Nachtrag

Der erste Regenbogen

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Darum will ich mich nochmal an eine kurze Zusammenfassung unserer Atlantiküberquerung wagen und einen Ausblick geben, wie unsere Segelreise weitergehen soll. Zum besseren Überblick will ich das gerne in mehrere Bereiche aufteilen, die unser persönliches Empfinden, das Boot und den Atlantik umfassen sollen.

Unsere Betten im Salon

Uns persönlich haben die Tage auf See sehr gut gefallen, wir haben die Zweisamkeit sehr genossen. Auch der Wachrhythmus, die Arbeit mit dem Boot und der Einklang mit unserer atlantischen Umgebung waren sehr schöne Erfahrungen und wir sind sehr froh, dass wir endlich diesen seglerischen Schritt gewagt haben. Langweilig war es uns zu keinem Zeitpunkt. Wir sind aktiv gesegelt, das Einholen der Wetterberichte, Essen kochen, Blogschreiben, den Atlantik beobachten, ein paar Telefonate und Zeit zum Schlafen, all das lässt wirklich keine Langeweile aufkommen. Und der digitale Enthaltsamkeit, wegen fehlenden Internets, hatte keine Entzugserscheinungen zur Folge, weder bei mir noch bei Cornelia.

Kleine Reparatur unterwegs

Der Katamaran passt perfekt zu uns. Wir haben uns zu jedem Zeitpunkt der Reise sicher und geborgen an Bord unserer Hexe gefühlt. Auch wenn es manchmal, windbedingt, etwas ruppiger zur Sache ging.

Ein Bad im Atlantik bei Flaute

Durch die gelungene Anordnung sämtlicher Beschläge und Winschen  bei der Outremer sind die  großen Segelflächen gut zu zweit zu händeln.

Mit den  erreichten 7, 2 Knoten als durchschnittliche Reisegeschwindigkeit sind wir mehr als zufrieden. Der Topspeed des Bootes lag bei 18, 3 Knoten, die maximale Windgeschwindigkeit in einer Böe betrug 32 Knoten, die größte Wellenhöhe ca. 3 Meter

Guten-Morgen-Sonne

Wir  haben zweimal Delfine gesehen, den Buckel von einem Wal, sowie endlos viele fliegende Fische. Der Atlantik hat es gut mit uns gemeint. Wenn die Richtung der atlantischen Dünung und die Richtung der Windwelle übereinstimmen, ist dieser Ozean der perfekte Platz für Segelboote.

Allgemein:

Volker beim Kochen

Alles eingekaufte Obst und Gemüse war am letzten Segeltag aufgebraucht, wir haben 40 Dosen alkoholfreies und 3 Dosen normales Bier während der Überfahrt getrunken. Uns sind keine anderen Segelboote in Sichtweite auf der nördlichen Route begegnet. Wir haben zum ersten Mal in unserem Leben unsere Sternzeichen am Nachthimmel gesehen.

Bis April werden wir das karibische Meer erkunden und dann über die Bahamas nach Amerika weiter segeln.

Die wildesten Wolkenbilder:

und hier eine Auswahl der schönsten Sonnenuntergänge:

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Sonntagsruhe

Aussichten vom Ankerplatz

Friedlich läuten die Glocken der kleinen Dorfkirchen von Saint Anne zu unserem Ankerplatz. Früher als die Glocken dringt das Gekrähe mehrerer Hähne zu uns hinüber, die bereits um 5 Uhr 30 den neuen Tag, eingeläutet haben . Es ist Sonntag, unser erster Sonntag in der Karibik, unser fünfter Tag nach unserer Ankunft.

Wir haben uns eingelebt, auch wenn uns das Boot, bzw. das Zubehör auf Trab hält, und die Tage mal wieder nur so dahinfliegen. Am Morgen nach der Ankunft haben wir unser kleines Beiboot klargemacht, den Außenborder drangehangen, um pflichtgemäß die Einklarierungsprozedur zu erledigen. Doch das Motörchen wollte nicht so wie wir es wollten. Denn es lief nur langsam und verhalten und nur mit permanenten Choke. Wir sind bei Sverre, dem sympathischen Norweger von der Segelyacht Horizon, gestrandet. Sverre hat uns dann mit seinem super Beiboot nach Le Marin kutschiert, dort hat Cornelia, drei Minuten vor der behördlichen Mittagspause, in Rekordzeit alles Administrative erledigt. Dann ging es zum Lunch in eine kleine Hafenbar, und wir genossen neben dem Essen und dem ersten frisch gezapften Bier die gute Unterhaltung mit Sverre.

Dann war der Tag auch schon so gut wie vorbei, denn bereits um 19 Uhr überkam uns eine bleierne Müdigkeit, und wir fielen in einen 11 -stündigen Schlaf, den man schon fast als komatös bezeichnen kann. Pünktlich zum Sonnenaufgang, um 6 Uhr, am nächsten Morgen, waren wir endlich ausgeschlafen und munter, bereit für neue Taten.

Ich macht mich über unseren Tohatsu Außenborder her, wechselte die Zündkerze, schmierte die Gasmechanik, kontrollierte den Zündkerzenstecker, füllte frischen Sprit ein, lies den Sprit über die Ablasschraube an der Vergaserkammer ab, doch nix half, wenn ich den Cjhoke wegnahm, ging der Motor aus.  Ralf meinte, dass ich nun doch denn Vergaser ausbauen müsste und gab mir dazu ein paar Tips.

