Back to Europe Tag 10

Freitag, 5. Mai 2023
Baro 1017, bewölkt, sehr grau, Wind um 20 kn, die See 3 m
Position um 10:20: 33° 54.933N 043°42.072W, E. South America Standard Time, Etmal 211, noch 780 sm bis Horta

Den zweiten Teil der Nacht habe ich im Salon auf dem großen „Sofa“-Bett verbracht, unten sind die Wellen so laut, wenn sie gegen den Rumpf schlagen, außerdem sind die Bootsbewegung in der Mitte weniger stark. Und mein Skipper liegt schließlich auch hier.

Der heutige Tag beginnt mit ein bisschen Sonne

Der Wetterbericht bleibt bei seiner Voraussage von gestern, wir befinden uns zwischen einem sich ausbreitendem Azorenhoch und einem von den USA heranziehendem Tief, das nach Nordost zieht, sodass wir den südlichen Rand, mit für uns vorteilhafter Windrichtung, abbekommen sollen. Trotzdem werden Böen von 40 kn vorausgesagt, wir hoffen, dass die nicht kommen, oder wenigstens nicht zu stark und zu häufig.

Heute Nacht sind wir mit je einem Reff in Großsegel und Genua unterwegs gewesen, heute morgen hat Volker die Genua kurzfristig ausgerefft, aber um 08 Uhr wird sie wieder eingerefft. Der. Wind frischt auf bis 25 Knoten, unser Spitzenspeed lag heute Vormittag bei 17,5 Knoten Fahrt! Inzwischen sind wir bei Reff 2 in der Genua angelangt, es waren ab und an über 25 Knoten Wind. 

Gleich sind es unter 700 Meilen bis zum Ziel auf Horta

Volker entwickelt sich allmählich zu einem richtigen Bordingenieur! 

Die elektronische Lageanzeige des Autopiloten am Kartenplotter, zeigt wieder sehr große Ausschläge nach Backbord an. Trotz Seegangs will der Skipper in den Motorraum, um abzuchecken, ob der Ruderquadrant  wieder auf der Ruderachse gerutscht ist. Leider kam er mit der Meldung zurück, dass das tatsächlich so sei. Wir überlegen gemeinsam eine Weile, was nun die beste Strategie ist. Lassen wir es so, auf die Gefahr hin, dass es noch weiter verrutscht, und es dann mitten in der Nacht repariert werden muss? Fahren wir tagsüber auf dem anderen Autopiloten, dessen Kurs man halt nur am Backbord Steuerstand verändern kann, und nicht bequem von innen auf dem Kartenplotter? Vorübergehend wird die Steuerung umgeschaltet auf Autopilot 2, Kurz danach ist die Sache entschieden, Volker verschwindet zur Reparatur wieder im Motorraum ,während das Boot mit 10 bis 13 Knoten die Wellen hinab surft. Mein Held kehrt nach 20 Minuten mit einer Erfolgsmeldung zurück. Hoffentlich halten die Schrauben jetzt den Quadranten kraftschlüssig bis Horta fest, dort werden wir uns eine finale Lösung für dieses Problem überlegen.

Der Teig führ die Semmelknödel

Zum Abendessen gab es heute von Volker selbst gemachte Semmelknödel, und feines Gulasch am Kartentisch, denn draußen ist es uns inzwischen zu kalt (ich weiß, wir hätten auch in den südlicheren Breiten bleiben können), außerdem sind keine Poster mehr auf den Bänken, das ist auch nicht gemütlich.

Im späteren Lauf des Tages haben wir mehrere neue Wetterberichte bekommen und eingeholt, Leider sieht  es wirklich so aus, dass das Sturmtief unseren Weg streifen wird. Ab morgen sehr früh kann es in Böen mit über 30 Knoten wehen. Wir sind präpariert, die Cockpitkissen werden in die Gästekabine verstaut, die Genua ist schon in Reff 2, und heute Nacht werden wir eventuell Reff 2 ins Großsegel binden. Wenn es uns zu heftig wird, können wir immer noch nach Süden ausweichen, um dem Schlimmsten zu entkommen.

Hier ist es gut zu sehen, das Tief im Nordwesten und das Hoch im Südosten, wir sind genau an der Grenze zwischen den beiden.

Bis zum kommenden Sonntag werden wir wohl beständig sechs bis acht Windstärken haben und Wellen bis zu vier Meter. Das Wetter haben wir uns nicht gewünscht, aber auf der atlantischen Tiefdruckautobahn und so früh im Jahr ist das nichts Außergewöhnliches. Gut ist es, dass wir wie zuvor schon erwähnt, die Option haben, nach Südosten, auszuweichen, wenn wir uns unsicher -oder sehr unkomfortabel fühlen sollten. Ein Gutes hat der starke Wind, der seit ein paar Tagen weht und wohl noch stärker werden soll, wir kommen viel schneller voran als gedacht und der Captain geniesst die endlosen Surfs.

Man darf gespannt bleiben, was und wann es kommt, wir bleiben wachsam.

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Back to Europe Tag 9

Donnerstag, 4. Mai 2023
Baro 1012, bedeckt, Wind SW 17 Knoten, die See um 3 m
Position  08:00 Uhr: 32° 19.473N 047°33.798, Etmal um 09:20 Uhr: 171 sm, noch 985  sm bis Horta

Gestern waren wir westlich des 50. Längengrades angekommen, damit haben wir die AST, die atlantische Standard Zeit verlassen, und befinden uns nunmehr in der gleichen Zeitzone wie z.B. Buenos Aires. Deshalb haben wir die Uhr um eine Stunde vorgestellt, wir sind jetzt auf UTC – 3., also fünf Stunden später als in Deutschland.

