen Hinterlassenschaften der Fischer, die Arbeit wieder aufzunehmen, damit wir auch nachts genug Strom haben, um z.B. den Kühlschrank, den Gefrierschrank und die Starlink-Antenne zu betreiben.

Zutaten

Zum Abendessen gab es Morcela, das ist portugiesische Blutwurst, ein bisschen scharf und sehr lecker, mit einem Kartoffel-Karotten-Püree, fein!

So segeln wir in die erste sehr dunkle Nacht, der sichelgroße Mond geht erst nach 01.00 Uhr auf. Das Radar dreht alle Viertelstunde zehn Umdrehungen, und würde uns warnen, wenn sich in einem Umkreis von drei Meilen etwas bewegt. Wir kommen jetzt gut voran, bei 13 bis 16 Knoten und einem Windeinfallswinkel von ungefähr 110 Grad ist die Hexe schnell, sie zieht uns mit zwischen 8,5 und 11 Knoten Geschwindigkeit übers Meer.

Das Halbtagesetmal um 21:30 beträgt 96 sm, Distanz zum Ziel sind 442 sm, der Anfangswert war 538 sm, das entspricht einem Schnitt von 8 sm/h, cool!

Tag 2: Mittwoch, 28. August 2024
Auf See, Baro 1019, leicht bewölkt, Wind um 15 Knoten aus N, die See 1 – 2 m
06:00 Uhr: Noch 370 sm bis zum Ziel, TWA 110° – 120°, Geschwindigkeit um 9 kn

Die Nacht verläuft ohne größere Vorfälle.. Um 01:00 Uhr hatte der Wind mal auf über 20 Knoten aufgefrischt, das hab ich selbst in meinem Bettchen gemerkt, und bin schnell rausgekommen, um Volker beim Eindrehen der Genua zur Seite zu stehen. Ich weiß ja, dass er das alles auch alleine kann, aber zu zweit geht es einfacher.

Sonnenaufgang

Später hörte ich, dass Volker ein kleines bisschen ausgerefft hat, später die Genua ein bisschen flacher gedreht, aber das war es im Wesentlichen. Um sechs Uhr klingelt mein Wecker, ich gehe Volker ablösen, dass er auch mal länger am Stück schlafen kann, als nur die 20 Minuten mit dem Timer als Wecker. Im Osten ist der Himmel ein kleines bisschen heller geworden,  es beginnt die nautische Dämmerung, die „blaue Stunde“, die endet dann kurz vor dem Sonnenaufgang um 07:00 Uhr.

Als Volker um 08:00 Uhr wach wird, hören wir kurz in die Intermar Funkrunde rein, über die Kurzwelle ging das leider wieder nicht, aber über Echolink, das geht übers Internet, konnten wir hören und sprechen. Heute waren hauptsächlich Jungs aus der Nord- und Ostsee dran, fürs Wetter war ich eh zu spät.

Ich gehe in die Kabine, um noch eine Runde zu schlafen, bis Volker mich um zehn Uhr aus dem Bett holt, weil wir reffen müssen. Der Windwinkel ist spitzer geworden, 70° – 80° Einfallswinkel, dann steigt der scheinbare Wind auf über 20 Knoten, es wird Zeit, die Segel zu verkleinern. Das geht gut, wir sind immer noch eingespielt. Nun zickt aber wieder mal der Hydrogenerator, es hängt aber nichts in der Schraube, wie Volker sich vergewissert, er zieht auch mal den Stecker, und mittlerweile scheint es wieder zu funktionieren.

Das Etmal um 09:30 Uhr beträgt 195 sm, das ist gut, es bedeutet weiterhin eine durchschnittliche Geschwindigkeit von über acht Knoten.

Die Löcher wurden in die Stoßstange geschnitten

Um 11 Uhr kommt von Larissa die Schreckensnachricht, dass irgendjemand an Volkers Auto die Stoßstange zerstört hat und irgendwelche Elektronikteile abgeschnitten. Es folgen natürlich Telefonate mit der Versicherung und den Nachbarn, Larissa fährt zum Darmstädter Polizeirevier, um Anzeige zu erstatten; was für ein unnötiges Wirrwarr wegen solcher Blödmänner (oder -männInnen, um dem gendern gerecht zu werden!). Später erfahren wir von Freund Sven, dass auch bei ihm, 10 Hausnummern weiter, genau dasselbe passiert ist. Doof!