Nach einem Rundblick übers Ankerfeld entdeckte Cornelia die Katamarane, Alamea und Vast mit unseren Freunden an Bord, die in der vorhergehenden Nacht ebenfalls erfolgreich ihre Atlantiküberquerung beendet haben. Bernhard und Beate, die Crew der Alamea, kamen sogleich mit dem Beiboot zum Frühstück rüber, und wir schnackten stundenlang über die zurückliegende Passage.

Atlantiküberquerer bei der Feier

Nachdem ich das Motorproblem angeschnitten hatte, meinte Bernhard, dass das nun kein Problem mehr ist, da sein Freund Wolfgang in der Formel 1, als Motorenmechaniker gearbeitet habe, und der nun zufällig mit seinem Boot ganz in der Nähe ankert. Kurze Zeit später erschien der fröhliche blondgelockte Bayer. In Windeseile war der Vergaser ausgebaut und gereinigt, und der Außenborder lief wieder wie am Schnürchen. Abends gab es dann eine große Feier bei uns an Bord, mit den Crews der Vast, der Alamea, der Wild Thing und Wolfgang, unser neuer bayrischer  Freund von der Segelyacht Hubbert.

Es war eine sehr fröhliche und sehr feuchte Zusammenkunft. Am gestrigen Morgen sind wir dann etwas verknittert erwacht und mussten leider, feststellen, dass der Fäkalientank über die Belüftung am überlaufen war, was nix anderes bedeutet, als dass es irgendwo eine Verstopfung gibt. Sensible Geister hören an dieser Stelle besser mit dem Lesen des Bloqbeitrages auf, für den Rest geht es jetzt ans Eingemachte.

Wir haben also gleich in der Früh versucht, das Problem zu lösen. Zuerst ging es auf einen kurzen Tauchgang mit Schraubenzieher, um zu schauen, ob das Auslassventil unter dem Rumpf verstopft ist, war es aber nicht. Danach haben wir drinnen den Auslassschlauch vom Fäkalientank am Seeventil abgezogen und 2-3 Liter braune Fäkalbrühe hat sich in den bereitgestellten Eimer ergossen, mehr nicht. Im Fäkalientank selbst ist Platz für 80 Liter. Dann haben wir mit mehreren Dingen im Schlauch versucht, bis zur Verstopfung vorzudringen. Alle Versuche scheiterten, nach 2zwei Metern war Schluss. Also Motoren an, ankerauf, und ab mit Kat nach Le Marin zur Tankstelle, denn die haben eine Absaugstation für die Fäkalientanks.

Da wir schon mal dort waren, wollten wir auch tanken, der Platz am Absauger war noch belegt. Nachdem die ersten Liter im Tank waren, hatte die Tankstation einen kompletten Blackout. Herbei gerufene Techniker versuchten das Problem zu lösen, die Stunden gingen ins Land. Die Zapfsäulen liessen sich nicht freischalten. Irgendwann war dann Platz am Absauger frei, um dorthin zu kommen musste ich nochmal ablegen. Dabei warf der Tankwart zu früh die Leine lose, der Bug der Hexe, bewegte sich und drehte zum Steg hin. Es knallte kurz und schon hatten wir unsere erste größere Macke am Bug, eine fünf cm große Gelcoatabplatzung, oh Ärger grrrr.

Irgendwann, war die braune Brühe abgesaugt, und wir sind dann zu unserem Ankerplatz zurück getuckert. Cornelia hat noch den Durchfluss vom Fäkalientank geprüft, indem sie Wasser von oben in den Fäkalientank füllte und ich unterm Rumpf tauchend geschaut habe, ob das dort wieder rauskommt. Kurzes Fazit, die Verstopfung ist beseitigt. Was sie verursacht hat? Keine Ahnung, wir werfen  kein Toilettenpapier ins Klo, eventuell ist was von dem nicht funktionierend Füllstandsmesser abgebrochen, oder ein Stück Kalk hat sich am Auslass niedergelassen.  Es gibt ein generelles Outremer Einbauproblem, weil die Inspektionsluke für den Tank genau an einem Schott liegt und komplett unerreichbar ist.

Sundowner

Abends waren wir dann mit Freunden zum Sundowner in einer kleinen Bar in Saint Anne, mit herrlichem Blick über die ganze Bucht und der Ärger war fast schon wieder vergessen. Gerade wehen vom Ufer die pentatonischen Klänge einer Steeldrum zu uns rüber. Es gefällt uns hier.