Grau in Grau

Als ich um 05:30 Uhr nach oben in den Salon komme, macht Volker zunächst den Motor an, um die Batterien aufzuladen, denn in der Nacht verbrauchen die Instrumente und vor allem der Gefrierschrank, eine Menge Strom. Heute ist es leider so bedeckt, dass die Solarpaneele die Batterien nicht genug aufladen werden. Allein der Hydrogenerator sorgt für den Energienachschub.

Um 07:30 refft Volker aus, jetzt sind wir wieder unter vollen Segeln. Um 07:59 haben wir keine 1.000 Meilen mehr vor uns, sondern nur noch 999,9 sm. 

Ab jetzt wird es dreistellig

Irgendwie hatte ich seit gestern ein enormes Schlafdefizit. Ich spürte am ganzen Körper, wie müde ich war. Der Kaffee um sechs Uhr hat mich ein bisschen aufgeputscht, aber nach dem Frühstück, das es heute ausnahmsweise schon um neun Uhr gab, habe ich mich im Salon hingelegt und wie der berühmte Stein geschlafen. 

Um 11 Uhr weckt Volker mich, um zu reffen, der Wind hat auf über 22 Knoten zugenommen, und wir wollen unsere Hexe nicht zu sehr stressen. Uns auch nicht. Ich hatte so fest geschlafen, dass ich zunächst wie ein Mondwandler herum gelaufen bin, und schon das Großsegel ablassen wollte, bevor die Genua weggerollt war. Mit Reff 1 im Groß läuft die Hexe wieder viel ruhiger und zieht trotzdem stabil ihre Bahnen durch den Nordatlantik.

Auf dem Daybed liegend planen wir die Taktik für die nächsten Tage, ich hatte einen neuen Wetterbericht über PredictWind Offshore geholt, wir sollen, je nach Modell, im Laufe des 8. Mai bei Horta ankommen. De letzten zwölf Stunden wird es eher leichten Wind geben, dann können wir noch ein bisschen von unseren großen Dieselvorräten  verbrennen, am Anfang hatten wir noch Angst, dass sie nicht ausreichen würden.

Außerdem ist Volker inspiriert von den vielen Segelbüchern, die er gelesen hat, und wir planen die weiteren Törns in ferne Länder. Segeln wir nach Surinam über die Kapverden im Herbst? Und vielleicht im Sommer darauf, nach Island? wir sollen es sehen.

Um 18:30 wird wieder ausgerefft, der Wind war zuweilen bis 17 Knoten gefallen, das gefiel wiederum dem Skipper nicht, schließlich befinden wir uns in dem weltberühmten Champagner Race.

 Zum Abendessen gab es heute leckeres Sahne-Geschnetzeltes von der Schweinelende mit Nudeln. Das gestrige Essen war leider nicht so gut, der Blumenkohl in Bechamelsauce schmeckte bitter, dafür waren die kleinen Koteletts sehr gut.

Nach dem Abendessen gehen wir wieder in unseren üblichen  Schlaf-/Wachrhythmus, ich schreibe Logbuch oder Mails an unsere Wetterberater, wenn ich zwischen 23 und 24 Uhr ins Bett verschwinde, übernimmt Volker die Nachtwache mit 15-20-minütigen Schlafphasen, um fünf Uhr löse ich ihn dann wieder ab. Aber wir schlafen auch am Tag im Wechsel jeder mal ein bis zwei Stunden, wenn es passt. Jetzt gerade, um 21 Uhr unserer Zeit, sind es nur noch 888 sm bis Horta.

Damit wir – vor lauter rasenden Reportern – mit unserer Logbuch-Berichterstattung nicht ganz ins Hintertreffen geraten, gibt es heute ausnahmsweise mal zwei Beiträge.

Gute Nacht an alle da draußen im Netz!

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Ahoi lieber Blogleser, 

wir sind nicht nur durch Starlink mit der Außenwelt verbunden, sondern auch über den guten alten und immer noch sehr lebendigen Kurzwellenfunk.

Was wäre der Titanic Blockbuster ohne die Sequenz, in der der Notruf rausgeht und wer weiß, ob die Liebste von Leonardo di Caprio, Kate Winslet, ohne die Kurzwelle und die herbeieilenden Schiffe überhaupt gerettet worden wäre. 

In letzter Zeit, so kommt es uns zu Ohren, gehen auch immer mehr Weltgeschichte schreibende Nachrichten über den Äther. 

Eine der tragenden Figuren, die Nachrichten zurück aus dem Internet und hinein in die historische Kurzwellenzeit katapultieren möchte, bezeichnet sich selbst als Uwe der Ahnungslose. Aber das ist nur sein Pseudonym. In Wirklichkeit hat Uwe Zugang zu allen relevanten Segelnachrichtenagenturen. So ist ihm kürzlich, die topaktuelle Story von dem „Champagner Race“, das gerade auf dem Nordatlantik stattfindet, unter die Finger gekommen.

Aber lest bitte selbst, was für ein grandioses historisch-relevantes Sportereignis sich hinter dem Champagnerrace verbirgt:

Hier meldet sich der allseits bekannte “Flurfunkreporter” Uwe, der “Ahnungslose”!

Schon mal was von Ocean Race, Minitransat, America’s Cup oder gar Vendée Globe gehört? Sicherlich, für eingefleischte Hochseeseglerenthusiasten keine Fremdwörter!

Aber, das ist alles “Nichts” gegen ein z.Zt. auf dem Atlantik ausgetragenen Rennen, der “Champagner Challange”. Man stelle sich vor, 2 Yachten, die wohl kaum unterschiedlicher sein können. Ein Katamaran der Marke Outremer 5x (Hexe), ausgerüstet mit allem “was des Segler’s Herz höher schlagen läßt”, einer gemischten Crew, Cornelia und Volker, gegen einen Einrumpfer, eine Hallberg-Rassy 43 MK I (Hullo Poro), ebenfalls gut für solche Races ausgerüstet, “bevölkert” mit einer Crew, bestehend aus 2 Männern, Bernd und Rainer.


