Back to Europe Tag 13

Montag, 8. Mai 2023
Baro gestiegen um 5 Grad auf 1023. leider noch bedeckt, aber die Wolkendecke ist ein bisschen dünner, Wind 12 – 16 Knoten, kühl, die See 2,5 m

13 Stunden haben wir gestern durch motort, bevor der Wind, erst zögerlich und später kräftiger, mit 15-21 Knoten aus süd-südwestlicher Richtung wieder eingesetzt hat. Mit vollem Großsegel und voller Genua ging es durch die Nacht, zum Teil mit doppelstelligen Geschwindigkeiten.

Stundenlang zieht uns der bunte Gennaker

Über  100 Seemeilen sind wir in 12 Stunden gesegelt, und haben somit Stück für Stück verlorene Meilen von der langsamen Motorfahrt wieder eingeholt. Wir pushen das Boot, damit wir möglichst lange in dem schmalen Windkorridor bleiben, außerhalb davon ist es nahezu windstill. Früh am Morgen ging der Gennaker nach oben und seitdem segeln wir, zwischen 6-8 Knoten schnell, mit raumem Wind um die 3-4  Beaufort.

Wie lange das wunderbare Segelvergnügen anhält, lässt sich nicht präzise sagen, da dieses Windfeld langsam nach Norden abzieht und erst morgen früh von einem einsetzenden Ostsüdost-Wind ersetzt wird, dieser aber soll dann dann bis zum Ziel durchstehen. Es kann jedoch gut sein, dass wir in der Nacht abermals in einem Flautenfeld einparken werden. Um möglichst tiefe Kurse mit dem Gennaker fahren zu können, haben wir ihn schon, so weit es geht, zum Luvrumpf gezogen. Dort steht er fast wie ein asymmetrisch geschnittener Spinnaker.

Das war jetzt der segeltechnische Teil des heutigen Blogbeitrages, und wer nicht alles versteht kann: wirklich gerne nachfragen. Noch haben wir Zeit, noch sind es 200 Seemeilen bis Faial. 

Jetzt kommt dann schon der nächste, diesmal ausrüstungstechnische Teil vom Blog.

Basteljob, das angerissene Großsegel

Ein Problem zeigt sich, als wir das Großsegel auf dem Baum liegen haben. An der Stelle, an der die Leine angreift, die das ausgestellte obere Teil des Großsegels (das Squarehead) aufstellt und der wir schon mehrfach repariert haben, ist durch den Zug der Leine das Segeltuch auseinander gerissen. Bilder sagen da mehr als viele Worte, hier liegt ein echtes Projekt vor uns, dem wir uns in Horta widmen müssen.

Bei der Routinekontrolle des Lümmelbeschlages ist mir aufgefallen, dass eine Hälfte des Sicherungssplintes abgebrochen  ist und auf Austausch wartet. Außerdem müssen wir ja noch die mehrfach erwähnten Ruderquadrantenprobleme lösen. So wird es uns sicher nicht langweilig auf den Azoren, ein Boot bei dem nichts  kaputt geht oder ist, gibt es wohl nicht.

Vorhin hat Cornelia zur Vorbereitung unserer Ankunft auf Faial schon mal die elektronische Seekarte für den Kartenplotter geladen, dank Starlink funktioniert auch das bestens. Wir konnten über Starlink sogar Filme streamen, das hat ein bisschen Abwechslung in den Bordalltag gebracht. So ein Kinonachmittag auf hoher See ist sehr unterhaltsam, wir haben dabei Filme wie Titanic oder All is lost, strict vermieden. Wir mögen Komödien oder Krimis als Genre, oder eine gut gemachte Dokumentation ist auch in Ordnung, nur so richtige Problemfilme oder Dramen vermeiden wiran Bord zu schauen.

So, wie es zur Zeit aussieht, liegt noch eine letzte komplette lange Nacht auf See vor uns. Ob wir es schaffen, morgen am helllichten Tag anzukommen, darf bezweifelt werden. Dafür sind wir zu langsam unterwegs, und auch die zuvor erwähnte Windvorhersage macht wenig Hoffnung darauf. Wir schätzen, dass wir, obwohl wir das nicht wirklich mögen, mitten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in der Nähe des Hafens vor Anker gehen. 

Sunset vor der letzten Nacht

Irgendwie bin ich nun auch, wie bei mir üblich, vollkommen auf die Ankunft fixiert. Als ob ein Schalter umgelegt wurde, der Weg ist ab jetzt nur noch Mittel und Zweck um anzukommen. Die See, das Boot und der Wind sind die notwendigen Gehilfen dafür. Hört sich nicht nach Seefahrerromantik an, sondern nach Stress, das ist es aber auch nicht. Ich glaube, es geht eher darum, wie bei allen anderen längeren Segelreisen, so auch diese Fahrt sicher zu Ende zu bringen. Und das Ende ist erst da, wenn sich der Anker fest in den Grund vor Horta eingraben hat!

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Back to Europe Tag 12

Sonntag, 07.Mai 2023

Baro 1014, noch bedeckt, Wind um 7 Knoten, leider ganz aus West, konfuse See 2,5 bis 3 m, es wird immer kühler, die Wassertemperatur liegt bei 17 Grad (brrrr)

Sonnenaufgang, hinter Wolken

Es war eine unruhige Nacht, als ab Mitternacht der Wind deutlich nachgelassen hatte, sind wir zum Teil mit nur noch vier Knoten voran gekommen. Die Segel schlugen, es ist ein scheußliches Geräusch, das Boot  bewegt sich, als sei man auf einer dieser seltsamen Jahrmarkt-Fahrgeschäfte, bei denen man komplett durchgeschüttelt wird.