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Endspurt – Lobuch der Atlantiküberquerung Tag 18

  • Donnerstag, 10. Februar  2022
    24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 175 sm (noch 91 sm bis Martinique)
    Barometer 1011, Wassertemperatur 26,1 Grad,
    Wind 16 – 24 kn, die See 2,5 – 3 m

Bleiern-grau liegt die See da, dunkle Wolken bedecken den Himmel, die Nacht weicht dem Tag. Romantisch-schöne Sonnenaufgänge scheinen hier wohl nicht an der Tagesordnung zu sein, selbst wenn in den frühen Morgenstunden ausnahmsweise kein Squall durchzieht (es gab aber auch schon welche, Anmerkung der Redaktion). Anscheinend trocknet die Sonne im Laufe des Tages die Wolken aus und der typische Passathimmel erfreut ab dann des Seglers Herz.
In der letzten Nacht wurden wir von Squalls und Regen verschont, es war ein friedlich-ruhiges Dahinschippern. Denn wir hatten aufgrund des kräftigen Windes, der in Böen bis 24 Knoten bereit hielt, rechtzeitig ein Reff ins Großsegel gebunden. Der Kat fuhr damit so ruhig, auch wenn wir mit der Besegelung natürlich nicht ganz so schnell in Richtung unsere Ziels voran kamen, wie wir uns das gewünscht haben. Aber eine gute Nachtruhe hat ihren Stellenwert, besonders wenn man nur zu zweit unterwegs ist.
Es ist natürlich noch zu früh, um ein Fazit zu ziehen, aber so als Zwischenstand, und das soll jetzt bitte nicht überheblich rüberkommen, sind Cornelia und ich eine ausreichend große Besetzung, bzw. Besatzung, für unser Boot. Alleine wäre der Katamaran natürlich auch händelbar, jedoch bei Manövern wie dem Segel setzen/Segel bergen, im Umgang mit dem Gennaker und natürlich bei den Wachen, ist es viel angenehmer, zu zweit zu sein. Vor zwei Nächten haben ich versuchsweise, damit die Capitania weiter in ihrem Bettchen schlummern konnte, das Großsegel alleine geborgen, aber danach lag es auch auf dem Baum wie hingerotzt, null Punkte für die Ästhetik.
Seit heute früh ist der Loggestand nur noch zweistellig, jippie. Voraussichtlich kurz vor Mitternacht werden wir den Ansteuerungspunkt von Martinique erreichen und damit offiziell die Atlantiküberquerung beenden und ins karibische Meer eintauchen, das für die nächsten Monate unser seglerisches Heimatrevier sein soll. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Wir wollen möglichst viele Karibikinseln in den nächsten Wochen absegeln und entdecken. Dabei stehen u.a. dann Landausflüge mit Mietwagen oder Fremdenführer auf dem Programm. Kleinere Inseln kann man erwandern, oder vielleicht sogar mit unseren Bordfahrrädern erkunden. Wir freuen uns darauf, und wir werden natürlich in gewohnter Manier, hier auf unserem Blog, den es nun schon über 7,5 Jahre gibt, davon berichten.

Leider ist dieser Blogbeitrag gestern nicht raus gegangen, das Netz war bockig und hat trotz hundertfacher Versuche es nicht geschafft, eine Verbindung aufzubauen. Volker war schon ganz genervt, dass ich immer am Navitisch an der Funke sitze, aber das war leider auch vergebens.
Gestern Abend sind wir nun tatsächlich nach 17 Tagen, 11 Stunden und 40 Minuten in Martinique angekommen, nach 3026 Seemeilen, das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,18 Knoten pro Stunde, damit waren wir ganz zufrieden. Wir haben den Anker falllen lasse, ein Bier und ein Piccolo (danke an Doris und Eric) getrunken und sind todmüde ins Bett gefallen.

War auch nicht schlecht, mal ohne eine ganze Nacht durchzuschlafen. Und das ohne Geschaukel.

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Der vorletzte Tag – Logbuch der Überfahrt Tag 17

Dienstag 8. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 177 sm (noch 245 sm bis Martinique)
Barometer 1014, Wassertemperatur 25,8 Grad,
Wind 10 – 22 kn, die See 1,5 – 2 m

