Von St. Martin zu den Turks and Caicos – Tag 1

St. Martin Marigot Bucht, 06:50 Uhr

Nun haben wir eine längeren Ruhepause auf des Skippers neuer Lieblingsinsel St. Martin hinter uns und machen uns auf zu neuen Ufern. Zum Trost hat Volker ein T-Shirt bekommen mit dem Inselslogan

One Love
One Life
One Island
St. Martin

Spaß beiseite, wir haben die Zeit auf der Insel sehr genossen, Fast sechs Wochen waren wir hier, haben kleine Törns in wunderschöne Buchten gemacht, Sabrina und Matthijs aus Holland, Sabine aus Darmstadt, und Larissa und Johannes sind zu Besuch gekommen. Nebenbei haben wir zahlreiche neue Freundschaften mit anderen Seglern geschloissen, und liebe altbekannte Freunde wieder getroffen. So hatten wir die meisten Abende in Gesellschaft verbracht, ob auf unserem Boot zum klassischen „Champagne Friday“, auf anderen Booten und besonders gerne im Lieblingsrestaurant mit fast täglicher Lifemusik und einem Dighy-Steg zum Festmachen, dem Dock 46.
Kurz: Es war immer was los! Jetzt sind wir auf uns allein gestellt, zweieinhalb bis drei Tage werden wir brauchen zu den Turks. Das ist der südöstlich gelegenere Teil der Inselgruppe Turks & Caicos. Wir sind sehr gespannt darauf, die Insel kennenzulernen, aber auch, ob das alles klappt mit dem Einklarieren, und wo man dort ankern kann, und wie der beste Weg zum Ankerplatz ist, denn es gibt nicht viel Literatur über diesen Meeresfleck, und in unserer Bordbibliothek ist auch nichts dazu vorhanden. Das weltweite Netz gibt ein paar allgemeine Informationen, wir werden auf jeden Fall berichten.
Kurz nach sechs heute Morgen sind wir hellwach nach einer unruhigen Nacht – wie immer vor einer längeren Fahrt. Es dauet nicht lange, dann ist der Anker oben und die Segel gesetzt, zunächst Groß und Genua in Reff 1. Sobald wir aus der windigen Zone zwischen St. Martin und Anguilla raus sind, flaut der Wind ein bisschen ab, Volker denkt schon an den Gennaker, aber da es immer zwischen 16 und 18 Knoten hat, ziehen wir es vor, die beiden Reffs auszuschütten und sind schnell genug unterwegs. Die Hexe segelt immer zwischen sieben und acht Knoten, das reicht uns erst einmal, wenn es den Skipper nachher in den Fingern kribbelt, können wir immer noch den bunten Gennaker setzen.
Von dem Ankerplatz vor St. Martin bis zu dem anderen (hoffentlich!) Ankerplatz nordwestlich der Hauptinsel Turk sind es 515 Seemeilen, und die Windvorhersage ist günstig. Nicht zuviel und nicht zuwenig, immer so an der Grenze zwischen Genua und Gennaker. Das Meer ist ruhig, nur die von Volker so geliebte atlantische Dünung schaukelt das Boot.
Gegen 11:30 Uhr wird der Wnd immer weniger, 12, 13 Knoten, der Speed sinkt auf knapp über sechs Knoten. Jetzt muss der Gennaker doch ran. Zuerst ziert er sich ein bisschen, will sich nicht entfalten, aber nach ein paar Versuchen und ein paar mutigen Griffen von Volker gibt er auf, und nun zieht uns das rot-weiß-grüne Segel mit 9-11 Knoten Geschwindigkeit dem Ziel entgegen. Wenn wir so weiterfahren würden, wären wir schon in zwei bis zweieinhalb Tagen, also Donnerstag, irgendwann zwischen Nachmittag und Nacht am Ziel, das müssen wir dann kurz vorher gut timen, denn dort wollen wir auf keinen Fall in der Dunkelheit eine uns völlig unbekannte Ankerbucht finden müssen.

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Qual der Wahl

Ein wunderschönes Boot für einen Traumurlaub

Unsere karibische Zeit ist vielfältig und bunt, die Tage rasen, gefühlt, nur so dahin. Wir lernen über unsere Freunde den Toni (eigentlich natürlich Anton) aus Tirol kennen, der mit seinem wunderschönen Katamaran „Cataya“ schon viele Jahre das karibische Meer durchstreift und die Schönheiten der Inselwelten seinen zahlreichen Gästen präsentiert. Er kennt die Karibik, wie die oft zitierte Westentasche, begeistert uns und andere bei den regelmäßig stattfindenden Treffen, mit seinen bunt geschmückten Erfahrungsberichten.

Largyalo

Zudem durften wir vor ein paar Tagen die Bekanntschaft von Berti und Petra machen,  die ihren Wharram Katamaran mit Namen „Largyalo“ in vielen Jahren komplett selbst gebaut haben. James Wharram war ein Philosoph und Bootskonstrukteur, der Holzkatamarane nach polynesischem Vorbild entworfen und gebaut hatte und selbst damit die Welt bereiste. Bereits in den fünfziger Jahren begann er mit dem Bau des ersten Katamarans, bis heute sind mehr als 10.000 Konstruktionspläne an Selbstbauer in der ganzen Welt verkauft worden.

Two Girls im Salon des Kats

Zum Bau: Die Rümpfe werden über Querträger miteinander verbunden, das besondere dabei ist, dass diese Träger mit Seilen an die Rümpfe angelascht werden. Obenauf werden entweder keine oder mehrere „Wohnkabinen“ errichtet, je nach Größe des Bootes, geschlafen wird in der Regel in den Rümpfen. Eine Prise Erotik darf nicht fehlen, wenn es um James Wharram geht, war doch der Konstrukteur, nach polynesischem Vorbild, mit drei Ehefrauen gleichzeitig verheiratet. Es gibt selbst im super seriösen Palstek-Verlag ein Buch mit einem Umschlag, auf dem barbusige Mädels auf dem Boot auf dem Umschlag „Zwei Girls, zwei Katamarane“, so der Titel der deutschsprachigen Ausgabe.