Beide Crews mit Amateurfunkern, oh, korrekt wohl mehr 2 Amateurfunkern (Bernd, DL9BS, Rainer, DO6GO) und einer Amateurfunkerin Cornelia, DL3HEX kennen sich persönlich, die “Hexe” auf dem Weg aus der Karibik zu den Azoren, die “Hullo Poro” von Bermuda ebenfalls in Richtung Azoren unterwegs.

Begleitet werden diese herausragenden Segler (Cornelia, sorry, bin kein “Genderer”…) von einem “Hobbywetterexpertiesemeteorolügen” mit Namen Uwe, auch Amateurfunker, DD1HUR. Dieser, beheimatet in…. Bayern…! ergänzt die lokal von beiden Yachten eruierten Wetterprognosen mit denen von ihm Eruierten und in kompetent klingende Worte gefassten Prognosen 😄.


Soweit, so gut! Wohl dank der Kommunikationsmöglichkeit des Amateurfunks wird nun dieses bedeutende, ja sicherlich in diesem Jahrzehnt ev. einmalige Race vereinbart! Wer als erster in Horta auf den Azoren ankommt, hat gewonnen und der Verlierer muss den Champager bezahlen, der dann gemeinsam genossen wird! Man kann sich als Nichtsegler kaum vorstellen, welch eine Schmach dies sein kann 😄

Aber, wie ist der Stand des Rennens? Nun, der geneigte Beobachter “Uwe, der Ahnungslose” kann nur im Moment berichten, es sind noch einige Seemeilen zu segeln, das Wetter scheint sich täglich zu ändern, gereicht ev. mehr der einen oder anderen Yacht zum Vorteil, somit ist und bleibt es hochspannend!


Wird der Wettergott gnädig sein und beiden Yachten passendes Segelwetter bescheren?
Nutzten die Crews alle Tricks und Kniffe, denen sie habhaft werden können, um das Ziel so schnell als möglich zu erreichen? -> Man darf annehmen…JA!
Werden die täglichen Berichte, die ausgetauscht werden, immer der “Wahrheit” entsprechen? -> Ein entschiedenes JA!!

So vielleicht zum Schluß dieser “Breaking News” eine Eigenerfahrung von “Uwe, dem Ahnungslosen”… Der Segler an sich…ist fair!

Das Copyright liegt bei dem ahnungslosen Uwe, aber die Weitergabe von Auszügen des Artikels ist ausdrücklich erwünscht.

Das Rennen bisher im Bild, Stand Donnerstag 4. Mai

Die orangen Fische markieren die Positionen der Hullu Poro seit dem Start am 30. April von Bermuda, während die blau-weißen Flaggen den Fortschritt der Hexe vom Start am 26. April in St. Martin zeugen. Die roten Flaggen sind von der Überfahrt der Hexe in die Karibik im Januar 2022.




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Das wäre doch nicht nötig gewesen…

Am späten gestrigen Nachmittag quittierte der Autopilot mit einem ohrenbetäubenden Alarm plötzlich und unvermittelt seinen Dienst und das Boot schoss langsam in den Wind, wie wir Segler das nennen. Ich war sofort in Alarmstimmung, hechtete zu den Motorschaltern und dann raus ins Cockpit. Cornelia schaltete den Autopilot komplett ab und den Reservepilot an. Mit beiden Motoren brachten wir die Hexe zurück auf ihren Kurs, dann übernahm, präzise wofür er gemacht war, der Backbordautopilot den Dienst. 

Der verschobene Ruderquadrant – normalerweise sollten beide rote Markierungen übereinander stehen

Es war nun an der Zeit, das Problem zu analysieren, das unseren stillen steuernden dritten Mann zum überraschenden Quittieren seines Dienstes gebracht hatte. Wir schalteten in der Folge das Boot komplett stromlos und beim wieder Starten versah die Selbststeuerung ihren Dienst. Jedoch fiel sofort ins Auge, dass mit dem Ruderlagegeber etwas nicht stimmte, denn die Anzeige stand mit fast vollem Anschlag nach Backbord, obwohl sie mittig zentral stehen soll, außer wenn der Autopilot den Kurs korrigieren muss. Sofort fiel der Verdacht darauf, dass der Ruderquadrant sich verstellt haben muss. Also ab in den Motorraum, da wurde die Vermutung, leider schnell zur Gewissheit. Der Ruderquadrant ist auf die Ruderachse gerutscht, entweder war der Ruderdruck zu groß, oder die Schrauben, die ihn am Platz hielten, nicht fest genug angezogen. Nun war guter Rat teuer, denn eine Reparatur bzw. Neujustierung erschien mir bei dem Seegang und den sich bewegenden Steuerstangen nicht möglich. 

Nach der Reparatur 🙂

Wir fuhren dann erstmal mit dem Reserveautomat in die Nacht hinein, durch die wind- und wellenbewegte See. Mit Rauschefahrt ging es bei Tagesbeginn genau so weiter wie am gestrigen Tag, nur, das Problem war noch immer nicht gelöst. Dann passierte genau das, was eigentlich nicht passieren darf, der Reserveautopilot hatte Schwierigkeiten, den Kurs zu halten, was deutlich an der Kursanzeige ablesbar war. Ein kurzer Check ergab, dass sich auch dort der Ruderquadrant verstellt hatte, jedoch nicht ganz so gravierend wie auf der Steuerbord Seite. Ich habe mich sofort mit Taschenlampe und Imbusschlüsseln bewaffnet, und ab ging es in den Motorraum, denn es war Eile geboten. Wäre der Quadrant noch weiter gerutscht, hätten wir ohne Autopilot dagestanden und das geht garnicht. Alle vier Imbusschrauben ließen sich mehr als eine viertel Umdrehung nachspannen, was mich schon ein bisschen  verwunderte. Damit, immerhin, war zumindest ein Steuerautomat  total safe für die weiteren 1.200 Seemeilen nach Horta. 