Party in der Nacht? So viele Boote auf einmal haben wir die ganze Reise über nicht gesehen

Um 06:00 ist Schluss mit segeln, Genua und Großsegel werden geborgen, ein Motor geht an, auf halbwegs sparsamen 1800 Umdrehungen. Die Wellen sind zunächst immer noch hoch, aber das Meer wird zunehmend flacher und ruhiger. Der Wassermacher wird angeschaltet, der Motor wärmt das Wasser im Tank, wir können nachher luxuriös mit heißem Wasser unter der Dusche stehen, und nicht nur morgens mit der kleinen Katzenwäsche in den Tag starten. 

Sie hängt wieder, unsere Ersatzuhr, bis die alte aus der Reparatur zurück kommt

Die gestern wiederum eine Stunde vorgestellte Uhr, kann an ihrem Platz fest geschraubt werden, das war gestern Abend wegen des rupppigen Wellengangs nicht möglich. Jetzt sind wir noch eine Stunde näher an Europa, wenn es bei uns an Bord 15 Uhr ist, und wir gemütlich ein Stück Kuchen zum Nachmittagskaffee bekommen, haben die meisten Deutschen schon zu Abend gegessen, dort ist es dann 19 Uhr.  Erst auf den Azoren wird die Zeit noch einmal weiter gedreht, diesmal um zwei Stunden, denn abgesehen von der nächsten Zeitzone ist dort auf Sommerzeit umgestellt worden.  In der Karibik gibt es keine „daylight saving time“, es ist 12 Stunden hell, 12 Stunden dunkel. 

Zu dem oben erwähnten Nachmittagskaffee gab es zwar keinen Kaffee, aber Brownies, die ich aus einer amerikanischen Fertigbackmischung zusammengerührt und 40 Minuten im Ofen gebacken habe, Lecker, aber sehr süß, am besten ist man die Stückchen mit saurem Apfel, vielleicht sogar mit Apfel und Philadelphia Frischkäse. Das probiere ich morgen. 

Volker wäscht an den Steuerständen ein bisschen das Salz ab, und inspiziert die eingerissene Stelle am Großsegel, die wir vor nicht allzu langer Zeit repariert hatten. Es ist auch nicht an dieser Stelle gerissen, sondern neben dran, unsere Reparatur hat bombenfest gehalten.

Kaum auszumachen: Flipper im grau der Wellen

Am Morgen haben uns, zum ersten Mal auf diesem Abschnitt, Delphine besucht, fünf oder sechs kleine Kerle spielten zwischen den Rümpfen, nur leider waren Meer und Himmel so grau, dass Volker nicht einmal ein brauchbares Foto schießen konnte.

Am frühen Nachmittag starten wir einen erneuten Segelversuch, denn der Wind hat auf zwölf Knoten zugenommen. Nicht wirklich beständig, kommt die eher leichte Brise aus 180° zum Boot. Bei dem Wellengewackel setzen wir den Gennaker nicht, wie schon bei früheren Gelegenheiten auf dieser Reise hätten wir Angst um sein dünnes Tuch. Segel wieder fort, Motor an, der „Dieselwind“ schiebt.

Das Wetter hat – laut Vorhersage – auch keine großen Windmengen mehr im Gepäck. Vielleicht dreht der der leichte Wind dann wenigstens so weit auf Süd, dass wir mit einem Windeinfallswinkel von 90 – 100 Grad fahren könnten, dann würden uns 8 – 10 Knoten locker reichen.

Heute Abend gibt es vom Skipper selbst zubereitete Canneloni, ich freue mich schon darauf.

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Back to Europe Tag 11

Seit Anbeginn des Tages versucht sich die Sonne mit aller Macht gegen die Wolken durch zusetzten. Leider verliert die Sonne den Kampf und weit dicke, bitterliche Tränen. Mehr als eine matte Erscheinung des guten Planeten, hinter einen grauen Wolkenschicht, ist heute nicht drin. Das war leider schon zum Tagesstart absehbar, den ich, in meiner langen Freizeitkarriere auf See, so duster, noch nie erlebt habe. Doppelt schlecht für uns, das Ganze, denn keine Sonne bedeutet auch keinen Ertrag über die Solarpaneele.

So dunkel war es heute morgen bei Sonnenaufgang, die hat sich hinter Wolken versteckt.

Heute früh gab es einen Frontendurchgang mit Böen über 38 kn und länger andauernden 35 Knoten Wind, dabei wurde durch die oben erwähnten dicken Sonnentränen der Katamaran einmal gründlich an Deck entsalzen, auch gut.

Wir wollen es nicht beschreien, doch der Quadrant hat trotz aller Böen und hohem Seegang bis jetzt gehalten, was schon mal ein großes Plus ist. 

Die letzte Nacht verlief insgesamt ereignislos, (naja, wir haben um 23 Uhr ein 2, Reff ins Groß gebunden, das ist doch stets ein aufregendes Szenario, mit hohen Wellen gegenan, wenn wir in den Wind gedreht haben, usw.) Wir haben ein uns unbekanntes Segelboot in einem Abstand von drei Seemeilen überholt, eine der seltenen Begegnungen mit anderen Seglern auf dem weiten Meer. Die Wellen haben nun, wie vorhergesagt, eine Höhe von ca. 4 Metern erreicht, und  das Boot wird schon ordentlich durcheinander geschüttelt, bevor es den Wellenberg runtersurft, und wenn es relativ langsam, im Wellental ist. Ein Ständiges auf und ab und hin und her bedeutet bei diesem Seegang, dass das Schlafen einem da nicht ganz so leicht fällt, man ist mit einem Ohr immer beim Boot. 

Die Wellen sehen hier so klein aus, aber sie sind sicher drei bis vier Meter hoch.

Die Hexe hält sich prima in diesem konfusen Seegang und ist ein echter Meilenfresser. Respektable 220 Seemeilen haben wir in den letzten 24 Stunden zurückgelegt, das bedeutet einen Schnitt von über 9 Knoten in der Stunde. Die Segelei hier im Nordatlantik ist insgesamt anspruchsvoller als auf der Passatroute, macht mir aber viel mehr Spaß. Jetzt surfen wir schon seit Tagen von einer Welle in die nächste. Die Glückshormonproduktion ist im vollen Gange, ich liebe diese Art zu segeln. Cornelia ist nicht so Dopamingesteuert, aber ebenfalls in ihrem Rhythmus und froh gestimmt.