Einen traurigen Anblick hingegen bietet sich dem Bootsliebhaber, wenn man in der großen inneren Lagune zwischen dem holländischen und dem französischem Inselteil unterwegs ist. Noch immer liegen zahlreiche, durch den Hurrikan Irma gesunkene Yachten, manchmal mit Bojen gekennzeichnet, knapp unter der Wasseroberfläche, oder manchmal halb darüber. Andere Schiffe liegen gestrandet am Ufer oder in den Mangroven und werden wohl nie mehr die Ozeane bereisen. Bei mir als Bootsfan hat es ein paar Tage gedauert, bis ich den Anblick verarbeitet hatte.

Eine kleine Test-Speed-Messung unsererseits, in der Lagune, hat ergeben, dass wir mit unserem neuen Beiboot hervorragende 9 Knoten Geschwindigkeit erreichen, und das mit unserem kleinen 6-PS-Motörchen, das geht gut ab!

Nicht ganz so gut in der Performance ist das doch erst vor sechs Monaten aufgetragene Antifouling auf unserer Hexe. Fast das gesamte Unterwasserschiff ist mit Algenschleim überzogen, und vereinzelt haben sich schon richtige Muscheln fest angehaftet. Da haben wir auf mehr Standhaftigkeit von unserem Seajet Antifouling gehofft. Aber bei unseren Segelfreunden, die andere Produkte zum Bewuchsschutz verwenden, sieht es nicht besser aus. Da hilft nur, das Unterwasserschiff zu schrubben , so wie jetzt, bevor die Reise weitergeht, um Reibungsverluste zu vermeiden.

Und dann gibt es da noch ein großes Thema, das uns seit einiger Zeit täglich beschäftigt. Das ist die Hurrikanzeit, die in der Karibik offiziell am 1. Juni beginnt und erst am 30. November wieder endet. Sobald ein tropischer Sturm mit einem Namen, in diesem Zeitraum, unser Schiff beschädigen, oder gar zerstören würde, sind wir zwischen 10 Grad Süd und 37 Grad Nord, nicht mehr versichert.

Im Sommer wollen wir für ein paar Wochen nach Deutschland reisen, dann muss das Boot an einem hurrikansicheren Ort sein. Dazu zählen, wenn auch nicht versicherungsmäßig, Aruba, Bonaire und Curacao, kurz ABC-Inseln genannt. Dort hat es seit der Wetteraufzeichnung noch keinen Hurrikan gegeben, auch wenn die Inseln auf 12 Grad Nord liegen. Eine weitere gute Möglichkeit das Boot zu parken, wäre in Santa Marta, Kolumbien, auch dieser Ort liegt leicht nördlich des Geltungsbereichs unserer Versicherung.

Dazu muss man sagen, dass all die vorgenannten Gebiete noch bis vor wenigen Jahren vollumfänglich von den Versicherungen gedeckt wurden. Wer also kurz davor steht, eine Bootsversicherung für die Karibik abzuschließen, soll bitte ganz präzise die Versicherungsbedingungen für dieses Revier prüfen.

Eine 3. Möglichkeit für die Hurrikanzeit, wäre mit unserem Kat in Richtung Norden, also nach Amerika zu segeln und ihn dort nördlich von 37 Grad, also in der Gegend um Annapolis oder Baltimore abzustellen. Noch schwanken wir, auch dies täglich, welche Lösung für uns die Beste ist. Eine Lösung die ich favorisieren würde, kann sich die Capitania, leider so garnicht vorstellen, genauer gesagt, hat sie da schon mit offener Meuterei gedroht. Ich würde mit dem Boot zu den Kanaren zurückzusegeln und im Herbst eine neue Karibikreise zu starten. Mir gefällt die Idee, die atlantische Reise damit sozusagen rund zu machen, Cornelia empfindet das als unnötiges Meilenschrubben.

Am Dienstag segeln wir zur Turks und Caicos-Inselgruppe, die liegt zwischen der dominikanischen Republik und den Bahamas und gut 550 Seemeilen westnordwestlich von Saint Martin. Das Riff, das diese Ansammlung von Inseln umgibt, zählt neben dem Great Barrier Riff in Australien und dem Belize Riff in der Karibik, zu den drei größten Riffsystemen unseres blauen Planeten.

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Noch immer …

Die Hexe in der Ankerbucht

… ist unser Anker tief und fest im sandigen Grund der Marigot Bay eingegraben. Doch die nahende Hurrikansaison hält uns zumindest gedanklich auf Trapp und wir erörtern täglich die verschiednen Optionen für den Zeitraum vom ersten Juni bis zum 30. November, dazu später mehr.

Vater und Tochter beim Segeln

Während der Osterfeiertage gab es den ersten Familienbesuch aus dem fernen Deutschland. Unsere Tochter Larissa kam mit Lebenspartner Johannes für ein paar Tage zu uns an Bord und zusammen ging es auf einen kurzen Segelausflug. Auch ausgiebige Inselerkundungen mit dem Auto und abendliche  Besuche in die lokale Gastronomie standen auf dem Programm.

Karibische Grillküche

Die wenigen gemeinsamen Tage sind nur so dahin geflogen und schon bald hieß es wieder, Abschied zu nehmen. Da schlagen doch in fast jeder Fahrtenseglerbrust zwei Herzen, irgendwas wird man immer vermissen. Entweder die See oder die Heimat mit der Familie. Beides lässt sich leider selten unter ein Dach oder besser gesagt unter ein Deck bringen.

Unser neues gebrauchtes Dinghy

Kurz vor dem Besuch haben wir offensichtliche Auflösungserscheinungen bei unserem geliebten Beiboot entdeckt. Nach achtJahren hat ihm die Sonne mit ihren UV-Strahlen so zugesetzt, dass zahlreiche Verklebungen und Applikationen sich lösten. Durch Zufall haben wir beim hiesigen TransOcean Stützpunktleiter ein gebrauchtes Dinghy mit GFK- Festrumpf erwerben können. Obwohl das neue Beiboot etwas größer und damit auch etwas schwerer als das Alte ist, sind die Fahr- und Gleiteigenschaften mit unserem doch relativ schwachen 6-PS-Motor deutlich besser als vorher. Beladen mit Einkäufen, Cornelia und mir, kommt das Dinghy immer noch in Gleitfahrt, dabei hatte ich in Gedanken schon einen stärkeren Außenbordmotor dazu gekauft.