Nach einem motivierenden Telefonat mit Uli und einem instruierenden Gespräch mit Wes, war ich wild entschlossen, zumindest den ersten Ruderquadrant, samt Arm vom Autopilot, trotz Seegangs neu zu justieren. Jetzt ging es in den anderen Motorraum und mit viel Schwitzen, Anstrengung und Fluchen, fluchteten die angezeichneten Hilfslinien wieder. Ein Test danach ergab , dass der Autopilot nun wieder fehlerfrei und gerade steuert, mit einer minimalen Kursabweichung von 4 Grad. Die geglückte Reparatur musste gefeiert werden! Wir lagen uns in den Armen, tranken ein alkoholfreies Bier miteinander und es gab ein kalorienreiches spätes Frühstück, mit Bockwurst, Kartoffelsalat und Pizza.

Morgen wir dann das Gestänge des Reserveautopiloten neu justieren.

Home-made Pizza

Gestern gab es zum Abendessen selbstgemachte Pizza (davon war ein Stück für das Frühstück übrig geblieben). Ich liebe Cornelias Pizza, mit selbst hergestelltem Hefeteig, individuell belegt.

Es weht mit 20 Knoten aus Südwest, die Hälfte der Strecke Saint Martin – Azoren liegt schon hinter uns. Es gab  heute den ersten kräftigen Regenguss, jetzt ist es überwiegend bewölkt und wir segeln seit ein paar Stunden mit einer deutlich längeren Segelyacht, im Moment noch Virtuell, um die Wette. Virtuell deshalb, weil wir das Schiff nicht real, sondern nur auf dem Plotterbildschirm sehen können.

Grau in Grau zeigt sich der Atlantik

Wir bleiben die nächsten Tage auf einer fast rein östlichen Kurslinie, weil zum Freitag und Samstag hin starke bis stürmische Winde durchziehen sollen. Herzlichen Dank, Uwe und Uwe für Eure mehr als informativen Mails, wir verschlingen geradezu eure informativen und unterhaltsamen Texte.

Soweit so gut, von uns!

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Schreckmoment

Nachdem der gestrige Tag ruhig und mit der üblichen Funkrunde mit Bernd und Rainer von der Hullu Poro zu Ende ging, verlief auch die Nacht äußerst angenehm und ruhig.

Trüber Sonnenaufgang

Der Autopilot hatte mit dem Boot und dem moderaten Wind ein leichtes Spiel, die See war nur ein bisschen bewegt, und trotzdem segelte die Hexe bei idealem Windwinkel zügig voran. Cornelia ist um Mitternacht in ihre Koje verschwunden, da hatte ich schon 4 Stunden Schlaf hinter mir. Die Nacht war mondbeschienen, ich mag das sehr, wenn es auf See nicht so ganz stockduster ist. Man kann dann, fast wie am Tage, die Stärke des Windes und die Richtung der Wellen einschätzen, ein beruhigendes Gefühl, trotz der vorhandenen Instrumente.

Die Capitania backt frische Brötchen fürs Frühstück

Um 6.30 kam Cornelia, halbwegs ausgeschlafen aus dem Backbordrumpf gekrochen und eröffnete den Tag, wie üblich mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

Da gestern, bei reichlich Sonnenschein, der Wassermacher für eine Stunde gelaufen ist, und der Tank gut gefüllt war, stand zur Reinerhaltung der gesamten Mannschaft, duschen auf dem Programm. Die Capitania machte den Anfang. Anschließend war ich an der Reihe, da fiel mir ein, dass ich auch mal wieder den Pumpenhebel der Toilette mit Vaseline einstreichen könnte, damit der sich beim Toilettenvorgang leichter pumpen lässt. Gedacht, getan, frisch ans Werk. Der erste Schritt ist das Zuschließen des Seeventils für den Toilettenzulauf, damit kein Salzwasser aus dem offenen Pumpzylinder nachströmt, wenn der Pumpenhebel gezogen ist. Doch als ich den Bodendeckel zum Erreichen des Seeventils anhob, sah ich schon Wasser in dem Bilgenabteil schwappen. 

Der Übeltäter bzw. seine Abdichtung

Das erste, was der Segler tut, ich glaube da spreche ich für alle Seesegler, er taucht den Finger ruckzuck ins Wasser und steckt ihn sich in den Mund. Die Geschmacksprobe entscheidet dann über Glück oder Unglück. Betrachten wir zuerst den glücklichen Ausgang der Geschmacksprobe. Schmeckt der Finger nicht salzig, weicht die Anspannung, die abrupt durch das angetroffenen Wasser entstanden ist, erstmal einer sofortigen angenehmen Entspannung. Denn Süßwasser im Schiff bedeutet immer und zwangsläufig, dass kein Wasser von unterhalb der Wasserlinie eingedrungen ist.  Schmeckt der Finger salzig, steigt der Stresslevel gleich um ein Vielfaches, denn dann hat man ein Leck im Boot, durch das Salzwasser eindringt, und das kommt leider meist von unten. Huh, das war jetzt ausführlich, aber notwendig , um die Gefühlswelt der Segler, besser verstehen zu können. 

Bei uns lief das so ab. Bodendeckel hoch, ich rufe zu Cornelia: „da steht Wasser in der Bilge“, gleich danach wie oben beschrieben den Finger reingesteckt und das Nass probiert; Meldung an die Capitania, „Du, das ist Gott sei Dank nur Süßwasser. Ich gleich wieder halbwegs entspannt und die Capitania auch. Das die Sucherei erstmal nach dem Ausräume der Bilge losging war klar. Denn wir lagern in den Bilgenabteilen des Bads, weil es sich ja anbietet, unser Toilettenpapier, und jeder Deutsche weiß seit der Pandemie, wie kostbar dem Deutschen sein Toilettenpapier ist, auch wenn die Welt heute im Nachhinein gerne drüber spottet. Egal wie, der Übertäter war schnell gefunden, das Syphon vom Duschablauf war undicht. Ich habe es gleich mit Silikon neu eingedichtet. Fazit, die Capitania ist glücklich, ich bin stolz über die gelungene Reparatur und das Klopapier lagert wieder trocken und sicher.