Um 12:00 Uhr gibt es endlich Frühstück, danach beginnt wieder der normale Bordalltag mit lesen, schreiben, ruhen, vielleicht auch stricken. Um 13:00 Uhr wird wieder ausgerefft, der Wind hat nachgelassen auf 8 – 9 Knoten, bei einem Windwinkel von 90° segeln wir nun mit 7 – 8 Knoten Fahrt dahin. Es ist sonnig, und auch die Wellen haben ein bisschen abgenommen. Nach 17 Uhr nimmt der Wind wieder zu, mit zwei Umdrehungen auf der Genua fahren wir immer noch um die 10 Knoten, das reicht.

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On the Sea again: Die Hexe auf dem Atlantik

Tag 1 des Törns nach Porto Santo: Dienstag, 27. August 2024

Baro 1017,  Wind N 2-5 Bft., sonnig, warm, die See (noch) flach, später 1 m
Log 5559, Motor SB 1034 h, BB 1032 h

Nach umfangreichen Vorbereitungen wegen der langen Zeit in der Marina legen wir ab. Ich bringe noch den Müll raus und die Stegkarte zurück, natürlich nicht, ohne mich vorher mit einer Umarmung bei Isabell aus dem Hafenbüro zu verabschieden. Die Chefin des Hafens, Victoria, hat während unserer Abwesenheit unsere beiden Orchideen gepflegt, sie sehen wunderbar aus.

Wir starten mit vollem Groß und Genua, aber schon nach wenigen Minuten rollen wir die Genua ein bisschen ein, entgegen der Vorhersage ist plötzlich der Wind stärker als erwartet. Kurz darauf ist es vorbei damit, in der Abdeckung der Insel geht der Wind schlafen, wir müssen gar motoren, dann ist wieder ein bisschen Wind da, und wieder weg und wieder da und wieder weg … und die Wellen sind schwabbelig.

Erst um 13:30 Uhr bläst es, wie versprochen, sogar mit 12-20 Knoten aus Nord, das Großsegel hört auf zu schlagen, die Wellenbewegungen im Boot werden angenehmer, hoffen wir mal, dass das so bleibt, bis vor Porto Santo der Anker fällt.

Volker hat ganz viele Videos gedreht, hier ein Zusammenschnitt:

On the Sea again: Die Hexe wieder auf dem Atlantik

Und wer es in höherer Auflösung sehen möchte, hier ist der Link zu Youtube:
https://youtu.be/EA0SCYbwC9I

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São Miguel erkundend

Die Hitze der vergangenen Tage ist Geschichte, es wurde sogar ein neuer Temperaturrekord für die Azoren, bis zu 32 Grad warm, erreicht. Doch seit dem Regen der vergangenen Nacht , einhergehend mit einer Richtungsänderung des Windes nach Nordost, ist es wieder kühler geworden. Angenehme 27 Grad sind auch eher das, was man hier gewöhnt es, da muss keiner mehr „leiden“. 

Unter dem Wasserfall

Wir haben, ungeachtet der vorübergehenden Hitze, einmal mehr ein Auto gemietet und können jetzt sagen, dass wir São Miguel einmal und komplett umrundet haben. Besonders der Inselnorden und der Osten bieten einzigartig schöne Ausblicke, dicht bewachsene Wälder, Berge wie im Allgäu, einige Wasserfälle, tolle Picknickplätze und unzählige Wanderwege. 

Einen Wasserfall haben wir intensiv erkundet. Wir sind dem Wasserlauf auf einem unbefestigten Trail, zum Teil kletternd, fast bis zum Punkt gefolgt, wo das Wasser kaskardenartig aus 25 Meter Höhe herunterfällt. Ein anstrengendes und schönes Erlebnis.

Innerlich fühlen wir uns mittlerweile sehr mit San Miguel verbunden, eine Insel die per se schon viel bietet, garniert mit vielen Annehmlichkeiten seitens der Inselverwaltung, die wir so aus Deutschland leider nicht kennen.