Der Solarregler hat sich abgeschaltet

Trotz nicht gekauften Motors erfährt die Bordkasse keine Schonung. Ein seit der Überfahrt bekanntes technisches Problem konnte nun endlich dank der enormen Hilfe von Freund Bernhard behoben werden.  Sobald höhere Ströme flossen, hat sich nämlich der Solarladeregler für unterschiedliche Zeitspannen ausgeschaltet, damit wurden die Batterien langsamer vollgeladen. Bei ewig blauem Himmel war das kein Problem, bei nur vereinzelten sonnigen Abschnitten jedoch schon. Die Fehlerursache gestaltete nicht so einfach wie gedacht, alle Menüpunkte des MPPT-Controllers wurden durchforstet, die ganzen Kabelwege verfolgt und ein Elektroingenieur wurde konsultiert.

Die Ursache lag in den zu dünnen Kabeldurchschnitten und den nicht optimal verbundenen einzelnen Solarpanelen. Noch länger als mit der Ursachenforschung waren wir mit der Behebung der Fehler beschäftigt. Jetzt, nach zweieinhalb vollen Arbeitstagen, läuft die Solaranlage besser als je zuvor, und die Verkabelung ist genauso wie es die effektiven MPPT-Solarladeregler mögen. Ich hätte nur nie gedacht, dass neue Kabel und ein paar Elektro-Kleinteile so teuer sein können.

Das ist ein hiesiger Leguan, kein feuerspeiender Drache

Ein anderes Ersatzteil hat Larissa glücklicherweise aus Deutschland mitbringen können. Bereits seit der Überfahrt in die Karibik hat der Gasdruckregler manchmal „gesponnen“. Entweder war die Gasflamme zu klein oder der Herd verwandelte sich in einen kleinen feuer- und gasspeienden Drachen. Mit dem neuen Druckregler konnten wir den Drachen wieder zähmen.

Im Dock 46

Dass wir uns hier auf der Insel sehr wohl fühlen, haben wir ausreichend erwähnt. Jetzt haben wir auch wieder eine absolute Lieblingskneipe, das Dock 46, in dem es neben leckerem Essen und einem sehr zuvorkommenden Service jeden Abend unterhaltsame Livemusik gibt. Zudem liegt das Dock 46 direkt an einem kleine Kanal zur inneren Lagune nach Sint Maarten und hat einen super Anlegesteg, nicht nur für unser Beiboot. Man könnte das Dock 46 auch als das Upperdeck von St. Martin bezeichnen.

Feiern mit Freunden

Einige nette Menschen von hier haben wir dort auch schon kennengelernt und heute Abend werden wir zu einem keltischen Abend in La Grand Case, abgeholt.

Jetzt habe ich doch mehr geschrieben als geplant und unsere weiteren Reiseoptionen zur Hurrikanzeit, werden wir im nächsten Bloqbeitrag ausführlich präsentieren.

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Karibische Erfahrungen

Das Centre Hospitalier aus der Luft

Eigentlich begann alles bei der Anästhesie: Zur Vorbereitung auf die Cardioversion, einen Elektroschock, um mein stolperndes Herz wieder in einen ordentlichen Rhythmus zu bringen, sollte ich mich bei der Anästhesie im örtlichen Krankenhaus, dem Centre Hospitalier vorstellen. Nachdem GoogleMaps mich zunächst einmal zum Personaleingang geschickt hatte, an dem Hühner fröhlich auf dem Hof herumpickten, und Eidechsen über den Weg liefen, fand ich mich schließlich am richtigen Eingang ein.

Bei der Anmeldung musste ich auch gleich die heutige Konsultation bezahlen, 70€ war der Pauschalbetrag. Die Anästhesie teilte sich offensichtlich das Wartezimmer mit der Geburtshilfe, denn um mich herum saßen zahlreiche junge Frauen mit extrem runden Kugelbäuchen und mehr oder weniger glücklichem Gesichtsausdruck.

Endlich holte mich die junge Anästhesistin in ihr Sprechzimmer, hörte sich mein Anliegen an … und schickte mich sogleich wieder weg. Sie brauche schon mehr als nur die Diagnose des Kardiologen. Ohne eine Anweisung, was geschehen solle, könne sie nicht arbeiten. Sie betonte immer wieder, dass, sollte etwas mit der Narkose schiefgehen, schlussendlich sie verantwortlich sei. Wer da nun verantwortlich ist, war mir eigentlich egal, es sollte nichts schiefgehen.

Die knappe Anweisung reicht aus

Da das Gespräch mit der Anästhesie mindestens 72 Stunden vor dem eigentlichen Eingriff am Donnerstag stattfinden sollte (es war bereits Montag mittag), musste ich mich direkt darum kümmern, denn sonst würde der Termin am Donnerstag platzen. Und dann wäre es erst zwei Woche später, der behandelnde Arzt hat Urlaub nach Ostern.

Glücklicherweise war ich mit dem Auto hier, denn die Praxis des Kardiologen lag auf der anderen Seite von Marigot. Ich bin also geschwind dorthin gefahren, habe Dr. Kirkawi das Anliegen der jungen Frau erklärt, er hat mich zuerst verständnislos angeschaut, um mir schließlich ein Schreiben mit einem Satz und seiner Unterschrift aufzusetzen.

Nun ging es wieder zurück zum Krankenhaus, ich musste es bis vor 13 Uhr schaffen, solange ging die Sprechstunde. In St. Martin ist am Tag immer Stau, denn in den engen Straßen parken entweder Autos auf der Fahrbahn, um schnell mal etwas abzuholen, oder auf jemand zu warten, oder auch nur, um einen Bekannten zu begrüßen. Das stört hier nicht, gehupt wird nur als Dankeschön, zum Beispiel, wenn ein Auto vorgelassen wird. Daher geht tagsüber alles ein bisschen langsamer. Nur die Motorradfahrer schaffen es schneller, denn die drängeln sich elegant in der Mitte der Fahrbahn hindurch.