Wir sind auch sehr glücklich, dass unsere Champagne-Challenge Wettgegner das kleine Sturmtief, das über sie hinweggezogen ist, abgesehen von einer kleinen Kurskorrektur, wahrscheinlich auch wegen dieses Umwegs, gut überstanden haben. Am heutigen Abend soll nochmals eine Front mit bis zu 35 Knoten möglicherweise über uns hinwegziehen. Wir sind mit kleinen Segeln darauf vorbereitet.

550 Seemeilen trennen uns von Horta. Dienstag sollen wir, so wie es die letzten Berechnungen ergeben, wohl ankommen. Dem  zwischenzeitlichen Gedanken, direkt nach Madeira weiter zu segeln, war die Capitania nicht so zugeneigt, und nun ist er auch komplett verworfen.

Kurs Horta liegt an, die Winde sind günstig, einen ganz kleinen Schlenker zur Flautenvermeidung müssen wir nach Osten machen, wir sollten dann ohne Motorfahrt durchkommen.

Heutiges Etmal 221 Seemeilen
Barometer stabil bei 11012
1,5 Gigabyte Datenverbrauch bei Starlink
Bierverbrauch seit Saint Martin, 1, 25 l

Abends ist es ein bisschen heller als bei Sonnenaufgang , aber immer noch grau, grau, grau, und es regnet, der Regen wiederum wäscht das Salz vom Boot, man kann das auch positiv sehen. Es ist sowieso zu kalt, um an Deck zu sitzen.

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Back to Europe Tag 10

Freitag, 5. Mai 2023
Baro 1017, bewölkt, sehr grau, Wind um 20 kn, die See 3 m
Position um 10:20: 33° 54.933N 043°42.072W, E. South America Standard Time, Etmal 211, noch 780 sm bis Horta

Den zweiten Teil der Nacht habe ich im Salon auf dem großen „Sofa“-Bett verbracht, unten sind die Wellen so laut, wenn sie gegen den Rumpf schlagen, außerdem sind die Bootsbewegung in der Mitte weniger stark. Und mein Skipper liegt schließlich auch hier.

Der heutige Tag beginnt mit ein bisschen Sonne

Der Wetterbericht bleibt bei seiner Voraussage von gestern, wir befinden uns zwischen einem sich ausbreitendem Azorenhoch und einem von den USA heranziehendem Tief, das nach Nordost zieht, sodass wir den südlichen Rand, mit für uns vorteilhafter Windrichtung, abbekommen sollen. Trotzdem werden Böen von 40 kn vorausgesagt, wir hoffen, dass die nicht kommen, oder wenigstens nicht zu stark und zu häufig.

Heute Nacht sind wir mit je einem Reff in Großsegel und Genua unterwegs gewesen, heute morgen hat Volker die Genua kurzfristig ausgerefft, aber um 08 Uhr wird sie wieder eingerefft. Der. Wind frischt auf bis 25 Knoten, unser Spitzenspeed lag heute Vormittag bei 17,5 Knoten Fahrt! Inzwischen sind wir bei Reff 2 in der Genua angelangt, es waren ab und an über 25 Knoten Wind. 

Gleich sind es unter 700 Meilen bis zum Ziel auf Horta

Volker entwickelt sich allmählich zu einem richtigen Bordingenieur! 

Die elektronische Lageanzeige des Autopiloten am Kartenplotter, zeigt wieder sehr große Ausschläge nach Backbord an. Trotz Seegangs will der Skipper in den Motorraum, um abzuchecken, ob der Ruderquadrant  wieder auf der Ruderachse gerutscht ist. Leider kam er mit der Meldung zurück, dass das tatsächlich so sei. Wir überlegen gemeinsam eine Weile, was nun die beste Strategie ist. Lassen wir es so, auf die Gefahr hin, dass es noch weiter verrutscht, und es dann mitten in der Nacht repariert werden muss? Fahren wir tagsüber auf dem anderen Autopiloten, dessen Kurs man halt nur am Backbord Steuerstand verändern kann, und nicht bequem von innen auf dem Kartenplotter? Vorübergehend wird die Steuerung umgeschaltet auf Autopilot 2, Kurz danach ist die Sache entschieden, Volker verschwindet zur Reparatur wieder im Motorraum ,während das Boot mit 10 bis 13 Knoten die Wellen hinab surft. Mein Held kehrt nach 20 Minuten mit einer Erfolgsmeldung zurück. Hoffentlich halten die Schrauben jetzt den Quadranten kraftschlüssig bis Horta fest, dort werden wir uns eine finale Lösung für dieses Problem überlegen.

Der Teig führ die Semmelknödel

Zum Abendessen gab es heute von Volker selbst gemachte Semmelknödel, und feines Gulasch am Kartentisch, denn draußen ist es uns inzwischen zu kalt (ich weiß, wir hätten auch in den südlicheren Breiten bleiben können), außerdem sind keine Poster mehr auf den Bänken, das ist auch nicht gemütlich.

Im späteren Lauf des Tages haben wir mehrere neue Wetterberichte bekommen und eingeholt, Leider sieht  es wirklich so aus, dass das Sturmtief unseren Weg streifen wird. Ab morgen sehr früh kann es in Böen mit über 30 Knoten wehen. Wir sind präpariert, die Cockpitkissen werden in die Gästekabine verstaut, die Genua ist schon in Reff 2, und heute Nacht werden wir eventuell Reff 2 ins Großsegel binden. Wenn es uns zu heftig wird, können wir immer noch nach Süden ausweichen, um dem Schlimmsten zu entkommen.