Doch so langsam ist es an der Zeit, dass wir ans Abschied nehmen denken, unser Liegeplatz in Lanzarote wartet ab dem 15. September auf uns, und bis dahin ist nicht mehr viel Zeit, um die insgesamt 800 Seemeilen lange Strecke zu segeln. 

Vorgestern haben wir, also eher Cornelia, vom fischenden Liegeplatznachbarn einen wunderbaren Bonito geschenkt bekommen. Die Capitania freut sich sehr und gestern haben wir zusammen Jens und Martina von der Maje gegrillt. Für mich gab es natürlich eine fleischige Variante, und für alle gemeinsam den leckeren Kartoffelsalat von Cornelia. 

Diese Woche hatten wir noch zum Aperitif, Hans-Georg, Stefan, Dagmar, Volker, Ellen, Martina und Jens zu Gast. Ein Wahnsinn, wie schnell die Zeit in geselliger Runde verfliegt. Fast hätten wir den reservierten Tisch im Chinarestaurant verpasst, vor lauter „Schwätzerei“.

Für die, die mal nach San Miguel kommen, man kann wunderbar, passendes Meereswetter vorausgesetzt, an den Stränden von Praia Pópulo, Praia Santana und Praia Mosteiros baden. Dazu sollte man die Naturpools (Piscinas Naturais) umgeben von Felsen in Vila Nordeste, Mosteiros, Santo Antonia und Ferreira einmal besuchen.

Heute Nachmittag waren wir in der Nähe von Ribeira Grande an einem weiteren felsigen Strand, von dem aus Jens und Volker den anwesenden Jugendlichen Applaus abgelockt haben mit ihren akrobatischen Mutsprüngen.

Heute Norgen aber haben wir die Schablonen ausprobiert, die Johannes Brockhaus für uns in Darmstadt geschnitten hat, damit wir unsere Hexe auf den Hafenmauern des Atlantiks verewigen können.

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Fünf kurze und ein langer Ton erklingen aus dem Schiffshorn der Seacloud Spirit, dem Kreuzfahrtschiff unter Segeln, das für einen Tag im Hafen von Ponta Delgada festgemacht hat. Alle Passagiere spazieren ganz brav mit ihren Schwimmwesten aufs Achterdeck, die Sicherheitseinweisung steht auf dem Einführungsprogramm, das sich wohl so auf allen Kreuzfahrern ähneln wird. 

Die Seacloud Spirit

Spät am Abend gehen dann Schiff, Mannschaft und Passagiere auf die geplante Azorenrundfahrt, die in Madeira enden wird. Mit der Romantik unter Segeln  wird das wohl in dieser Woche nix, Flaute ist angesagt, aber die Seacloud hat einen starken Motor und fährt ja schließlich nach Termin. Ganz billig ist so eine Segelkreuzfahrt auch nicht, knapp 8.000 Euro kostet die Doppelkabine, alles hat halt seinen Preis.

Wir sind seit gestern wieder zurück an Bord und hatten eine wunderbare Zeit in Deutschland, nicht nur mit den Enkelkindern. Besonders schön war das leckere Verwöhn-Abendessen von unser Nachbarin Angela und die Einladung nach dem Ankommen auf São Miguel von Volker und Ellen und Reinhard zum Grillen. Tolle Momente von und mit Freunden, ein wichtiger Teil des Lebens und der Segelei im Besonderen. 

Die Hexe lag wohlbehalten an ihrem Liegeplatz, war zwar ein bisschen eingestaubt, aber nach einer gründlichen Schiffswäsche glänzt sie jetzt wieder. Heute früh habe ich die neue Scheuerbürste und den neuen abgewinkelten Besenstiel zum Rumpfreinigen zum Putzen des Unterwasserschiffes genutzt, was prima funktioniert hat; es war eine lohnende Investition.

Außer kosmetischen Arbeiten gibt es im Moment keine anstehenden Reparaturen an Bord. Daher können wir in der nächsten Woche die freie Zeit nutzen, um uns ein Auto zu leihen, um die noch unbekannten Flecken und Dörfer der Insel zu entdecken. Dabei wollen wir dem äußersten Insel-Westen und -Norden einen Besuch abstatten.

Mit 27 Grad Luft- und erstaunlich warmen 25 Grad Wassertemperaturen ist der Hochsommer in vollem Gange. Auch das Baden steht hoch im Kurs, fast karibisch fühlt es sich bei diesen Wassertemperaturen an.