Gestern Abend konnte der Code D oben bleiben bis nach Sonnenuntergang. Dann allerdings kam eine große Wolkenfront, die zuviel Wind im Gepäck hatte. Eigentlich wollte Volker den Gennaker nach Durchzug der Front wieder ausrollen, aber als der beim Ausrollen Schwierigkeiten machte, und der Wind in der neuen Front auch schon wieder auf über 17 Knoten zunahm, haben wir es zunächst gelassen.
Eientlich war der Plan, mit Code D bis 0300 UTC zu segeln, wir würden uns dabei im Stunden-Takt abwechseln, ab dann sollte das große Segel weg, und entweder die Genua raus, oder wir motoren die sechs Stunden bis Sonnenaufgang, um ein bisschen Schlaf zu bekommen.
Da das nun so nicht klappt, machen wir das jetzt mit der Genua im Zwei-Stunden-Takt, ich gehe um halb elf schlafen, und bin um 0030 wieder oben, als Volker auch gerade die Genua ein Stück eingerollt hat, weil der Wind auf konstant über 17 Knoten zugenommen hat. Und wir segeln immer noch mit 7 – 10 Knoten Fahrt.
Und dann geht das so weiter. Alle anderthalb Stunden wird gewechselt, der Wind bleibt beständig auf 15-17 Knoten, nur in Squalls frischt er auf, so auch am Morgen um 05:30, ich höre in meinem Bettchen, wie Volker die Genua noch ein bisschen verkleinert, der Wind nimmt unvermindert zu, und von steuerbord kommt ein dicker Squall auf uns zu. Es schüttet dann auch in Strömen, wir sehen es im Radar, dort wir sehen da auch den Frachter, der fünf Meilen hinter uns vorbei fährt.
Danach gehe ich noch einmal für ein kleines Stündchen schlafen, an dessen Ende Volker ganz allein das Großsegel birgt, weil, wie auch gestern, um Sonnenaufgnag herum der Wind sich erstmal schlafen legt. Nur fette Squalls und Regenwolken sind rings um uns herum, wir motoren jetzt einfach ein Stückchen Richtung Martinique.
Um 10:00 Uhr stecken wir mitten in einer riesigen Regen- und Windwolke, sie reicht von Backbord übers Heck bis nach SBSteuerbord. Anfangs gab es einen wunderschönen Regenbogen, aber jetzt ist alles einfach nur grau und es schüttet. Gut, dss wir nur die Genua draußen haben.
Als der Wind weiter nachlässt, starten wir den Motor, duschen, nachdem wir die Wassertanks dank unseres Watermakers aufgefüllt haben, und frühstücken in Ruhe. Danach kommt ganz schnell der Code D wieder zum Einsatz, ich gehe einen Teil des fehlenden Nachtschlafs aufholen. Doch man wird sensibel für die Geräusche im Boot, noch in meinem Traum höre ich, dass der Wind immer mehr zunimmt, und wache auf. Da kommt auch schon Volkers Ruf: „Cornelia komm, der Gennaker muss weg!“
Wir haben zwei Standard-Wetterberichte, abgesehen von den extra auf uns zugeschnittenen meiner Funkfreunde, einmal Zygrib, der über die Winlink-Airmal-Verbindung abgefragt wird und als Modell GFS, Global Forecast System, benutzt. Hier können wir für ein ausgewähltes Gebiet verschiedene Kriterien abfragen, Wind, Böen, Wellenhöhe, Regen, Bewölkung und Gewitterwahrscheinlichkeit (CAPE). Daneben haben wir noch einen speziellen Segelwetterbericht, PredictWind mit der Offshore-Variante, der neben der Vorhersage für oben genannte Kriterien, auch für vier verschiedene Vorhersage-Modelle die optimale Route berechnet. Mit genauen Daten für Windstärke und -einfallswinkel, Wellenhöhe und -richtung an einzelnen Punkten alle paar Stunden, und auch, welchen Kurs wir wie schnell fahren könnten. Ein Super Werkzeug für die Detailplanung. Vor dem Start gibt es auch die Möglichkeit, das Programm die optimale Startzeit je nach berechnen zu lassen.
Und diese zwei Vorhersagen vergleichen wir dann immer wieder, um zu entscheiden, zu welchem Zeitpunkt es sinnvoll ist, den Code D zu setzen, oder wegzunehmen, und ob wir besser weiter nördlich oder doch lieber südlicher fahren sollten.
War am Anfang die Stimmung eher, naja wir fahren erstmal, es sind ja noch soviele Meilen, da kann noch alles von der Richtung her korrigiert werden, so werden die Berechnungen im Endspurt doch präziser. Sollen wir es riskieren, und den Code D bei ein bisschen zuviel Wind lieber stehen lassen, um ein paar schnelle Meilen zu machen, oder fahren wir konservativ mit der Genua, dann können wir nicht so weit vor den Wind. Was wir aber müssten.
So haben wir auch etwas zum Nachdenken und Diskutieren.

Um 19:00 Uhr UTC: „Noch 200 Meilen bis Buffalo“ – nee, Martinique.

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Rinn in die Pantoffeln, raus aus den Pantoffeln – Logbuch der Überfahrt Tag 16

Montag 7. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 176 sm (noch 416 sm bis Martinique)
Barometer 1013, Wassertemperatur 25,3 Grad,
Wind 6 – 14 kn, in Böen bis 24 kn, die See 1,5 – 2 m

Am Abend schon hat der Wind uns immerwährend gefoppt. Nach dem Wechselspiel gestern mit Gennaker hoch, Gennaker runter konnten wir am frühen Abend auch noch einmal schön mit dem Gennaker fahren, Volker war total euphorisch, dass wir insgesamt nur (!) 18 Tage brauchen werden, wenn das so weiterläuft, 8 – 10 Knoten Fahrt, juppheidi sind wir da!
Noch während wir mit unseren Abendessen-Schüsselchen draußen sitzen, den Sonnenuntergang und die Dämmerung genießen, frischt der Wind immer mehr auf, und noch vor dem Nachschlag bergen wir den Gennaker.
Nun geht es durch die Nacht mehr schlecht als recht mit der Genua, der Wind ist eigentlich zu raum, wir fahren immer so an der Grenze, d.h., der Großbaum schlägt, und überhaupt ist es sehr schaukelig.
Entsprechend unruhig ist die Nacht, bis Volker um 05:30 Uhr beschließt, dass das Großsegel runter kommt, und wir motoren, egal was mit den Dieselvorräten ist.
Am Morgen gibt es immer mal wieder Versuche, die Genua mit ziehen zu lassen, aber das funktioniert nicht.
Das Groß wird gesetzt, für kurze Zeit ziehen wir auch den Gennaker, bis von raumschots eine dunkle Wolke kommt, die eindeutig Wind mit sich führt, dann rollen wir ihn doch lieber weg, und fahren – mal wieder – mit der Genua weiter.
Am Nachmittag um 1500 UTC haben sich Wind und Welle soweit stabilisiert, dass wir es – noch mal – wagen, den Code D auszurollen, und schwupp, sind wir 1-2 Knoten schneller. Mal sehen, wie lange.
Für des Skippers Stimmung wäre es gut, es würde möglichst lange so bleiben. Es dürfte auch ein bisschen mehr sein, und vielleicht ein paar Grad nördlicher. Bei dem ewigen Ausrollen, Einrollen, Wegnehmen, Hochziehen, ist die gute Laune teilweise in den Keller gegangen, dass es klüger war, ihm aus dem Weg zu gehen ;-))