Hier ist es gut zu sehen, das Tief im Nordwesten und das Hoch im Südosten, wir sind genau an der Grenze zwischen den beiden.

Bis zum kommenden Sonntag werden wir wohl beständig sechs bis acht Windstärken haben und Wellen bis zu vier Meter. Das Wetter haben wir uns nicht gewünscht, aber auf der atlantischen Tiefdruckautobahn und so früh im Jahr ist das nichts Außergewöhnliches. Gut ist es, dass wir wie zuvor schon erwähnt, die Option haben, nach Südosten, auszuweichen, wenn wir uns unsicher -oder sehr unkomfortabel fühlen sollten. Ein Gutes hat der starke Wind, der seit ein paar Tagen weht und wohl noch stärker werden soll, wir kommen viel schneller voran als gedacht und der Captain geniesst die endlosen Surfs.

Man darf gespannt bleiben, was und wann es kommt, wir bleiben wachsam.

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Back to Europe Tag 9

Donnerstag, 4. Mai 2023
Baro 1012, bedeckt, Wind SW 17 Knoten, die See um 3 m
Position  08:00 Uhr: 32° 19.473N 047°33.798, Etmal um 09:20 Uhr: 171 sm, noch 985  sm bis Horta

Gestern waren wir westlich des 50. Längengrades angekommen, damit haben wir die AST, die atlantische Standard Zeit verlassen, und befinden uns nunmehr in der gleichen Zeitzone wie z.B. Buenos Aires. Deshalb haben wir die Uhr um eine Stunde vorgestellt, wir sind jetzt auf UTC – 3., also fünf Stunden später als in Deutschland.

Grau in Grau

Als ich um 05:30 Uhr nach oben in den Salon komme, macht Volker zunächst den Motor an, um die Batterien aufzuladen, denn in der Nacht verbrauchen die Instrumente und vor allem der Gefrierschrank, eine Menge Strom. Heute ist es leider so bedeckt, dass die Solarpaneele die Batterien nicht genug aufladen werden. Allein der Hydrogenerator sorgt für den Energienachschub.

Um 07:30 refft Volker aus, jetzt sind wir wieder unter vollen Segeln. Um 07:59 haben wir keine 1.000 Meilen mehr vor uns, sondern nur noch 999,9 sm. 

Ab jetzt wird es dreistellig

Irgendwie hatte ich seit gestern ein enormes Schlafdefizit. Ich spürte am ganzen Körper, wie müde ich war. Der Kaffee um sechs Uhr hat mich ein bisschen aufgeputscht, aber nach dem Frühstück, das es heute ausnahmsweise schon um neun Uhr gab, habe ich mich im Salon hingelegt und wie der berühmte Stein geschlafen. 

Um 11 Uhr weckt Volker mich, um zu reffen, der Wind hat auf über 22 Knoten zugenommen, und wir wollen unsere Hexe nicht zu sehr stressen. Uns auch nicht. Ich hatte so fest geschlafen, dass ich zunächst wie ein Mondwandler herum gelaufen bin, und schon das Großsegel ablassen wollte, bevor die Genua weggerollt war. Mit Reff 1 im Groß läuft die Hexe wieder viel ruhiger und zieht trotzdem stabil ihre Bahnen durch den Nordatlantik.

Auf dem Daybed liegend planen wir die Taktik für die nächsten Tage, ich hatte einen neuen Wetterbericht über PredictWind Offshore geholt, wir sollen, je nach Modell, im Laufe des 8. Mai bei Horta ankommen. De letzten zwölf Stunden wird es eher leichten Wind geben, dann können wir noch ein bisschen von unseren großen Dieselvorräten  verbrennen, am Anfang hatten wir noch Angst, dass sie nicht ausreichen würden.

Außerdem ist Volker inspiriert von den vielen Segelbüchern, die er gelesen hat, und wir planen die weiteren Törns in ferne Länder. Segeln wir nach Surinam über die Kapverden im Herbst? Und vielleicht im Sommer darauf, nach Island? wir sollen es sehen.

Um 18:30 wird wieder ausgerefft, der Wind war zuweilen bis 17 Knoten gefallen, das gefiel wiederum dem Skipper nicht, schließlich befinden wir uns in dem weltberühmten Champagner Race.

 Zum Abendessen gab es heute leckeres Sahne-Geschnetzeltes von der Schweinelende mit Nudeln. Das gestrige Essen war leider nicht so gut, der Blumenkohl in Bechamelsauce schmeckte bitter, dafür waren die kleinen Koteletts sehr gut.

Nach dem Abendessen gehen wir wieder in unseren üblichen  Schlaf-/Wachrhythmus, ich schreibe Logbuch oder Mails an unsere Wetterberater, wenn ich zwischen 23 und 24 Uhr ins Bett verschwinde, übernimmt Volker die Nachtwache mit 15-20-minütigen Schlafphasen, um fünf Uhr löse ich ihn dann wieder ab. Aber wir schlafen auch am Tag im Wechsel jeder mal ein bis zwei Stunden, wenn es passt. Jetzt gerade, um 21 Uhr unserer Zeit, sind es nur noch 888 sm bis Horta.

Damit wir – vor lauter rasenden Reportern – mit unserer Logbuch-Berichterstattung nicht ganz ins Hintertreffen geraten, gibt es heute ausnahmsweise mal zwei Beiträge.

Gute Nacht an alle da draußen im Netz!

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Ahoi lieber Blogleser, 

wir sind nicht nur durch Starlink mit der Außenwelt verbunden, sondern auch über den guten alten und immer noch sehr lebendigen Kurzwellenfunk.

Was wäre der Titanic Blockbuster ohne die Sequenz, in der der Notruf rausgeht und wer weiß, ob die Liebste von Leonardo di Caprio, Kate Winslet, ohne die Kurzwelle und die herbeieilenden Schiffe überhaupt gerettet worden wäre. 