Bootspflege

Zuhause in Deutschland haben wir uns mit neuen Bootspflegemitteln eingedeckt. Deckreiniger, Rumpfreiniger, Politur und Bootswachs kamen mit in den Flieger. Auch kulinarische Leckereien, wie pfälzische Fleischwurst, saarländische Bratwürste, hessische Leberwurst und Speck fanden ihren Platz in den prall gefüllten Reisetaschen.

Ja, ich gebe es zu, besonders eine leckere Bratwurst kann meinen Gaumen beglücken und fehlt mir manchmal bei unseren Reisen. Deutsche Dosenwurst, die auch reichlich an Bord ist, dient bei Entzugserscheinungen als kulinarische Substitution.

Vor lauter Enkelkindern haben wir ganz vergessen, unser 10-jähriges Abfahrtsdatum zu unserer Segelreise zu feiern. Das scheint aber eine gewisse Systematik bei uns zu haben, die Hochzeitstage werden ebenfalls regelmäßig vergessen.

Cornelia schielt schon mal auf den Wetterbericht, vielleicht können wir zum Ende der Woche in Richtung Madeira aufbrechen, ob mit oder ohne Zwischenstopp auf der südlichsten Azoreninsel, Santa Maria, wird sich dabei noch rausstellen. Und, schwupps, hab ich bei dem Gedanken an Santa Maria schon wieder den Ohrwurm von unserem Roland Kaiser mit seinem Lied in meinem Kopf. “Santa Maria, Insel die aus Träumen geboren, ich hab meine Sinne verloren, in dem Feuer, das wie Fieber brennt …”

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Hoch

Weit gefächert hat sich das Azorenhoch ausgebildet und sorgt für ein ruhiges und stabiles Atlantikwetter. Die Tiefdruckautobahn zwischen Amerika und Europa ist voll gesperrt. Zwischen der Biskaya im Osten bis fast zu den Bahamas ist Westen herrscht gleichmäßiger Luftdruck zwischen 1020 und 1025 Hektopascal. Der Isobaren-Abstand zwischen den oben genannten Luftdrücken ist so groß, dass in dem angesprochenen Bereich nahezu kein Wind ist. Still und starr ruht ein riesiger nordatlantischer Teilabschnitt. Den Azoren beschert diese stabile Luftdrucklage ein sehr gleichmäßiges Wetter, das man spaßeshalber schon fast als langweilig oder monoton bezeichnen kann.

Tagsüber ist es immer zwischen 25 und 26 Grad und nachts exakt 22 Grad warm. Gewitterzellen, Starkregen oder gar Sturmböen gibt es nicht. Lediglich die Bewölkung variiert ein bisschen. Wolkenlose Tage sind selten, der Himmel ist in der Regel zu 25-50 % bewölkt, manchmal regnet es ein bisschen.

So monoton wie das Wetter ist das Sommermusik-Programm glücklicherweise nicht. Höhepunkt der musikalischen Unterhaltung und der Vielfalt, war dabei der letzte Sonntag. Nachmittags gab es anspruchsvolle klassische Musik, dargeboten von einem Sinfoonieorchester in dem ehemaligen Jesuitenkloster.

Kurz darauf und bis 1 Uhr nachts, wurde House- und Clubmusik von einem, wie ein Derwisch tanzenden DJ mit großem Mischpult dargeboten.

Zum Teil zur gleichen Zeit wie die DJ-Musik spielte in der Innenstadt ein lokales Blasorchester Unterhaltungsmusik. Die Aswahl der Stücke erschien uns ein bisschen missglückt, es klang zum Teil eher schräg, so sind wir alsbald weitergegangen.

Gestern war dann wieder in der Hafenbar Livemusik angesagt.

So sind wir jeden Tag musikalisch gut unterhalten und sehr froh, dass Jens und Martina von der Maje, auch hier im Hafen ihre Leinen fest gemacht haben. Es jährt sich jetzt beinahe zum 10. mal, dass wir uns kennengelernt haben. Wir standen damals alle vier am Anfang der jeweiligen Segelreise.