Keine falschen Nägel!

Aber ich war rechtzeitig dort, und mit dem Schreiben war die Ärztin zufrieden, jetzt hatte sie die Anweisung, die sie brauchte. Nachdem alle Fragen beantwortet waren, bekam ich einen Zettel mit, zum Verhalten vor der OP, und was mitzubringen war, und was auf keinen Fall mitgenommen werden sollte. Konkret: Weder essen noch trinken ab Mitternacht, am Abend vorher und am Morgen duschen (?), Schmuck, falsche Finger- und Fußnägel zu Hause lassen, und pünktlich um 7 Uhr erscheinen, egal für wann der Eingriff angesetzt ist.

Glücklicherweise war ich – entgegen Volkers Rat: „Da sitzt Du doch eh nur rum und wartest!“ – pünktlich dort. Denn die akribische Narkoseärztin hatte leider vergessen mir zu sagen, dass ich einen PCR-Test brauche, um in den OP-Trakt eingelassen zu werden. Ich solle doch mal eben in das Labor fahren, das liegt aber leider direkt neben der Praxis meines Kardiologen, also wiederum am anderen Ende der Stadt. Diesmal hatte mich Volker aber hergefahren, ich hatte also, oh je!, kein Auto hier. Nach Rückfrage war es in Ordnung, wenn die nette Schwester mir den Abstrich abnimmt, das Ergebnis ins Labor schicken lässt und die Ergebnisse per Mail zurückkommen.

Der Weg vom Krankenhaus zum Labor

So, jetzt hatte ich anderthalb Stunden frei, ich setzte mich draußen vor dem Haus in die Sonne, telefonierte mit Volker, der sich natürlich entsprechend aufregte, las ein bisschen in meinem Buch und beobachtete die Menschen, die ein- und ausgingen.

Als ich mich pünktlich um 10:15 Uhr wieder auf der Station einfand, gab es zwar noch kein Ergebnis aus dem Labor, aber ich wurde trotzdem schon mal in ein Zimmer geführt, wo auf dem Bett das attraktive OP-Hemdchen lag, sowie blaue Plastik-Fußüberzieher und ein – noch – zusammengefalteter Haarschutz. Solange es keine weitere Entwicklung gab, konnte ich mich angezogen in den bequemen Sessel setzen und weiterlesen. Und es dauerte und dauerte, Volker, der ja gerade abwesend war, als die Geduld verteilt wurde, war wieder erbost am Telefon, und selbst ich mit meiner Engelsgeduld drohte sie zu verlieren.

Um 11.25 Uhr kam Dr. Kirkawi und wunderte sich, dass ich noch nicht fertig vorbereitet im OP lag, aber wir mussten ihm leider mitteilen, dass das Ergebnis des Tests immer noch ausstand. „O lala, I have another patient just after you!“ Aber gegen ein fehlendes Testergebnis ist selbst der Doktor machtlos.

Also warte ich weiter, aber nun im OP-Hemdchen, es ist ja warm hier in der Karibik, da macht das nichts aus. Nur die Plastik-Schuhe sind unangenehm, solange hier nichts passiert, lasse ich sie einfach aus, ebenso wie das attraktive Häubchen.

Gegen 12 Uhr rennt freudestrahlend die Schwester ins Zimmer: „Das Testergebnis ist da, es geht los!“ Nun muss nur noch ein Pfleger kommen, der mich in meinem Bett zum OP-Trakt schiebt, gut zehn Minuten, kommt Gary mit den kunstvoll aufgetürmten geflochtenen Zöpfen und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. Als er erfährt, dass ich gut französisch spreche, aber Deutsche bin, möchte er ein paar Begriffe lernen, „Guten Tag“, „Vielen Dank“. „Wie geht es Dir?“, „Bitteschön“, etc. Im OP angekommen, spricht er die Begriffe in sein Telefon, um die Sätze demnächst auswendig zu lernen.

So komme ich mit einem Lächeln auf den Lippen im Aufwachraum des Krankenhauses an, wo die Cardioversion durchgeführt werden soll, unter einer ganz leichten Propofol-Narkose. Die Schwestern hier tragen zwar ihre Haarnetze, aber darüber schöne bunte Tücher, und es läuft leise Lounge-Musik. So wird eine entspannte Atmosphäre hergestellt.

Ich werde von einer sehr netten Schwester verkabelt, dann kommen der Anästhesist und der Doktor mitsamt dem „Stromstoß-Gerät“. Zunächst laufen alle etwas ratlos herum, weil die Anschlüsse nicht passen, der Anästhesist immer mit der großen Spritze, in der sich das Propofol befindet. Aber dann kommt eine Schwester, die sich offensichtlich auskennt, holt einen Adapter, und schon geht es los.

Ich versuche mich zu konzentrieren, um genau zu merken, wann ich anfange einzuschlafen, merke noch, wie der Raum verschwimmt, dann bin ich auch schon weg. Wenig später erwache ich aus einem angenehmen Traum, kann mich aber anschließend nicht an den Inhalt erinnern, nur dass es interessant war.

Ein Blick auf den Monitor neben meinem Kopf zeigt mir, dass mein Gefühl richtig war, das Herz schlägt im Sinus-Rhythmus, das Ganze ist geglückt. Die Schwester kommt und fragt, wie es mir geht. „Großartig,“ sage ich mit Blick auf den Monitor, „dann kann ich ja gehen.“ Ich muss leider noch ein bisschen warten, werde aber zwischendurch wieder in mein Zimmer gefahren, leider von einem etwas weniger unterhaltsamen Pfleger, Gary war wohl gerade in der Pause oder auf einer anderen Mission.

Nach einer Dreiviertelstunde bekomme ich einen Zwieback und ein Päckchen “La vache qui rit“, darf gehen, aber nicht ohne vorher an der Anmeldung zu bezahlen, und das war’s.