In letzter Zeit, so kommt es uns zu Ohren, gehen auch immer mehr Weltgeschichte schreibende Nachrichten über den Äther. 

Eine der tragenden Figuren, die Nachrichten zurück aus dem Internet und hinein in die historische Kurzwellenzeit katapultieren möchte, bezeichnet sich selbst als Uwe der Ahnungslose. Aber das ist nur sein Pseudonym. In Wirklichkeit hat Uwe Zugang zu allen relevanten Segelnachrichtenagenturen. So ist ihm kürzlich, die topaktuelle Story von dem „Champagner Race“, das gerade auf dem Nordatlantik stattfindet, unter die Finger gekommen.

Aber lest bitte selbst, was für ein grandioses historisch-relevantes Sportereignis sich hinter dem Champagnerrace verbirgt:

Hier meldet sich der allseits bekannte “Flurfunkreporter” Uwe, der “Ahnungslose”!

Schon mal was von Ocean Race, Minitransat, America’s Cup oder gar Vendée Globe gehört? Sicherlich, für eingefleischte Hochseeseglerenthusiasten keine Fremdwörter!

Aber, das ist alles “Nichts” gegen ein z.Zt. auf dem Atlantik ausgetragenen Rennen, der “Champagner Challange”. Man stelle sich vor, 2 Yachten, die wohl kaum unterschiedlicher sein können. Ein Katamaran der Marke Outremer 5x (Hexe), ausgerüstet mit allem “was des Segler’s Herz höher schlagen läßt”, einer gemischten Crew, Cornelia und Volker, gegen einen Einrumpfer, eine Hallberg-Rassy 43 MK I (Hullo Poro), ebenfalls gut für solche Races ausgerüstet, “bevölkert” mit einer Crew, bestehend aus 2 Männern, Bernd und Rainer.


Beide Crews mit Amateurfunkern, oh, korrekt wohl mehr 2 Amateurfunkern (Bernd, DL9BS, Rainer, DO6GO) und einer Amateurfunkerin Cornelia, DL3HEX kennen sich persönlich, die “Hexe” auf dem Weg aus der Karibik zu den Azoren, die “Hullo Poro” von Bermuda ebenfalls in Richtung Azoren unterwegs.

Begleitet werden diese herausragenden Segler (Cornelia, sorry, bin kein “Genderer”…) von einem “Hobbywetterexpertiesemeteorolügen” mit Namen Uwe, auch Amateurfunker, DD1HUR. Dieser, beheimatet in…. Bayern…! ergänzt die lokal von beiden Yachten eruierten Wetterprognosen mit denen von ihm Eruierten und in kompetent klingende Worte gefassten Prognosen 😄.


Soweit, so gut! Wohl dank der Kommunikationsmöglichkeit des Amateurfunks wird nun dieses bedeutende, ja sicherlich in diesem Jahrzehnt ev. einmalige Race vereinbart! Wer als erster in Horta auf den Azoren ankommt, hat gewonnen und der Verlierer muss den Champager bezahlen, der dann gemeinsam genossen wird! Man kann sich als Nichtsegler kaum vorstellen, welch eine Schmach dies sein kann 😄

Aber, wie ist der Stand des Rennens? Nun, der geneigte Beobachter “Uwe, der Ahnungslose” kann nur im Moment berichten, es sind noch einige Seemeilen zu segeln, das Wetter scheint sich täglich zu ändern, gereicht ev. mehr der einen oder anderen Yacht zum Vorteil, somit ist und bleibt es hochspannend!


Wird der Wettergott gnädig sein und beiden Yachten passendes Segelwetter bescheren?
Nutzten die Crews alle Tricks und Kniffe, denen sie habhaft werden können, um das Ziel so schnell als möglich zu erreichen? -> Man darf annehmen…JA!
Werden die täglichen Berichte, die ausgetauscht werden, immer der “Wahrheit” entsprechen? -> Ein entschiedenes JA!!

So vielleicht zum Schluß dieser “Breaking News” eine Eigenerfahrung von “Uwe, dem Ahnungslosen”… Der Segler an sich…ist fair!

Das Copyright liegt bei dem ahnungslosen Uwe, aber die Weitergabe von Auszügen des Artikels ist ausdrücklich erwünscht.

Das Rennen bisher im Bild, Stand Donnerstag 4. Mai

Die orangen Fische markieren die Positionen der Hullu Poro seit dem Start am 30. April von Bermuda, während die blau-weißen Flaggen den Fortschritt der Hexe vom Start am 26. April in St. Martin zeugen. Die roten Flaggen sind von der Überfahrt der Hexe in die Karibik im Januar 2022.




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Das wäre doch nicht nötig gewesen…

Am späten gestrigen Nachmittag quittierte der Autopilot mit einem ohrenbetäubenden Alarm plötzlich und unvermittelt seinen Dienst und das Boot schoss langsam in den Wind, wie wir Segler das nennen. Ich war sofort in Alarmstimmung, hechtete zu den Motorschaltern und dann raus ins Cockpit. Cornelia schaltete den Autopilot komplett ab und den Reservepilot an. Mit beiden Motoren brachten wir die Hexe zurück auf ihren Kurs, dann übernahm, präzise wofür er gemacht war, der Backbordautopilot den Dienst. 

Der verschobene Ruderquadrant – normalerweise sollten beide rote Markierungen übereinander stehen

Es war nun an der Zeit, das Problem zu analysieren, das unseren stillen steuernden dritten Mann zum überraschenden Quittieren seines Dienstes gebracht hatte. Wir schalteten in der Folge das Boot komplett stromlos und beim wieder Starten versah die Selbststeuerung ihren Dienst. Jedoch fiel sofort ins Auge, dass mit dem Ruderlagegeber etwas nicht stimmte, denn die Anzeige stand mit fast vollem Anschlag nach Backbord, obwohl sie mittig zentral stehen soll, außer wenn der Autopilot den Kurs korrigieren muss. Sofort fiel der Verdacht darauf, dass der Ruderquadrant sich verstellt haben muss. Also ab in den Motorraum, da wurde die Vermutung, leider schnell zur Gewissheit. Der Ruderquadrant ist auf die Ruderachse gerutscht, entweder war der Ruderdruck zu groß, oder die Schrauben, die ihn am Platz hielten, nicht fest genug angezogen. Nun war guter Rat teuer, denn eine Reparatur bzw. Neujustierung erschien mir bei dem Seegang und den sich bewegenden Steuerstangen nicht möglich. 