Vor ein paar Tagen haben dann noch Helge und Asha von der Segelyacht Gegenwind uns g, bei uns an Bord besucht. Die beiden sind nach fast 10-jähriger Weltumsegelung, mit ihrer Hanseat 70, auf den Azoren angekommen, sie befinden sich nun auf dem Rückweg nach Deutschland. Auch diese beiden haben wir 2014 an der spanischen Atlantikküste kennengelernt. Wie klein ist doch die Seglerwelt. 

Glück hatte nicht nur Cornelia beim Rausgehen vom Steg zu einem kleinen Abendspaziergang. Da haben wir nämlich ein junges Paar von hier kennengelernt und die haben uns mit reichlich fangfrischen Makrelen beschenkt. Ein Leckerbissen, für Jens, Martina und Cornelia auf dem Lotusgrill.

Ansonsten sind wir dabei, unsere Hexe außen aufzuhübschen. Stück für Stück polieren und wachsen wir den kompletten Aufbau. Leider verzögert, bzw. verlangsamt ein Erkältungsvirus, das mich seit zwei Tagen im Griff hat, die Arbeiten.

Mehr gibt es im Moment noch nicht zu berichten und deswegen endet dieser Blogbeitrag hier.

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Inspirierend

Angra do Heroísmo

1470 startete die Besiedlung der azoreanischen Inseln durch die Portugiesen. In den folgenden Jahrhunderten gab es dann immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen mit den Spaniern, die dann zu Machtwechseln, auf den Azoren führten. Ein Schwerpunkt dieser Kämpfe war die Stadt „Angra do Heroísmo“, deren strategische Bedeutung durch zwei natürliche weitläufige Ankerbuchten, die bei allen Windrichtungen Schutz boten, für die Galeeren kriegsentscheidend war.

Das Fort

Die Spanier beispielsweise errichteten ein großes Fort an der Ostseite von Angra und einen vier Kilometer langen Befestigungswall an der gegenüberliegenden Seite der Bucht. So konnten feindliche Schiffe von beiden Seiten beschossen und vertrieben werden.

Angra de Heroísmo entwickelte sich prächtig, so prächtig, dass es sogar im Laufe seiner Geschichte zweimal die Hauptstadt von Portugal wurde und einmal die Hauptstadt der Azoren. Doch die Bedeutung von Angra für Portugal, und Lissabon im Speziellen, geht noch weiter. Die Straßenzüge und die Anordnungen der Häuser in der Altstadt sind in Rechtecke aufgeteilt und die Straßen verlaufen, ausgehend vom Hafen, alle parallel zu einander. Genau diese clevere Anordnung wurde bei der Stadtentwicklung von Lissabon übernommen. Das Zentrum von Angra ist als Weltkulturerbe von der Unesco eingestuft worden. Vasco da Gama, der als erster den Seeweg, am Kap der guten Hoffnung vorbei, nach Indien gefunden hatte, ist in Angra, in einem neu errichteten Hospital für Seefahrer, verstorben und in der Stadt beigesetzt worden.

Angra de Heroísmo ist bis heute eine blühenden Stadt, mit zahlreichen Museen, einem hübschen botanischen Garten, 8 Kirchen und 14 Kapellen, von denen die meisten dem Heiligen Geist gewidmet sind. Zudem gibt es, nicht nur im Sommer, kostenlose Konzertreihen in den Gassen der Altstadt, in den Kirchen, oder am Hafen. Genau wie auf São Miguel wird auch auf Tereira Kunst und Kultur groß geschrieben.

Vom Monte Brasil aus, dem Hausberg von Angra, hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt und die Umgebung. Gut beschilderte Wanderwege führen zu den Nachbarorten. Dreieinhalb Seemeilen südlich von Angra liegen zwei Felseninseln im Meer, die durch einen unterseeischen Vulkanausbruch entstanden sind, und mit ihren Höhlen zu einem Ausflug mit dem Beiboot einladen. 

Wir haben uns eine inspirierende Städtetour mit José und seinem Tuktuk gegönnt und bei der zweieinhalbstündigen Rundfahrt viel über Angra und seine nähere Umgebung erfahren. Man merkt José deutlich an, wie sehr er seine Stadt und seine Insel liebt. Er war in seinem mittlerweile doch recht langen Leben noch nie länger als drei Wochen weg von Terceira, und selbst das sei ihm schon zu lange gewesen, sagt er….