Zurück zur Segelei. Seit heute früh hat es aufgefrischt, Böen bis 20 Knoten schieben den Kat flott an, auf durchschnittlich 9 Knoten Fahrt. Die See ist bewegt, aber durchaus noch moderat. Die Aussichten für die nächsten 24 Stunden sind gut, auch wenn der Wind 25 Knoten erreichen soll. Denn wenn wir mehr Druck in den Segeln haben, können wir raumere Kurse segeln. Und das ist durch die vorherrschende Windrichtung notwendig, um auf direktem Kurs zu den Azoren zu gelangen.

Nachdem wir gestern vergessen haben zu schreiben, was es vorgestern zum Abendessen gab, hole ich das schnell nach. Nudeln mit Pesto, simpel und lecker. Gestern Abend haben wir  eingelegte Nackensteaks und Bratwürste gegrillt. Cornelia hat dazu ihren weltberühmten Kartoffelsalat gemacht. Und zu so einem tollen Essen, gehört ein kühles Bier.

Für die Statistiker:

Bierkonsum an Bord: 0,75 Liter seit Saint Martin. 

Noch 1300 Seemeilen bis nach Horta.

Diesel an Bord 800 Liter 

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Back to Europe Tag 6

Back to Europe Tag 6

Montag, 1. Mai 2023
Baro 1018, bewölkt mit Aufheiterungen, Wind S um 4 Beaufort, die See 1 – 2  m
Position um 10:00 28° 11’N, 056°30’W, Etmal 205 (!) sm

Nachtrag von gestern Abend:
Es gab leckere Schweinelendchen mit angebratenem Gemüse, köstlich!

Um 20 Minuten nach fünf Uhr geht die Sonne auf, mal wieder.

Später frischt es auf bis 16 Knoten, die Genua wird um zwei Umdrehungen verkleinert, die Hexe läuft bei einemEinfallswinkel von 110 – 120 Grad mit um die zehn Knoten Fahrt stabil dahin. Das heutige Etmal von 205 Seemeilen ist das bisher beste unserer Reise seit St. Martin.

09:45 der Wind raumt und nimmt ab, die Genua wird wieder ausgerefft, Volker denkt über den Gennaker nach, aber zuerst muss er nach dem üppigen Frühstück den Schlaf der vergangenen Nacht nachholen. Anschließend geht es zunächst ganz gut weiter, bis c. 13:30 Uhr. Ab danach, leider, leider leider, kommt der Wind immer weiter von achtern und wird schwächer. Eigentlich müsste jetzt der Gennaker stehen, aber die Wellen sind so konfus, dass unser schönes buntes Leichtwindsegel arg herum geschleudert werden würde, wir haben Bedenken, dass es das nicht aushält und einfach reißt. Und wir haben doch nur das eine.

Zwei Schiffe neben uns auf dem AIS

Mittags haben wir tatsächlich mal zwei Schiffe auf dem AIS. Ein Tanker kommt uns, mit vier Meilen Abstand, entgegen, und eine moderne Motoryacht, die Silver Fox, ein Luxusboot, fährt ebenfalls in unsere Richtung,  nach Madeira. Man kann sie wochenweise chartern für 260.000 €. Plus Nebenkosten …

Diese Wellen sind wirklich sehr unangenehm, nicht in der Höhe, sie kommen konfus und unberechenbar, alles wird durcheinander geschaukelt. Sobald der Windwinkel unter 120 Grad geht, und die Windgeschwindigkeit über 12 Knoten, ist es gut, dann wird die Hexe schnell. (Ehrlich gesagt, ist mir das trotzdem lieber, als gegen hohe Wellen auf Amwindkurs zu segeln, wie im Herbst auf unserer Fahrt aus Amerika nach St. Martin.)

Diesen Windeinfallswinkel und die Windgeschwindigkeit mag die Hexe

Die Aussichten für die kommenden Tage sind gut, es gibt konstant über 17 Knoten Wind, später um die 25 Knoten, mit Böen bis in die mittleren dreißig. Wenn es uns zu viel ist, können wir immer noch nach Süden ausweichen, dort ist weniger Wind.

Die Aussichten für Mittwoch
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Back to Europe Tag 5

Was gestern Abend noch so passiert ist ….

Um 20 Uhr steht wieder die Kurzwellen-Funkrunde mit Bernd von der Hullu Poro an, Rainer und er wollen, wenn die Wettervorhersage stimmt, ebenfalls zu den Azoren aufbrechen, von Bermuda aus. Diesmal ist auch Jan von der Sutje mit von der Partie, aber heute scheinen die Ausbreitungsbedingungen sehr schlecht zu sein, Bernd kann ich fast gar nicht verstehen. Ich höre nur seine Stimme im Rauschen, Jan kommt besser durch, aber auch er ist nicht klar aufzunehmen. Wir verabreden uns für morgen, eine Stunde früher, 23 Uhr UTC.

Ich weiß noch, wie oft ich geflucht habe, weil ich keine Verbindung bekommen habe, doch dringend einen Wetterbericht haben wollte, oder der Download desselben so lange Zeit brauchte, dass entweder, wie bei den Stationen von Winlink, meine Minuten verbraucht waren, oder es über Sailmail so lange währte, dass entweder eine Time-out Meldung kam, oder meine Geduld erschöpft war. Aber eigentlich ist es ein tolles Hobby, wenn man über Funk mit Menschen aus anderen Teilen der Welt kommunizieren kann.