Nach der Reparatur 🙂

Wir fuhren dann erstmal mit dem Reserveautomat in die Nacht hinein, durch die wind- und wellenbewegte See. Mit Rauschefahrt ging es bei Tagesbeginn genau so weiter wie am gestrigen Tag, nur, das Problem war noch immer nicht gelöst. Dann passierte genau das, was eigentlich nicht passieren darf, der Reserveautopilot hatte Schwierigkeiten, den Kurs zu halten, was deutlich an der Kursanzeige ablesbar war. Ein kurzer Check ergab, dass sich auch dort der Ruderquadrant verstellt hatte, jedoch nicht ganz so gravierend wie auf der Steuerbord Seite. Ich habe mich sofort mit Taschenlampe und Imbusschlüsseln bewaffnet, und ab ging es in den Motorraum, denn es war Eile geboten. Wäre der Quadrant noch weiter gerutscht, hätten wir ohne Autopilot dagestanden und das geht garnicht. Alle vier Imbusschrauben ließen sich mehr als eine viertel Umdrehung nachspannen, was mich schon ein bisschen  verwunderte. Damit, immerhin, war zumindest ein Steuerautomat  total safe für die weiteren 1.200 Seemeilen nach Horta. 

Nach einem motivierenden Telefonat mit Uli und einem instruierenden Gespräch mit Wes, war ich wild entschlossen, zumindest den ersten Ruderquadrant, samt Arm vom Autopilot, trotz Seegangs neu zu justieren. Jetzt ging es in den anderen Motorraum und mit viel Schwitzen, Anstrengung und Fluchen, fluchteten die angezeichneten Hilfslinien wieder. Ein Test danach ergab , dass der Autopilot nun wieder fehlerfrei und gerade steuert, mit einer minimalen Kursabweichung von 4 Grad. Die geglückte Reparatur musste gefeiert werden! Wir lagen uns in den Armen, tranken ein alkoholfreies Bier miteinander und es gab ein kalorienreiches spätes Frühstück, mit Bockwurst, Kartoffelsalat und Pizza.

Morgen wir dann das Gestänge des Reserveautopiloten neu justieren.

Home-made Pizza

Gestern gab es zum Abendessen selbstgemachte Pizza (davon war ein Stück für das Frühstück übrig geblieben). Ich liebe Cornelias Pizza, mit selbst hergestelltem Hefeteig, individuell belegt.

Es weht mit 20 Knoten aus Südwest, die Hälfte der Strecke Saint Martin – Azoren liegt schon hinter uns. Es gab  heute den ersten kräftigen Regenguss, jetzt ist es überwiegend bewölkt und wir segeln seit ein paar Stunden mit einer deutlich längeren Segelyacht, im Moment noch Virtuell, um die Wette. Virtuell deshalb, weil wir das Schiff nicht real, sondern nur auf dem Plotterbildschirm sehen können.

Grau in Grau zeigt sich der Atlantik

Wir bleiben die nächsten Tage auf einer fast rein östlichen Kurslinie, weil zum Freitag und Samstag hin starke bis stürmische Winde durchziehen sollen. Herzlichen Dank, Uwe und Uwe für Eure mehr als informativen Mails, wir verschlingen geradezu eure informativen und unterhaltsamen Texte.

Soweit so gut, von uns!

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Schreckmoment

Nachdem der gestrige Tag ruhig und mit der üblichen Funkrunde mit Bernd und Rainer von der Hullu Poro zu Ende ging, verlief auch die Nacht äußerst angenehm und ruhig.

Trüber Sonnenaufgang

Der Autopilot hatte mit dem Boot und dem moderaten Wind ein leichtes Spiel, die See war nur ein bisschen bewegt, und trotzdem segelte die Hexe bei idealem Windwinkel zügig voran. Cornelia ist um Mitternacht in ihre Koje verschwunden, da hatte ich schon 4 Stunden Schlaf hinter mir. Die Nacht war mondbeschienen, ich mag das sehr, wenn es auf See nicht so ganz stockduster ist. Man kann dann, fast wie am Tage, die Stärke des Windes und die Richtung der Wellen einschätzen, ein beruhigendes Gefühl, trotz der vorhandenen Instrumente.

Die Capitania backt frische Brötchen fürs Frühstück

Um 6.30 kam Cornelia, halbwegs ausgeschlafen aus dem Backbordrumpf gekrochen und eröffnete den Tag, wie üblich mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

Da gestern, bei reichlich Sonnenschein, der Wassermacher für eine Stunde gelaufen ist, und der Tank gut gefüllt war, stand zur Reinerhaltung der gesamten Mannschaft, duschen auf dem Programm. Die Capitania machte den Anfang. Anschließend war ich an der Reihe, da fiel mir ein, dass ich auch mal wieder den Pumpenhebel der Toilette mit Vaseline einstreichen könnte, damit der sich beim Toilettenvorgang leichter pumpen lässt. Gedacht, getan, frisch ans Werk. Der erste Schritt ist das Zuschließen des Seeventils für den Toilettenzulauf, damit kein Salzwasser aus dem offenen Pumpzylinder nachströmt, wenn der Pumpenhebel gezogen ist. Doch als ich den Bodendeckel zum Erreichen des Seeventils anhob, sah ich schon Wasser in dem Bilgenabteil schwappen. 