Vamos a ver – we will see

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Endlich wieder – Logbuch der Überfahrt Tag 15

Sonntag 6. Februar 2022

Eine Schwalbe flog uns letzte Nacht zu und da sie Schwimmhäute zwischen den Zehen hatte, vermuten wir, dass es eine Seeschwalbe war. Durch die vordere Salonluke kam der kleine Eindringling in unser „Wohnzimmer“, flog dort erstmal laut polternd gegen die Seitenscheiben und fand dann seinen Weg durch die offene Salontür ins beleuchtete Cockpit. Da saß dann nun das gefiederte Häufchen Elend und die eiligst dazugekommene Capitania stand verdutzt daneben. Wir haben dem Tier ein Schälchen mit Wasser gereicht und es hat sogleich begierig davon getrunken. Heute früh hatte sich der kleine Piepnmatz ganz unauffällig hinter den vollen Müllbeuteln im Cockpit versteckt, sodass wir schon gedacht haben, er sei weitergeflogen. Dem war nicht so, also gab es zuerst mal wieder eine Wasserration, die prompt angenommen wurde. Nach dem Öffnen des Cockpitzeltes flog die kleine Seeschwalbe davon, bon Voyage. Immerhin muss der Vogel über 600 Seemeilen bis zu uns zurückgelegt haben, eine respektable Distanz.
Ja mit dem Müll an Bord ist das so eine Sache, fahrende Müllsammelschiffe für Segelboote gibt es nicht und der beste Müll ist wohl der, den man vermeidet. Wir haben bei unseren Einkäufen versucht, wo es geht, Plastikmüll zu vermeiden. Reis, Hirse und Gries haben wir in Gläsern gekauft. Das Frischfleisch haben wir in mehrfach verwendbare Einmachgläser eungekocht. Zwei Personen produzieren auch nicht so viel Müll wie eine achtköpfige Mannschaft. Aber trotzdem stapeln sich nun vier Müllbeutel zu je 30 Litern. Das Thema „Müll an Bord“ ist sicher ein Thema, das jeden Langfahrtsegler im Vorfeld und während der Überfahrt beschäftigt, zumal auf manchen Booten die Lagerkapazität für volle Müllbeutel begrenzt ist. Hoffentlich geht jeder Segelkollege mit dem Thema sensibel um und wirft nur über das über Bord, was Kompostierbar und unschädlich für den Ozean ist.
Ein anderes technisches Problem, das mich seit unserer Abfahrt beschäftigt hat, ist nun gelöst. Wir haben seit dem letzten Jahr einen Smart MPPT Controller für unsere Solarzellen. Ein Problem ist dabei im Laufe des Tages mehrfach aufgetreten, das zur Abschaltung des Gerätes geführt hat und somit sauch zum Ladestopp für die Batterien. Die Spannung am Solarpanel ist häufig über 37 Volt geklettert, dann hat der smarte Ladecontoller einfach mit dem Batterieladen aufgehört. Jetzt bedeutet smart ja sowas, wie schlau oder klug, und weil unser Gerät so schlau ist, kann ich es auch über eine App vom Handy aus konfigurieren und zahlreiche Parameter einstellen. Jeden Tag habe ich also aufs neue versucht, den Fehler zu beheben, indem ich beispielsweise die Absorptionsspannung,die Ausgleichsspannung, das Ladeintervall bei Spannungsabfall, den Re-BUlk Spannungsoffset und ähnliche mir is dahin unbekannte Parameter versucht habe anzupassen. Jedesmal und jeden Tag bin ich erfolglos an unserem (neunmal) klugen Controller gescheitert. Cornelia hat sich auch reingekniet, die ist ja durch die Amateurfunklizenz sowas wie eine Expertin, aber beide sind wir an dem klugen kleinen Kasten gescheitert. Scheitern war keine Option, da die batterien, trotz Sonne ohne Ende, von den Panelen nicht vollgeladen wurden. Am dritten Tag fnd ich dann die im nachhinein eigentlich logische Lösung. Es gibt eine Einstellung für den maximalen Ladestrom, bis 60 Ampere sind drin. Die habe ich auf maximal 18 Ampere begrenzt, die Maximalspannung am Panel beträgt jetzt nur noch 33 Volt, der Ladestrom wird nicht mehr unterbrochen. Ganz schön smart der Käptn 😉
Seit 9 Uhr heute morgen ist die Motorphase vorbei, der lange Flautenabschnitt liegt hinter uns, es weht mit erfreulichen 4-5 Beaufort aus Nordnordost. Mit 7-10 Knoten Fahrt sind wir endlich wieder, unter Vollzeug, schön segelnd unterwegs. Was für ein Unterschied zur doch eintönigen Motorerei. So langsam richten sich unsere Gedanken mehr und mehr in Richtung der Ankunft in Martinique. Zuviele Gedanken darüber wollen wir uns aber jetzt auch noch nicht machen, denn dafür genießen wir die Atlantiksegelei im hier und jetzt viel zu sehr.