Unser icom Funkgerät

Anschließend nimmt Volker sein Telefon zur Hand, wählt erst Jan, später auch Bernd an, mit glasklaren Verbindungen, dank Starlink. Das Telefonat mit Bernd mussten wir etwas abrupt beenden, der Wind hatte wieder zugenommen. Um 20:45 Uhr haben wir Reff 1 ins Großsegel gebunden.

Tag 5 Sonntag, 30. April 2023
Baro 1016, sonnig mit Wolkenfeldern, Wind ONO 7-10 Knoten
Etmal um 09:20 159 sm, deutlich besser als die letzten beiden Tage

Heute Morgen, auch gestern Abend schon, war es etwas kühler, man kann ein Langarm-Shirt durchaus brauchen. 

Um 05:00 übernehme ich die Wache, Volker muss jetzt mal länger als immer nur 15 Minuten schlafen, die Nacht war anstrengend, obwohl wir am späten Abend das Großsegel gerefft hatten. Er musste häufig den Kurs korrigieren, weil der Wind gerne mal ein paar Grad raumte oder wieder weiter von vorne kam. Manchmal frischt es auf, dann muss die Genua ein kleines Stück eingerollt werden und wieder ausgerollt, wenn es wieder weniger wird. Kurzfristig ist der Wind so schwach, dass der Motor mitschieben muss, die leichte Brise kommt genau von vorne. Erst ab ca. 04:00 Uhr ist es beständiger, Volker kehrt zu seinem 15-minütigen Schlafpausen zurück, bis ich ihn um 05:00 Uhr ablöse. 

Sonnenaufgang

„Wenn die Sonne, bezeichnenderweise im Osten und rot hinter Wolken aufgeht“ (das war ein Zitat aus derErschröcklichen Moritat vom Kryptokommunisten“ von  Dieter Süverkrüpp, das ich in meiner rebellischen Jugend gerne gehört habe, können die Navigationslichter aus,  die kleine Solar-Flammenlampe und die Solar-Powerbank müssen auftanken und werden an die Südostseite des Bootes gestellt, und ich bekomme einen Kaffee.

 Als der Skipper erwacht, gegen 07:00 Uhr, wird erst einmal ausgerefft, aber der Motor  bleibt an, denn der Wind ist schwach, und wir sollten bis heute Abend 19 Uhr 75 sm geschafft haben. Jetzt kann auch die Heizung ausprobiert werden, falls es auf den Azoren noch richtig kühl ist, müssen wir nicht frieren, denn sie läuft einwandfrei. Bald danach kann der Motor ausgeschaltet werden und wir segeln gemächlich, mit sechs Knoten Fahrt bei sieben bis acht Knoten Wind über das heute flache Meer.

blau, wohin man schaut

Man soll es ja nicht beschreien, aber heute ist einer der entspanntesten Segeltage überhaupt. Wind zwischen sieben und zehn Knoten, Windeinfallswinkel zwischen 100 und 120 Grad, Sonne, glattes Wasser. Dabei läuft die Hexe mit guten sieben bis acht Knoten Fahrt. Von uns aus könnte das so bleiben bis zu den Azoren. Ich fürchte nur, dass das Wunschträume sind.

Gerade haben wir einen neuen Wetterbericht geholt, es sieht immer noch sehr gut aus für uns, die Winde scheinen uns gewogen, sie sollen uns mit zuweilen bis zu 20 Knoten von achtern anschieben.

Seit über zwei Stunden beobachte ich einen Tanker, der auf Kollisionskurs zu uns von Backbord ankommt. Zwanzig Minuten, bevor wir uns wirklich zu nahe kommen, rufe ich die „Golden Ray“, sie ist auf dem Weg nach Antwerpen, der freundliche Mensch am Funk verspricht sofort, ein Auge auf unsere Route zu haben, und dreht schnell ab, um hinter uns statt vornedran durch zu gehen. 

Inzwischen sind wir tatsächlich so schnell geworden, denn seit 15:50 steht der Gennaker  und zieht uns bei elf Knoten wahrem Wind mit über acht Knoten Geschwindigkeit übers Meer. So werden wir bis zur  Dunkelheit weiter fahren, in der Nacht segeln wir lieber etwas konservativer, denn mit dem großen Segel können wir zwei nicht so schnelle Manöver ausführen. 

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Bocksprünge am 4. Tag

unserer atlantischen Überfahrt, heute ist Samstag, der 29. April 2023

Seit ein paar Wochen haben wir Starlink an Bord und dank der mittlerweile 3.000 Satelliten, die Elon Musk ins nahe Weltall geschossen hat, sind wir in der Regel permanent mit dem weltweiten Netz an Bord verbunden. Für die Traditionalisten unter den maritimen Liebhabern ist das sicher ein Grauen, immer erreichbar oder online zu sein, für uns ist es ein Segen, um es leicht überspitzt auszudrücken.

Können wir doch endlich, immer und jederzeit Wetterberichte mit allen erdenklich wünschenswerten Inhalten abrufen. Ein wahrer Quantensprung für das tägliche Wetterrouting und die gesamte Törnplanung, zumindest für uns normalsterbliche Segler ohne meterologisches Hintergrundstudium.

Aber trotz aller verfügbaren Informationen und der Planbarkeit dank der „schönen neuen Welt“, hält das Wetter immer noch ein paar Überraschungen für den Segler bereit. Manche davon leicht genießbar, weil erfreulich, andere, die zum K(r)ampf mit den Elementen führen. Gestern hatten wir die bevorzugte Variante aus der ersten Kategorie…. Es gab den ganzen Tag über einen wunderbar leichten, segelbaren Wind an der Stelle, wo absolute Flaute herrschen sollte. Der Gennaker stand den ganzen Tag am hohen Karbonmast und zog uns immer weiter nach Nordosten, genau dahin, wo wir hin wollen.

Durch die moderatere Fahrweise erhöht sich der Radius, den wir mit dem Volvo zurücklegen können, auf sagenhafte 1.390 Seemeilen erhöht, unter Einbehaltung einer Notreserve von 100 Litern, wenn die beiden Dieseltanks und alle Reservekanister bis oben hin gefüllt sind. Ich war selbst von dem Rechenergebnis überrascht.