Der Übeltäter bzw. seine Abdichtung

Das erste, was der Segler tut, ich glaube da spreche ich für alle Seesegler, er taucht den Finger ruckzuck ins Wasser und steckt ihn sich in den Mund. Die Geschmacksprobe entscheidet dann über Glück oder Unglück. Betrachten wir zuerst den glücklichen Ausgang der Geschmacksprobe. Schmeckt der Finger nicht salzig, weicht die Anspannung, die abrupt durch das angetroffenen Wasser entstanden ist, erstmal einer sofortigen angenehmen Entspannung. Denn Süßwasser im Schiff bedeutet immer und zwangsläufig, dass kein Wasser von unterhalb der Wasserlinie eingedrungen ist.  Schmeckt der Finger salzig, steigt der Stresslevel gleich um ein Vielfaches, denn dann hat man ein Leck im Boot, durch das Salzwasser eindringt, und das kommt leider meist von unten. Huh, das war jetzt ausführlich, aber notwendig , um die Gefühlswelt der Segler, besser verstehen zu können. 

Bei uns lief das so ab. Bodendeckel hoch, ich rufe zu Cornelia: „da steht Wasser in der Bilge“, gleich danach wie oben beschrieben den Finger reingesteckt und das Nass probiert; Meldung an die Capitania, „Du, das ist Gott sei Dank nur Süßwasser. Ich gleich wieder halbwegs entspannt und die Capitania auch. Das die Sucherei erstmal nach dem Ausräume der Bilge losging war klar. Denn wir lagern in den Bilgenabteilen des Bads, weil es sich ja anbietet, unser Toilettenpapier, und jeder Deutsche weiß seit der Pandemie, wie kostbar dem Deutschen sein Toilettenpapier ist, auch wenn die Welt heute im Nachhinein gerne drüber spottet. Egal wie, der Übertäter war schnell gefunden, das Syphon vom Duschablauf war undicht. Ich habe es gleich mit Silikon neu eingedichtet. Fazit, die Capitania ist glücklich, ich bin stolz über die gelungene Reparatur und das Klopapier lagert wieder trocken und sicher.

Zurück zur Segelei. Seit heute früh hat es aufgefrischt, Böen bis 20 Knoten schieben den Kat flott an, auf durchschnittlich 9 Knoten Fahrt. Die See ist bewegt, aber durchaus noch moderat. Die Aussichten für die nächsten 24 Stunden sind gut, auch wenn der Wind 25 Knoten erreichen soll. Denn wenn wir mehr Druck in den Segeln haben, können wir raumere Kurse segeln. Und das ist durch die vorherrschende Windrichtung notwendig, um auf direktem Kurs zu den Azoren zu gelangen.

Nachdem wir gestern vergessen haben zu schreiben, was es vorgestern zum Abendessen gab, hole ich das schnell nach. Nudeln mit Pesto, simpel und lecker. Gestern Abend haben wir  eingelegte Nackensteaks und Bratwürste gegrillt. Cornelia hat dazu ihren weltberühmten Kartoffelsalat gemacht. Und zu so einem tollen Essen, gehört ein kühles Bier.

Für die Statistiker:

Bierkonsum an Bord: 0,75 Liter seit Saint Martin. 

Noch 1300 Seemeilen bis nach Horta.

Diesel an Bord 800 Liter 

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Back to Europe Tag 6

Back to Europe Tag 6

Montag, 1. Mai 2023
Baro 1018, bewölkt mit Aufheiterungen, Wind S um 4 Beaufort, die See 1 – 2  m
Position um 10:00 28° 11’N, 056°30’W, Etmal 205 (!) sm

Nachtrag von gestern Abend:
Es gab leckere Schweinelendchen mit angebratenem Gemüse, köstlich!

Um 20 Minuten nach fünf Uhr geht die Sonne auf, mal wieder.

Später frischt es auf bis 16 Knoten, die Genua wird um zwei Umdrehungen verkleinert, die Hexe läuft bei einemEinfallswinkel von 110 – 120 Grad mit um die zehn Knoten Fahrt stabil dahin. Das heutige Etmal von 205 Seemeilen ist das bisher beste unserer Reise seit St. Martin.

09:45 der Wind raumt und nimmt ab, die Genua wird wieder ausgerefft, Volker denkt über den Gennaker nach, aber zuerst muss er nach dem üppigen Frühstück den Schlaf der vergangenen Nacht nachholen. Anschließend geht es zunächst ganz gut weiter, bis c. 13:30 Uhr. Ab danach, leider, leider leider, kommt der Wind immer weiter von achtern und wird schwächer. Eigentlich müsste jetzt der Gennaker stehen, aber die Wellen sind so konfus, dass unser schönes buntes Leichtwindsegel arg herum geschleudert werden würde, wir haben Bedenken, dass es das nicht aushält und einfach reißt. Und wir haben doch nur das eine.

Zwei Schiffe neben uns auf dem AIS

Mittags haben wir tatsächlich mal zwei Schiffe auf dem AIS. Ein Tanker kommt uns, mit vier Meilen Abstand, entgegen, und eine moderne Motoryacht, die Silver Fox, ein Luxusboot, fährt ebenfalls in unsere Richtung,  nach Madeira. Man kann sie wochenweise chartern für 260.000 €. Plus Nebenkosten …

Diese Wellen sind wirklich sehr unangenehm, nicht in der Höhe, sie kommen konfus und unberechenbar, alles wird durcheinander geschaukelt. Sobald der Windwinkel unter 120 Grad geht, und die Windgeschwindigkeit über 12 Knoten, ist es gut, dann wird die Hexe schnell. (Ehrlich gesagt, ist mir das trotzdem lieber, als gegen hohe Wellen auf Amwindkurs zu segeln, wie im Herbst auf unserer Fahrt aus Amerika nach St. Martin.)