Und wieder die Hardfacts:

24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 140 sm (noch 587 sm bis Martinique)
Barometer 1013, Wassertemperatur 25,3 Grad,
Wind 4 – 16 kn, die See 1,5 – 2 m

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Bad im Atlantik – Logbuch der Überfahrt Tag 14

Samstag 5. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr UTC: 146 sm (noch 729 sm bis Martinique)
Barometer 1015, Wassertemperatur 24,9 Grad,
Wind meist 5 – 7 kn, die See 1 m
Nun haben wir die Zeit doch um eine Stunde umgestellt, damit der Unterschied bei der Ankunft nicht zu krass wird. Noch ist das nicht so auffällig, um 0900 dämmert es langsam am Nachthimmel, später wir es dann um 0700 Uhr sein.
Um 08:30 hat uns eine Wolke einen kleinen Bonustrack im Motoralltag eschert, 14 Knoten Wind aus SW ergibt eine halbe Stunde segeln. Wohlgemerkt, eine halbe Stunde.
Ein Geschenk der anderen Art bekamen wir gestern Nacht. Volker war auf dem Vorschiff, um die Leinen vom Gfennaker-Segeln für die Nacht aufzuhängen und klar Schiff zu machen, da ruft er plötzlich nach mir. „Oh,“ denke ich, „was ist denn jetzt passiert?“ und laufe schnell zum Bug. Siehe da, es sind tatsächlich zwei Delfine gekommen, spielen kurz zwischen den Rümpfen, zeigen ihre weißen Bäuche, und, schwupp, schon sind sie wieder verschwunden.
Bei einer unserer Unterhaltsarbeiten ist heute nun leider ein Missgeschick passiert. Wir kontrollieren von Zeit zu Zeit alle wichtigen Schrauben und Muttern an Bord, eine davon wollten wir ein bisschen nachziehen, ich sollte draußen schrauben und Volker drinnen halten. Nun war die innere Mutter schwer zu erreichen, weil sie sich in einem abgeschotteten Bereich befindet, der nur über kleine Inspektionsluken zugänglich ist. Volker hält mit der Ratsche gegen meine ungeheure Kraft, natürlich war es warm da drinnen, und schwupp (schon wieder, aber nicht so elegant wie bei den Delfinen) gleitet ihm die Ratsche aus der Hand und fällt auf den Boden. Praktisch unerreichbar für normale Sterbliche, es sei denn, man hätte lange Schimpansenarme, oder einen starken Magnet. Beides haben wir leider nicht. Schimpansen finden wir in der Karibik nicht, aber vielleicht jemand, der einen starken Magnet mit an Bord führt, wer weiß?
Da wir das Problem jetzt nicht lösen konnten, waren wir schwimmen. Ja, auf einer Ozeantiefe von über vier Kilometern. Da waren mehr als 4.000 Meter Wasser unter uns! Ich hab mich nicht getraut, die Leine loszulassen, die Volker an die Hexe gebunden hatte, mit einem dicken Fender am Ende, und einfach zu schwimmen, aber das Gefühl war einfach nur genial. Da ist man so ein winziger Punkt in einem riesigen Topf mit blauem Salzwasser. Wobei das Wasser ja gar nicht blau ist, aber die Metapher sieht das so. Und auf der Badeplattform sehe ich beim Zurückkommen, dass da winzig kleine Krebslein liegen, vielleicht 3 mm lang, im Vergleich wie eine H0-Eisenbahn-Lokomotive im Gegensatz zu einer schwarzen alten Dampflok. Beeindruckend, das alles.
Ansonsten fehlt uns heute leider der Wind, aber das war vorausgesagt und einkalkuliert, ab morgen mittag soll es wieder besser werden, und so nutzen wir die Zeit, und amüsieren uns.
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In den Tropen – Logbuch der Überfahrt Tag 13