Nur in der Nacht verabschiedete sich der Wind. Unsere neue Strategie ist es, bei Flaute mit nur noch maximal 5 Knoten Fahrt und einem Motor, statt wie bisher mit 6 Knoten Geschwindigkeit zu fahren. Der Vorteil ist, dass sich der Verbrauch unseres 75 PS Motors glattweg von 5 Liter pro Stunde auf 2,5 L/h halbiert. Und das bei nur einem Knoten Geschwindigkeitsverlust.

Seit heute früh heult der Wind wieder um den Mast, er kommt aus Ost-Nord-Ost, mit einem Reff im Großsegel und zwei Reffs in der Genua, geht es in Bocksprüngen über die Wellen, weiter nach Norden. Der stampfende Rumpf schreckt die fliegenden Fische auf, denen ich bei ihren akrobatischen Flugstunts stundenlang zuschauen kann.

Ein kleiner fliegender Fisch lag unter dem Steuerrad

Bedingt durch die Windrichtung and den Amwindkurs ist es auch gefühlt kühler an Bord, die Langarmshirts werden ausgepackt, Cornelia zieht sich eine dünne Daunendecke in den Bettbezug ein, und die Füße werden in wärmende Socken gepackt.

Heute ist für uns  ein besonderer Tag, wir segeln, unter dem nördlichen Wendekreis der Sonne durch, den diese am 21. Juni erreicht, dem Tag der Sommersonnenwende, der zugleich den Sommeranfang markiert und der, auf der Nordhalbkugel der längste Tag des Jahres ist. Man merkt schon an der Menge der Informationen, die im letzten Satz stecken, wie wichtig der 23,26te Breitengrad, der Wendekreis des Krebses, ist.

Und weil Cornelia in jeden Beitrag reinschreibt, was es am Vorabend zu essen gab, will ich das ebenfalls nicht unterschlagen. Gestern Abend haben wir leckeres Ratatouille mit selbstgemachten Hackfleischbällchen und Reis genossen.

Hier noch ein Ausblick auf das Wetter der kommenden Nacht und für den morgigen Sonntag; schwacher Wind, aus östlichen Richtungen, langsam Südost drehend. „Vamos a ver, schaun mer mal!“ sagt die Capitania dazu.

Sonnenuntergang nach dem Abendessen gestern
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Back to Europe Tag 3

Tag 2 continued

Der Gennaker steht

Gerade als wir den Gennaker ausrollen wollen, erblickt Volker am Horizont einen Squall mit Regen. Da warten wir lieber, ehe wir nachher unser schönes buntes Segel schlagartig wieder einrollen müssen, damit es nicht nass wird. Wir fahren ja keine Regatta.

Irgendwann ist es dann doch soweit, der Gennaker steht und zieht das Boot für vielleicht eine halbe Stunde, doch gegen 16:00 Uhr wird der Wind so schwach, dass wir motoren müssen.

In der Intermar-Runde um 16:30 UTC habe ich leider gar nichts gehört, nicht einmal ein fernes Murmeln, das scheint im Moment noch nicht zu funktionieren. Aber Bernd von der Hullu Poro, DL9BS konnte ich auf den Frequenzen  12.353,
und 16.528 hervorragend empfangen, und er konnte mich auch klar aufnehmen.

Nach dem Abendessen, Nudeln mit Gulasch, lecker, wurde dann doch der Motor ausgeschaltet, es sind um fünf Knoten Wind, das Boot fährt bei einem Einfallswinkel von um 90 Grad knapp unter Windgeschwindigkeit, nach dem Motto: „Besser gut gesegelt, als laut motort“.

In der Nacht sieht Volker ein anderes Segelboot in 12 Meilen Entfernung

Halbtagesetmal um kurz nach 21 Uhr: 74 sm, vier mehr als gestern, der gute Wind von heute Vormittag hat das Ergebnis verbessert, der heutige Abend jedenfalls nicht.

Tag 3, 28. April 2023

Baro 1012,  sonnig-bedeckt, Wind um 09:00 WSW um 2-3
Position um 09:00: 21° 25’N / 59° 51’W
Etmal um 09:15 – 130 sm

Die Nacht verlief ruhig, meist unter Motor, einen Teil mit Segel, insgesamt war es eher schwachwindig. Gegen Morgen wurde auch die Höhe der atlantischen Dünung geringer.

Wettervorhersage für morgen

Am frühen Morgen habe ich während meiner Wache verschiedene Wetterberichte herunter geladen. Natürlich unterschieden sie sich deutlich von den gestrigen  Vorhersagen, aber leider auch waren sich die verschiedenen Wetterfrösche nicht einig über die Aussichten für die nächsten Tage.

 Wir führen einem längeres Telefonat mit Matthijs, dem Regatta erfahrenen Freund aus den Niederlanden, er ist einer unserer Wetterberater, die anderen beiden, zwei Uwes aus der Intermar Funkrunde,  kommen erst später über die Kurzwelle durch. Wir  beschließen als heutige Strategie, zunächst unseren Kurs ein bisschen weiter östlich zu fahren, unter Gennaker geht das mit fast sechs Knoten Geschwindigkeit, später oder morgen dann nördliche Richtungen einzuschlagen.

Die Logge zeigt nichts mehr an, das bedeutet, dass sich in dem kleinen Rädchen, das die Geschwindigkeit des Bootes durch das Wasser misst, irgendwelcher Dreck oder Kraut sitzt. Es bedeutet aber auch, dass die Anzeigen von wahrer Windgeschwindigkeit und -winkel nicht mehr stimmen, was uns bei der Navigation irritiert, da wir nicht nach den scheinbaren Wind navigieren. 