Diesen Windeinfallswinkel und die Windgeschwindigkeit mag die Hexe

Die Aussichten für die kommenden Tage sind gut, es gibt konstant über 17 Knoten Wind, später um die 25 Knoten, mit Böen bis in die mittleren dreißig. Wenn es uns zu viel ist, können wir immer noch nach Süden ausweichen, dort ist weniger Wind.

Die Aussichten für Mittwoch
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Back to Europe Tag 5

Was gestern Abend noch so passiert ist ….

Um 20 Uhr steht wieder die Kurzwellen-Funkrunde mit Bernd von der Hullu Poro an, Rainer und er wollen, wenn die Wettervorhersage stimmt, ebenfalls zu den Azoren aufbrechen, von Bermuda aus. Diesmal ist auch Jan von der Sutje mit von der Partie, aber heute scheinen die Ausbreitungsbedingungen sehr schlecht zu sein, Bernd kann ich fast gar nicht verstehen. Ich höre nur seine Stimme im Rauschen, Jan kommt besser durch, aber auch er ist nicht klar aufzunehmen. Wir verabreden uns für morgen, eine Stunde früher, 23 Uhr UTC.

Ich weiß noch, wie oft ich geflucht habe, weil ich keine Verbindung bekommen habe, doch dringend einen Wetterbericht haben wollte, oder der Download desselben so lange Zeit brauchte, dass entweder, wie bei den Stationen von Winlink, meine Minuten verbraucht waren, oder es über Sailmail so lange währte, dass entweder eine Time-out Meldung kam, oder meine Geduld erschöpft war. Aber eigentlich ist es ein tolles Hobby, wenn man über Funk mit Menschen aus anderen Teilen der Welt kommunizieren kann.

Unser icom Funkgerät

Anschließend nimmt Volker sein Telefon zur Hand, wählt erst Jan, später auch Bernd an, mit glasklaren Verbindungen, dank Starlink. Das Telefonat mit Bernd mussten wir etwas abrupt beenden, der Wind hatte wieder zugenommen. Um 20:45 Uhr haben wir Reff 1 ins Großsegel gebunden.

Tag 5 Sonntag, 30. April 2023
Baro 1016, sonnig mit Wolkenfeldern, Wind ONO 7-10 Knoten
Etmal um 09:20 159 sm, deutlich besser als die letzten beiden Tage

Heute Morgen, auch gestern Abend schon, war es etwas kühler, man kann ein Langarm-Shirt durchaus brauchen. 

Um 05:00 übernehme ich die Wache, Volker muss jetzt mal länger als immer nur 15 Minuten schlafen, die Nacht war anstrengend, obwohl wir am späten Abend das Großsegel gerefft hatten. Er musste häufig den Kurs korrigieren, weil der Wind gerne mal ein paar Grad raumte oder wieder weiter von vorne kam. Manchmal frischt es auf, dann muss die Genua ein kleines Stück eingerollt werden und wieder ausgerollt, wenn es wieder weniger wird. Kurzfristig ist der Wind so schwach, dass der Motor mitschieben muss, die leichte Brise kommt genau von vorne. Erst ab ca. 04:00 Uhr ist es beständiger, Volker kehrt zu seinem 15-minütigen Schlafpausen zurück, bis ich ihn um 05:00 Uhr ablöse. 

Sonnenaufgang

„Wenn die Sonne, bezeichnenderweise im Osten und rot hinter Wolken aufgeht“ (das war ein Zitat aus derErschröcklichen Moritat vom Kryptokommunisten“ von  Dieter Süverkrüpp, das ich in meiner rebellischen Jugend gerne gehört habe, können die Navigationslichter aus,  die kleine Solar-Flammenlampe und die Solar-Powerbank müssen auftanken und werden an die Südostseite des Bootes gestellt, und ich bekomme einen Kaffee.

 Als der Skipper erwacht, gegen 07:00 Uhr, wird erst einmal ausgerefft, aber der Motor  bleibt an, denn der Wind ist schwach, und wir sollten bis heute Abend 19 Uhr 75 sm geschafft haben. Jetzt kann auch die Heizung ausprobiert werden, falls es auf den Azoren noch richtig kühl ist, müssen wir nicht frieren, denn sie läuft einwandfrei. Bald danach kann der Motor ausgeschaltet werden und wir segeln gemächlich, mit sechs Knoten Fahrt bei sieben bis acht Knoten Wind über das heute flache Meer.

blau, wohin man schaut

Man soll es ja nicht beschreien, aber heute ist einer der entspanntesten Segeltage überhaupt. Wind zwischen sieben und zehn Knoten, Windeinfallswinkel zwischen 100 und 120 Grad, Sonne, glattes Wasser. Dabei läuft die Hexe mit guten sieben bis acht Knoten Fahrt. Von uns aus könnte das so bleiben bis zu den Azoren. Ich fürchte nur, dass das Wunschträume sind.

Gerade haben wir einen neuen Wetterbericht geholt, es sieht immer noch sehr gut aus für uns, die Winde scheinen uns gewogen, sie sollen uns mit zuweilen bis zu 20 Knoten von achtern anschieben.

Seit über zwei Stunden beobachte ich einen Tanker, der auf Kollisionskurs zu uns von Backbord ankommt. Zwanzig Minuten, bevor wir uns wirklich zu nahe kommen, rufe ich die „Golden Ray“, sie ist auf dem Weg nach Antwerpen, der freundliche Mensch am Funk verspricht sofort, ein Auge auf unsere Route zu haben, und dreht schnell ab, um hinter uns statt vornedran durch zu gehen. 

Inzwischen sind wir tatsächlich so schnell geworden, denn seit 15:50 steht der Gennaker  und zieht uns bei elf Knoten wahrem Wind mit über acht Knoten Geschwindigkeit übers Meer. So werden wir bis zur  Dunkelheit weiter fahren, in der Nacht segeln wir lieber etwas konservativer, denn mit dem großen Segel können wir zwei nicht so schnelle Manöver ausführen. 

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