Freitag 4. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 165 sm (noch 877 sm bis Martinique)
Barometer 1016, Wassertemperatur 24,5 Grad,
Wind 5 – 17 kn, die See 1 m
Der angenehme Gennaker-Wind bleibt uns den ganzen Nachmittag und Abend erhalten, es gibt Abendessen – Bauernfrühstück, sehr lecker – am Kartentisch, um auf Winddreher schnell mit der Fernbedienung für den Autopilot reagieren zu können. Also auch Nachtwachen im Zwei-Stunden-Takt.
Um 0500 Uhr muss der Code D geborgen werden, der Wind hat aufgefrischt auf über 17 Knoten, das will Volker nicht riskieren, dass uns hier auf den letztem 1000 Meilen der Gennaker nicht mehr zur Verfügung stehen möge. Die Genua kommt raus, später lässt der Wind kurzfristig so nach, dass der Diesel arbeiten muss, aber seitdem segeln wir munter durch die Nacht. Wer hätte das gedacht nach den verheerenden Wettervorhersagen, die uns ein richtiges Stimmungstief beschert haben?
Mittlerweile haben wir uns richtig eingegrooved in das Bordleben. Die Nachtwachen werden abhängig von der Besegelung aufgeteilt, am Morgen kümmere ich mich um Wetterberichte, die Mails und die Brötchen, Volker um den allgemeinen Boots-Check-Up. Nach der Intermar-Runde gibt es Frühstück, und dann sehen wir mal, was der Tag so alles bereit hält. Auf einem Boot gibt es ja tatsächlich immer irgendetwas zu werkeln, da lecken mal die Öldichtungen am Motor des Wassermachers, irgendwo quietscht etwas und muss geölt oder festgeschraubt oder oder… werden, manche Leinen sind durch das Salzwasser ganz steif geworden und müssen mal in Weichspüler baden, oder unsere Wassertanks werden komplett geleert, damit auch das letzte Chlorwasser verschwunden ist. So werkeln wir und – schwupp – ist schon wieder ein Tag rum, Zeit, ans Abendessen und dessen Zubereitung zu denken.
Wir haben uns geeinigt, dass wir bis zur Ankunft in Martinique die Uhr nicht umstellen werden auf Ortszeit, sondern weiterhin mit UTC leben, denn sonst müsste ich demnächst um sechs Uhr unsere Positionsmeldung rausschicken und um sieben Uhr morgens an der Funke sitzen. So ist es entspannt, zwar geht die Sonne erst nach neun Uhr auf, dafür aber auch erst um neun Uhr unter, denn mittlerweile befinden wir uns im Wendekreis, also südlich des 23. Breitengrades, und somit in den Tropen.
Und dass wir in den Tropen sind, merken wir nicht nur daran, das Tag und Nacht gleich lang sind, das Klima hat sich verändert. Die Nächte (klar, die Tage auch) sind deutlich wärmer als noch am Anfang der Reise bei den Kanaren, und natürlich kein Vergleich zu Segelnächten auf der Nord- und Ostsee. Und der Sternenhimmel! Wenn der Himmel wolkenlos ist, hat man das Gefühl, Millionenen kleiner und größerer weißer und gelblicher Punkte erleuchten die Nacht. Und abends die liegende Mondsichel mit der leuchtenden Venus darüber, einfach nur schön!
Fast könnte man bedauern, demnächst anzukommen, hätte Volker nicht ein Regatta-Herz, und jetzt rechnet er schon mit spitzer Feder, wie schnell wir ab wann segeln müssten, damit wir weniger als soundsoviel Tage für die Überfahrt gebraucht haben. Back in the Race, Baby!
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(Schon wieder) Flautenpoker

Segelwechsel folgt auf Segelwechsel, hoch mit dem Code D (der Gennaker), ausgerollt und ein paar Minuten bei 5 Knoten rumgeschippert, 30 Grad geänderte Windrichtung, der Code D muss eingerollt werden, die Genua kommt raus, eine halbe Stunde später ist der Wind komplett weg, die eiserne Genua wird angeschaltet und dieselig lärmend geht es voran.
Dann ein neuerlicher Windhauch, eine neuer Versuch mit dem Gennaker, der auch nicht länger anhalten will als beim oben beschriebenen Fall. So ging das gestern den ganzen Tag, rinn in de Plümen, raus aus den Plümen, wie der Rheinländer so schön sagt. Und dann zur Krönung des wechselhaften Segeltages kommt meine Liebste am Nachmittag mit einem Wetterbericht an, der dieses Winddrama bis einschließlich Sonntagmorgen vorhersagt. Wechselnde Winde oder, deutlicher gesagt wechselnde Flauten mit 2-8 Knoten Wind. „Wer braucht den sowas und wer hat das bestellt?“, wir üben uns in Selbstironie und sehen uns schon so ein bisschen wie der fliegende Holländer, gefangen und verdammt auf dem ewigen Meer. Dazu passt dann auch die Metapher der Capitania zum momentanen langsamen auf und ab des atlantischen Ozeans, den sie als das Atmen des Meeres auf den Punkt genau beschreibt. Jedenfalls sinkt das Stimmungsbarometer an Bord, kurzfristig unter den Nullpunkt, die vorhandenen Dieselvorräte werden leicht panisch, aber akribisch erfasst und es wird bilanziert, wieviele Seemeilen noch, unter Einbehaltung einer ausreichenden Sicherheitsreserve an Kraftstoff, motorend zurückgelegt werden können.
Am frühen Abend holen wir sogar den bereits leicht angestaubten symmetrischen Spinnaker aus dem Segelkeller, ein Segel, auf dessen Gebrauch eigentlich keiner von uns beiden Lust hat, da es zum einen keinerlei Berge-, bzw. Rollsystem hat, und es zum anderen für zwei Menschen mit den insgesamt 4 Schoten kompliziert im Trimm ist. Leider ist es das einzige Segel, mit dem man bei dem auf Vorwindkurs gedrehten, weiterhin schwachen Wind, in die richtige Richtung segeln kann. Es gibt doch einen Punkt an dem Spinnaker, den wir beide mögen, korrigiert mich die Capitania…. das sind die krassen Farben und Musterung desselben.
Eine halbe Stunde nach der Entscheidung zum Heißen des Segels steht der Stoff vor den Bügen und zieht die Hexe in Richtung des Sonnenuntergangs. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit, mit dem letzten Büchsenlicht, erlischt ebenfalls der Wind und wir leiten das letzte Segelmanöver des Tages ein, der Spi wird geborgen.
Ein Segeltag der wenige Meilen in Richtung Ziel gebracht hat, geht zu Ende und der Motor schiebt uns durch eine ruhige und sternenklare Nacht. Soviele Sterne wie hier am Himmel stehen, am Wendekreis der Sonne, ist schon fast zu viel zum Erfassen für mich. Es ist einfach überwältigend.
Seit heute früh ist Seglers Segelwelt wieder in Ordnung: Ein kräftigerer Wind als in der Vorhersage treibt uns unter Großsegel und Code D geschwind voran, durchs mittlerweile 24 Grad warme Nass, und ein hoffnungsvollerer Wetterbericht hat das blöde gestrige Flautenszenario abgelöst. Das Leben kann so schön sein 😉