Trotz aller Pannen war ich sehr froh, mein Buch habe ich fast ausgelesen, der Zweck des der ganzen Aktion ist erreicht, und abgesehen von der Warterei war die Zeit eher unterhaltsam😉.

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Spaßsegeln

Klar kennen wir das alte Klischee von dem Segler, der am Sonntag mit seiner Süßen, falls die Winde wehen, segeln gehen möchte. Tatsächlich haben wir an den letzten beiden Sonntagen, einfach so zum Spaß, den Anker gelichtet und die Segel gesetzt.

Sonntagsausflug

Letzten Sonntag waren wir noch mit Freundin Sabine unterwegs, bei einem frischen Ostwind sind wir zu der Anse Marcel gesegelt, haben dort den Anker geworfen und ein bisschen an den Felsen und ums Boot herum geschnorchelt. Es gab auch einen kleinen Imbiss, und wir fühlten uns wie die Gäste auf den zahlreichen Tagesausflugskatamaranen. Genuss pur, ohne dass man irgendwann irgendwo irgendwie ankommen muss oder will.

Pünktlich vor dem Dunkelwerden waren wir wieder zurück an unserem Ankerplatz in der Baie du Marigot, Zeit für einen Drink und das Abendessen in dem netten unprätentiösen Straßenrestaurant am Marktplatz.

Der Ruf der Seejungfrau

Am nächsten Sonntag sticht Volker wieder der Hafer, oder besser: Die Seejungfrau ruft.

Die Windvorhersage ist gut, wenn auch ein bisschen leicht, um 12-16 Knoten aus Ost mit einem kleinen Schlag Süd, da kann man doch mal Spaßsegeln!

Also wird der Anker gelichtet, sogleich das Großsegel gesetzt und die Genua ausgerollt, beides im 1. Reff, wir kennen inzwischen die Windsituationen an der Insel mit ihren Buchtflauten, Winddrehern und plötzlichen Fallwinden. Sogleich läuft die Hexe los, bei einem gemäßigten Amwindkurs gleitet sie mit fast acht Knoten dahin.

Die schöne Anse Marcel liegt querab

So segeln wir gemütlich bis zur Anse Marcel, plötzlich fragt mich der Skipper: „Wie weit ist es eigentlich um die ganze Insel?“ Das ist natürlich die richtige Aufgabe für mich, schon kann ich mich, statt draußen an der frischen Luft zu sitzen und am Ende auch noch Sonnenstrahlen abzubekommen, der Navigatoren-Arbeit hingeben, und verkünde kurz später das Resultat: „ca. 28 Seemeilen“.

„Das machen wir“, sagt Volker, und schon haben wir eine Aufgabe. Wir kreuzen bis zur Nordostspitze mit der entzückenden vorgelagerten Insel und dem Riff, an dem wir noch vor zehn Tagen geankert haben. Weiter geht es mit halbem Wind, angenehmer Kurs, Richtung Süden.

Volker möchte gerne mal wieder die atlantische Dünung unter dem Boot spüren, nicht immer nur die konfusen Wellen von den Schnellfähren

Die Pelikaninsel

Die Grenze zwischen französischem und niederländischem Teil der Insel ist auch von See aus leicht sichtbar: Im Süden, in Sint Maarten, stehen sofort Hotelburgen und keine kleinen, ein bisschen heruntergekommenen Häuser mehr. Trotzdem sind es wunderschöne Buchten, mit vorgelagerten Mini-Inseln, von denen ein Inselpärchen „Kuh und Kalb“ heißt, ein anderes „Henne und Küken“, außerdem ist da noch die Pelikaninsel, von der Volker sofort meint, dass das hiesige Bier „Pelican“ seinen Namen hat.

Die Queen Mary 2 in der Groot Bay

An der Südostspitze der Insel kann man schon die Schornsteine des Kreuzfahrtschiffes im Hafen der Groot Bay sehen, und als wir dann um die Ecke kommen, haben wir den Blick frei auf das große Kreuzfahrtschiff „Queen Mary 2“.

Noch sind die Flugzeuge am Boden

Ab hier kreuzen wir vor dem Wind, wir haben bestimmt zehn Halsen gefahren, vorbei an den vier kleineren Buchten, an der weiten Simpson Bay und dem Juliana-Flughafen, wo die Flugzeuge fast direkt über den Maho-Strand fliegen, damit sie die aufgrund der geographischen Bedingungen kurze Landebahn ausnutzen.

Wunderschöne Strände, menschenleer

An der Halbinsel Terres Basses gibt es die schönsten weißen Strände von Sint Maarten und St. Martin, leider ist diese Seite nicht von Land aus zugänglich, denn hier sind die Anwesen des Geldadels angesiedelt, sowie das einzige 5-Stern-Hotel. Wir haben es mit dem Auto probiert, ohne Erfolg, aber nun segeln wir daran vorbei und haben freien Blick.

Danach gibt es eine letzte Kreuz bis zum Ankerplatz in der Bucht von Marigot, schon haben wir die Insel unter Segeln umrundet, 32 Seemeilen in nicht ganz fünf Stunden, bei eher wenig Wind, und es hat viel Spaß gemacht, das alles mal von See aus zu sehen.

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Was uns so auffällt

Alles bleibt trocken, auch nach Sonnenuntergang

Hier im karibischen Gebiet schein die Luftfeuchtigkeit auch nachts sehr niedrig zu sein. Das komplette Deck ist morgens staubtrocken und nicht taufrisch, es sei denn, es hat geregnet. Selbst nasse Kleidung trocknet nachts, wenn sie im Wind am Seezaun flattert. Stäube, egal welcher Art, ob durch die Wüste wie auf Lanzarote oder die Industrie, liegen nicht in der Luft. Unser weißes Deck bleibt daher schneeweiß und das Bootschrubben beschränkt sich auf das Entsalzen nach einer Segeltour. Auch unsere Genua und das Großsegel sind so weiß wie schon lange nicht mehr, was wohl an den häufigen Regenschauern liegt.