Volker zieht in der SB Vorschiffskabine die Logge raus, dann muss ganz schnell der Blindstopfen rein, der erstmal mit Fett eingerieben wurde, das Rädchen wird gesäubert. Volker probiert aus, es zu drehen, und siehe da, die Anzeige am Kartentisch zeigt wieder die Geschwindigkeit durchs Wasser an. Dann geht der Prozess wieder rückwärts, Blindstopfen raus, Logge rein, und schon stimmt alles wieder!

Wolkenpanorama

Seit dem Vormittag segeln wir unter Gennaker, der Wind ist viel besser als vorhergesagt, wir erreichen zuweilen zehn Knoten Geschwindigkeit, so kann das weiter gehen. Aber leider dreht der Wind soweit, dass wir den Kurs nicht mehr halten können, der Gennaker muss weg. Außerdem bauen sich am Horizont dunkle Wolken auf, bei denen man nicht weiß, was sie mit sich führen, ob darin viel Regen oder heftige Böen lauern.

So geht das weiter bis zum Abend, seit 16:00 Uhr fahren wir mit der Genua. Bei leichtem Wind erreichen wir immer zwischen fünf und sieben Knoten Fahrt. Hoffen wir, dass das die Nacht über durchhält, dann kann der Motor ruhen, und wir abwechselnd auch.

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Back to Europe Tag 2

Logbuch von Tag 1 continued:

Unter vollen Segeln …

Tatsächlich konnte der Motor seit Anguilla viel ruhen, nur das blöde Sargasso-Gras, das hier leider in großen Teppichen vorkommt,  den gemeinen Segler plötzlich abbremst. Das Boot lässt sich nicht mehr steuern und die Geschwindigkeitsanzeige fällt ins Bodenlose. Dann muss der Motor her, mal Vollgas voraus, zur Seite oder nach hinten, anschließend ist es wieder für eine Weile in Ordnung, und wir können segeln.  Bis zum nächsten Mal.

Inzwischen hat auch der Wind zugenommen, der wahre Wind bläst mit 10-14 Knoten ausOstnordost, der scheinbare Wind ging sogar auf über 17 Knoten, sodass wir für die Nacht die Genua ein bisschen gerefft haben.

In der Pantry wird fleißig geschnippelt und eingekocht

Volker hat den ganzen Nachmittag in der Küche gestanden und aus dem gestern gekauften frischen Hackfleisch Bolognese und Albondigas, kleine Hackbällchen in Ratatouillesauce, zum Einwecken gekocht. Aus dem Rindfleisch wurde Gulasch gemacht, ebenfalls in Gläser abgefüllt, um es haltbar zu machen, und für morgen steht u.a.noch Schweinegeschnetzeltes auf dem Plan. 

Kleine Überreste, die nicht mehr ins letzte Glas passten, durfte ich kosten, und es war sehr lecker. Nur die Küche sah hinterher aus, als hätte der rote Blitz eingeschlagen, aber wir hatten ja durch die Motorstunden ausreichend warmes Wasser zum Spülen und Putzen.

Um 18:30 wird gegrillt, ja, das machen wir auch gerne an Bord, wenn es nicht zu ruppig ist, eingelegte Schweinesteaks und Cevapcici, dazu einen netten Eichblattsalat, damit wir – wie gesagt – dem Skorbut vorbeugen.

um 19:30 ist es stockdunkel, nur der noch nicht halbe Mond lächelt freundlich vom Himmel. Bis 00:30 wird er noch zu sehen sein. Wir freuen uns schon auf den Vollmond am 5. Mai.

Der Wind frischt um 21 Uhr immer weiter auf, es muss ein weiteres Reff in die Genua, aber jetzt geht es ein bisschen flotter voran. Das Zwölf-Stunden-Etmal beträgt 70 sm.

Jetzt kommt Tag 2

Baro 1011, am Horizont ist eine umlaufende Wolkenschicht, Wind um 3 Beaufort
Tagesetmal um 09:15: 148 sm

Alarm für gefährliche Ziele ist eingeschaltet

Volker hat um 23:30 Uhr die Wache übernommen, alle 20 Minuten ruft ihn der Wecker seines Telefons zur Pflicht: Einmal schauen, ob alles in Ordnung ist, der Windwinkel zum Segel stimmt, keine gefährlichen Schiffe in der Nähe sind. Sollten andere Boote in unserer Nähe auftauchen, würden sowohl das AIS als auch das Radar dieses mit lauten Geklingel vermelden. Auch die Genua wird in der Nacht wieder ausgerefft, als der Wind abgenommen hatte.

Um 05:00 löse ich den Skipper ab, jetzt kann er ohne Unterbrechungen schlafen. Inzwischen ist es nicht mehr stockdunkel, die Dämmerung zeigt sich am Horizont. Um 05:40 geht die Sonne auf, aber noch ist sie zu schräg, um mittels unserer Solarpaneele die Batterien aufzuladen. Der Autopilot, das Radar, und die vielen Instrumente verbrauchen in diesen Nächten natürlich sehr viel mehr Strom als in unserer Zeit vor Anker.

Der Skipper darf auch mal schlafen

Eine angenehme atlantische Dünung mit ihren Wellentälern und -bergen hebt und senkt die Hexe sanft, manchmal lässt der Wind auf acht Knoten nach, dann werden wir langsamer, wir machen nur noch um die 6 Knoten Fahrt, sonst läuft das Boot um die sechseinhalb bis sieben Knoten. Zwei fliegende Fische haben heute Nacht zur „Freude“? des Skippers ihren Weg auf unser Vordeck gefunden. 

Ab 07:30 frischt der Wind auf 11-13 Knoten auf, der Windeinfallswinkel dreht auf 90-100 Grad, nun läuft die Hexe mit 8-9 Knoten Fahrt. Das hält sich so bis zum Frühstück um 10:30 Uhr, dann flaut die Brise wieder ab. Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen …

flott unterwegs

Tag 2 continued kommt morgen.

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