Hier noch diie Hard-Facts:

Tag 12, Donnerstag 3. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 136 sm (noch 10 16 sm bis Martinique)
Motorstunden um 10.00 Uhr UTC = BB 338 SB 513
Barometer 1017, Wassertemperatur 24,2 Grad,
Wind um 8, später um 12 kn, die See 1 m

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Abgehoben – Logbuch der Überfahrt Tag 11

Während wir mit dem Gennaker und wechselhaften und flauen Winden aus nordöstlicher Richtung unter einem bedeckten Himmel, langsam dahinsegeln, bietet uns die Natur, wie so häufig, ein wunderbares kleines Schauspiel.
Pfeilen gleich, zischen die schlanken, langgestreckten, grauen Fischleiber in Schwärmen aus ihrem Element, entfalten ihre silbrigen Flügelchen und landen, 25-50 Meter weiter, wieder im Wasser. Anscheinend segeln wir soeben durch ein Gebiet mit zahlreichen Schwärmen von fliegenden Fischen, die vom Boot aufgescheucht werden und mit der kleinen Luftnummer das Weite suchen. Die Flugshow der Fliegefischchen ist durchaus lustig und amüsant, besonders wenn Seitenwind im Spiel ist und die kleinen Flugkünstler etwas weniger elegant aufs Wasser platschen.
Ganz elegant gelöst haben wir die eigentlich vorhergesagte Flaute von gestern, indem wir den doch vorhandenen, guten und segelbaren Wind gnadenlos bis zu seinem letzten Atemzug heute früh um 05.30 Uhr ausgenutzt haben. Dafür hat der für heute etwas kräftigere vorhergesagte Wind noch ein paar Luftlöcher, und das Großsegel des Katamarans bei derart unstetem Winddruck und der Schaukelei in der atlantischen Dünung, einen entscheidenden, und gravierenden Nachteil. Das schwere durchgelattete und im oberen Bereich ausgestellte Großsegel, das man auch als Fathead (dicker Kopf) bezeichnet, schlägt in den Schaukelwellen so, dass das ganze Rigg erzittert und man denkt, die Segellatten könnten jeden Moment brechen. Selbst die mit Gummizug ausgestatte Baumbremse kann diesem unangenehmen kattypischen Phänomen keinen Einhalt gebieten, die beschleunigte Masse ist einfach zu groß. Erst ein erhöhter Winddruck im Groß, verbunden mit einem spitzeren Windeinfallwinkel erlöst den Segler von dieser Qual. Um dem Schlagen des Goßsegels vorzukommen, nehmen wir, wenn wir motorend bei Flaute unterwegs sind, es in der Regel weg.
Bei wenig Wind zu segeln ist eh filigraner als bei beständigem und frischerem Wind. Die Segel müssen dann unbedingt präzise getrimmt werden, um überhaupt voranzukommen, der Windeinfallswinkel ändert sich bei Flaute fast so häufig wie an einem baumumstandenen Binnensee und der idealkurs zum Ziel verkommt dabei fast. Es zählt eigentlich nur, den Kahn mit der vorhandenen Segelgarderobe irgendwie in Fahrt zu halten.. Bei frischem Wind segelt ein Boot eigentlich immer, selbst wenn die Segelstellung nicht ganz zur Windrichtung passt.
In den nächsten zwei Tagen werden uns die wechselhaften Winde weiter verfolgen, erst ab Samstag soll der Passatwind wieder einsetzen.
Es sind jetzt im Moment noch 1135 Seemeilen bis zur Ansteuerung von Martinique.

Wir sind wirklich im Süden angekommen! Ich sitze um 07:00 Uhr morgens an Deck, es ist nichts feucht oder klamm, sondern angenehm warm. Und als Beweis dafür sehe ich – ganz deutlich zu erkennen – am südlichen Horizont das Kreuz des Südens. Rechts neben dem wunderbar hellgelb erstrahlenden Antares.

Und hier noch die Fakten des Logbuchs:

Tag 11, Mittwoch 2. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 162 sm (noch 1.148 sm bis Martinique)
Barometer 1018, Wassertemperatur 24 Grad, sonnig mit einzelnen Wolken, Wind um 3 Bft., die See 1 m

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