Was mir schon ins Auge sticht seit wir auf Saint Martin sind, ist, wieviele Segelboote ohne Mast unterwegs sind oder vor Anker liegen. Da ist wohl so manche schwere Fallböe den Berg runtergesaust und hat den Alumast zum Brechen, oder die Verstagung zum Reißen gebracht. Diese Beobachtung gilt sowohl für Boote in den Ankerbuchten als auch in den Häfen.

Auch wenn die Häuser noch Liebe brauchen, die Menschen strahlen sie aus

Die Bewohner scheinen sehr stolz auf ihre Insel zu sein, es gibt viele und kreative Bekundungen zu dieser schönen Karibik. ich nenne mal ein paar Beispiele, die mir so aufgefallen sind, seit wir hier sind.

Zum einen gibt es da die zahlreichen Menschen, die ihre Liebe zu Saint-Martin auf ihrem T-Shirt bekunden:

One Love – One Life – One Island = Saint Martin.

Schöne Gärten

Auf der niederländischen Seite steht  auf jedem Nummernschild „friendly Island-Sint Maarten“. An anderen Stellen sind hübsche Graffiti an Wänden, die mit verschiedenen Mottos von der Zuneigung der Bewohner für ihre Insel zeugen.

Ein anderer Umstand, der jedem Verkehrsteilnehmer auffallen muss, egal ob als Fußgänger oder als Autofahrer, ist die gegenseitige Rücksichtnahme und und Höflichkeit. Steht man als Fußgänger am Straßenrand, dauert es nicht lange, bis man über die Straße gelassen wird, eine Lücke zum Einordnen für den abbiegenden Autofahrer wird immer freigehalten.

Diese Freundlichkeit besteht auch im zwischenmenschlichen Kontakt unter den Menschen, und ein fröhliches Lächeln wird uns oft entgegengebracht.

Nach dem Einkauf

Wir sind jetzt auch wieder unter den Autofahrern. Ein kleines Leihauto haben wir für die Zeit auf der Insel angemietet. Sehr praktisch, so können wir unsere große Gasflasche füllen lassen, und auch die kleinen Sodastreamflaschen werden für günstige 10 $  im holländischen Teil gefüllt.

Ihr lest es richtig. Im holländischen Sint Maarten werden fast alle Preise in den Geschäften in drei Währungen ausgezeichnet, in Dollar, Euro und dem holländischen Antillen-Gulden, kurz NAF. Ein NAF entspricht zur Zeit einem halben Euro. Manchmal ist das ein bisschen verwirrend, weil uns die Preise in NAF außergewöhnlich hoch vorkommen. Beim ersten Supermarkteinkauf in Sint Maarten haben sich Cornelia und Sabine auch schwer gebremst, weil alle Preise im Carrefour in Antillengulden ausgezeichnet waren.

ich hoffe, dass beim Lesen dieser Zeilen spürbar wird, wie sehr wir diese Insel mögen:

One Love – One Life – One island=Saint Martin

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Im Archipel

Der Ankerplatz vor dem Riff

Steil aufgestellt, mit weißen Schaumkronen, brechen sich die Wellen am Riff. Dank dieses natürlichen Wellenbrechers liegen wir völlig still in dem azurblauen Wasser, der Orient Bay, vor Anker. Vor zwei Tagen haben wir uns von der Segelfamilie der Wild Thing 2 verabschiedet, die zu den British Virgin Islands weiter segeln. Seit 4 Tagen ist unsere Freundin Sabine bei uns an Bord.

Blick zum Riff mit der Insel Caye verte

Im Norden von Saint Martin gibt es ein Archipel von einigen unbewohnten Inseln, mit lagunenartigen Buchten, einem beliebten touristischen Hauptort mit endlos langem Strand und geringen Wassertiefen für müheloses Ankern. Durch die weitläufige Anordnung muss man nicht eng auf eng ankern, was natürlich das Seglerleben gleich um einiges angenehmer macht.

Vom Winde verweht

Den geplanten Törn nach St. Barth haben wir bis auf weiteres ausgestellt, die Capitania hat sich einen Zeh gebrochen und hält sich mit Schmerzmittel über Wasser. Sabine hat den Zeh fachkundig mit Panzerband getaped. Jetzt warten wir mal ab, wie sich das ganze schmerzmäßig entwickelt. Klar kann ich das Boot auch alleine segeln, aber spätestens beim Ankern muss die Capitania an die Schalthebel und den Kat gegen den Wind halten.

Also gibt es seglerisch gerade nicht soviel zu berichten, aber eins muss doch noch erwähnt werden. Vor drei Tagen sind wir mit einem Reff und kleiner Genua aus der Marigot Bay in Richtung Inselnorden unterwegs und eine halbe Meile vor uns segelte eine über 30 Meter lange Segelyacht mit Vollzeug, offensichtlich mit gleichem Ziel. Unser Ehrgeiz ist entfacht, wir trimmen die Segel, der Autopilot hat Urlaub und jede Winddrehung wird ausgesegelt. Nach einer dreiviertel Stunde haben wir das Boot, die „Elton“ eingeholt und nach einer weiteren halben Segelstunde haben wir eine gute halbe Seemeile Vorsprung auf die Superyacht rausgeholt. Das freut natürlich das Seglerherz und zwei Segelboote sind bekanntlich eine Regatta.

Blick ins Inselinnere

Kurz vorm Dunkelwerden fällt der Anker vor der schöne Insel „Ile Tintamare“. Am nächsten Morgen fällt dann das kleine zuvor genannte Unglück über Cornelia her, und Sabine und ich erkunden alleine die Insel. Zumindest ein bisschen, denn weit kommen wir nicht, weil wir unsere Schuhe vergessen haben und doch einiges Stacheliges auf der Insel wächst.

Kleiner Leguan

Zwei kleine Leguane streiten sich um eine vertrocknete Garnele, es gibt vom Wind verbogene Bäume zu bewundern, die Hauptattraktion ist der riesige Strand, in der Ferne  gibt  es ein paar Häuserruinen.