Der Abschied von Angra fällt auch uns schwer, so gut hat es uns dort gefallen, so schön ist die Stadt und das direkte Umfeld.

Doch heute früh um 5.30 Uhr hieß es „Anker auf“ und mit prall geblähten Segeln und Rauschefahrt haben wir uns auf den Weg nach Ponta Delgada gemacht. Mit über 10 Knoten Fahrt segeln wir unserem 90 Seemeilen entfernten Ziel, bei Idealbedingungen, entgegen.

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Kurzer Stopp auf Graciosa

Am Samstag sind eir von Angra do Heroismo nach Graciosa gesegelt und wurden morgens von einer Delfingruppe begrüßt. Die eher kleinen Tiere – ich hab gesagt, da spielen die Kindergartenkinder mit uns – haben uns bestimmt eine Viertelstunde lang begleitet. Ich finde, dass das – obwohl wir es schon so oft gesehen haben – ein wirklich erhebendes Gefühl ist, den spielenden Tieren zuzuschauen. 

Gestern gab es in dem kleinen Ort Praia, wo wir vor Anker lagen, den für die Azoren typischen Leinen-Stierkampf, eher eine Belustigung für alle, inklusive dem Stier, denn ein wirklicher Kampf. Das Ganze findet auf der Straße statt, seit Neuerem auch gerne am Strand, weil dort sowohl Stier als auch die Zuschauer immer mal im Salzwasser landen. Die Stiere von den hiesigen Bauernhöfen wird aus dem Viehtransporter-Wagen rausgenommen, hat zwei lange Schleppleinen, und läuft – nach einem Bollerschuss – durch die Straßen. Die langen Schleppleinen hängen erst lose hinter ihm, aber wenn es brenzlig wird, halten ein paar starke Männer den Toro damit fest. Ein mit rotem Hemd bekleideter „Torero“ hält einen großen Parasol (wie ein großer Regenschirm), meist in Rot, vor die Stiernase, und weicht dann dem so angetörnten Tier möglichst gut aus. Dabei laufen auch die am Straßenrand stehenden Zuschauer kreischend in die andere Richtung, unter dem Applaus der Menschen, die dem Spektakel von den sicheren Balkonen oder z.B. den Hafenmauern zuschauen. Zwei Böllerschüsse bedeuten das Ende einer solchen Performance, der Stier fährt wieder nach Hause, und ein neuer kommt nach dem nächsten Böllerschuss.

Die Böllerschüsse und das Gekreische sowie den Soundcheck für die abendliche Unterhaltung haben wir schon vom Boot aus gehört. Wir  wollen ja mal die Gegend erkunden und als unser Beiboot sicher in dem Fischerhafen liegt, stehen wir auf der Hauptstraße des sehr kleinen Ortes Praia inmitten einer Menschenmenge. Auf dem Platz beim Sportstadion, das außerhalb der „Arena“ liegt, wird über dem offenen Feuer gegrillt, Getränke verkauft, Tische und Bänke sind aufgestellt, dort sitzen die, die von dem Spektakel genug haben und sich nach der Aufregung stärken müssen.

Nach zwei Stieren haben auch wir genug davon und kehren zum Boot zurück. Die abendliche Musik von einer Marching Band mit hauptsächlich Blechblasinstrumenten hört sich vom Boot aus lustig an. Nur als am späteren Abend in einem Haus offensichtlich eine größere private Feier mit sehr basslastiger Partymusik beginnt, stöhnt Volker genervt auf und holt sich seine Ohrstöpsel. 

Der heutige Tag beginnt gut mit einem selbst gebackenem Brot nach einem Rezept aus der Outremer-WhatsApp-Gruppe, Arbeiten am Boot und einem erfrischenden Bad im Meer. Entzückende Fische in Perlhuhnoptik kommen neugierig ganz nah heran, von den kleinen roten Quallen halte ich mich gerne fern.

Als aber noch ein fünftes Boot in die kleine Ankerbucht kommt, und fast direkt über unserem Anker liegt, außerdem schon wieder Lärm von dem Partygebäude kommt, wird es Volker zu dumm, wir gehen um 16 Uhr Ankerauf und motoren, es ist kein Wind (zwei Knoten), zurück nach Terceira. 

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