In Grand Case

Solche zerstörten Häuser gibt es auf ganz Saint Martin, denn vor fünf Jahren hat der Hurrikan Irma, mit Windgeschwindigkeiten von über 270 Km/h, über 95 Prozent aller Häuser auf der Insel beschädigt und 65 Prozent davon unbewohnbar gemacht. Das Ausmaß der Schäden ist noch überall sichtbar und vielfach fehlt wohl schlicht das Geld, um die Häuser wieder aufzubauen. Die zerstörten Häuser verleihen manchem Ort einen etwas morbiden Charakter, beispielsweise in „Grande Case“

Nach dem Spaziergang geht es ankerauf, nur mit der Genua schippern wir bald zwischen  den Inselchen Le Pinel und Caye Verte durch, drehen den Bug nach Osten und Ankern vorm Riff von Caye Verte und dem malerischen Strand der Orient Bay.

Fechterschneckenhaus, beim Schnorcheln gefunden

Die Orient Bay ist ein Mekka für wassersportbegeisterte und sonnenhungrige Menschen. Alle erdenklichen Wassersportarten werden von lokalen Verleihern angeboten, und nette kleine Strandbars mit aufgestellten  Sonnenliegen mit bunten Sonnenschirmen sorgen für ein karibisches Urlaubsbild.

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Halbwindkurs

Ade St. Eustatius

Langsam, noch ohne Schwell oder Wellen, segeln wir an der Küste von St. Eustatius entlang, wir bereiten uns und das Boot für die Überfahrt nach St. Martin vor. Der Nordkurs liegt an, das Großsegel ist wie seit Wochen im zweiten Reff und das Vorsegel steht ebenfalls, stark verkleinert im 3. Reff. Der Wind ist noch sehr sprunghaft, sowohl was die Stärke betrifft, als auch die generelle Windrichtung. Erste kleine dunkle Böenfelder huschen über das Wasser heran, die Hexe wirft sich sogleich ins Zeug und beschleunigt mal flott über die 10-Knoten-Marke. Ein paar Sekunden später dümpeln wir schon wieder mit nur 3 Knoten auf dem tiefblauen karibischen Meer.

Dieses Wechselspiel wiederholt sich ein paar Mal, bis wir endlich den Windschatten der holländischen Insel hinter uns gelassen haben. Eine halbe Seemeile nördlich von St Eustatius weht ein beständiger Passatwind, und die Segel stehen prall gebläht vom Winddruck. Mit Gleitfahrt streben wir unserem Ziel entgegen, die Stimmung an Bord ist sehr gut, der Kaffee kommt aus der Kombüse und jeder hängt seinen Gedanken nach.

Das treibende Gummiboot

Diese friedliche Stimmung wird jäh unterbrochen, als Sabrina und Matthijs ein treibendes schwarzes Boot fern voraus an Backbord entdecken. Das Fernglas wird rumgereicht, jeder macht seine Beobachtungen, es ist aus der Ferne nicht ersichtlich, ob Menschen an Bord sind. Cornelia markiert den Fundort auf dem Seekartenplotter und bereitet einen Funkruf an die Küstenwache vor, wir drehen das Vorsegel weg, fahren eine Halse und stehen kurz danach ganz dicht bei dem treibenden Gummiboot. An dem hängt ein 25-PS-Außenborder, der Sprittank ist an Bord und ein leeres blaues Fass, aber weit und breit ist keine Besatzung zu sehen. Das Boot scheint schon länger treibend unterwegs zu sein, es gibt einige Stellen mit Vogelkot und im Unterwasserbereich wachsen ein paar  kleine Muscheln. Die Küstenwache von St. Eustatius hat augenscheinlich kein Interesse an dem unbemannten ca. 6 Meter langen Beiboot, der versprochene Rückruf über UKW-Funk bleibt aus. Wir machen ein paar Fotos, einen Eintrag ins Logbuch, halsen dann zurück und rollen wieder das Vorsegel aus.

Der Mahi Mahi will nicht auf den Grill

Gerade als der Kat beschleunigt, beginnt die Angelrolle laut kreischend auszurollen, wir haben einen Biss von einem Fisch. Es gibt bald nicht genug Hände an Bord, jeder wirbelt herum. Matthijs erreicht als Erster die Angel, stoppt die auslaufende Rolle und beginnt den Drill mit dem Fisch. Nach einem zehnminütigen Kampf landet ein wunderschöner Mahi Mahi auf der Badeplattform, der Fisch ist sicher  einen dreiviertel Meter lang. Er windet sich und will zurück ins Wasser, ich will ihn festhalten was mir nicht gelingt, zu glitschig ist der Meeresbewohner. Ich suche nach einem Handtuch und in dem Moment hat sich der Mahi Mahi schon vom Haken befreit und ist zurück in sein Element gehüpft. Das lässt uns staunend und verdutzt zurück.

Ankern in der Bucht

Der Rest der Überfahrt verläuft, Gott sei Dank, komplett unspektakulär. Wir ankern jetzt im französischen Teil von St. Martin und haben im Island Water World-Geschäft ganz unkompliziert  für sagenhaft günstige 2 Euro einklariert. Unsere Segelfreunde von der Wild Thing liegen in unmittelbarer Nähe, es gab ein großes Wiedersehensfest.

Musikunterricht auf der Hexe

Heute hat Cornelia den Schulunterricht für die drei Bordkinder übernommen, neben Deutsch und englisch gab es eine Musikstunde bei uns an Bord, mit „Peter und der Wolf“, als Hauptthema. Alle drei Kids haben begeistert mitgemacht.

Seit ein paar Stunden sind unsere holländischen Freunde auf dem Rückweg nach Amsterdam. Vorübergehend ist es ruhig an Bord.

Ja, das Meer ist blau so blau

Die weitläufige Bucht von Marigot ist wunderschön, das Wasser leuchtet in allen erdenklichen Azurtönen und der Regen von Guadeloupe liegt hinter uns. Wir sind sehr gespannt, was die Insel noch so bietet.

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Montserrat nach St. Eustatius

Sonntag 20. März 2022, 06:20
Ankerplatz in Little Bay auf Montserrat –  am Anker vor Oranjestad auf St. Eustatius, 13:00
Barometer 1014, Wassertemperatur 25,8 Grad, Wind Ost 20-30 kn, die See 2-2,50 m
Pünktlich um 6 Uhr klingelt der Wecker, alle hüpfen aus den Betten um 06:30 sind die Motoren an, und der Anker wird gelichtet. Bei 7 Beaufort und wilden Wellen geht es gleich los, bis zu der kleinen unbewohnten Insel La Redonda bleibt das auch so, danach lässt der Wind nach auf 5-6, und die Wellen werden etwas niedriger.
Aber das ist nur von kurzer Dauer, nachdem wir Redonda um 07:30 wieder verlassen haben, sind wir wieder ungeschützt den Wellen des Atlantiks ausgeliefert. Es wird eine wilde Rauschefahrt, mit seitlichen Wellen, die das Boot gut durchschütteln. Deshalb gibt es auch erst dann frischen Kaffee und Tee, als wir hinter der Insel Nevis waren, denn dort wurden die Wellen kleiner. Und dann kamen auch erst die Brötchen in den Ofen, so lange durfte des Teig noch gehen.
Frühstück gibt es wie immer auf Überfahrten aus der Hand, an Steuerbord liegen die Inseln Nevis und St. Kitts, daran fahren wir heute vorbei, wir wollen den größeren Schlag wagen bis St. Eustatius, das zur niederländischen Krone gehörte, und hoffentlich wieder europäisches Netz hat.
Doch Pustekuchen! Zunächst sind wir oder vielmehr die Navigatorin ein wenig verwirrt von der Ölpier, der Ankerplatz ist früher als gedacht querab, aber doch gut geschützt und vor ein paar netten Häusern. In der Oberstadt befindet sich auch ein Fort und der Friedhof, unterhalb des schon länger erloschenen Vulkans mit einem beeindruckenden weithin sichtbaren Krater. Dort sollen die Einheimischen in hellen Vollmondnächten Landkrebse fangen. Kann ja lecker sein…
Ordentlich wie wir sind, hissen wir nach dem Ankern die gelbe Quarantäne- und die holländische Gastlandflagge, um 13.00 Uhr waren wir angekommen, ich rufe Port Control, um nach der Einklarierung zu fragen. Au weia!
Zunächst muss ich Fragen beantworten zum Woher und Wohin, und ob wir alle geimpft sind, und ob wir denn das Esha-Formular ausgefüllt hätten. Was denn bitte für ein Esha-Formular? Das braucht man, um auf Statia, wie die Insel genannt wird, einzuklarieren, und man kann und sollte es im Internet ausfüllen. Glücklicherweise kann Matthijs einen Hotspot machen, sonst hätten wir gar kein Internet gehabt.
Also rufe ich die angegebene Seite auf, beginne all die Angaben zu machen, nicht nur die Passnummern aller Mitsegler, auch Ausstellungsdatum und -ort, dazu noch Telefonnummern und Email-Adressen und Geburtsort und -tag, und die Impfzertifikate, und den letzten Covid-Test und den letzten Hafen. Und wann wir St. Eustatius wieder verlassen wollen, und wo wir hier wohnen, und wie wir hergekommen sind, und wie das Boot heißt, und und und. Das wird dann per Internet gesendet und angeblich bekommt man innerhalb von 24 Stunden Bescheid, ob man an Land darf oder eben nicht.
Wir bekommen alle sogleich eine Bestätigung, dass der Antrag eingegangen ist, und danach soll eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis ebenfalls per Mail geschickt werden, mit der darf man zur Port Control und danach wahrscheinlich in die Kneipe.
Matthijs bekommt einen Anruf, die Tests seien zu alt, wir müssen leider draußen bleiben. Wer meinen Käptn kennt, weiß, was jetzt für böse Wörter durch die Gegend geflogen sind. Dann gibt es eben kein Geld für den Wirt des heimischen Restaurants, wir fahren morgen weiter nach St. Martin!
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Nachtrag zu Montserrat

Nachdem die Insel in der jüngeren Vergangenheit von einem Hurrikan und zwei Vulkanausbrüchen gebeutelt war, sind heute dort im Wesentlichen kahle Erde, die gerade mal von grünen Flechten bedeckt ist, und die Ruinen von unzähligen Häusern zu sehen. Einst war die Insel als das Irland der Karibik bekannt, die weißen Siedler kamen auch von dort und das Land war grün, die Vegetation üppig.
1989 zerstörte Hurrikan Hugo 95% aller Häuser, 1995 brach der Vulkan La Souffrière aus, und machte weite Teile der Insel völlig unbewohnbar, 1997 legte eine glühende Lavadusche die Hauptstadt Plymouth in Schutt und Asche. Heute leben an die 4.000 Menschen auf der Insel, ein bisschen Landbau gibt es wohl auf der östlichen Seite. Der Süden ist völlig unbewohnbar, die Gefahr weiterer Ausbrüche immer noch vorhanden, deshalb wird von Reisen nach Montserrat abgeraten.
Selbst jetzt, als wir an dem Vulkan vorbei segelten, konnten wir unter den Wetterwolken auch gelbe sehen, und es roch ganz stark nach faulen Eiern, also nach Schwefel.
Matthijs drückte aus, was wir alle fühlten: “Da wird man ganz still, wenn man diese Bilder sieht.”“
Mittags waren wir in der Old Road Bay angekommen zum Ankern, leider hatten die Customs Officers am Wochenende nicht frei, sie kamen mit dem Schlauchboot und fragten nach Papieren und Pässen aller Personen an Bord. Nachdem sie verkündet hatten, dass wir wegen Covid nicht an Land dürfen, schickten sie uns tatsächlich nach Little Bay, denn nur dort dürfe man ankern, dort sei man vor dem Vulkan sicher.
Nun gut, wir segelten noch die fünf Meilen bis dorthin, dann fiel der Anker in der leeren Bucht, und wir verbrachten einen netten Abend an Bord.
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